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Literatur Den Himmel mit Händen fassen

madrilena
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Re: Den Himmel mit Händen fassen
geschrieben von madrilena
als Antwort auf madrilena vom 24.06.2013, 10:36:47
Guten Morgen an alle
Hier nun die vorletzte Szene aus meinem Lesetext aus "den Himmel mit Händen fassen"
Ob Ihnen der ausgesuchte Text gefallen hat?
LG madrilena

Szenenwechsel
(Zwischen Sophie und Jonas hat sich eine Liebesbeziehung entwickelt.
das ist jetzt aus dem Kapitel, in dem Sophie allein durch Jerusalem streift.)


Ich hatte Stadtplan und Reiseführer im Hotel gelassen. Möchte Jerusalem durchstreifen. Riechen. Hören. Anfassen. Allein auf mich angewiesen.
Ich schlenderte durch Mea Shearim. Zuerst fiel mir der Schmutz auf. Weggeworfenes Papier. Lose Blätter alter Zeitungen. Eine Dose rollte scheppernd über das Pflaster. Bis jetzt hatte ich Israel als sehr sauber empfunden, so dass mich der Anblick überquellender Schmutzeimer und dreckiger Straßen überraschte.
Vor mir schob ein junger Mann einen Kinderwagen mit einem schlafenden Kind vorbei. Es musste ein Junge sein, denn auch bei diesem Winzling ließen sie bereits die Schläfenlocken wachsen. Neben dem Kinderwagen eine junge Frau. Sie hatte ein Tuch fest um den Kopf geschlungen. Ich hatte gelesen, dass sich jüdisch orthodoxe Frauen kahl scherten und auf der Straße entweder ein Tuch oder eine Perücke trugen.
Seltsam - ein trautes Bild - ein junges Paar mit Kinderwagen! Und doch ging nichts Frohes oder gar Jugendliches davon aus. Allmählich verzweifelt fragte ich mich, ob denn das Lachen bei den orthodoxen Juden verboten sei.
Ich ging weiter. Beobachtete Kinder, die keine waren. Erwachsene, die in einer anderen Welt zu leben schienen. Vermisste in den engen Straßen mit den schmalen grauen Häusern und den schwarz gekleideten Menschen die Farbigkeit des orientalischen Jerusalems.
Ich nahm ein Taxi zum Jaffator, tauchte ein in die Altstadt.
Ging die Via Dolorosa entlang. Unter dem Ecce-Homo-Bogen hindurch, wanderte über den Tempelplatz. Betrat nicht eine der vielen Kirchen oder Moscheen und bin dennoch eingebunden in eine religiöse Verzauberung, die in der Luft zu schwingen und keiner bestimmten Religion anzugehören schien.
So hatte ich mir Jerusalem gewünscht. Die Altstadt mit ihrem verhaltenen Licht, den kleinen Geschäften und Werkstätten. Der dunkelhäutige Priester oben auf dem Dach der Grabeskirche, wo die abessinische Gemeinde ihre kleinen, eng aneinander gelehnten Häuschen hatte.
Kreuz und Davidstern und der arabische Händler, der sein süßes Mandelgebäck anbot.
Ich merkte gar nicht, wie schnell der Morgen vergangen war, und erinnerte mich an ein Restaurant, von dem Jonas gesprochen hatte, hoch über dem Hinnomtal.
Es war ein Selbstbedienungsrestaurant, und obgleich es schien, als sei auch der letzte Platz schon besetzt, konnte ich mir an einem winzigen Tisch noch einen Stuhl ergattern.
Ich genoss die warme Mittagssonne und den Blick über das schmale schluchtartige Tal.
Voller Sehnsucht dachte ich an Jonas. Fragte mich, was er wohl mit diesem ersten Tag unseres neuen Lebens anfangen würde.
Aber... war es denn wirklich ein neues Leben?
Nein, nach Zukunft war mir auch nicht zumute...! Wir hatten noch genügend Zeit, darüber nachzudenken. Vor allem nachdem ich meinen Aufenthalt verlängert hatte.
Sonst.... hätte ich in der nächsten Woche schon zurückfahren müssen... ?
Entsetzt stellte ich mir Abreise und Trennung vor. Und damit meinte ich diesmal nicht nur die von Jonas. Fast trotzig begehrte ich auf: Noch konnte ich einfach nicht nach Deutschland zurück.
madrilena
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Re: Den Himmel mit Händen fassen
geschrieben von madrilena
als Antwort auf madrilena vom 25.06.2013, 09:50:52
Das ist jetzt der letzte Teil meines Lesetextes aus
"den Himmel mit Händen fassen".
Die Lesungen waren übrigens immer sehr schöne Ereignisse, weil ich all meine Lesungen mit Musik begleite und bei den ersten 20 Lesungen dieses Buches begleitete mich eine Israelin mit jüdischer Musik - eine wunderbare Erinnerung.
Ich hoffe, Ihnen hat der kleine Ausflug nach Israel, in die Erfahrungen von Sophie, in die Liebesgeschichte zwischen älteren Menschen (denn seit wann haben nur junge Menschen das Recht auf Liebe?!) gefallen.
Danke für die Begleitung.
LG madrilena

Szenenwechsel: Direkt anschließend an den vorherigen Teil, damit endet natürlich nicht das Buch

Was... hielt mich in Jerusalem?
Ich dachte an die letzten Tage, und ich wusste es. Yoshua! Ich konnte doch nicht so einfach sein Schicksal hinnehmen!
Vor der Gedenkstätte Yad Vashem war ich geflohen, hatte mich in Jonas Arm verborgen. Wollte nicht vergessen, aber... vielleicht hinauszögern, was mir doch so wichtig war - die Begegnung mit Deutschlands Vergangenheit in Israel.
Ich beschloss, heute noch einmal nach Yad Vashem zu gehen - allein.
Entschlossen ließ ich mich von einem Taxi zum Herzl Berg bringen.
Doch dann erfasste mich eine ängstliche Beklommenheit. Wo sollte ich anfangen?
Ich ging eine breite Baumbestandene Allee entlang, las: Allee der Gerechten unter den Völkern. Legte mein erhitztes Gesicht an die raue Rinde eines Baumes, der ein Namensschild trug. Pierre Charrière. Einer der vielen Menschen, der einem Juden in der Nazizeit das Leben rettete. Hier hatte er einen Baum gepflanzt bekommen.
Ich ging an einem Relief entlang, auf dem Menschen abgebildet waren, die von Soldaten zusammengetrieben wurden. In Stein gehauenes Leid.... Die Soldaten hatten keine Gesichter....
Ob ich diese Stunden allein durchstehen werde?
Ich kam zu einer Gedenkhalle. Die Mauern aus gewaltigen Basaltsteinen.... Wie hatte Jonas gesagt. Basaltsteine sind zu Stein erstarrte Tränen. Die Worte begleiteten mich wie ein Refrain.
In der Mitte der Halle ein großer zerbrochener Bronzekelch. Das Metall schimmerte bräunlich-golden im Schein der ewigen Flamme. Licht zuckte in unruhigen Schatten über Mauern und Boden, in dem die Namen der zweiundzwanzig größten Konzentrationslager eingelassen waren.
Neben dem Kelch eine Gruft mit Asche.... Gesammelt aus den Öfen verschiedener Lager.... Das Grab so vieler unzähliger Namenloser....
Ich kniete nieder. Legte meine beiden Hände auf die kalte Grabplatte. "Yoshua.... Wie bist du gestorben...? Vergast...? Verbrannt...?
Ist... vielleicht ein wenig Asche von dir hier aufbewahrt?“ So wenig weiß ich von dir.
Kein Bild und kein Grab. Trauer im Vakuum.
Ich taumelte aus der Halle. Das Sonnenlicht blendete. Ich suchte Halt, merkte, dass ich mich an ein Denkmal klammerte. Entzifferte die Schrift. Die trockenen Knochen. Blickte an den Säulen hoch. Und starrte in ein Gewirr von Armen, Beinen und zu Knochen abgemagerten Körpern. Die Gesichter in namenloser Qual emporgereckt.
Entsetzt wich ich zurück und ließ mich erschöpft mitten auf dem Weg nieder: ‘Das halt ich nicht aus. Das schaffe ich einfach nicht.’ Also... auch ich eine der vielen, die wegschauten, die verdrängten?
Ich hob einen rötlichen Kieselstein auf und hörte Jonas Stimme. Wir Juden legen keine Blumen auf die Gräber, nur Steine.
Mühsam erhob ich mich und legte den Kiesel in eine der steinernen Knochenhände.
Auf einem Wegweiser stand: Museum.
‘Ich bin so müde, so schrecklich müde.’
Wütend über meine eigene Schwäche, die mir so wenig berechtigt schien, ging ich in das Museum. Meine Augen gewöhnten sich langsam an das gedämpfte Licht. Ich erkannte Menschen, die stumm von Bildern zu Schaukästen gingen. Manche weinten leise vor sich hin.
Es gab viele Räume in diesem Museum mit Bildern, Berichten und Fotografien, die den Massenmord, die Todestransporte, Gaskammern und Krematorien aufzeigten....
Ich kam nur langsam vorwärts.
Immer wieder lähmte mich das Entsetzen.
Und... Fassungslosigkeit.
Ein innerer Zwang trieb mich weiter.
Ich stand vor großen Schaukästen... Hinter Glas gelbe Judensterne.... Gebisse.... Haare....
Und ich erinnere mich an die Bilder der riesigen Berge von Kinderschuhen, rote, schwarze, braune, Schnürschuhe und Sandalen und zierliche Halbschuhe. Alle ordentlich aufgehäuft im Lager von Auschwitz….
Ich spürte, wie mich alle Kraft verließ. Ich lehnte mich an eine Wand, zitternd und tränenüberströmt. Vor dieser Dimension des Grauens versagte mein Vorstellungsvermögen.
Jäh fühlte ich mich von zwei Armen umschlungen. Hörte Jonas’ Stimme, der flüsternd auf mich einsprach:
"Ich wusste, dass ich dich hier finden würde. Warum tust du dir das allein an. Warum lässt du mich dir nicht helfen?"
„Du!... Hier?...“ Ich barg mein verweintes Gesicht an seiner Schulter. "Ich hab mich doch heute so stark gefühlt."
Lange hielt er mich stumm umfangen. Bis seine Stimme in mein Weinen drang.
"Komm, ich zeige dir etwas, das kann dir vielleicht helfen.“
Erst wollte ich mich wehren. Ich konnte heute nichts mehr verkraften. Dann folgte ich ihm doch.
Am Abhang des Gedenkhügels, umgeben von Bäumen befindet sich eine Höhle.
"Was ist das…?" Ich zögerte, bevor ich Jonas folgte
"Es ist die Höhle des Gedenkens.... Wir wollen doch alle, dass unsere Toten begraben werden.“
Wieder hatte er fest den Arm um mich gelegt, als wir tiefer in den Raum eintraten, während er leise weiter sprach:
"Die ermordeten Juden haben aber kein Grab,... keinen Stein. Ihre Knochen, ihre Asche sind verstreut. Und... die Angehörigen haben keinen Ort, an dem sie ihre Gedanken festmachen können. Deshalb wurde diese Höhle geschaffen. Hunderte von Gedenksteinen wurden schon hierher gebracht, die den Namen der ermordeten Freunde und Verwandten tragen. Jeder, hörst du, jeder – auch Du kann einen solchen Gedenkstein hinterlegen“.
Stumm stand ich vor den vielen viereckigen oder runden Steinen, vor wertvollen Platten oder schlichten Natursteinen. Sie lagen auf dem Boden.... Lehnten am nackten Fels....
Schmerz stieg auf.... Füllte meine Zellen und Blut.... In meinen Adern wurde er in jeden Winkel meines Körpers getragen.
Als ich glaubte, es nicht mehr auszuhalten, spürte ich unvermutet eine innere Helligkeit, ein weiches Licht, das mich einhüllte. Tröstlich und beschützend. Und erkannte, dass Tod nichts Sinnloses sein konnte... Dass er unmöglich das Ende des Lebens bedeutete, dass er Teil des Lebens ist, vielleicht... sogar seine Vollendung?
madrilena
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Re: Den Himmel mit Händen fassen
geschrieben von madrilena
So, jetzt stehen alle meine Bücher mit ihren Lesetexten hier drin. Wie sehr wünsche ich mir, dass ich einige (oder alle!!!), die hier in meinen Texten gelesen haben, irgendwann einmal bei einer Lesung begrüßen dürfte.
Ich danke allen für die Geduld, fürs Lesen und wie gesagt, wenn Ihr mehr über mich wissen möchtet, würde ich mich über einen Besuch auf meiner hp: www.hillaseven.de sehr freuen.
Diese Bezeichnung haben wir abgeleitet von Hilla, weil mein Mann mich so rief und von "seven", wegen der sieben Kinder. Aber nicht nur wegen Ihnen, wir haben auch unseren Katamaran so genannt in Anspielung auf die sieben Weltmeere, die wir so gern besegelt hätten, aber unser Leben verlief anders. Und als mein Mann starb, habe ich diesen Namen beibehalten.
Ich werde jetzt an meinem fünften Buch weiter schreiben, damit ich es, falls es irgendwann!!! einmal fertig wird, auch hier einstellen kann.
Allen alles Gute, ein schönes Wochenende und bis irgendwann einmal oder wir treffen uns im ST-Chat, in dem ich erst noch richtig heimisch werden muss.
Herzlichst Hilde Möller

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madrilena
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Re: Den Himmel mit Händen fassen
geschrieben von madrilena
Rezension meines Buches "den Himmel mit Händen fassen" erschienen im Alkyon-Verlag Marbach ISBN 3-934136-30-3. Erhältlich in allen Buchhandlungen, (bitte auf das Verzeichnis lieferbarer Bücher VlB hinweisen, da der Verlag nicht über Großhandel geht) über Peter Reimer Amazon und natürlich auch bei mir, da ich noch Restbestände aus meinen Lesungen habe.


Lesung im Zollhaus.(Hahnstätten)

"Sehnsucht nach Israel"[size=14][/size]

Sophie macht eine Reise und verliebt sich in Jonas. Klingt schön, wäre da nicht ein entscheidendes Detail: Sophie begibt sich in Israel auf die Suche nach den Wurzeln der deutsch-israelischen Vergangenheit. Eine Geschichte, die Hilde Möller "Im Kreml" (Zollhaus)vorstellte. Ein Buch, das im mehrfachen Sinne ungewöhnlich ist.
Mit der deutschen Fotografin Sophie und dem israelischen Schriftsteller Jonas erwartet den Leser nicht nur ein Paar, das aufgrund seiner Herkunft aus dem Rahmen fällt. "...den Himmel mit Händen fassen" hält nicht am Klischee des jungen Liebespärchens fest, sondern stellt zwei gereifte Persönlichkeiten jenseits der 60 in den Mittelpunkt. Einen Mann und eine Frau, die jeder für sich ihre Geschichte haben und der gemeinsamen Historie ihrer beiden Völker näher kommen. An Jonas' Seite erschließt sich Sophie das Land, nach dem sie sich seit ihrer Kindheit gesehnt hat.
Eine lang gehegte Sehnsucht ist auch für die Autorin Hilde Möller in Erfüllung gegangen. Ihre ersten Kurzgeschichten schrieb sie schon mit zehn Jahren, doch sie musste 64 werden, bis ihre Buchpremiere schließlich in Druck ging. Dazwischen lagen eine Lehre zur Hotelfachschule, sieben Kinder und insgesamt 35 Jahre im Ausland. In Isfahan, Brüssel und Ankara hat Möller gelebt, war mit ihrem Mann und den Kindern 28 Jahre in Spanien und wollte doch immer wieder in die alte Heimat zurück. "Die Sprache und das Schreiben waren immer mein Fluchtpunkt", sagt sie, "und um mich verwirklichen zu können, wusste ich, ich muss wieder zurück nach Deutschland."
Endlich war das Rückflugticket gebucht. Unablässig hat sie seitdem für ihren großen Traum gearbeitet.
Konsequenz nennt Hilde Möller denn auch ihren Motor. Nur nicht aufgeben. Ein Willen, den die Schriftstellerin wohl nicht zuletzt auch der Tatsache verdankt, dass sie mit "...den Himmel mit Händen fassen" nicht irgendeine Geschichte geschrieben hat.
"Mich hat es immer interessiert, warum sich die Deutschen nach dem Krieg nicht mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit auseinander gesetzt haben", sagt sie. Ihre Protagonistin Sophie gehört zu den über 60-Jährigen. Hilde Möller: "Das war die Generation, die von ihren Eltern zum Dritten Reich gar nichts hörten." Die Mauer des Schweigens, die die Autorin lange durchbrochen hat.
Autobiographisch ist ihr Buch nicht. Dennoch: Mit der Sophie ihres Romans teilt sie nicht nur Alter und fotographisches Talent, sondern unübersehbar auch die Liebe zu Israel. "Nachdem ich das Buch geschrieben hatte, war ich noch so gefangen in Israel, dass ich dort noch nicht weg wollte," erzählt sie.
Ein Gefühl, das Folgen zeigte: Denn auch in ihrem zweiten Roman "Schatten umarnen" geht es um Israel. Wieder steht eine ungewöhnliche Liebesgeschichte im Mittelpunkt: Diesmal sind es eine junge Israelin und eine jungen Deutsche, die dem Leser den gleichermaßen verzehrenden wie faszinierenden Geist des Landes näher bringen.
Stefanie Rüggeberg
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Re: Den Himmel mit Händen fassen
geschrieben von madrilena
als Antwort auf madrilena vom 24.06.2013, 10:36:47
Rezension von Ralph
Tolles Buch Hilde Möller ist es gelungen, eine Liebesgeschichte zweier reifer Menschen mit den Beschreibungen eines Reisebuches über Israel, mit jüdischer Kultur und mit dem Holocaust zu verbinden, ohne das 200-seitige Buch dabei zu überfrachten. Ich finde, dass das Buch toll geschrieben ist. Es hat in mir die Sehnsucht geweckt, dieses Land zu bereisen.
Gruß madrilena

madrilena
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Re: Den Himmel mit Händen fassen
geschrieben von madrilena
als Antwort auf madrilena vom 12.07.2013, 14:09:57
Rezension in Amazon meines Buches "den Himmel mit Händen fassen" von Sigrid Weisshuhm

Beachtliche Schriftstellerin:
Hilde Möller hat das Zeug einer richtig guten Schriftstellerin. Ihr Thema in diesem Buch ist sehr einfühlsam und beachtlich geschrieben und hat mir von der ersten Zeile bis zur letzten gut gefallen. Gleich nachdem ich es gelesen hatte, gab ich es meiner besten Freundin, die ebenfalls begeistert war. Von Sigrid Weisshuhn

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madrilena
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Re: Den Himmel mit Händen fassen
geschrieben von madrilena
als Antwort auf madrilena vom 13.07.2013, 11:33:50
Ich stelle hier wieder mal eine Rezension über mein Buch "den Himmel mit Händen fassen" rein, erschienen im Alkyon Verlag. Für mich ist es ein sehr wichtiges Buch, weil es Themen aufgreift, die mir unendlich wichtig sind.
madrilena

Rezension nach einer Veranstaltung im Landfrauenverein Nastätten
Hilde Möller liest aus ihrem Roman „den Himmel mit Händen fassen“.
„Den Himmel mit Händen fassen“, dieser Titel ist dem Gedicht von Selma Meerbaum entlehnt. Wohl kaum ein anderer Titel hätte behutsamer die Liebe zwischen zwei alternden Menschen beschreiben können. Und gleichzeitig schlossen diese Worte eine innere Entwicklung ein, welche die Hauptfigur Sophie in Israel durchmachte. Der Brief der toten Mutter, der ihr eröffnet, wer ihr Vater ist und was aus ihm wurde. Diesen Brief liest sie in Israel zusammen mit Jonas. Die erwachende Liebe zwischen Sophie und Jonas, in der eine 60jährige Frau miterleben lässt, wie z.T. schmerzliche Vergangenheit ausgehalten werden kann und eine bewusst gestaltete Zukunft auch im Alter noch möglich ist. Sophies Auseinandersetzung mit Tod und Glauben, vor allem mit der deutsch-jüdischen Vergangenheit und nicht zuletzt das Erleben des Landes Israel, in all dem sah die Autorin eine Möglichkeit, den inneren Himmel zu berühren.
Die Zuhörer waren tief ergriffen und dankten später mit lang anhaltendem Beifall. Nach dem Gehörten waren wohl alle Anwesenden überzeugt, dass der Autorin hier ein großer Wurf gelungen sein dürfte.
madrilena
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Re: Den Himmel mit Händen fassen
geschrieben von madrilena
als Antwort auf madrilena vom 20.08.2013, 20:05:26
Eine Rezension meines Buches "den Himmel mit Händen fassen" erschienen im Alkyon Verlag. Vielleicht hat jemand Lust, einmal etwas zum von mir eingestellten Text aus meinen Lesungen zu schreiben? Oder mich auf meiner homepage zu besuchen www.hillaseven.de
Einen schönen Sonntag wünsche ich allen
madrilena

Bad Ems "Gegen das Vergessen"
Die Reihe "Gegen das Vergessen" im Kreishaus Bad Ems ging jetzt mit einer beeindruckenden Lesung weiter: Hilde Möller las aus ihrem Roman "den Himmel mit Händen fassen".

"Das Werden von Schuld erkennen."

Bad Ems: "...den Himmel mit Händen fassen" - Auszüge aus ihrem gleichnamigen Roman präsentierte jetzt Hilde Möller im Kreishaus in Bad Ems. Die Autorenlesung, von Odelia Lazar musikalisch eingestimmt, stand im Zeichen der Reihe "Gegen das Vergessen" des Rhein-Lahn-Kreises. Musik, Lieder zwischen Lebensfreude und Melancholie, die Darbietungen von Odelia Lazar bilden Rahmen und Einheit mit der Lesung zugleich. Und so unsagbar traurig wie zuweilen die Musik, klingt auch das Gedicht von Selma Meerbaum-Eisinger "...ich möchte leben". Hilde Möller stellt diese, in Auschwitz verfassten Zeilen ihrer Lesung voran. "Den Himmel mit Händen fassen", die letzten Worte des Gedichts bilden den Titel ihres Romans. Darin erzählt die Autorin aus der Perspektive der Ich-Erzählerin Sophie Wenger von einer Israel-Reise - äußerlich betrachtet. Tiefgründig geht es um einen existenziellen Einschnitt im Leben der Protagonistin, ihr Bemühen "die Vergangenheit völlig draußen zu lassen", gleichwohl zu ergründen, "woher dieses fast unverständliche Gefühl einer Bindung an Judentum und Israel kam."
Möller verleiht der Ich-Erzählerin Sophie ihre voll klingende, prägnante Stimme, entwickelt dabei aber eine ganz eigene Modulation. Es sind nur Nuancen, mit denen sie im Erzählfluss Empfindungen, Beobachtungen, Reflexionen, Gefühle, Einblendungen aus Zeitgeschichte bruchlos voneinander absetzt.
Ebenso die Figur des Mitreisenden, später auch Geliebten Joans Ben-Yadin. Was besonders beeindruckt ist die Präsenz des Vortrages, so als spräche Sophie selbst. Eine leidenschaftliche (Selbst)-Beobachterin und Denkerin. Eine Frau, die tagebuchartig fortwährend Zeugnis ihrer Bewusstheit gibt. Aufgewachsen mit einem Familientrauma, einem unausgesprochenen, aber eindeutigen Verbot von "Fragen nach Judenverfolgung, Konzentrationslagern und der Verantwortung dafür."
"Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig" - der Titel einer Franz Werfel-Novelle wird zum Thema, das Sophie nicht loslässt - die menschliche Schuld. "Sie müssen etwas gewusst haben. Wenn Nachbarn abgeholt werden, wenn Menschen spurlos verschwinden...., dann müssen es die andern doch mitbekommen haben": Sophie hat das Verstehen im Blick. Nicht Schuld zu suchen und zuzuweisen, sondern das Werden von Schuld zu erkennen. Israel bildet vielschichtig die Folie ihrer Suchreise, bei der sich auch (die Lesung deutet dies nur an) das Geheimnis ihrer Sehnsucht lüftet.
Karl Haxel

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