Literatur 'Der 21. Juli'

qilin
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'Der 21. Juli'
geschrieben von qilin
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Auf dieses Buch von [i]Christian von Ditfurth
bin ich zufällig gestoßen - ein interessantes Buch und ein interessanter Autor. Interessant auch die vielen widersprüchlichen Rezensionen: "Unbekanntes Meisterwerk" - "Völlig wertlos" - "Gut recherchiert, aber schlecht geschrieben" - "Schlecht recherchiert, aber gut geschrieben" - "Gefährlich, weil kommunistische Propaganda" - "Gefährlich, weil antikommunistische Propaganda"...
Also IMHO ausgezeichnet recherchiert, nicht schlecht geschrieben, für historisch Interessierte sehr spannend, und recht fundiert kritisch nach allen Seiten. Der Autor ist Historiker, Bruder von Jutta und Sohn von Hoimar v. Ditfurth, war zehn Jahre lang Mitglied der DKP, wurde am Mehring-Institut in Ostberlin ausgebildet, war später Mitglied der SPD, von der er sich ebenfalls trennte. Er war Journalist beim SPIEGEL und schreibt Sachbücher, Krimis und alternativgeschichtliche Romane (wie 'Das Luxemburg-Komplott' [Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht werden nicht ermordet, ihre Revolution ist erfolgreich] oder 'Die Mauer steht am Rhein' [Anschluss der BRD an die DDR]).

Auch dieses Buch ist ist Alternativgeschichte - das Attentat vom 20. Juli 1944 war erfolgreich, Hitler ist tot, aber die Verschwörer [die korrekt nicht als Demokraten, sondern als lupenreine Nationalisten dargestellt werden] haben weder in der Bevölkerung noch in der Wehrmacht Rückhalt - nur die SS, die von den Plänen wusste, aber im Hintergrund geblieben war, nützt die Gelegenheit zu einer 'kosmetischen Operation' - die ärgsten Greuel werden dem toten Hitler zugeschoben, eine 'Zivilregierung' mit dem Reichskanzler Goerdeler (unter der Patronanz Himmlers) installiert und die verbliebene Industriekapazität auf die Entwicklung der Atomwaffe konzentriert. Kurz vor dem militärischen Zusammenbruch wird diese fertiggestellt und als 'Warnung' eine russische Großstadt damit vernichtet. Mit Hilfe der Angst davor gelingt den Deutschen ein 'Vergleichsfriede' - Deutschland bleibt militärische Großmacht neben Sowjetunion und USA. Soweit die Vorgeschichte...

Die eigentliche Handlung spielt dann 1953 - die CIA schickt einen Agenten, einen ehemaligen SD-Mann, nach Deutschland mit dem Auftrag, Himmler zu töten - der Grund dafür wird erst im Lauf der Handlung klar. Zwischen dem deutschen und dem sowjetischen Geheimdienst (Schellenberg und Berija) ist ein Katz- und Maus-Spiel im Gange, und irgendeine wirklich positive handelnde Figur ist eigentlich weit und breit nicht zu sehen (Zumindest in diesem Punkt ist die Sache ja recht wirklichkeitsnah... ), und das Ende ist zwar folgerichtig, aber ziemlich überraschend...

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