Literatur Der Kommissar und die verschwundenen Frauen von Barneville Maria Dries
Dieser 2017 erschienene Kriminalroman von Maria Dries ist spannend und unterhaltsam. Die Suche nach dem Mörder mehrerer junger Frauen verbindet Maria Dries geschickt mit einer ausführlichen Darstellung geographischer Aspekte sowie gastronomischer und anderer lokaler Traditionen eines Teils der Bretagne (Cotentin-Halbinsel). Die Handlung ist relativ differenziert und beteiligt den Leser emotional an der Suche nach dem Täter. Interessant ist wieder – wie in anderen Romanen der Autorin - der Bezug auf persönliche und soziale Strukturen und Probleme der Figuren des Romans (Probleme von Künstlern, Partnerschaftsproble-me, familiäre Probleme, Adoption, Obdachlosigkeit und Integration sozialer Außen-seiter, Lebenswelt der Fischer). Die Schilderung der Hauptpersonen und ihrer per-sönlichen und sozialen Probleme ist z. T. sehr einfühlsam. Wie in den anderen Romanen von Maria Dries gelingt es dem aus dem Ruhestand reaktivierten sym-pathischen Elitepolizisten Philippe Lagarde schließlich, mit Hilfe seiner Kollegen die Frauenmorde aufzuklären. Diesmal kann auch ein weiterer Mord verhindert werden. Zu bemängeln ist die doch recht knapp ausgefallene Charakterisierung des psychisch belasteten Mörders und seiner Motive bzw. seiner Persönlichkeits-entwicklung, obwohl ansatzweise erkennbar wird, dass er in gewisser Weise auch ein Opfer fataler Entwicklungen ist. Insgesamt ist der Roman zwar keine literarisches Spitzenprodukt, aber dennoch spannend und lesenswert, vor allem weil er die Cotentin-Halbinsel der Bretagne sehr anschaulich erfasst und dazu anregt, sie näher kennenzulernen.