Forum Kunst und Literatur Literatur F o n t a ne feiern!

Literatur F o n t a ne feiern!

ladybird
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RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von ladybird
Denkmal in Neuruppin

neue Bundl.9.13 144.jpg

neue Bundl.9.13 146.jpg
Besuch in Ribbeck
neue Bundl.9.13 128.jpgGruß ladybird
jacare4
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RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von jacare4
DSCN1816.JPG

 
longtime
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RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von longtime
als Antwort auf jacare4 vom 14.04.2019, 08:50:51
Fontanes Novelle Stine:
[gleichzeitig etwas über Lerchen, die Theodor Fontane sie verstand:

Fontane: S t i n e

(16. Kapitel).
Stine, die die Fahrt nach Klein-Haldern schon mit dem Vormittagszuge gemacht und sich, um die Zwischenzeit hinzubringen, eine Stunde lang und länger am Außenrande des Groß-Halderner Parkes und dann wieder auf dem angrenzenden Wiesengrunde, wo sie dem Vieh, das hier weidete, zusah, verweilt hatte, war unter den letzten, die die Kirche verließen. Sie hielt sich abseits, ging noch eine Weile zwischen den Gräbern auf und ab und trat dann langsam ihren Rückweg nach dem Klein-Halderner Bahnhof hin an. Alles war still, es klangen keine Glocken mehr, und sie hörte nichts als die Lerchen, die mit ihrem Tirili aus der ringsumher in Garben stehenden Mahd in die Luft emporstiegen. Eine stieg höher als die andere, und sie sah ihr nach, bis sie hoch oben im Blau verschwunden war. »In den Himmel... Ach, wer ihr folgen könnte... Leben; leben müssen...« Und im Übermaß schmerzlicher Erregung und einer Ohnmacht nahe, setzte sie sich auf einen Stein am Weg und barg ihre Stirn in der Hand.
(...)


 

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longtime
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RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 15.04.2019, 12:16:52
Fontane_SignaturFontane.jpgFontane-Zeugnis:


Theodor Fontane in Lebenszeugnissen:
Siegfried Croner:

Es drückten mich die tiefsten Sorgen,
Die nur der Drang nach Glück mir schuf
Das Liebst mußt' ich ewig meiden,
Ich haßte Leben und Beruf.


Doch als ich »Effi Briest« studierte,
Dein Werk voll reifster Meisterschaft,
Da wurd' ich still, ich resignierte
Und fand zum Dasein neue Kraft.


Getröstet lauscht' ich deinen Lehren,
Der milden Weisheit reifster Frucht:
Such' großes Glück stolz zu entbehren,
Dein heißes Herz halt' streng in Zucht.


Das Glück blüht dir in allen Gassen,
Im kleinsten findest du es vor,
Verständnisvoll such's zu erfassen,
Verklär' die Welt dir durch Humor.


Gern möcht ich mündlich dich befragen
Nach manchem Rätsel dieser Welt,
Schriftlich läßt sich nicht alles sagen:
»Es ist ja ein zu weites Feld!“

Siegfried Croner, ein Berliner Rechtsanwalt, hatte mit seinem Gedicht Kontakt zu Th. Fontane aufgenommen. Er wurde eingeladen hat in seinem Lebenszeugnis weiter berichtet.
Sein Bericht ist vom Theodor-Fontae-Archiv Potsdam überliefert; und wurde abgedruckt in:
Erinnerungen an Theodor Fontane.: „Erschrecken sie nicht, ich bin es selbst.“.Hg. v. Wolfgang Rasch und Christine Hehle. Aufbau-Verlag Berlin 2003. S. 219f.
 
RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf longtime vom 21.04.2019, 12:27:49
FontaneVonLadybird.jpg
Theodor Fontane

nach dem Umzug nach Swinemünde 1827
...

Die erste Hälfte war ein richtiger Garten, während die zweite Hälfte mehr einer Wildnis glich. Diese zweite Gartenhälfte war unser Reich. Da spielten wir halbe Tage lang und legten Burgen an, oder turnten am Reck, oder brachen Planken aus dem Zaun und zogen auf Raub in die Nachbargärten.
Schöner aber als alles das war, für mich wenigstens, eine zwischen zwei Holzpfeilern angebrachte, ziemlich baufällige Schaukel. Der quer überliegende Balken fing schon an morsch zu werden und die Haken, an denen das Gestell hing, saßen nicht allzu fest mehr.
Und doch konnt' ich gerade von dieser Stelle nicht los und setzte meine Ehre darin, durch abwechselnd tiefes Kniebeugen und elastisches Wiederemporschnellen, die Schaukel derartig in Gang zu bringen, dass sie mit ihren senkrechten Seitenbalken zuletzt in eine fast horizontale Lage kam.
Dabei quietschten die rostigen Haken und alles drohte zusammen zu brechen. Aber das gerade war die Lust, denn es erfüllte mich mit dem wonnigen und allein das Leben bedeutenden Gefühle: dich trägt das Glück.

Theodor Fontane
in
Meine Kinderjahre - 13. Kapitel


Clematis

 
longtime
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Mitglied

RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von longtime
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.04.2019, 09:09:42
FontaneOlaf__IMG_20190422_124525.jpg
Fontane – von Olaf Gulbransson:
Fontane zum 100. Geburtstag (1920)
„Sehen Sie, lieber Fontane, mittlerweile ist denen das unten wohl ein Licht aufgegangen, weshalb ich mich in die friderizianische Zeit geflüchtet habe.“
- "Ach, ja, Ezzellenz, die wilheliministische Zeit, war wirklich nicht schön, aber eine Republik ohne Republikaner wäre auch nicht nach meinem Geschmack.“
- Unten, auf Erden, muss man sich noch das Himmel-Panormana von Berlin vorstellen. -
(Entommen: Das große Theodro-Fontane-Buch. Hrsg. v. Werner Pleister. München/Zürich: R. Piper Verlag: 1980.

 

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werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von werderanerin
Manchmal kann man sich schon die Frage stellen, ob Fontane selbst solch ein Hokospokus um seine Person gewollt hätte, schließlich war er ja anfangs "nur" ein bescheidener Apotheker, erst später bereiste er u.a.  Brandenburgische Wiesen, Wälder und Städtchen...fragen kann man ihn ja nicht mehr...

Kristine

 
RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf longtime vom 22.04.2019, 14:26:32
Himb640.JPG
Im Garten


Die hohen Himbeerwände
trennten dich und mich,
doch im Laubwerk unsre Hände
fanden von selber sich.

Die Hecke konnt' es nicht wehren,
wie hoch sie immer stund;
ich reichte dir die Beeren,
und du reichtest mir deinen Mund.

Ach, schrittest du durch den Garten
noch einmal im raschen Gang,
wie gerne wollt' ich warten,
warten stundenlang.


Theodor Fontane
30. 12. 1819 - 20. 9. 1898


Clematis
macht gerne mit dem "Hokuspokus" weiter
Lachen
rehse
rehse
Mitglied

RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von rehse
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 24.04.2019, 10:10:02

Solltest Du mal persönlich im "Fontane-Land" weilen, empfehle ich einen Besuch im privaten Preußen-Museum in Wustrau bei Neuruppin. Die Zitate aus den Werken von Fontane gefallen mir.
Gruß rehse

longtime
longtime
Mitglied

RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von longtime
als Antwort auf rehse vom 24.04.2019, 11:14:57

- Danke für den Tip, lieber Rhese 

- Theodor Fonates Gedicht  " A u s g a n g":

Theodor Fontane:
Ausgang

Immer enger, leise, leise
Ziehen sich die Lebenskreise,
Schwindet hin, was prahlt und prunkt,
Schwindet Hoffen, Hassen, Lieben,
Und ist nichts in Sicht geblieben
Als der letzte dunkle Punkt.
*
Bekannte Angaben zum Fontane-Gedichte:
E: 1885 – 1888
Erstdruk: Zur guten Stunde. Bd. 2. Sept. 1888. Sp. 1104. In. Gedichte1889, 1892, 1898.
T: Gedichte. 1898, S. 46

Eine Interpretation aus anthologie. de:
Gertraud Lehmayer
Auf den Punkt gebracht

Oft sind es die ganz leisen, schlichten Worte, die am tiefsten gehen. Diese sechs Zeilen bringen, wie kein anderes mir bekanntes Gedicht unserer Sprache, in des Wortes wörtlicher Bedeutung die ganze Erfahrung unserer Endlichkeit "auf den Punkt".

Ganz leise und unspektakulär vergeht zuerst aller äußere Glanz, aber auch alles, was wir für so wesentliche Gefühle halten: Die Hoffnung, die angeblich zuletzt stirbt, der Hass, der aus enttäuschten Hoffnungen und den damit oft verbundenen Demütigungen erwächst, ja, sogar das, was wir für Liebe halten. Verschwindet also wie bei der Zwiebel, deren Schalen abgelöst werden, letztlich alles, bleibt am Ende gar nichts mehr übrig? Nur die große Leere? - Da bleibt der Blick auf einen Punkt. - Genau genommen können wir einen Punkt überhaupt nicht anblicken, da er die "nullte" Dimension darstellt. Unser Bewusstsein kann sich ihm nur nähern, indem wir ihn uns als Grenzwert denken, wo das unendlich Kleine uns den Begriff von Unendlichkeit und Ewigkeit schlechthin ahnen lässt.

Ist der "letzte dunkle Punkt" der Endpunkt von allem? Oder gibt es Wirklichkeiten jenseits unserer Sinneserfahrung? Fontane lässt die Frage unbeantwortet. Die Kreise unserer Lebens- und Wirkungsmöglichkeiten schließen sich, ihr Radius geht immer mehr gegen Null, zum Mittelpunkt, wo entweder das Geistige als von Raum und Zeit unabhängige Wirklichkeit erfahrbar wird - oder alles Bewusstsein, alle Erfahrung aufhören. Sobald wir den Punkt erreicht - und vielleicht durchschritten - haben, werden wir es wissen, wenn der Geist tatsächlich weiter existiert.

Erschienen in der empfehlenswerten Edition:
http://anthologie.de/008.htm



 

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