Forum Kunst und Literatur Literatur F o n t a ne feiern!

Literatur F o n t a ne feiern!

RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 02.04.2019, 09:14:09
ApfBlüte-700.JPG

Frühling



Nun ist er endlich kommen doch
im grünen Knospenschuh;
"Er kam, er kam ja immer noch",
die Bäume nicken sich's zu.

Sie konnten ihn all erwarten kaum,
nun treiben sie Schuß auf Schuß;
im Garten der alte Apfelbaum,
er sträubt sich, aber er muß.

Wohl zögert auch das alte Herz
und atmet noch nicht frei,
es bangt und sorgt: "es ist erst März
und März ist noch nicht Mai."

O schüttle ab den schweren Traum
und die lange Winterruh:
es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du.

Theodor Fontane
30. 12. 1819 - 20. 9. 1898


 
RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von ehemaliges Mitglied

schöne Idee :-)  zum Artikel einfach auf das Bild klicken

longtime
longtime
Mitglied

RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von longtime
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 06.04.2019, 11:38:08

Ampelmännchen?

- Nein, das ist ein  H a m p e l m ä n n c h e n !

Fontane war rüstig, wanderselig und mit offenen Augen unterwegs in der Mark Brandenburg...!

 


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RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf longtime vom 06.04.2019, 12:39:12

"Unter diesem Frédéric-le-Grand-Bilde aber und eingebettet in die Seegraskissen hielt mein Vater, der zu seinen vielen Prachteigenschaften auch die eines immer tüchtigen Schläfers hatte, seine Nachmittagsruhe, bei der er die Zeit nie ängstlich maß und sich oft erst erhob, wenn die Dunkelstunde schon da war. »Papa schläft wieder bis in die Nacht hinein.«
Ich wurde dann, wenn gute Tage, das heißt Friedenszeiten waren, abgeschickt, ihn zu wecken, was ich immer gerne tat, weil er dabei nicht bloß von besonders guter Laune, sondern sogar von einer ihm sonst gar nicht eignen Zärtlichkeit gegen mich war. Ich mußte mich dann zu ihm setzen, und er plauderte mit mir, weit über meinen Kopf weg, über allerhand merkwürdige Sachen, die mich,vielleicht gerade deshalb, entzückten."

Theodor Fontane
Meine Kinderjahre

Clematis
 
longtime
longtime
Mitglied

RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 06.04.2019, 12:39:12

Wandersmann - 
Ampel – oder Hampel:

So die Beschreibung, im Nordkurier

Die Ampelbilder zeigen Fontane in der Grünphase mit Wanderstock und Buch unter dem Arm. In der Rotphase sieht man Fontane mit Wanderstock, der seinen Hut hochhebt. Die Bilder sind Sonderanfertigungen, die der Künstler Max-Otto Stoye im Auftrag der Stadt entwarf. Brandenburgs Verkehrsstaatssekretärin Ines Jesse (SPD) schaltete die Lichtzeichen symbolisch ein.
https://www.nordkurier.de/brandenburg/fontane-wird-zum-ampelmaennchen-in-neuruppin-0535079804.html

- Ach, und wie kann man ein Lichtzeichen symbolisch einschalten? Vielleicht mit einem un-bedeutenden Buch...?

longtime
longtime
Mitglied

RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von longtime
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.04.2019, 10:19:34

Kleine Notiz zum Frühling von Fontane:
 
Die Wortfindung Knospenschuh ist einzig in der deutschen Sprache - diese schöne Metapher, die eigentlich nur eine genaue Beschreibung der natürlichen Vorgänge ist:


ich finde keinen einzigen Nachweis in der deutschen Literatur:
Vgl.:
https://www.dwds.de/?q=Knospenschuh

Die ZEIT hat einmal die Wortschöpfung markiert und gewürdigt:
Es grünt so grün
Feld-, Wald- und Wiesen-Menüs von Mutter Natur werden am 24. März 1978 vorgestellt. Hintergrund ist ein "Kochbuch für moderne Kräuterweiblein"
Von Sybil Gräfin Schönfeldt (2008)

Die Zeit, 27.03.2008, Nr. 14

Der Frühling schafft's immer wieder. Er kommt nicht nur "im grünen Knospenschuh" und besiegt laut Fontane den alten Apfelbaum, er besiegt auch die Städte, in denen die Jahreszeiten fast ausgestorben sind, Erdbeeren im Dezember duften und Frühjahrskleider im Februar angeboten werden.
https://www.zeit.de/online/2008/14/magazin-30-fruehling-14

 

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longtime
longtime
Mitglied

RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 07.04.2019, 12:14:58
Ergänzends zu:
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre


Ja, das waren glückliche Stunden. Aber es kamen auch andere. Dann wurde ich nicht hineingeschickt, um ihn zu wecken, sondern ging aus eigenem Antriebe, um nach ihm zu sehen. Er lag dann auch ausgestreckt auf dem Sofa, aber auf seinen Arm gestützt, und sah durch das Gezweig eines vor dem Fenster stehenden schönen Nußbaumes in das über den Nachbarhäusern liegende Abendrot. Ein paar Fliegen summten um ihn her, sonst war alles still, vorausgesetzt, daß nicht gerade der Kohlenprovisor an seinem Mörser stand und stampfte. Wenn ich dann an das Sofa herantrat und seine Hand streichelte, sah ich, daß er geweint hatte. Dann wußte ich, daß wieder eine »große Szene« gewesen war, immer infolge von phantastischen Rechnereien und geschäftlichen Unglaublichkeiten, um derentwillen man ihm doch nie böse sein konnte. Denn er wußte das alles und gab seine Schwächen mit dem ihm eignen Freimut zu. Wenigstens später, wenn wir über alte Zeiten mit ihm redeten. Aber damals war das anders, und ich armes Kind stand, an der Tischdecke zupfend, verlegen neben ihm und sah, tief erschüttert, auf den großen, starken Mann, der seiner Bewegung nicht Herr werden konnte. Manches war Bitterkeit, noch mehr war Selbstanklage. Denn bis zu seiner letzten Lebensstunde verharrte er in Liebe und Verehrung zu der Frau, die unglücklich zu machen sein Schicksal war.

(Niederschrift der Erstausgabe: Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Autobiographischer Roman. Berlin: Friedrich Fontane & Co. 1893).
Fazit: Fontane hat sehr wohl die väterlichen und mütterlichen Verhältnisse in ihrer Herkunft zu unterscheiden gemusst.

In der familiären Wirklichkeit fehlt es oft an der ersehnten Geborgenheit. Schon der Siebenjährige wird häufig Zeuge der elterlichen Auseinandersetzungen von existenzielle Bedrohlichkeit. Er die verzweiflungsvolle Härte der Bedrohlichkeit ebenso so auszuhalten wie die Schwäche des weinenden Vaters - und sie markant festgehalten.
Fontane_SignaturFontane.jpg

 
longtime
longtime
Mitglied

RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 08.04.2019, 11:45:18

Ich verweieise afu meine  Fontane-Texte im Senionerenportal::
https://www.seniorenportal.de/community/blog/theodor-fontane-ein-lebendiger-klassiker/26405
 
val
val
Mitglied

RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von val

Dieser thread hat mich animiert, meine Lieblingsnovellen hervorzukramen und - zum wievielten Male? - zu lesen - immer wieder bereichernd, weil jedesmal 'anders'. (Alle anderen auch - aber Diese besonders)!

1. Frau Jenny Treibel

2. Mathilde Möhring

3. Die Poggenpuhls


Gruss Val

 

RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf val vom 08.04.2019, 12:21:08
Fontane-Herz.JPG
Clematis
 

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