Literatur F o n t a ne feiern!

Ganz schön teuer, dieses "imaginäre Museum", aber äußerst reizvoll ...
Je tiefer man bei Fontane ins Detail einsteigt, desto lebendiger wird die Welt, an der er uns teilhaben lässt.
Das lohnt sich auf jeden Fall.

Theodor Fontane: Ölgemälde (Ausschnitt) -

Einen schönen Aufsatz über Fontanes Bilder-Welten schrieb Hubert Fischer:
https://pressto.amu.edu.pl/index.php/sgp/article/viewFile/7695/7695
UNIWERSYTET IM. ADAMA MICKIEWICZA W POZNANIU Studia Germanica Posnaniensia XXXVII (2016) DOI: 10.14746/sgp.2016.37.10- HUBERTUS FISCHER Berlin MUSÉE IMAGINAIRE: FONTANES GEMÄLDEGALERIE- etwa erschienen 2014:
Besaß Fontane eine Gemäldegalerie? Natürlich nicht, wird der Fontane-Kenner sagen, dazu reichten die Mittel bei weitem nicht; nur einige Stiche zierten sein Arbeitszimmer. Virtuelle Kunstsammlungen, wie sie sich heute dank des Internets jeder Kunstfreund in einer Größenordnung zulegen kann, die prinzipiell unbegrenzt ist, waren noch in weiter Ferne. Die technische Reproduzierbarkeit des Kunstwerks blieb an die Druckgrafik gebunden, die erst allmählich von der Fotografie abgelöst wurde. Die Begegnung mit dem gewünschten Bild fand in aller Regel vor dem Ori-ginal (oder was dafür gehalten wurde) statt, angemessener Ersatz war schwer oder gar nicht zu haben, bei guten Stichen außerdem mit höheren Ausgaben verbunden. Kopien der begehrten Originale konnte sich nur leisten, wer wie der Kommerzienrat Ezechiel van der Straaten in dem Roman L'Adultera das Geld hatte, in Venedig ei-nen Tintoretto in Auftrag zu geben (Fontane, 1990, S. 12-16; vgl. Neumann, 2001).

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Aber kennt der Durchschnittsleser noch die Bilderwelt, in der Fontane und sein Publikum lebten? Sie ist zum größten Teil aus den Museen verschwunden und daher nicht mehr Element seiner Erfahrungswelt. Der von der Anspielung oder bloßen Chiffre überspringende Funke, der das Bildgedächtnis der Zeitgenossen erhellte, trifft heute weitgehend ins Leere. Damit geht aber auch eine wichtige Dimension der Lektüre verloren, die im Wechselspiel von Wort und Bild von oft großem Reiz und subtiler Raffinesse ist. Um eine solche differenzierte Lektüre der Romane wiederzugewinnen, müssten die alten Bilder aus der Latenz treten, müssten erkannt, dechiffriert, dokumentiert und, wenn möglich, digitalisiert werden, damit sie für den Lektüreprozess bereitstehen und wieder abgerufen werden können – zwar nicht aus dem Gedächtnis, aber in einer Bildleiste parallel zum Text auf einem E-Book. Da Fontane „mit Bildern erzählt“(Fischer, 2001), könnte das Ergebnis ebenso überraschend wie anregend für weitere Lektüren sein.
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Ich finde in seiner Biobliografie Titel von meinem Lehrer in Münster, Wolfdietrich Rasch, die er veröffentlichte als er Professor in Münster war:

Rasch, W. (2005). Zeitungstiger. Bücherfresser. Die Bibliothek Theodor Fontanes als Fragment und Aufgabe betrachtet. Imprimatur, 19, 103-144.

Rasch, W. (2006). Theodor Fontane Bibliographie. Werk und Forschung. 3 Bde. E. Osterkamp & H. Delf von Wolzogen (Hrsg.). Berlin: Walter de Gruyter

https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfdietrich_Rasch#Literatur

 

Aber kennt der Durchschnittsleser noch die Bilderwelt, in der Fontane und sein Publikum lebten? Sie ist zum größten Teil aus den Museen verschwunden und daher nicht mehr Element seiner Erfahrungswelt.

Wie wahr, wie wahr! Anlässlich deines Beitrags hab ich nochmal nach dem Tintoretto geguckt, und dabei ist mir bewusst geworden, dass ich das Buch diverse Male gelesen habe, ohne eine klare Vorstellung von dem titelgebenden Bild zu haben. Hier ist es denn also:


Für den Fall, dass es Probleme mit den Rechten gibt: Bitte einfach löschen, lieber Admin!
Und stattdessen dann den Link aufrufen:

https://browse.startpage.com/do/show_picture.pl?l=deutsch&rais=1&oiu=https%3A%2F%2Fupload.wikimedia.org%2Fwikipedia%2Fcommons%2Ff%2Ff0%2FJacopo_tintoretto_%2528bottega%2529%252C_cristo_e_l%2527adultera.jpg&sp=960bac10b5f294e6bd92f4bedae60f90&t=default

Interessanterweise wird dieses Bild "Christus und die Ehebrecherin" ja heutzutage nicht mehr Tintoretto zugeschrieben, sondern einem deutschen Maler, glaube ich. Auch interessant, dass im Titel von Fontanes Roman nur noch "L'Adultera" übriggeblieben ist, und tatsächlich steht sie durchaus im Zentrum, sowohl im Bild wie auch im Buch. "Wer unter euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein", darum geht es ja, nicht wahr? Typisch für Fontane, das Thema in dieser Weise aufzufassen. Auch der versöhnliche Schwenk am Ende zu Van der Straaten selbst, dem eigentlich Leidtragenden, war sicherlich eine Herausforderung für damalige Leser, denen er jedoch durch den Rückgriff auf das Bild aus dem 16. Jahrhundert mit der ihm eigenen feinen Ironie vorgeführt hat, wie antiquiert ihre Ansichten waren. Wäre ihm nun noch die Liebesszene zwischen Rubehn und Melanie etwas besser gelungen (aber in diesem Dingen war er unheilbar verklemmt), dann wäre das vielleicht neben Effi Briest ein ganz großer Roman geworden ...

Danke fürs Erinnern, Longtime!

LG

C.S.

Er hat's einfach drauf, oder? 



 

LG

C.S.

LG

C.S.

27. Dezember 2019: Dann die nächste FONTANE-Verfilmung, auf die ich mich sehr freue, mit Julia Koschitz, meiner LieblingsFilmFrau::

Arte, 27.12.2019, 20:15 Uhr
ZDF, 30.12.2019, 20:15 Uhr

In einer Art Ko-Abhängigkeit gefangen. Abel Hradschek (Fritz Karl) und seine Frau Ursel (Julia Koschitz).
Zwei Süchtige, die ein Mord endgültig aus der Bahn wirft; und die Religion ist auch mit dabei - mit dem Pastor Eccelius, der die Ursel Hradschek betreut.

Dieser Artikel nimmt auf von http://www.tittelbach.tv/programm/fernsehfilm/artikel-5434.html

Julia Koschitz, Fritz Karl, Léonie-Claire Breinersdorfer, Uli Edel. - Fontane verpflichtet

https://www.goldenekamera.de/news/article217612327/Unterm-Birnbaum-mit-Julia-Koschitz-und-Fritz-Karl.html

Zu den Motiven bei Fontane in der Novelle und im Film:

Zwei "Versager" begehen einen Raubmord:
Tabletten & Wein, Wahnvorstellungen & Identitätsstörung. Julia Koschitz: "Eine Frau von damals unterlag mehr gesellschaftlichen Zwängen, hatte weniger Rechte und Möglichkeiten, ihr eigenes Leben frei und selbstbestimmt zu gestalten. Bei Ursels 'moderner Version' verlagern sich die Zwänge nach innen. Ihre Passivität, ihr Verharren im eigenen Unglück gleicht in der heutigen Zeit mehr einer Depression."

Dieser Artikel enthält: von http://www.tittelbach.tv/programm/fernsehfilm/artikel-5434.html


 

Danke für den Tipp, lieber longtime !
Ich wünsche Dir frohe Weihnachtsfeiertage
mit herzlichen Grüßen am Heiligabend !
C.S.

Clematis