Literatur Fieber -Alles außer Kontrolle S. Oppermann 2021
Der Katastrophenroman „Fieber- Alles außer Kontrolle” von Swantje Oppermann behandelt das aktuelle Thema einer Pandemie in ihren zwischenmenschlichen, politischen und wirtschaftlichen Folgen. Die Autorin schreibt im Nachwort zu ihrem im März 2021 erschienenen Roman, dass sie bereits 2019, also vor der Coronakrise, mit der Arbeit an diesem Roman begonnen habe. Es handelt sich tatsächlich auch nicht um einen reinen, am aktuellen Tagesgeschehen orientierten Roman. Die von der Verfasserin gewählte Perspektive der Schülerin Evie als Ich-Erzähler und der Fokus auf weitere mögliche Folgen einer Pandemie sowie zahlreiche weitere Spannungselemente verleihen diesem Roman eine besondere Note. Von der aktuellen Pandemie unterscheidet sich das im Roman dargestellte Fieber vor allem dadurch, dass es innerhalb von 24 Stunden zum Tod führt, ohne dass es Wissenschaftlern oder Ärzten gelingt, einen wirksamen Impfstoff oder ein Medikament gegen die Krankheit zu finden, die zunächst nur sehr reiche Menschen mit extrem umweltschädlichem Verhal-ten erfasst. Im Verlauf der im Roman dargestellten Krise bricht schließlich die gesamte Weltwirt-schaft zusammen. Engpässe in der Versorgung mit Lebensmittelbereich, Wasser und vielen anderen Produkten der Konsumgesellschaft sowie Stromausfall in weiten Teilen Europas führen schließlich nicht nur zu einem wirtschaftlichen Chaos, sondern auch zu extrem irrationalen Verhaltensweisen, zu gewaltsamen Konflikten zwischen unterschiedlichen politischen Lagern, zu mehr Kriminalität und vor allem zum Bruch vieler persönlicher Beziehungen.Die Hauptperson Evie, die sich mit anderen jungen Leuten für einen radikalen Umweltschutz engagiert, leidet unter dem schnellen Tod ihres von ihr kritisierten Vaters, der als Geschäftsmann nicht auf häufige Flugreisen verzichten kann. Evie muss auch erleben, dass ihr oft fröhlich-impulsiv wirkender Freund Cedric, der ihr lange Zeit einen emotio-nalen Halt bietet, obwohl er ihr ökologisches Engagement in Frage stellt, sich schließlich verzweifelt von ihr abwendet und in irrationaler Weise einen schnellen Tod sucht. Auch mit ihrer besten Freundin Pippa hat Evie häufiger Konflikte, obwohl sich beide für mehr Umweltschutz engagieren. Pippa wählt schließlich im Gegensatz zu Evie einen gewaltsamen Weg zur Durchsetzung radikaler Umweltpolitik. Als Evie zum Bauernhof ihrer Schwester Romy flieht, erlebt sie unterwegs zunehmen-de Gewaltbereitschaft und Bedrohung in einer immer feindlicher werdenden Welt. Das Wiedersehen mit anderen Familienmitgliedern und das überraschende Ende der Pandemie ohne Zutun der Ärzte oder andere erkennbare Gründe lassen aber nicht nur bei Evie die Hoffnung aufkeimen, dass ver-änderte Menschen nach der Krise umweltgerechtere Verhaltensweisen entwickeln und glücklicher werden könnten. Dieser Roman ist vor allem ein Aufruf zu mehr Umweltschutz und zur Suche nach dem wahren Glück des Menschen. Er bietet vielfältige Chancen zur kritischen Reflexion über eine Pandemie und Umweltschutz. Auffällig ist, dass Ärzte und Pflegepersonal in diesem Roman keine nennenswerte Rolle spielen, sondern nur als ebenso hilflose Opfer, die keine Lösungen anbieten können.