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Sirona
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Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von Sirona
Unsterblichkeit – Liebe
(Auszug auf der Harzreise H. Heine)


Unsterblichkeit! Schöner Gedanke! Wer hat dich zuerst erdacht? War es ein Nürnberger Spießbürger, der, mit weißer Nachtmütze auf dem Kopfe und weißer Tonpfeife im Maule, am lauen Sommerabend vor seiner Haustüre saß, und recht behaglich meinte: Es wäre doch hübsch, wenn er nun so immer fort, ohne dass sein Pfeifchen und sein Lebensatemchen ausgingen, in die liebe Ewigkeit hineinvegetieren könnte!

Oder war es ein junger Liebender, der in den Armen seiner Geliebten jenen Unsterblichkeitsgedanken dachte, und ihn dachte, weil er ihn fühlte, und weil er nichts anders fühlen und denken konnte!

Liebe! Unsterblichkeit! – in meiner Brust ward es plötzlich so heiß, dass ich glaubte, die Geographen hätten den Äquator verlegt, und er laufe jetzt gerade durch mein Herz. Und aus meinem Herzen ergossen sich die Gefühle der Liebe, ergossen sich sehnsüchtig in die weite Nacht. Die Blumen im Garten unter meinem Fenster dufteten stärker. Düfte sind die Gefühle der Blumen, und wie das Menschenherz, in der Nacht, wo es sich einsam und unbelauscht glaubt, stärker fühlt, so scheinen auch die Blumen, sinnig verschämt, erst die umhüllende Dunkelheit zu erwarten, um sich gänzlich ihren Gefühlen hinzugeben, und sie auszuhauchen in süßen Düften.

Ergießt Euch, Ihr Düfte meines Herzens! Und sucht hinter jenen Bergen die Geliebte meiner Träume! Sie liegt jetzt schon und schläft; zu ihren Füßen knieen Engel, und wenn sie im Schlafe lächelt, so ist es ein Gebet, das die Engel nachbeten, in ihrer Brust liegt der Himmel mit allen seinen Seligkeiten, und wenn sie atmet, so bebt mein Herz in der Ferne: hinter den seidnen Wimpern ihrer Augen ist die Sonne untergegangen, und wenn sie die Augen wieder aufschlägt, so ist es Tag, und die Vögel singen, und die Herdenglöckchen läuten, und die Berge schimmern in ihren smaragdenen Kleidern – und ich schnüre den Ranzen und wandre.
Re: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Die Hoffnung (Friedrich Nietzsche)

Pandora brachte das Fass mit den Übeln und öffnete es. Es war das Geschenk der Götter an die Menschen, von Außen ein schönes verführerisches Geschenk und "Glücksfass" zubenannt. Da flogen all die Übel, lebendige beschwingte Wesen heraus: von da an schweifen sie nun herum und tun den Menschen Schaden bei Tag und Nacht. Ein einziges Übel war noch nicht aus dem Fass herausgeschlüpft: da schlug Pandora nach Zeus' Willen den Deckel zu und so blieb es darin. Für immer hat der Mensch nun das Glücksfass im Hause und meint Wunder was für einen Schatz er in ihm habe; es steht ihm zu Diensten, er greift darnach: wenn es ihn gelüstet; denn er weiß nicht, dass jenes Fass, welches Pandora brachte, das Fass der Übel war, und hält das zurückgebliebene Übel für das größte Glücksgut:
Es ist die Hoffnung!

Zeus wollte nämlich, dass der Mensch, auch noch so sehr durch die anderen Übel gequält, doch das Leben nicht wegwerfe, sondern fortfahre, sich immer von Neuem quälen zu lassen. Dazu gibt er dem Menschen die Hoffnung: sie ist in Wahrheit das übelste der Übel, weil sie die Qual der Menschen verlängert.

(ich finde das sehr realistisch)
Maxi41
Maxi41
Mitglied

Re: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von Maxi41
Immanuel Kant (1724 - 1804)

Heine klagte, dass es so schwierig sei, Kants Lebensgeschichte wiederzugeben, denn er habe weder ein Leben noch eine Geschichte gehabt. Zweifelsohne ist Kants Biegrafie arm an äußeren Ereignissen - an Frauen lag ihm fast ebenso wenig wie am Reisen. In kurioser Gleichförmigkeit verliefen seine Tage und Jahre in der preußischen Provinzhauptstadt Königsberg. Seine Philosophie hingegen erschütterte das Universum des Geistes. Kant prägte das Denken der Neuzeit wie kaum ein Zweiter. In seiner Erkenntnistheorie vermaß er das Feld des gültigen Wissens neu, die Lehre vom richtigen Handeln stellte er auf ein neues Fundament. Überlieferte Dogmen und Autoritätsansprüche machte er zunichte. Unerschütterlich waren einzig sein Vertrauen in die Vernunft und sein Glaube an die Freiheit des Menschen.

Aus seiner "Kritik der praktischen Vernunft" lautet eine Formulierung des kategorischen Imperativs:

"Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte".

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Sirona
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Re: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Maxi41 vom 25.03.2016, 12:10:52
Danke dass Ihr das Thema angenommen habt!
Man liest in einem Buch Aussagen, die unter den jeweiligen Threads in Literatur nicht platziert werden können. So hatte ich die Idee eine gesonderte Rubrik für Auszüge aus den Werken großer Denker und Dichter zur Verfügung zu stellen.
Eure Beiträge habe ich mit Interesse gelesen und jeder ist es wert darüber nachzudenken.

LG Sirona
yoli
yoli
Mitglied

Re: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von yoli
als Antwort auf Sirona vom 25.03.2016, 12:19:53
Von Sirona aus Gedanken von H.Heine>>> in meiner Brust ward es plötzlich so heiß, dass ich glaubte, die Geographen hätten den Äquator verlegt, und er laufe jetzt gerade durch mein Herz.
Dieser Satz ist doch so verständlich…lach…wenn man auch schon mal so ein Glücksgefühl hatte.

Wolkenschieber postet von Nietzsche
Dazu gibt er dem Menschen die Hoffnung: sie ist in Wahrheit das übelste der Übel, weil sie die Qual der Menschen verlängert.
Das macht mich traurig, da die Hoffnung ja zuletzt stirbt. Ich möchte nie ohne Hoffnung leben .

Immanuel Kant ist für mich schwer zu verstehen. Danke Maxi für den Eintrag.
Bitte nicht böse sein, wenn ich nur mal lese. Hingegen lese ich gründlich und habe viel nachzudenken.

Mit der Zeit finde ich auch noch Spannendes für uns.
Liebe Grüsse
Re: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von ehemaliges Mitglied
mein liebes altes, vergilbtes Büchle
Luise Rinser
"Ein Bündel weißer Narzissen"
enthält eine zeitgemässe Erzählung: David

Dies ist eines der seltsamsten, süßesten und gefährlichsten Kapitel aus der Geschichte meiner Kindheit, der Kindheit eines leidenschaftlichen, verträumten, dem Glauben und der Magie ergebenen kleinen Mädchens, das schon in seiner Lebensfrühe so schwere Worte wie Schicksal, Jude, Sakrament und Tod begriff.

Es war gewiß kein Zufall, dass ich es war, die zur Tür ging, um zu öffnen, und nicht, wie üblich, mein Vater. Unvergeßliches Bild, ein Bild aus dem Alten Testament: auf der steinernen Treppe vor dem Haus steht eine Frau, dunkel und fremd, sehr schön, ihren Arm um die Schultern eines Jungen gelegt, so groß wie ich, und ganz das Kind seiner Mutter: dunkel und fremd wie sie, beide regungslos und stumm.

Ich starrte das unbegreifliche Bild schweigend an, bis mein Vater kam, mit einigen Fragen die Lage klärte und den Bann löste. Die fremde Frau war Ausländerin, ihr Mann jedoch Deutscher. Sie wollten sich für einige Zeit in unserem Dorf niederlasssen, und der Junge, der kaum drei Worte Deutsch sprach, sollte von meinem Vater unterrichtet werden.

***
Vielleicht steht irgendwo in einem Bücherregal noch ein vergilbtes Büchle mit dieser Erzählung und will erinnert werden...

Clematis

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yoli
yoli
Mitglied

Re: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von yoli
Ich grüsse herzlich und wünsche einen schönen Ostermontag. Dieser Beitrag kommt,....weil... ich endlich heraus gefunden habe (/DANKE SCHORSCH ) wie ich einen Eintrag reintun kann ohne dass auf Antwort auf den Vorschreiber kommt.
Mal gucken ob es klappt
Grüsse aus der farbigen Schweiz
Yoli
Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von Sirona
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.03.2016, 11:57:36
Liebe Clematis, ich liebe Luise Rinser und habe einige Bücher von ihr im Schrank stehen. Zwar hat sie nie Gedichte verfasst, konnte aber sehr anschaulich und auf poetische Weise Geschichten erzählen. Ich meine sogar auch "David" zu haben, gelesen hatte ich ihn leider noch nicht. Muss mal in meinem Bücherschrank nachsehen, ich hoffe nicht dass das Büchlein durch meinen Umzug vor 3 Jahren verloren gegangen ist, denn ich vermisse einige Bücher.
Ich muss immer wieder über unsere Übereinstimmung in Sachen Literatur staunen.

LG Sirona
Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von Sirona
als Antwort auf yoli vom 28.03.2016, 13:31:19
Ich grüsse herzlich und wünsche einen schönen Ostermontag. Dieser Beitrag kommt,....weil... ich endlich heraus gefunden habe (/DANKE SCHORSCH ) wie ich einen Eintrag reintun kann ohne dass auf Antwort auf den Vorschreiber kommt.
Mal gucken ob es klappt
Grüsse aus der farbigen Schweiz
Yoli
geschrieben von yoli


Yoli, Dein Beitrag zeigt dass Du es herausgefunden hast. Mit etwas Übung wird das Einstellen dann auch zur Routine. Es ist schön Dich wieder zu lesen. Du lebst in einem der schönsten Länder Europas, man könnte Dich wirklich beneiden. Die Schweiz ist ein Bilderbuch Gottes - das las ich einmal vor einigen Jahren und kann es nur bestätigen.

LG Sirona
Re: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Sirona vom 29.03.2016, 10:15:55
Liebe Clematis, ich liebe Luise Rinser und habe einige Bücher von ihr im Schrank stehen. Zwar hat sie nie Gedichte verfasst, konnte aber sehr anschaulich und auf poetische Weise Geschichten erzählen. Ich meine sogar auch "David" zu haben, gelesen hatte ich ihn leider noch nicht. Muss mal in meinem Bücherschrank nachsehen, ich hoffe nicht dass das Büchlein durch meinen Umzug vor 3 Jahren verloren gegangen ist, denn ich vermisse einige Bücher.
Ich muss immer wieder über unsere Übereinstimmung in Sachen Literatur staunen.

LG Sirona


...und Musik, liebe Sirona, ich will dort nur nicht immer schreiben, damit zwischen den Klängen nicht immer ein einfaches DANKESCHÖN rumschwirrt.

Ich bin 4fache ! Schützin, da muss das Bücherregal entsprechend vielseitig sein.


Clematis

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