Literatur Grass, Günter

Grass, Günter
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Grass wird auch bald achtzig...

Aus einem Interview mit der FR:

Frage an Grass:

Die politische Führung in Polen sagt heute: In Deutschland wolle man die Täter wieder zu Opfern machen und die Geschichte umschreiben.


Grass:

Das ist auch wieder so eine Art Doppelkonzert. Den regierenden Zwillingen in Polen steht eine Frau Steinbach gegenüber, mit ihrem wirklich fahrlässig begründeten Dokumentationszentrum. So schaukelt sich das gegenseitig hoch. Wir haben schon im Kalten Krieg erlebt, wie die extremen Positionen einander sich die Argumente für ihre Polemik zuschieben. Da muss man einen klaren Kopf bewahren. Es gibt genügend Leute in Polen, die das gelassen sehen, und wir in Deutschland haben auch allen Grund, das gelassen zu betrachten. Denn sonst werden wir zurückgeworfen in die Anschauungen und Praktiken des Kalten Krieges und alle Bemühungen, die es auf deutscher wie auf polnischer Seite gibt, so miteinander umzugehen, wie wir es mit Frankreich inzwischen gewohnt sind, werden beschädigt.
(...)
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Nicht nur über Politik geht das Interview...:



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elfenbein
enigma
enigma
Mitglied

Re: Grass, Günter
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.04.2007, 08:28:54
Das Interview werde ich erstmal ganz lesen.
Danke!
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enigma
Re: Grass, Günter
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 22.04.2007, 10:34:41
Ja, einen schönen Sonntag, engima!

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.. hier vom Fall eines SS-Mannes, der eigenartig und ungewollt mit Grass zusammenhängt:

Ute Scheubs Vater hat sich während einer Lesung von Günter Grass auf einem Kirchentag 1969 öffentlich durch Zynkali umgebracht.
Die Tochter sagte dazu, ihr Vater sei an seinem Verschweigen über die NS-Zeit erstickt.
Grass nahm Anteil am Schicksal und besuchte damals die Familie.

Hier ein Artikel dazu:

Felix Müller: Mein Vater, der Fremde

Im Sommer 1969 vergiftete sich ein ehemaliger SS-Mann mit Zyankali - öffentlich, auf dem Evangelischen Kirchentag in Stuttgart.
Seine Tochter [Ute Scheub] hat jetzt ein Buch über ihn geschrieben.
Von Felix Müller


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elfenbein
Re: Grass, Günter
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.04.2007, 10:46:12
Klaus Wagenbach:
Grass hat nichts verschwiegen. Der Literaturnobelpreisträger hat schon vor mehr als 40 Jahren offen von seiner SS-Mitgliedschaft gesprochen.

(Artikel in der ZEIT, 26.04.2007 Nr. 18)

Vor einigen Wochen fiel mir ein schwarzer Umschlag mit dem Titel »Grass-Monographie« in die Hand. Er enthält zehn Blätter, auf denen ich mir Notizen für eine Monografie über Günter Grass gemacht hatte.

Ich wusste sofort, wo und wann: im Sommer 1963 in einem Ferienhaus der Schwiegereltern von Grass im Tessin. Wir waren damals sehr befreundet, ich war auch einige Jahre sein Lektor. Obwohl Grass zu dieser Zeit schon ein bekannter und in viele Sprachen übersetzter Autor war, existierte noch keine biografische Darstellung. So gab er mir zahlreiche Interviews, ich schrieb mit, und wir kamen, chronologisch, bis 1953. Das Projekt zerschlug sich dann, weil ich kurz darauf als Lektor entlassen wurde und einen eigenen Verlag gründete.

Forts.:

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elfenbein

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