Forum Kunst und Literatur Literatur " Il dito nell occhio "

Literatur " Il dito nell occhio "

sittingbull
sittingbull
Mitglied

" Il dito nell occhio "
geschrieben von sittingbull
am 29.05. starb die grossartige italienische schauspielerin , dramatikerin und
frau von dario fo ... Franca Rame ... im alter von 83 jahren .

mit theaterstücken , die sie zusammen mit dario fo entwickelt und gespielt hat , schrieb
sie über dekaden links verortete kulturgeschichte.

in vielen ländern , neben ihrer heimat z.b. den USA , wurde ihr engagement mit einreise - und aufführungsverboten belohnt .

die ab den 1970er jahren im "rotbuch-verlag" erschienen stücke

- "nur kinder , küche , kirche"
- "zufälliger tod eines anarchisten"
- "bezahlt wird nicht"
- "einer für alle , alle für einen"
- "hohn der angst"

... und viele andere

... waren bestes , meist auf reale vorkommnisse bezug nehmendes aktionstheater .
bei auftritten wurde viel improvisiert , um ad hoc aktuelle bezüge und perspektiven
einzuarbeiten .

ich hatte das glück , die beiden irgendwann in den 70ern in hamburg auf der bühne zu sehen .

grosses "kino" einer tollen frau ...

und eine klare literatur empfehlung .

lotta continua !

sitting bull
hisun
hisun
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Re: " Il dito nell occhio "
geschrieben von hisun
als Antwort auf sittingbull vom 01.06.2013, 11:54:29
Sitting bull,

Franca Rame war wirklich eine grossartige und aussergewöhnlich schöne Frau, Schauspielerin und Dramatikerin (una delle più grandi attrici italiane). Ihr Mann, Dario Fo, ebenfalls eine herausragende Persönlichkeit, der für sein Schaffen 1997 den Literaturnobelpreis erhielt und der einer der Protagonisten im Kampf gegen Berlusconis Medienmacht ist.

In den 70er Jahren waren Theaterstücke wie „Bezahlt wird nicht!“ (ich habe das Buch) oder „Zufälliger Tod eines Anarchisten“ echte Renner auch in Deutschland.

Die oft politischen Stücke der beiden polarisierten in Italien. Franca Rame war selbst politisch aktiv, engagierte sich in den 1970er Jahren in der Frauenbewegung (ich erinnere mich, weil es damals in der Schweiz um das Frauenstimmrecht ging), sie wurde 2006 in den Senat gewählt.

Ich habe das Buch: „Ein Leben aus dem Stegreif“ - Autobiografie einer außergewöhnlichen Künstlerin, übersetzt von Peter O. Chotjewitz, aus dem Rotbuch-Verlag - ISBN-978-3-86789-096-0

Franca schrieb Tragikomödien über die Lage der Frauen und spielte im Lauf der Siebzigerjahre eine bedeutende Rolle in den politischen Kämpfen Italiens. Ihre Stücke persiflierten seit Jahrzehnten gesellschaftliche Missstände mit intellektueller Schärfe, und ihre Vielseitigkeit auf der Bühne war legendär. Sie war der schöne Star in starken Frauenrollen, und sie war gefürchtet für ihre anarchische Spottlust: In diesem sehr persönlichen Lebensrückblick erzählt Franca Rame von der Lust an der Provokation und der Pflicht zum Protest, von Zensur und Aufführungsverboten, aber auch Publikumserfolgen und Familienglück - und von ihrem Leben als weibliche Hauptrolle an der Seite des Volkshelden Dario Fo.

Franca war viel mehr als Darios Ehefrau
- bis ins hohe Alter war sie schön, elegant, energisch – und politisch engagiert.

Lieber SB - du erstaunst mich immer wieder - „du diskret charmanter Häuptling" !!

... e la lotta continua
hisun
.*.
miriam
miriam
Mitglied

Re: Sicherlich auch im Sinne von Franca Rame...
geschrieben von miriam
als Antwort auf hisun vom 07.06.2013, 01:12:17
Man nennt ihn auch den Giganten des Grotesken - das Multitalent Dario Fo.

Gekämpft hat er gemeinsam mit seiner Frau Franca Rame gegen die politische Realität unserer Zeit - und seine Sprache, sein Stil - war das Absurde.

Franca starb im Mai dieses Jahres - doch Dario Fo kam trotz dieses großen Verlustes - Anfang Juni nach Frankfurt am Main, wo Die Galerie zurzeit sein malerisches Werk aus fast 70 Jahren zeigt.



Siehe weiter im Link

Miriam
hisun
hisun
Mitglied

Re: Sicherlich auch im Sinne von Franca Rame...
geschrieben von hisun
als Antwort auf miriam vom 07.06.2013, 15:27:21
Danke Miriam für den „Nobelpreisträger zum anfassen“
wahrlich ein faszinierender und weiser Mensch,
sein Lachen mochte ich schon immer!

Schade, dass diese Ausstellung nicht in Zürich stattfindet

hisun
.*.
sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: " Il dito nell occhio "
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf hisun vom 07.06.2013, 01:12:17
Lieber SB - du erstaunst mich immer wieder - „du diskret charmanter Häuptling" !!


und ich freue mich über deine seelenverwandschaft ... liebe hisun .

sitting bull

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