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Literatur Literarische Preisfrage

longtime
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Literarische Preisfrage
geschrieben von longtime
Wer Lust hat, kann diese Frage beantworten und die Antwort dem verlag

Quizfrage:

Leopold von Ranke, der große Historiker, der fast gleich alt wie der Gesuchte war (den er jedoch um drei Jahrzehnte überlebte), berichtet nach einem Besuch bei ihm: »Ein Mensch, mit dem ich wohl glaubte, angenehm leben zu können: Gewiss, ich wünschte mir seine Gesellschaft öfter und länger; er hat Geist, ist ohne Anspruch und hat doch eigenes Wesen… Mit einem Wort, ich habe mich an ihm gefreut.«

Der so Belobigte hatte gerade eine Sammlung von Gedichten veröffentlicht, die von der Öffentlichkeit in Deutschland wie im Ausland mit Bewunderung aufgenommen worden war. Sie bewies die vielfältige Begabung des jungen Dichters, der bereits zuvor mit einigen Werken auf sich aufmerksam gemacht hatte - Reisebildern zumeist -, deren Einnahmen ihm erlaubten, fortan als freier Schriftsteller zu leben. Ihr Erfolg beruhte auf ihrem Stil: einem neuartigen Wechsel von witzig-beschreibender Prosa und lyrischen Elementen sowie einer leichtfüßigen und elegant-plaudernden Diktion. Dass aus ihm eigentlich etwas ganz anderes werden sollte – er hatte studiert und mit einem Doctor juris abgeschlossen – focht ihn nicht weiter an.

Parallel zum lyrischen Werk entwickelte er eine moderne, feuilletonistische Prosa, die durch einen pointierten, unterhaltsamen, zugleich polemischen Stil gekennzeichnet ist. Mit Staat und Kirche lebte er nicht auf gutem Fuß. Seine scharfen Angriffe auf bekannte Persönlichkeiten waren von den Zeitgenossen gefürchtet. Den deutschen politischen Verhältnissen stand der Freiheitsliebende sehr kritisch gegenüber: Denke er an Deutschland in der Nacht, sei er um den Schlaf gebracht, gab er einmal zu. Seit seinem 34. Lebensjahr lebte er in Paris, wohin ihn eine deutsche Zeitung als ihren Korrespondenten entsandt hatte.


Er war sehr sparsam – dies aber weniger wegen seines Charakters als vielmehr als Folge enttäuschter Erwartungen hinsichtlich familiärer Zuwendungen und wegen der Furcht zu verarmen (dazu kam es gottlob aber nicht). Bis zuletzt bewahrte er sich, trotz eines mit Geduld ertragenen Leidens, seinen feinen selbstbewussten Spott. »Gott wird mir verzeihen, denn das ist sein Metier« sollen seine letzten Worte gewesen sein.

Wer war der Dichter, der als einziger deutscher Schriftsteller seiner Epoche weltliterarische Bedeutung erlangte?

*

Antwort an den Verlag, s. TIPP:

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longtime
welling
welling
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Re: Literarische Preisfrage
geschrieben von welling
als Antwort auf longtime vom 30.01.2009, 12:42:41
Heinrich Heine: Nachtgedanken

Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.

Die Jahre kommen und vergehn!
Seit ich die Mutter nicht gesehn,
Zwölf Jahre sind schon hingegangen;
Es wächst mein Sehnen und Verlangen.

Mein Sehnen und Verlangen wächst.
Die alte Frau hat mich behext.
Ich denke immer an die alte,
Die alte Frau, die Gott erhalte!

Die alte Frau hat mich so lieb,
Und in den Briefen, die sie schrieb,
Seh ich, wie ihre Hand gezittert,
Wie tief das Mutterherz erschüttert.

Die Mutter liegt mir stets im Sinn.
Zwölf lange Jahre flossen hin,
Zwölf Jahre sind verflossen,
Seit ich sie nicht ans Herz geschlossen.

Deutschland hat ewigen Bestand,
Es ist ein kerngesundes Land!
Mit seinen Eichen, seinen Linden
Werd ich es immer wiederfinden.

Nach Deutschland lechzt ich nicht so sehr,
Wenn nicht die Mutter dorten wär;
Das Vaterland wird nie verderben,
Jedoch die alte Frau kann sterben.

Seit ich das Land verlassen hab,
So viele sanken dort ins Grab,
Die ich geliebt - wenn ich sie zähle,
So will verbluten meine Seele.

Und zählen muß ich - Mit der Zahl
Schwillt immer höher meine Qual,
Mir ist, als wälzten sich die Leichen
Auf meine Brust - Gottlob! sie weichen!

Gottlob! durch meine Fenster bricht
Französisch heitres Tageslicht;
Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
Und lächelt fort die deutschen Sorgen.

Heinrich Heine (1797-1856)

welling
longtime
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Re: Literarische Preisfrage
geschrieben von longtime
als Antwort auf welling vom 30.01.2009, 16:50:17
JAJA - vielleicht hat jemand mal Lust, diesen Wanderweg zu nehmen:

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marianne
marianne
Mitglied

Re: Literarische Preisfrage
geschrieben von marianne
als Antwort auf longtime vom 30.01.2009, 21:32:02
Mit dem Dampfzug hochgefahren-
oben wenig Zeit bis das Zügle wieder runterfuhr.
Mit Einheimischen zusammen Erbsensuppe gelöffelt.
Die bestätigten, dass die Sicht nach unten recht selten so gut sei..
schöne Namen: Schierke...Elend etc.

Das war Sommer 08.

Marianne
longtime
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Re: Literarische Preisfrage
geschrieben von longtime
als Antwort auf marianne vom 30.01.2009, 21:36:52
Übersichtsplan über die Brocken-Kuppe:



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longtime
longtime
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Re: Literarische Preisfrage
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 31.01.2009, 08:51:32
Brocken-Informationen von wiki voyage:
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enigma
enigma
Mitglied

Re: Literarische Preisfrage
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 31.01.2009, 08:56:43
Ein raues Stückchen Erde kann das sein, der Brocken in seiner stattlichen Höhe.

Es ist schon einige Jährchen her (im Juni 2002 war es genau), dass wir den Harz besucht und von Wernigerode aus mit der Harzer Schmalspurbahn den Brocken besucht haben.
Bis Bahnhof “Brocken” hat das Bähnchen die Arbeit gemacht. Das letzte Stück bis zum Brockenhaus /Brockenmuseum bzw. zum Brocken-Plateau mit Brockenstein mussten die eigenen Beine bewältigen.
Und da hat uns der Berg fast von seinem Gipfel runtergeweht. Und mit der Sicht ins Tal hat er uns auch nicht sonderlich beglückt. Aber wir wussten, dass im Tal gutes Wetter war.

Heinrich Heine war ja immerhin mehr auf eigenen Beinen unterwegs.
Und angedichtet wurde ihm das Zitat: „Viele Steine, müde Beine, Aussicht keine„
Zur Erinnerung gibt es den “Heinrich-Heine-Stein”, zu sehen
hier:


Aber nicht angedichtet, sondern tatsächlich von H.H. stammt das Gedicht “Auf dem Brocken” aus der “Harzreise”:

Auf dem Brocken

Heller wird es schon im Osten
Durch der Sonne kleines Glimmen,
Weit und breit die Bergesgipfel
In dem Nebelmeere schwimmen.

Hätt ich Siebenmeilenstiefel,
Lief' ich, mit der Hast des Windes,
Über jene Bergesgipfel,
Nach dem Haus des lieben Kindes.

Von dem Bettchen, wo sie schlummert,
Zög ich leise die Gardinen,
Leise küßt' ich ihre Stirne,
Leise ihres Munds Rubinen.

Und noch leiser wollt ich flüstern
In die kleinen Lilienohren:
»Denk im Traum, daß wir uns lieben,
Und daß wir uns nie verloren.«



An die Reise hatte ich schon lange nicht mehr gedacht. Aber H.H. hat der Erinnerung auf die Sprünge geholfen. )

Gruß



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enigma
longtime
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Re: Literarische Preisfrage
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 31.01.2009, 11:48:16
Das ist der "Prolog" zur "Harzreise":

Schwarze Röcke, seidne Strümpfe,
Weiße, höfliche Manschetten,
Sanfte Reden, Embrassieren -
Ach, wenn sie nur Herzen hätten!

Herzen in der Brust, und Liebe,
Warme Liebe in dem Herzen -
Ach, mich tötet ihr Gesinge
Von erlognen Liebesschmerzen.

Auf die Berge will ich steigen,
Wo die frommen Hütten stehen,
Wo die Brust sich frei erschließet,
Und die freien Lüfte wehen.

Auf die Berge will ich steigen,
Wo die dunkeln Tannen ragen,
Bäche rauschen, Vögel singen,
Und die stolzen Wolken jagen.

Lebet wohl, ihr glatten Säle!
Glatte Herren, glatte Frauen!
Auf die Berge will ich steigen,
Lachend auf euch niederschauen.
--
longtime
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Re: Literarische Preisfrage
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 31.01.2009, 13:22:44
Ein Schulreferat über "Die Harzreise":

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longtime
enigma
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Re: Literarische Preisfrage
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 31.01.2009, 13:24:21
Hallo Longtime,

die Seite hatte ich auch schon einmal gefunden, vor Jahren, als wir im Klassischen Forum etwas über H.H. zusammengetragen hatten.

Aber es ist und bleibt wohl auch so, dass ich, obwohl Herr Heine nicht mehr der Jüngste ist, immer wieder von ihm hingerissen bin. )

Gruß und tschüss....
--
enigma

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