Forum Kunst und Literatur Literatur Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Januar-Folge 1:

Literatur Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Januar-Folge 1:

enigma
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Re: Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Januar-Folge II. am 30. Januar:
geschrieben von enigma
als Antwort auf clara vom 01.02.2010, 13:15:49
Hallo Longtime,

über Birger Sellin hatte ich vor einigen Jahren einen kleinen Beitrag im ST eingestellt.
Ich kann ihn aber nicht wiederfinden.

Zu der Zeit hatte mich die Geschichte von Birger Sellin sehr berührt.
Es war mir auch ziemlich neu, dass es autistische Schriftsteller überhaupt gab, dass sie Äußerungen über sich, ihre Empfindungen und die Welt, in der sie leben, mitteilen können, dass sie imstande sind, ihre Sehnsucht nach Durchbrechen der Isolation, in der sie sich befinden, einer “Außenwelt” mitzuteilen.
Ich will jetzt auch überhaupt nicht auf das Für und Wider der gestützten Kommunikation eingehen, denn selbst, wenn auch Inhalte des “Stützers” in das Mitgeteilte einfließen sollten, so überwiegt doch aus meiner Sicht bei weitem der Vorteil, dass ein autistischer Mensch einen Weg aus seinem “Inmich-Kerker" mit menschlicher Hilfe herausfinden kann.

Ein “Spiegel”-Artikel zum Thema
hier:

PUR hat die Situation von Birger Sellin aufgegriffen und gemeinsam haben Hartmut Engler und Ingo Reidl mit Birger Sellin das Lied “Ich will raus hier” gestaltet, in Anlehnung an das Buch “Ich will kein Inmich mehr sein” von Birger.

Und hier ist das Lied.


Und der Text und einige Kommentare sind z.B. hier zu finden:

Abschließend noch ein Gedicht, das der zeitgenössische Dichter Wolfgang Scholmanns über oder für? Birger Sellin geschrieben hat:
Ich ertrinke in Einsamkeit


Gruß

Hallo Clara,
danke auch für das Foto der Grabstätte von Chamisso, die ich nicht kannte.


longtime
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Re: Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Januar-Folge II. am 30. Januar: Birger Sellins Autismus
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 01.02.2010, 16:38:02
Ja, danke, enigma!

Ich habe den alten Artikel über Autismus noch gefunden:
enigma
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Re: Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Januar-Folge II. am 30. Januar: Birger Sellins Autismus
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 01.02.2010, 18:02:30
Danke, Longtime,

an den "Fred" erinnere ich mich auch noch.

Aber es gab auch noch einen speziell zu Birger Sellin. Den finde ich aber leider nicht mehr.

Gruß

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longtime
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Re: Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Folge II. am 1. Februar:
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 01.02.2010, 18:21:48
Ja, enigma, da ist immer viel gelöscht worden, wenn jemand sich nicht benehmen konnte!


*
Hugo von Hofmannsthal (1.02.1874-15.07.1929)


Die schöne Lyrik, neben den Dramen und der Prosa vom Meister, haben viele mit Schmackes und Naturempfinden auswendig lernen müssen.

Mein Lieblingsgedicht von ihm aber bleibt dies:


H.v.H.:
Manche freilich ..
.

Manche freilich müssen drunten sterben,
Wo die schweren Ruder der Schiffe streifen,
Andre wohnen bei dem Steuer droben,
Kennen Vogelflug und die Länder der Sterne.

Manche liegen immer mit schweren Gliedern
Bei den Wurzeln des verworrenen Lebens,
Andern sind die Stühle gerichtet
Bei den Sibyllen, den Königinnen,
Und da sitzen sie wie zu Hause,
Leichten Hauptes und leichter Hände.

Doch ein Schatten fällt von jenen Leben
In die anderen Leben hinüber,
Und die leichten sind an die schweren
Wie an Luft und Erde gebunden:

Ganz vergessener Völker Müdigkeiten
Kann ich nicht abtun von meinen Lidern,
Noch weghalten von der erschrockenen Seele
Stummes Niederfallen ferner Sterne.

Viele Geschicke weben neben dem meinen,
Durcheinander spielt sie alle das Dasein,
Und mein Teil ist mehr als dieses Lebens
Schlanke Flamme oder schmale Leier.
*
(Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke. Erste Reihe in drei Bänden. Bd. 1. Berlin 1924, S. 16-17)

*

Das Werk bei gutenberg.spiegel.de
Das Werk Hugo von Hofmannstahls
Re: Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Folge II. am 1. Februar:
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf longtime vom 02.02.2010, 09:13:52
Zu Hugo von Hofmannsthal:


Melusine

Im Grünen geboren,
Am Bache gefreit,
Wie ist mir das Leben,
Das liebe, so weit!
Heut hab ich geträumt
Von dem Wasser tief,
Wo ich im Dunkel
Nicht schlief, nicht schlief!
Was sich im Weiher
Spiegeln ging,
In meinen wachen
Augen sich fing:
Die traurigen Bäume,
Durch die es blinkt,
Wenn der Ball, der große,
Rot-atmend sinkt,
Die blassen Mädchen,
Die lautlos gehn,
Mit weißen Augen
Ins Dunkel sehn,
Und der Waldfrauen
Flüsternde Schar,
Mit Laub und Kronen
Im offenen Haar ...
Rotgoldne Kronen?
Und Perlschnüre schwer?
Ich hab es vergessen,
Ich finds nimmermehr.



lg
spatzl
longtime
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Re: Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Folge II. am 2. Februar:
geschrieben von longtime
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 02.02.2010, 13:06:01
Ja, liebe spatzl:

Hugo von Hofmannsthal bietet immer lyrische Überraschungen. Danke!

*

Am 2.Februar:

Annette Kolb

James Joyce

Daniel Charms

*


Über die Kolb informiert mit Angben und Gedichten die "fembio":

*

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longtime
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Re: Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Folge II. am 3. Februar:
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 03.02.2010, 09:13:44
Das Kalenderblatt

für den 3. Februar:


Georg Trakl

Ernst von Wildenbruch

Felix Mendelssohn Bartholdy

(wegen seines Briefwerks)

Agnes Harder

Johannes Urzidil
enigma
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Re: Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Folge II. am 3. Februar:
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 03.02.2010, 10:36:38
Ich lese öfter mal Gedichte von Georg Trakl.

Eines stelle ich ein, passend zur Jahreszeit und Wetterlage:

Winter

Der Acker leuchtet weiß und kalt.
Der Himmel ist einsam und ungeheuer.
Dohlen kreisen über dem Weiher
Und Jäger steigen nieder vom Wald.
Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.
Ein Feuerschein huscht aus den Hütten.
Bisweilen schnellt sehr fern ein Schlitten
Und langsam steigt der graue Mond.
Ein Wild verblutet sanft am Rain
Und Raben plätschern in blutigen Gossen.
Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.
Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain.
Georg Trakl

Eine weitere Auswahl
hier:


PS
Wenn ich später dazu komme, werde ich noch etwas über Richard Yates einstellen, der am 3. Februar 1926 in Yonkers im Bundesstaat New York geboren wurde.


enigma
enigma
Mitglied

Re: Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Folge II. am 3. Februar:
geschrieben von enigma
als Antwort auf enigma vom 03.02.2010, 13:05:46
Es ist noch nicht so lange her, vielleicht etwas über ein Jahr, dass ich den Namen Richard Yates zum erstenmal gelesen hatte.
Ich meine mich zu erinnern, dass in der FAZ ein Artikel über ihn gestanden hatte, in dem er als einer der wichtigsten amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts bezeichnet wurde.
Aber bis dahin hatte ich noch nie von ihm gehört.
Nun, das änderte sich dann, weil ich zunächst anfing, mehr über ihn zu lesen.
Zunächst seinen Lebenslauf, da ich ja ohnehin eine Schwäche für Lebensläufe habe.

Da war dann zu lesen, dass Richard Yates am 3. Februar 1926 in Yonkers im Staate New York geboren wurde.
Er hat offenbar sein ganzes Leben lang geschrieben, zunächst als Journalist und Werbetexter, später als freiberuflicher Ghostwriter, u.a. für Robert Kennedy, zuletzt dann als Schriftsteller.
Zwischenzeitlich hat er als als Lehrer gearbeitet.

Sein großes Thema war fast immer das Scheitern des amerikanischen Traums. Meist lebten seine Protagonisten die Kehrseite des Erfolges, scheiterten oder versuchten - meist erfolglos - ihr unglückliches Leben im Griff zu behalten.
Yates galt bzw. gilt noch als glänzender Stilist. Und er liebt seine Gescheiterten, das spürt man an seinem Schreiben.
Nun wusste ich etwas mehr von Yates und beschloß, mir ein Buch von ihm zu kaufen.
Nicht einen seiner Romane, sondern einen Band mit Kurzgeschichten mit dem Titel “Elf Arten der Einsamkeit”.
Das Bändchen, als Taschenbuch bei btb erschienen, umfasst tatsächlich elf Geschichten, die ich gerne gelesen habe, wobei vielleicht unterstützend hinzu kommt , dass ich ohnehin eine Vorliebe für Kurzgeschichten habe.

Einige Kurz-Rezensionen über die Kurzgeschichten habe ich bei Perlentaucher gefunden und stelle die Seite hier ein:

Sein Debut-Roman “Zeiten des Aufruhrs”, 1961 in der Originalsprache erschienen, wurde zwar zunächst ein Erfolg, Ende der sechziger Jahre geriet der Autor jedoch zunehmend in Vergessenheit.
Erst nach einem Artikel von Stewart O`Nan, in der Boston Review vor einigen Jahren wurden seine Bücher wiederentdeckt und -verlegt, eine Wiederentdeckung, die noch durch die sehr erfolgreiche Verfilmung des Romans durch Sam Mendes mit Kate Winslet und Leonardo di Caprio unterstützt wurde.
Der Film kam Anfang 2009 in die deutschen Kinos.
Da war der Schriftsteller bereits über 16 Jahre tot, denn er starb 1992.
Ein Artikel darüber ist im “Spiegel” erschienen und hier zu lesen:

Richard Yates’ eigenes Leben erinnert an das der Protagonisten in seinen Büchern.
Auch er wurde im privaten Leben mit zwei gescheiterten Ehen nicht glücklich. Und auch der große berufliche Erfolg, die Ehrung des Schriftstellers Yates, blieb ihm zu Lebzeiten weitgehend versagt.

Enigma




Re: Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Folge II. am 3. Februar:
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 03.02.2010, 18:23:16
Heute erinnern wir uns an den deutschen Lyriker und Dramatiker Bertolt Brecht
* 10. Februar 1898 in Augsburg, + 14. August 1956 in Berlin.

Über Bertolt Brecht

"Was sind das für Zeiten, wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist, weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt."

"Es ist schlimm, in einem Lande zu leben, in dem es keinen Humor gibt. Aber noch schlimmer ist es, in einem Lande zu leben, in dem man Humor braucht."


Das Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens

lg
spatzl

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