Forum Kunst und Literatur Literatur Literatur-Nobelpreis für Hertha Müller

Literatur Literatur-Nobelpreis für Hertha Müller

nasti
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Re: Literatur-Nobelpreis für Herta Müller
geschrieben von nasti
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.10.2009, 00:46:48

Die überglückliche Nobelpreisträgerin hat mit einem Preis nie gerechnet, und das macht Sie in meinen Augen sehr sympathisch.
Literatur Kritikerin Elke Heidenreich stört sich nur mit Ihre Frisur, während mit Ihre Literatur ist Sie ganz zufrieden, Reich Ranicki will kein Wort darüber sprechen, kein Kommentar.
Wer kennt die Herta Müller? Wenige. Ich habe über Sie noch nichts gehört, aber kein Wunder, ich befasse mich mit Literatur nicht so viel das ich meine eigene Meinung jetzt niederschreiben könnte.
Ich kann nur sagen. Ihre Frisur gefiel mir ausgesprochen, sieht sie aus wie eine Frau aus 30 - ere Jahre der voriges Jahrhundertes. Und Sie hat ein Geist in Gesicht geschrieben, ganz sichtbares Geist der Intelligenz. Und so eine zierliche Figur!
Ich habe nur Ihre Ausschnitte aus Ihre Bücher gelesen. Die neue und poetisch kreierte Worte finde ich sehr interessant und schön, erinnern mich an gemalte Bilder. Weil ich die deutsche Sprache nicht mächtig bin, deswegen begeistert mich Ihre Wortkreation.
Die Themen welcher sie niederschreibt finde ich für mich öde, ich habe schon eine Menge Literatur gelesen mit den gleiche Thema in ehemalige Ostblöcke . Ich selber, und meine in Arbeitslager gestorbene Familia könnten wir auch viel sagen, wenn mir der liebe Gott die Gabe für schreiben gegeben hätte.
Aber ich werde ein Koautor/in oder Lektor finden, die Frau Herta macht Mut für viele gerne schreibende.

Nasti
nasti
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Mitglied

Re: Literatur-Nobelpreis für Herta Müller
geschrieben von nasti
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.10.2009, 09:49:26

Hallo Mart


Alexander Solschenizyn war bei uns in Schule die Pflichliteratur, und die ganze Antifaschistische Literatur und Filme haben wir schon in ehemalige Ostblocks in Kindergarten mit Kuchen und Kakao mitgekriegt.
Das die Deutsche sind JETZT so begeistert mit antifaschistische Literatur wundert uns einige. Wir versuchen die für uns damalige Zwangsliteratur vergessen.

Nasti
longtime
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Interlope Meinungen über Herta Müller
geschrieben von longtime
als Antwort auf nasti vom 11.10.2009, 12:20:09
"Interlope Gesellschaft":

Herta Müller hat diesen Ausdruck, der von Oskar Pastior stammt - aus den Vorarbeiten zu dem Roman "Atemschaukel" - übernommen in die endgültige Fassung, die alleine von ihr stammt, weil Pastior am 4.10.2006 starb und Frau Müller die Aufzeichnungen und das Thema nicht verloren geben wollte.

Na, vielleicht erfahre ich hier von den Spezialistinnen erlesene Auskunft über das Neuwort "interlop".


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longtime

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enigma
enigma
Mitglied

Re: Interlope Meinungen über Herta Müller
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 11.10.2009, 19:22:25
Ich würde mich zwar auf keinen Fall als Spezialistin bezeichnen (eher schon als Sucherin, die hin und wieder mal was findet) , aber auf das Buch von Herta Müller bezogen wird “interlope Gesellschaft” erklärt als “buntgemischte Zwangsgemeinschaft”, nachzulesen - Linktipp!

Ich weiß zwar nicht, ob Oskar Pastior das wörtlich so vorgegeben hat, aber m.E. passt es ganz gut.




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enigma
longtime
longtime
Mitglied

Re: "Interlop" - als Adjektiv
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 12.10.2009, 10:56:10
Ich hatte gestern diesen markanten Ausdruck zum ersten Mal gehört.

*

Frau Müller hatte den Ausdruck „interlope Gesellschaft“ als von Oskar Pastior stammend so übersetzt: „zusammengewürfelte Gesellschaft“; er könne französischen Entlehnung sein ...; so gestern in einem Interview auf dradio.de:

„Die Poesie des Schreckens“ -
Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller im Gespräch mit Ruthard Stäblein über ihre Kindheit in der Diktatur und ihr Schreiben“

Gestern im dradio.de: Interview mit Frau Müller

*

Aus einem rumänisch-englsichenWörterbuch:
"interlop": als Adjektiv:

1. shady
2. suspect
3. dubious


*

Herta Müllers Buch „Die Nacht ist aus Tinte gemacht“
(CD. Bei „supposé“. Berlin)

Vorgestellt von Florian Felix Weyh:

„Von ihrer Kindheit auf dem rumänischen Land und der unterjochten Existenz im Sozialismus erzählt Herta Müller auf der CD "Die Nacht ist aus Tinte gemacht".
Ein eindrückliches biografisches Zeugnis einer großen Autorin und großen mündlichen Erzählerin.“

S. Linktipp:

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longtime


miriam
miriam
Mitglied

Re:
geschrieben von miriam
als Antwort auf longtime vom 12.10.2009, 12:58:11
Interlop wird m. E. am korrektesten mit anrüchig übersetzt.

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miriam

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olga64
olga64
Mitglied

Re: Literatur-Nobelpreis für Herta Müller
geschrieben von olga64
als Antwort auf nasti vom 11.10.2009, 12:20:09
Am meisten freut mich, dass innerhalb von 6 Jahren 3 Frauen diesen Nobelpreis erhielten - früher war das ja äusserst selten.
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olga64
Medea
Medea
Mitglied

Re: Literatur-Nobelpreis für Herta Müller
geschrieben von Medea
als Antwort auf olga64 vom 12.10.2009, 15:01:51
Schließe mich an, freut mich sehr für Herta Müller, eine gute Entscheidung,

Elfriede Jellinek hatte dagegen nicht meine Sympathie.

M.
clara
clara
Mitglied

Re: Literatur-Nobelpreis für Herta Müller
geschrieben von clara
als Antwort auf enigma vom 09.10.2009, 07:46:10
Liebe Leseratten oder Bücherwürmer (sucht euch das euch passende "Geziefer" aus),

nun hatte ich Gelegenheit, zwei Bücher von Herta Müller zu bekommen. Das eine, ein schmales Bändchen (112 Seiten) mit dem Titel
Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt
habe ich gestern angefangen und heute fertiggelesen.

Ich muss sagen, die Jury hatte eine gute Wahl getroffen!


Bei allem Respekt für persönlich Erlebtes fehlt mir bei der Sprache von Herta Müller eher eine gewisse Sachlichkeit oder Nüchternheit,

--
enigma



Liebe enigma, was dieses Buch betrifft, kann ich das so nicht bestätigen. Die Sprache ist knapp, dabei sehr genau beschreibend, gekennzeichnet durch durchgängig kurze Sätze. Sicher, auch sehr poetisch, aber nie um der Poesie willen als Selbstzweck, sondern stets, um Seelenzustände und Befindlichkeiten auszudrücken. Dabei überhaupt nicht abgehoben. Für mich ein echter Lesegenuss.
Übrigens bezieht sich der Titel auf ein rumänisches Sprichwort, das die Unbeholfenheit des flügellahmen Wildvogels auf das Leben und Schicksal des Menschen überträgt(Zitat)

So, das war mein Eindruck.

Nun bin ich auf das zweite Buch gespannt, den Roman Herzblut, für den die Autorin 1998 den weltweit höchstdotierten Literaturpreis für ein einzelnes Werk erhielt.

--
clara
enigma
enigma
Mitglied

Re: Literatur-Nobelpreis für Herta Müller
geschrieben von enigma
als Antwort auf clara vom 21.10.2009, 22:08:08
Liebe Clara,

etwas genauer habe ich in meinem Beitrag vom 9.10., 10.02 Uhr, angegeben, welche Metaphern mir beispielsweise nicht gefallen.

Wenn Du Lust hast, ruf` doch mal die Rezension von Iris Radisch ab, die Longtime zu Beginn dieses Threads eingestellt hatte.
Die findest Du hier:
Auch die Kommentare zu dem Artikel sind aus meiner Sicht interessant.

Einige Textpassagen aus der „Atemschaukel“ sind da eingestellt, die mir überhaupt nicht gefallen.

Drei kopierte Beispiele aus der oben bezeichneten Rezension stelle ich hier noch einmal ein, um deutlich zu machen, was ich meine:
„(das Licht schaut sich im Mund selber an, der Regen vergisst die Steppe, der Hunger sitzt vorm Teller und frisst)“
(»die Sonne ist an diesem Morgen ganz früh wie ein roter Ballon aufgegangen«, »hinter den Tannen geht die Sonne ganz früh wie ein roter Ballon auf«)
(der »Hungerengel« fliegt durchs Lager, die »Herzschaufel« umschmeichelt lyrisch das Kohleschippen, die Lagernacht ist aus »Tinte«, die Löschgrube im Lager verdorrt wie »Pelzblumen«, über dem Lagerhimmel steht der Mond wie »ein Glas kalte Milch«.“)*)

Nein,persönlich gefällt mir diese Sprache nicht.
Und darum möchte ich wahrscheinlich dieses Buch nicht lesen.

Vorher hatte ich von Herta Müller vor Jahren einen ihrer frühen Erzählbände gelesen, nicht ungern gelesen, muss ich sagen, aber er ist mir auch nicht unvergesslich in Erinnerung geblieben.

Ob man jemandes Sprache mag oder nicht so, ist ja auch sehr subjektiv.
Insofern ist es doch absolut legitim, dass Dir besser gefällt, was mir weniger gefällt.

*)im letzten Beispiel ist der Zwischentext natürlich von Frau Radisch.

Freundliche Grüße


--
enigma

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