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Literatur Literatur-Quiz (oder auch Quizze)

longtime
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RE: Literatur-Quiz (oder auch Quizze)
geschrieben von longtime
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.07.2019, 13:51:38
Ja, prima! Das war er der Sigismund von Radecki:

Er ist ein Autor, den man zu den baltisch-livländischen Dichtern zählt (in Riga geboren), obwohl er in Berlin, in Wien und in der Schweiz lebte – und im westfälischen Gladbeck starb und beerdigt wurde. Seine Lebensdaten 1891-1970.

Der Text stammt aus einer Sammlung von Essays: Nebenbei bemerkt (1936); und ist doch ein Hauptstück: Verlustanzeige (S. 220 – 227)

Die erwähnten Aufsatzthemen zu Lessing und der Jungfau von Orleans (die eine bedeutende Rolle spielt in Heinrich Manns „Professor Unrat“) und entstammenn der deutschen Liteaturgeschichte.


Dieter Hildebrandt erlebt die Schulsituation so, ohne den SvR. zu kennen:: https://www.zeit.de/2005/05/Das_dritte_Gebet – Abruf 29.06.2019 -
 
longtime
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RE: Literatur-Quiz (oder auch Quizze)
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 03.07.2019, 16:46:16
WiechertGoetheOak.jpgIm KZ (nahe Weimar...): mit dem Rest der Goethe-Eiche (aus dem früheren Buchenwald!, wo sich Goethe mit anderen Freuden traf.)


Eine Aufgabe für ein Quiz:

Eines Dichters Schicksal:

Nach einer Stellungnahme für den inhaftierten Pastor Martin Niemöller, einen führenden Vertreter der Bekennenden Kirche, und der Weigerung, an den Wahlen zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich teilzunehmen, wurde er am 8. Mai 1938 verhaftet. Nach mehreren Wochen im Polizeigefängnis München wurde er am 4. Juli in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt.

Am 4. August 1938 schrieb Goebbels in sein Tagebuch (da nach dem Ende des 2. Weltkriegs veröffentlicht wurde):

„Vernehmungsprotokoll von dem sogen. Dichter W. gelesen. So ein Stück Dreck will sich gegen den Staat erheben. 3 Monate Konzentrationslager. Dann werde ich ihn mir persönlich kaufen.“

Doch W. wurde schon Ende August nach Protesten im In- und Ausland entlassen und direkt nach Berlin zu Goebbels gebracht.

Über das Gespräch notierte der Propagandaminister am 30. August 1938 in seinem Tagebuch:

„Ich lasse mir den Schriftsteller W. aus dem K.Z. vorführen und halte ihm eine Philippica, die sich gewaschen hat. Ich dulde auf dem von mir betreuten Gebiet keine Bekenntnisfront. Ich bin in bester Form und steche ihn geistig ab. Eine letzte Warnung! Darüber lasse ich auch keinen Zweifel ... Hinter einem neuen Vergehen steht nur die physische Vernichtung. Das wissen wir nun beide.“

Unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager musste W. auf Verlangen Goebbels’ am ersten Weimarer Dichtertreffen teilnehmen, einer propagandistischen Tagung für die Elite des nationalsozialistischen Literaturbetriebs, die unter dem Thema (komische Ironie!) Die Dichtung und die Wirklichkeit des Volkes in Weimar stattfand.

W. fühlte sich, wie er später in seiner Autobiografie schrieb, als „Plakat“ missbraucht, „das man aushängen konnte, damit jedermann sehe, wie großmütig das Dritte Reich war.“
W. wurde erlaubt, weiter zu veröffentlichen im Reich der Deutschen(!) unter der Bedingung, dass seine Arbeiten strikt unpolitisch blieben.

... Und er schrieb einen Bestseller (obwohl man das damals nicht so nannte.) - Wie hieß der Lobgesang des Lebens...?

 
SamuelVimes
SamuelVimes
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RE: Literatur-Quiz (oder auch Quizze)
geschrieben von SamuelVimes
als Antwort auf longtime vom 04.07.2019, 16:12:07

Mehr zufällig habe ich hier reingeschaut....

leben.jpg
LG
Sam


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longtime
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RE: Literatur-Quiz (oder auch Quizze)
geschrieben von longtime
als Antwort auf SamuelVimes vom 04.07.2019, 16:29:06
Wiechert_Goethe-Eiche-NTS.jpg
Danke, lieber Sam - Wohl geraten!
- Ich kann erst morgen das Quiz fortsetzen!
- Heut die Goethe-Eiche - nur noch im Wurzelgrund erkennbar im KZ Buchenwald.
longtime
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RE: Literatur-Quiz (oder auch Quizze)
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 09.07.2019, 12:11:15

Eines Dichters Schicksal:

Unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager musste Wiechert auf Verlangen Goebbels’ am ersten Weimarer Dichtertreffen teilnehmen, einer propagandistischen Tagung für die Elite des nationalsozialistischen Literaturbetriebs, die unter dem Thema Die Dichtung und die Wirklichkeit des Volkes in Weimar stattfand.

W. fühlte sich, wie er später in seiner Autobiografie schrieb, als „Plakat“ missbraucht, „das man aushängen konnte, damit jedermann sehe, wie großmütig das Dritte Reich war.“[7] W. wurde erlaubt, weiter zu veröffentlichen unter der Bedingung, dass seine Arbeiten strikt unpolitisch blieben.

Wie sehr das Publikum und große Teile der künstlerischen Prominenz W weiterhin zugetan waren, belegt ein Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel über seinen 60. Geburtstag 1947:

„Man feierte den Dichter, dessen Weg in dem masurischen Forsthaus Kleinort, in der Einsamkeit ostpreußischer Wälder begann, als einen der ‚wesentlichsten Rufer gegen die drohende Entseelung des Menschengeschlechts‘. Man feierte ihn als ‚starken und tiefen dichterischen Geist‘, einen ‚Epiker von eminentem Naturgefühl‘ und ‚erlebnishafter dichterischer Darstellung‘, als einen ‚Gottsucher von Ernst und Leidenschaft‘. […] Und erinnerte daran, ein wie großer Trost für viele der Dichter war, der, unter Gestapobewachung stehend, seine Manuskripte im Garten vergraben mußte. […] Auch jenes Interview wurde erwähnt, in dem er 1947 schwedischen Journalisten gesagt hatte, er habe den Glauben an die Zukunft des deutschen Volkes verloren. […] In Erinnerungen und Würdigungen, Gedichten und Grüßen bekennen sich hier Dichter und Gelehrte, bekannte und unbekannte Menschen, Jugend und Alter zu W.. Ricarda Huch, Johannes R. Becher, Hermann Hesse, Otto Flake, Max Picard, Werner Bergengruen, Eduard Spranger, Reinhold Schneider, Hans Carossa und Kasimir Edschmid sind unter ihnen. […] Sie grüßen in ihm den Menschen und Dichter, sie sind ihm dankbar für das, was sie von ihm empfingen und empfangen.“ (Der Spiegel v. 24. Mai 1947)

Rest der Goetehe-Eiche:

https://www.buchenwald.de/543

*
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Wiechert#cite_ref-8


Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Wiechert

Und der Bestseller-Roman: „Das einfache Leben“:
https://de.wikipedia.org/wiki/Das_einfache_Leben
*

Vor allem mit seinem Roman Das einfache Leben (München 1939) erreichte er ein großes Publikum. Die Hauptfigur, der Korvettenkapitän a. D.Thomas von Orla, zieht sich aus der verhaßten Großstadt in die Einsamkeit der ostpreußischen Landschaft zurück, um dort endlich die erhoffte Ruhe zu finden und nicht so weiterzuleben, wie es in einem von ihm zitierten Psalm heißt: »Wir bringen unsere Jahre zu wie ein Geschwätz.«

Horst Krüger hat das Phänomen ERNST WIECHERT – am Beispiel vom „Einfachen Leben“ gut erklärt, als Position eines »extrem Unpolitischen« beschrieben: »Er gab sich der ebenso schönen wie gefährlichen Illusion hin, es gäbe jenseits von Mitläuferturn und Widerstand noch einen dritten Weg: den ganz nach Innen. Die reine Innerlichkeit als Fluchtburg der deutschen Seele war sein Topos. So dachten angesichts der brutalen Nazidiktatur viele der Besten im Großbürgertum, im Adel, in der Generalität: äußerlich mitmachen, trotzdem rein bleiben, innerlich. Es war die rettende Notlüge sehr deutscher Prägung, zugegeben in einer furchtbaren Zwangslage. Wiechert hat dieser Notlüge im Einfachen Leben das klassische Denkmal gesetzt. Darin lag das Geheimnis seines Massenerfolgs.« - Horst Krüger: Ein Denkmal deutscher Innerlichkeit. Über Ernst Wiechert: „Das einfache Leben“. In: Marcel Reich-Ranicki (Hrsg.): Romane von gestern - heute gelesen. Bd. 3. Frankfurt am Main 1990, S. 238-245.

*

Wer mach noch mit beim Literatur-Quiz?
Herz
(Morgen setze ich sonst ein neues Quiz-chen ein.)
longtime
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RE: Literatur-Quiz (oder auch Quizze)
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 10.07.2019, 10:54:02
SCANNEN0001 MÖRIKE (2).JPG
- Sozusagen ein Vexirbild -


Ein Dichter in einem Brief im Jahre 1830 an einen Freund:
 
Am Ende Deines Briefes sprichst Du als warmer Weltbürger. Ich versichere Dich, mir war diese Seite Deines Wesens immer so wenig zuwider als mir die Sache selbst niemals gleichgültig ist. Ich stehe mit Dir und dem 1. Priester in Ernsbach [ein Freund in E.] in diesem Falle nicht sowohl durch Einseitigkeit u. Mangel an gutem Willen in OPPOSITION als vielmehr dadurch daß mir durchaus die Kehle zugeschnürt ist mich lebhaft in einer Angelegenheit auszulassen, wo ich meinen Wirkungskreis nicht DIRECT vor mir sehe. Jene Idee von einer schönen höchst humanen Regulirung des Buchhandels ergriff ich schnell und mit Wärme fürs allgemeine Beste, weil sich hier einiger StandPunkt fiir meine etwaigen Fähigkeiten entdecken ließ. Was aber zum Beisp. B...s Betrachtung über den gegenwärtigen und zu hoffenden Völkerstand betrifft so denk ich mir zwar wohl den Zusammenhang der allgemeinsten GesichtsPunkte mit den besondersten - aber eh ihr mir eine tüchtige Handhabe zeigt, mit der ich entschiedener in das Ganze eingreifen könnte als durch das BildungsMittel, das innerhalb künstlerischer Darstellung liegt, worin ich auch meinen modesten Weg treulich fortzusetzen, mit der Zeit wohl rascher, offenbarer, zu verfolgen
gedenke - müßt Ihr mir Nichts zumuthen.
(...)
[Es geht um neue Jobs für den Schreiber, wie wir heute sagen würden; also um einen Berufswechsel für den Schreiber, der ihm schwer fällt.]


Und weiter mit dem Dichter im selben Brief an seinen Freund (1830):


Du schreibst v. Deinem Enthusiamus über die REVOLUTIONEN; die Begenheiten in Frankreich haben mir mehr als Einmal den freudigen Schauder den Rücken hinaufgejagt – aber was ists daß mir die Sprünge in Braunschweig u. s. w. ganz brecherisch machten. Was jezt dergleichen in Deutschland geschehen könnte perhorrescire ich im voraus als Eitelkeit - u. wenn ich hierin zu weit gehe so hats das schwarzrothgoldne Band verschuldet, das denn aber doch meinen Patriotismus nicht ganz und gar stranguliren konnte.
Empfehl mich HE. M... u. grüße N...
                               Immerdar
                                         Dein tr. E.
* *

Was da los war in Braunschweig?

„Braunschweig“: In Braunschweig, der Residenzstadt (mit damal ca. 34 000 Einwohnern) des gleichnamigen Herzogtum, hatte am 6. und 7. September die Bevölkerung mit Unterstützung des Offizierskorps und der Beamtenschaft den regierenden Herzog aus dem Land getrieben und das Schloß in Brand gesteckt.
„Brecherisch“: Oberdeutsche Nebenform des hochdeutsch nicht mehr geläufigen „brecherlich“ im Sinn: übel, zum Erbrechen.
„schwarzrothgolden Band“: Die Farben der 1818 gegründeten Allgemeinen Burschenschaftenschaft (nicht einer speziellen akademischen Verbindung) stehen hier die verschiedenen Corps, Burschen- und Landsmannschaften, deren Treiben auch während M.s Studienzeit immer wieder zu Verfolgungen durch die Behörden Anlaß gab. Ihnen gegenüber hat sich der Dichter sehr distanziert verhalten (...)

[So erläutert es mir freundlich der Kommentar in meiner Ausgabe des Briefwechsels.]


 

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CharlotteSusanne
CharlotteSusanne
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RE: Literatur-Quiz (oder auch Quizze)
geschrieben von CharlotteSusanne
als Antwort auf longtime vom 12.07.2019, 13:55:07

Lieber longtime,
so sehr bewandert bin ich in Literaturfragen nicht, daß ich mit einem bestimmten Grundwissen
an die Lösung Deines Quiz herangehen könnte.
Ich vermute ganz vorsichtig, daß mit dem Dichter, der gesucht wird, Eduard Mörike gemeint
sein könnte, der mit Ludwig a. Bauer befreundet war, der vielleicht der gesuchte "Priester
von Ernsbach" war.
Aber vielleicht bin ich auch auf einer völlig falschen Fährte  ................

Ein schönes Wochenende wünscht Dir
C.S.

CharlotteSusanne
CharlotteSusanne
Mitglied

RE: Literatur-Quiz (oder auch Quizze)
geschrieben von CharlotteSusanne
als Antwort auf CharlotteSusanne vom 12.07.2019, 15:39:38


img.php.jpg
Ganz falsch scheine ich nicht zu liegen, denn die Totenmaske ist von Eduard Mörike.
C.S.
RE: Literatur-Quiz (oder auch Quizze)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf longtime vom 12.07.2019, 13:55:07

Ich finde die Idee mit dem Literatur-Quiz ganz toll, aber müssen es denn ausgerechnet Briefe sein? Es ist schon ein sehr spezielles Interesse, sich durch den Briefwechsel der Altvorderen zu arbeiten. Sicher spannend, aber ...

longtime
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RE: Literatur-Quiz (oder auch Quizze)
geschrieben von longtime
als Antwort auf CharlotteSusanne vom 12.07.2019, 15:44:32



Danke & TUSCH: liebe CharlotteSusanne - der Eduard Mörike war!

Schön, dass Sie an Ludwig Amandus Bauer erinnern! (Er war besonders wichtig poetisch tätig mit Mörike für „Weyla“ und den „Wispel“ - Orplid‘s letzte Tage.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Amandus_Bauer
 
Dies habe ich aber nicht gefunden, wie es als pdf in Wiki steht:
 
Orplid‘s letzte Tage. In: Ludwig Bauer‘s Schriften. Nach seinem Tode in einer Auswahl herausgegeben von seinen Freunden. Stuttgart : Blum & Vogel, 1847.

*

Zitiert habe nach der große Mörike-Gsamtausgabe bei Klett-Cotta: Werke und Briefe. Bd.11. Briefe. 1829 - 1832. Hrsg.: Hans-Ulrich-Simon, dem glänzenden Kenner rund um E.M. -

Ludwig-Uhland-Preis für Hans-Ulrich Simon:
Zum fünften Mal ist der Ludwig-Uhland-Preis vergeben worden: Diesjähriger Preisträger ist der Literaturforscher Hans-Ulrich Simon. Er kann sich auch über ein Preisgeld von 10.000 Euro freuen. (2009)
*
Mörike Münze.jpgMörike-Münze. jpg.

*
Ja, Mörike ist ein Sonderfall:  Wenn man seine Dichtung(en) hier als Quiz aus-schreibt kann man alles im Internet finden.

Aber,
Unschuldig

bitte - das nächste Quiz!? -

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