Forum Kunst und Literatur Literatur Literaturkalender: NEUE Folge 28. November. 2009

Literatur Literaturkalender: NEUE Folge 28. November. 2009

longtime
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Literaturkalender: NEUE Folge - beginnend am 28. November. 2009
geschrieben von longtime
28.11.:

Zur Ehrung Stefan Zweigs

Stefan Zweig (28. November 1881 - 22. Februar 1942)

Abgesehen von den Novellen, Romane, historischen Chroniken und Briefen - heute von mir hier ein Gedicht:

Herbst
(1898)


Traumstill die Welt.
Nur ab und zu ein heiserer Schrei
Von Raben, die verflatternd um die Stoppeln streichen.
Der düstre Himmel drückt wie mattes schweres Blei
Ins Land hinab. Und sacht mit seinen sammetweichen
Schleichsehritten geht der Herbst durch Grau und Einerlei.
Und in sein schweres Schweigen geh` auch ich hinein,
Der unbefriedigt von des Sommers Glanz geschieden.
Die linde Stille schläfert meine Wünsche ein.
Mir wird der Herbst so nah. Ich fühle seinen Frieden:
Mein Herz wird reich und groß in weitem Einsamsein.
Denn Schwermut, die die dunklen Dörfer überweht,
Hat meiner Seele viel von ihrem Glück gegeben.
Nun tönt sie leiser, eine Glocke im Gebet,
Und glockenrein und abendmild scheint mir mein Leben,
Seit es des Herbstes ernstes Bruderwort versteht.
Nun will ich ruhen wie das müde dunkle Land...
Beglückter geht mein Träumerschritt in leise Stunden,
Und sanfter fühle ich der Sehnsucht heiße Hand.
Mir ist, als hätt` ich einen treuen Freund gefunden,
Der mir oft nah war und den ich nie gekannt.

*

Zweig über den Antisemitismus:

„Man schreibt in Deutschland eine Sprache, die uns ausschließt. Man hat zwar seine Million Leser in Deutschland, Menschen, die einen lesen möchten und in den Buchhandlungen die Bücher nicht mehr finden, nicht einmal mehr erfahren, daß sie erscheinen. In der ersten Zeit des Nationalsozialismus wurde man wenigstens jede Woche angegriffen - ein Zeichen, daß man lebte, ein Zeichen, daß es uns noch gab. Jetzt absolutes Schweigen. Das Nichts, der Sarg, der Tod. Die erste Taktik war vorzuziehen, sie ließ uns in der Form des Hasses bestehen. Die neue ist noch grausamer. Und immer die ausgestreckten Hände, immerzu Menschen, denen man einen Mut vorlügen muß, dein man selbst nicht hat. Alles in Europa treibt mit unaufhaltsamer Gewalt der Vernichtung entgegen, und ich erkenne abermals, daß es nie die Weisen, nie die Denker sind, die das dramatische Geflecht der Geschichte weben, sondern die großen Monomanen, die Mondsüchtigen, die nur ihre Idee sehen, eine Idee, die die Welt heilen soll, - aber in Wahrheit krepiert sie daran.“

*
(Stefan Zweig in einem Brief an Romain Rolland, vom 22. Mai 1935)

*

Näher zu Stefan Zweig:

Stefan Zweigs Homepage

*

Stefans Zweigs Leben und Werk bei Wiki, s. Linktipp:

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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - zum 1. Advent:
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 29.11.2009, 00:02:25
Als ausgewähltes Adventsgedicht:

Vom „Stern der Liebe“:


... verfasst von der "Meisterin des Verschweigens, der irritierenden Stille" (so MRR) über Elisabeth Borchers (1926):


ELISABETH BORCHERS:
ICH WILL IHN HEBEN


Ich will ihn heben
den versunkenen Schatz
das Gold, die Lieb, den Edelstein
Ich die die Weltenuhr verrücken
Ich wie, es wir nicht einfach sein
Ich weiß, es wird mir nie und nimmer glücken
So laß die Sterne leuchten
Und sei’s nur einer: der ist dein.

*

(Aus: Elisabeth Borchers: Eine Geschichte auf Erden. Gedichte. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002. - © Suhrkamp, Frankfurt/M. – Der Feuilletonist Hans Jansen hat in der WAZ vom 28.11.09 diesen Text als „Gedicht der Woche“ vorgestellt, aus dem „Lyrikkalender des Deutschlandsfunks für das Jahr 2010“, der im nächsten Jahr als „Lyrischer Kalender“ bei dradio.de täglich vorgestellt wird, mit Gedicht und Kurzinterpretation).


*

Ich verweise auf meinen BLOG-Beitrag zum Thema "Advent", der ich erweitern werde bis Weihnachten; und aus dem der Borchers-Text, in dem sie den "Stern der Liebe", ".. der ist dein", in der letzten Zeile beschwört, ein Ausschnitt ist.

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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - zur Erinnerung an H.H. Jahnn
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 29.11.2009, 08:56:30
Vor 50 Jahren starb der Schriftsteller Hans Henny Jahnn.

Zur Erinnerung von dradio.de ein Kalenderblatt von Christian Linder; s. Linktipp:


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enigma
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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - zur Erinnerung an H.H. Jahnn
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 29.11.2009, 09:14:31
Ja, die Erinnerung an Stefan Zweig ist bei mir noch ziemlich lebendig, im Gegensatz zu der an Hans Henny Jahnn, von dem mir nur noch der Name im Gedächtnis geblieben ist.
Irgendwann und irgendwie habe ich jedenfalls mal was über ihn gehört oder gelesen.

Die Gedichte von Elisabeth Borchers, die ich kenne, gefallen mir.



Heute möchte ich an eine Frau erinnert, die zwar selbst nicht als Schriftstellerin hervorgetreten ist, jedenfalls nicht, soviel ich weiß, die aber ein wichtiges Werk bewahrt und in eine Stiftung eingebracht hat.

Ich spreche von Mary Gerold (Tucholsky), der zweiten Ehefrau von Kurt Tucholsky, die am 29. November 1898 in Riga geboren wurde.
Sie war von 1924 - 1933 mit ihm verheiratet.

Im November 1935, kurz vor seinem Tod, schrieb Tucholsky ihr einen Brief und setzte sie etwas später zur Alleinerbin ein.

Unter dem Namen Mary Tucholsky baute sie nach 1945 ein Kurt Tucholsky-Archiv auf, das sie jahrelang betreute.

Nach ihrem Tode 1987 gingen die Rechte auf Tucholskys Werk auf die Kurt Tucholsky-Stiftung über.

Mary Tucholsky wurde alt. Sie überlebte K.T. um 51 Jahre.


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enigma
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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - heute zur Erinnerung an Fontane
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 29.11.2009, 16:16:39
Ja, die Mary Gerold-Tucholsky ist wahrhaftig eine wichtige Partnerin und die Nachlassverwalterin Tucholsky. - Danke für die Erwähnung und Erinnerung!

*

Eine Meldung ohne Terminanlass; außer dass der Text von MRR aktuell ist:

In der FAZ beantwortet Reich-Ranicki wöchentlich iterarische Leserfragen. Heute nach dem Kritiker Theodor Fontane. Er nennt ihn „Ein Labsal für natürliche Menschen“

Takayuki Matsui, Nagoya, Japan, hatte MRR gefragt:
„Wie schätzen Sie Theodor Fontane als Kritiker ein?“



Theodor Fontane

MRR schreibt:
Fontane genierte sich nicht, über ein Stück zu schreiben, es sei ein „Kuddelmuddel“, ja „ein vollständiges Gequatsche“ und überdies „eine wahre Geduldsprobe“. Keine Skrupel hatte er, 1870 ein historisches Drama des damals geschätzten Karl Gutzkow ein „unerquickliches Machwerk“ zu nennen. Keine Szene sei vorhanden, die uns nicht „verstimmt, verärgert, verdorben und geradezu entrüstet hätte“.
Nach dem Sieg von 1871 war Fontane für die vaterländische Begeisterung weniger denn je zu haben. Er warnte: Man möge sich bescheiden und das Lied von der deutschen Treuherzigkeit und der welschen Tücke auf sich beruhen lassen. „Wir haben nun Elsass und Lothringen“ und können unsere alte Weltstellung als Generalpächter der Sittlichkeit aufgeben.
Missbilligung und Zweifel konnte Fontane überzeugender begründen als Lob und Zustimmung. Aber das gilt für alle Kritiker, es liegt in der Natur der Sache. Das Schlechte, das Missratene an einem Kunstwerk lässt sich in der Regel genau bestimmen, dem Guten oder gar Vollendeten hingegen können wir nie ganz gerecht werden. Doch war Fontane zu sehr ein erfahrener Profi, um sich zu weltfremden Urteilen hinreißen zu lassen.
Sein Verhältnis zu den Klassikern wurde weitgehend von seiner entschiedenen Absage an eine Traditionsgläubigkeit bestimmt, in der er - wie es in seiner „Räuber“-Rezension von 1878 heißt - lediglich „schnöde Kritiklosigkeit“ sah und nichts anderes als „Nachplapperei, Feigheit und Ungerechtigkeit“. Gelegentlich schrieb Fontane in einem Brief: „Wer mir sagt, ich war gestern in ,Iphigenie', welch Hochgenuss, der lügt . . .“

Ein wahrer Theaterkritiker

Als in den Gründerjahren Goethe und Schiller zu Helden der Nationalgeschichte umstilisiert und der Kritik mehr oder weniger entzogen wurden, äußerte sich Fontane zumindest über einige ihrer Werke sarkastisch und abfällig. Unter seinen Kritiken finden sich nicht wenige, die sich bei näherer Betrachtung als unverbindliche Plaudereien erweisen.
Man macht es sich freilich allzu bequem, wenn man, Karl Kraus folgend, für den in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts modernen und recht zwielichtigen deutschen Feuilletonstil immer wieder Heine die Verantwortung zuschiebt. Der Journalist Fontane, der so groß war, dass man ihn nicht unter Denkmalschutz zu stellen brauchte, hatte daran einen nicht ganz kleinen Anteil.
Aufschlussreich ist sein Verhältnis zu Gottfried Keller, dem - so Fontane im Jahre 1883 - „all seiner Gaben, all seines Humors und Künstlertums unerachtet, eines fehlt: Stil“. Er sah in ihm einen vornehmlich epigonalen Schriftsteller: „Alles, was er bringt, war nach Form und Inhalt schon vorher da.“ Hingegen schrieb Fontane fast gleichzeitig, dass er Paul Heyse „für das größte, für das reichste Talent halte, das wir zur Zeit in Deutschland besitzen“.

Verräterisch ist der teilweise glänzende Verriss der „Ahnen“ Gustav Freytags: Den Ausgangspunkt bildet hier eine fontanesche Definition des Romans, die sich als Definition lediglich des fontaneschen Romans erweist. So ist es meistens, wenn Fontane über Epik urteilt: Er zögert nicht, die aus seinem eigenen Werk bezogenen Kriterien zur allgemeingültigen Norm zu erheben. Mit anderen Worten: Der Romancier kommt hier dem Rezensenten ins Gehege, der - bewusst oder unbewusst - seinen epischen Bemühungen Schützenhilfe leistet.

Wo aber Fontane sich überwindet, ein derartiger Sonntagsjäger der Kritik zu sein - also auf dem Gebiet des Dramas -, da ist seine Objektivität tadellos und sein Urteil ungleich treffender. Weder täuscht ihn das Epigonale, noch kann ihm das Neue entgehen. Die Rezensionen der Wildenbruch-Dramen zeigen das ebenso wie - andererseits - die vielzitierten (und zu Recht vielgerühmten) Kritiken über Ibsen und den jungen Gerhart Hauptmann.

Kritik braucht Reduktion

Anders als die (nicht zahlreichen) Buchbesprechungen beweisen die Theaterrezensionen, zumal die über die zeitgenössischen Stücke, wie deutlich Fontane erkannt hatte, dass der öffentlich prüfende Kritiker sich jedes Mal selber einer öffentlichen Prüfung aussetzt. Sein Parkettplatz sei ein „Armesünderbänkchen“ gewesen und er öfter ein Angeklagter als ein Richter.
Er hat das „Missliche aller Kritikerei“ sehr wohl gefühlt und nie verheimlicht, welche Zweifel und Bedenken ihn beunruhigten. Aber im Unterschied zu jenen Kritikern, die den Leser gern über ihre Hemmungen und Skrupel und über die vielfachen Schwingungen ihrer Seele informieren, hielt es Fontane für angebracht, seine Unsicherheit zunächst einmal mit sich selber abzumachen und dem Publikum, wann immer nur möglich, die Resultate zu unterbreiten.
Wie nach ihm Kerr und Polgar, Musil und Benjamin war auch er sich dessen bewusst, dass Kritik ohne Reduktion unmöglich sei, dass jener also, der kritisieren will, vereinfachen muss. Was dies in der Regel für den Kritiker nach sich zieht, konnte Fontane oft genug erfahren. Auch ihm wurde natürlich von den Kollegen und von denen, die mit seiner Beurteilung unzufrieden waren, vorgeworfen, er sei apodiktisch und ein simplificateur terrible.
Aber gerade darin - in der apodiktisch anmutenden Klarheit und in der Kunst der kritischen Vereinfachung - bestand, zu einem Teil wenigstens, seine Bedeutung, wenn nicht seine Meisterschaft. Kurz nachdem er seine Tätigkeit als ständiger Theaterrezensent der „Vossischen Zeitung“ aufgegeben hatte, schrieb Fontane seiner Tochter Mete, er müsse mit seinen Schreibereien für natürliche Menschen ein wahres Labsal gewesen sein, „weil doch jeder die Antwort auf die Frage ,weiß oder schwarz', ,Gold oder Blech' daraus ersehen konnte“.

---- so weit MRR.

Vgl. Linktipp:

*(Ich will diesen Text hier, ohne Datenzusammenhang, anbieten; er gilt für immerwährende Fontane-Lektüre, ob heute, ob übermorgen.)

Wenn's gefällt:
Ihre eigene Frage zu Autoren an Reich-Ranicki schicken Sie bitte an [email protected] oder Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Stichwort „Sonntagsfrage“, Mittelstraße 2-4, 10117 Berlin.

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longtime
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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - heute zur Erinnerung am 30.November
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 29.11.2009, 22:32:21
Für den 30.11., den letzten Novembertag, hier ein unverbindlicher Vorschlag für literarische Erinnerungsarbeit:


Jonathan Swift

Hermann Kurz

Theodor Mommsen
(1902 als erster Deutscher mit dem Literaturnobelpreis geehrt)

Mark Twain
(Hier verkneife ich mir ein Zitat nicht, das ich ihm, dem gescheitestsen US-Autor verdanke: "Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend."


Oscar Wilde

Harry Graf Kessler

Etty Hillesum (* am 15.01.1914 als Esther Hillesum in Middelburg - getötet am 30. November 1943 im KZ Auschwitz-Birkenau)


Produktives Nachdenken, auch geistige Freude wünsche ich euch; und über einige Ergebnisse für unseren ST-Literaturkalender würde ich mich freuen.


Der Novembertag scheint schön und klar zu werden.
Hoffentlich überall, wo ST gelesen wird!


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longtime

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enigma
enigma
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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - heute zur Erinnerung am 30.November Mark Twain...
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 30.11.2009, 10:08:17
Da bin ich mal einer Meinung mit MRR im Hinblick auf die Beurteilung von Fontane.


Heute erinnere ich an Mark Twain (bürgerlich Samuel Langhorne Clemens), den US-amerikanischen Schriftsteller, geboren am 30. November 1835 in Florida/Missouri.

Mark Twain ist einer meiner Lieblingsschriftsteller und hat mich schon seit meiner Jugend begleitet, vielleicht, weil er auch so wunderbare Kinder-/Jugendbücher geschrieben hat und diese Altersgruppe wie auch die Erwachsenen gleichermaßen ansprechen konnte.

Twain gilt als der bedeutendste Vertreter des amerikanischen Realismus.
Seine humoristischen Erzählungen schilderten in genauen Beobachtungen die sozialen Verhältnisse seiner Zeit.
Aber ebenso übte er auch Kritik an den bestehenden Verhältnissen, entlarvte Heuchelei und Rassismus.
Seine Satiren waren oft so bissig, dass sie in den berühmten Kinder- und Jugendbuchausgaben, wie Tom Sawyer oder Huckleberry Finn entschärft wurden und als “Eine Bearbeitung für die Jugend “ auf den Markt kamen.
Auch in seinen journalistischen Arbeiten scheute er sich nicht, religiöse Heuchelei, Polizeiübergriffe auf Minderheiten und korrumpierte und betrügerische Senatoren anzuprangern.
Er kritisierte die Gier nach Macht und die “Geldlust”, die er als Amerikas Krankheit bezeichnete.

Nach dem Todes seines Vaters 1847 brach Samuel Clemens die Schule ab und begann eine Ausbildung als Schriftsetzer. Später arbeitete er für mehrere Zeitungen.
Ab 1952 reiste er durch den Osten und den Mittleren Westen. Später machte er eine Ausbildung als Lotse auf einem Dampfschiff.
Der Beginn des Sezessionskriegs brachte jedoch die Dampfschiffahrt in Probleme und Clemens wurde arbeitslos.
Daraufhin nahm er kurz am Krieg teil und betätigte sich dann als Goldgräber in Nevada und noch später als Journalist in San Francisco.

Im Februar 1863 benutzte er erstmals das Pseudonym “Mark Twain” und begann seine schriftstellerische Karriere.
Sein erstes Reisebuch “The Innocents Abroad” schrieb er 1869 nach einer 1867 erfolgten fünfeinhalbmonatigen Schiffsreise durch Europa und den Nahen Osten.

Auch seine zweite Europareise von 1878, die ihn durch Deutschland, Italien und die Schweiz führte, verarbeitete er literarisch in dem Buch “A Tramp abroad” (1880).
In diesem Buch veröffentlichte er im Anhang den berühmten Aufsatz “The Awful German Language”
(deutsch: Die schreckliche Deutsche Sprache), in dem er die Eigenheiten und Schwierigkeiten der deutschen Sprache humorvoll erläuterte.
Eine deutsche Übersetzung der Rede “The Horrors of the German Language”, die Mark Twain am 21. November 1897 vor dem Presseclub in Wien gehalten hat, gibt es bei Gutenberg, nachzulesen
hier:


1870 heirate Twain Olivia Langdon und ließ sich im folgenden Jahr in Connecticut nieder, wo er 17 Jahre als erfolgreicher und bekannter Autor lebte und einige seiner bekanntesten Werke schrieb, u.a. 1884 sein bekanntestes Buch “The Adventures of Huckleberry Finn”. Dieses Buch hatte er seinem Verleger als erster Autor überhaupt als maschinengeschriebenes Manuskript geliefert.

Seine schriftstellerischen Arbeiten verband er mit ausgedehnten Reisen.
1891 reiste er erneut nach Europa, wo er insgesamt 9 Jahre blieb und auf Vortragstournee ging, um seine Schulden abzuzahlen.
Als Wohnsitz hatte er anfangs für einige Monate Berlin gewählt, das ihm gut gefiel.

1894 wurde Twain durch eine fehlerhafte Investition in eine Setzmaschine durch eine Druckerei und ein Verlagshaus, an dem er beteiligt war, in den Bankrott getrieben.

Drei seiner vier Kinder und auch seine Frau Olivia starben vor ihm.

Twain selbst starb 1910 als gefeierte Persönlichkeit. Sein Werk hat viele amerikanische Autoren beeinflusst.

Mein Lieblingsbuch von Twain ist (neben Huckleberry Finn) der Roman “Ein Yankee am Hofe des König Artus".
Hier gibt es eine Beschreibung dieses Buchs.


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enigma
miriam
miriam
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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - heute zur Erinnerung am 30.November Mark Twain...
geschrieben von miriam
als Antwort auf enigma vom 30.11.2009, 10:35:27
Danke Euch beiden Enigma und Longtime für Eure Beiträge - eine besondere Freude war für mich die Widerbegegnung mit dem von mir so geschätzten MRR.

Seit gestern und auch heute bin ich so sehr befasst mit dem Thema rund um das Verbot der Minarette in der Schweiz, dass ich nicht dazu komme über einen meiner Lieblingsautoren zu schreiben - also erwähne ich ihn nur kurz, mehr über ihm schreibe ich hoffentlich noch in diesen Tagen:

Fernando Pessoa geb am 13. Juni 1988 in Lissabon - gestorben am 30. November 1935 ebenfalls in Lissabon.

Meines Erachtens sollte man ihn nicht nur als einen der wichtigsten Portugiesischen Schriftstellern betrachten - für mich ist er auch einer der bedeutensten Schriftsteller des Abendlandes des XX. Jahrhunderts.

Pessoa schrieb nicht nur unter seinem Namen - nein, er legte sich auch eine Menge Heteronyme zu - die wichtigsten sind Alberto Caeiro, Ricardo Reis, Álvaro de Campos außerdem den Halb-Heteronym Bernardo Soares.

Was sind Heteronyme im Gegensatz zu den uns geläufigen Pseudonymen?

Heteronyme sind nicht nur andere Namen die sich ein Künstler bzw. ein Autor zulegt, ein Heteronym hat immer auch eine eigene Biographie die sich von der Vita des Autors unterscheidet - und sehr wichtig: ein Heteronym hat auch seinen eigenen Schreibstil und Auffassungen, Ansichten, die sich von denen des (Haupt)Autoren unterscheiden.

Die Heteronyme von Fernando Pessoa zeugen von seiner großen Bildung die ihm erlaubt sich unterschiedlich, je nach Heteronym, zu philosophischen oder kulturellen Themen zu äußern.

Als ich Fernando Pessoa entdeckte, beeindruckte es mich u.a. sehr, dass er als er lebte nur einen ganz kleinen Kreis von Freunen und Bekannten als Schriftsteller bekannt war.

Nach seinem Tod vergingen Jahrzehnte bevor man sein Werk in einer Truhe(!) entdeckte.

Zu seinen Hauptwerken gehören:

- "Buch der Unruhe" - welches erst 47 Jahre nach seinem Tod publiziert wurde
- "Ein anarchistischer Bankier"
- "Faust. Eine subjektive Tragödie"
- "Lissabon. Was der Tourist sehen sollte"
- "Mein Lissabon, Was der Reisende sehen sollte!
- "Alberto Caeiro. Poesias – Poesie"
- "Álvaro de Campos. Dichtungen"

etc...etc...

Eine Enttäuschung blieb mir aber in Bezug auf Fernando Pessoa nicht erspart: ich erfuhr irgendwann, dass er mit
Aleister Crowley befreundet war - und auch in gewisser Hinsicht beeinflußt. Die Schriften die er unter Crowleys Einfluss verfasst hat, zeigen Pessoa als radikalen Antidemokraten - der sich auch messianisch-esoterisch gibt.

Vielleicht ergänzt jemand dieses Thema? Sollte ich es tun - dann erst in einigen Tagen.

Liebe Grüße

--
miriam
longtime
longtime
Mitglied

Re: Literaturkalender: NEUE Folge - heute am 30.11. zur Erinnerung an Pessoa
geschrieben von longtime
als Antwort auf miriam vom 30.11.2009, 14:50:06
Zum "Buch der Unruhe" (Livro Do Desassossego), das im Ammann Verlag; jetzt unter dem Titel „Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares“. (Zürich 2003).


Ein Freund hat im Jahre 1985 – beim deutschen Erscheinen des Werks - sich so verliebt, ist so eingetaucht in diese Sprach-Welt, dass ich mir berichten ließ, aber zeit- und sprachbedingt zurückhhaltend blieb.
Ich sah viel Zeitgleiches mit Kafka, in anderem Sprachhorizont.

Ich kann mich an die Interpretation eines Satzes erinnern:

Somos dois abismos - um poço fitando o Céu.

Englisch:
We are two abysses - a well looking the Sky.

Deutsch:
Wir sind zwei Abgründe - ein Brunnen, der den Himmel anstarrt.

Oder:
Wir sind zwei Abgründe - ein Brunnen, der in den Himmel schaut.

*

Jetzt also in der erweiterte Neuübertragung von Inès Koebel; dazu die Rezension; s. Linktipp:


Also, danke, miriam, für die nachdrückliche Erinnerung und Empfehlung!

--
longtime
miriam
miriam
Mitglied

Re: Literaturkalender: NEUE Folge - heute am 30.11. zur Erinnerung an Pessoa
geschrieben von miriam
als Antwort auf longtime vom 30.11.2009, 16:47:03
Danke dir Longtime - wo bleibt aber der andere sehr bedeutende Schriftsteller des Tages?

Hier ein Bild - seinen Namen hier zu nennen erübrigt sich. Er starb am 30. November 1900:



--
miriam

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