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Literatur Literaturliebhaber denken heute an...

welling
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Literaturliebhaber denken heute an...
geschrieben von welling
Viktor Hugo

den großen französischen Autor

Er lebte von 1802 bis 1885.
Der 22. Mai ist sein Todestag.

Für mich unvergessen die Verfilmung seines "Glöckner von Notre Dame" mit Charles Laughton und Maureen O'Hara und spätere Verfilmungen.

Einge seiner Sprüche:

"Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist."

"Gott schuf die Katze, eamit der Mensch einen Tiger zum Streicheln hat."

"Zu glauben ist schwer, nichts zu glauben ist unmöglich."

Und ein Gedicht:

Komm junge Zauberin die meine Seele
Komm, junge Zauberin, die meine Seele bannte!
Als Göttin priese dich Virgil, als Engel Dante,
So hoch ist deine Stirn, so schwebend leicht dein Fuß,
Und vom halboffnen Mund so lieblich klingt dein Gruß.
Wie müsste wundervoll zu deinen stolzen Brauen
Der blaue Panzer stehn der alten Schildjungfrauen.
Und mehr als ein Serail beneidete vielleicht
Der um der Lippen Rot, das der Koralle gleicht.

Cellini würd, entzückt von deiner Anmut gülden
Auf einem Trinkgefäß dein holdes Gleichnis bilden,
Wie du, das Haupt empor, mit sanftgebognem Leib
Aus einer Lilie stiegst, die ausläuft in ein Weib,
Aus einem Lotuskelch, von Laubgerank umkleidet,
Um dessen fremden Reiz Natur die Kunst beneidet.

Komm und hör mich an, du, deren Blick ein Strahl.
Der Tag, an dem ich dir genaht zum erstenmal,
Das war ein goldner Tag. O, blieb in deinem Innern,
So wie in meiner Brust, von ihm ein licht Erinnern?
Du lächelst. Gib mir denn die Hand so weiß und weich,
Und komm. Der Frühling blüht, der Pfad ist schattenreich,
Die Luft ist lau, und dort am Hang im Eichengrunde
Vernimmt kein lauschend Ohr das Wort aus unserm Munde.

Victor Hugo



welling
longtime
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Re: Literaturliebhaber denken heute an...
geschrieben von longtime
als Antwort auf welling vom 22.05.2009, 09:26:06
Danke!

Ja, ein fortlaufender Literaturkalender - ja, das ist eine Idee!

Als heute noch: Victor Hugo!

Sein nur scheinbar nüchterner Bericht von 1838 vom Besuch in Köln, die Kölner Kirchen, mit dem unvollendeten Dom an der mächtigsten Stelle am Rhein, übten eine starke Faszination aus:


„Sie sehen eine Kirche, eine schöne Kirche.
Man muss hineingehen. Sie gehen rings herum, betrachten, suchen. Die Türen sind verschlossen.
Indess hat ein altes Weib Ihre Verlegenheit gesehen und zeigt Ihnen eine kleine Klingel neben einem Pförtchen. Sie verstehen und schellen, die Türe öffnet sich und der Küster erscheint. Sie sagen, Sie wollen die Kirche sehen. Der Küster nimmt einen Bund Schlüssel und geht auf die Kirche zu. Als Sie in die Kirche treten wollen, fühlen Sie sich am Ärmel gezupft; es ist die gefällige Alte, die Sie Undankbarer vergessen haben und die Ihnen gefolgt ist. - Trinkgeld.

Sie sind in der Kirche. Sie geaten in Bewunderung, rufen gar vor Freude:
Warum ist der grüne Vorhang vor dem Gemälde? Weil es das schönste in der Kirche ist, sagt der Küster. Von wem ist das Gemälde? Von Rubens. Ich möchte es sehen.
Der Küster geht fort und kommt nach einigen Augenblicken mit einem sehr ernsten und traurigen Wesen wieder zurück. Es ist der Kustos. Der gute Mann drückt an eine Feder, der Vorhang teilt sich, und Sie sehen das Gemälde. Haben Sie es gesehen, so schließt sich der Vorhang, und der Kustos macht Ihnen ein bezeichnendes Compliment. - Trinkgeld.

Während Sie Ihren Gang durch die Kirche, immer von dem Küster gefolgt, fortsetzen, kommen Sie an das Gitter des Chors, das völlig verrostet ist und vor dem eine prächtig kostümierte Person steht, der Schweizer, der von Ihrer Anwesenheit benachrichtigt ist und Sie erwartet. Der Chor gehört dem Schweizer. Sie gehen darin herum. Als Sie ihn verlassen wollen, grüßt Sie Ihr gallonierter Cicerone majestätisch. - Trinkgeld.

Der Schweizer übergibt Sie dem Küster. Sie gehen vor der Sakristei vorbei. O Wunder! sie ist offen.
Sie treten hinein. Ein Sakristan ist darin. Der Küster entfernt sich würdevoll, denn er muß dem Sakristan seinen Raub lassen. Der Sakristan bemächtigt sich Ihrer, zeigt Ihnen die Ciborien, Messgewänder, Fenster, die Sie ohne ihn sehr gut sehen würden, die Mitra des Erzbischofs und unter Glas in einem mit weißem Atlas geschmückten Kasten irgend ein Skelett eines Heiligen, als Troubadour angekleidet.
Die Sakristei ist gesehen, der Sakristan bleibt zurück. - Trinkgeld.

Der Küster nimmt Sie wieder in Empfang. Da ist die Treppe im Turm. Die Aussicht von oben muss schön sein. Sie steigen ungefähr 30 Stufen hinauf. Plötzlich ist die Passage gesperrt. Eine verschlossene Tür ist da. Sie wenden sich um, Sie sind allein, der Küster ist nicht mehr da. Sie klopfen an.
Ein Gesicht erscheint an einer Luke. Es ist der Glöckner. Er öffnet und sagt Ihnen: Steigen Sie hinauf mein Herr. - Trinkgeld.

Sie steigen hinauf, der Glöckner folgt Ihnen nicht; desto besser, denken Sie; Sie schöpfen frische Luft, Sie freuen sich, allein zu sein, Sie kommen so lustig auf die höchste Plattform des Turms. Da betrachten Sie. Sie schreiten auf und ab; der Himmel ist blau, die Landschaft prächtig, der Horizont unermesslich.
Plötzlich bemerken Sie, dass seit einiger Zeit ein widriges Wesen Ihnen folgt, Sie antritt und Ihnen unverständliche Dinge ins Ohr murmelt. Das ist der geschworene und privilegierte Erklärer, damit beauftragt, den Fremden die Herrlichkeiten des Turms, der Kirche und der Landschaft auseinanderzusetzen. Dieser Mensch stottert gewöhnlich, bisweilen ist er auch taub. Wenn Sie genug gesehen haben, denken Sie ans Hinuntersteigen, Sie gehen nach der Treppe. Der Mensch stellt sich vor Sie hin. - Trinkgeld.
Sehr gut, mein Herr, sagt er, indem er es einsteckt, wollen Sie mir nicht auch etwas für mich geben? – Wie? und was ich Ihnen eben gab? – Ist für die Kirche, der ich für die Person zwei Franken geben muss. - Trinkgeld.

Dann steigen Sie hinab. Plötzlich öffnet sich neben Ihnen eine Tür. Es ist der Glockenstuhl. Man muss die Glocken in diesem schönen Turm wohl auch sehen. Ein junger Bursche zeigt sie Ihnen und nennt sie mit Namen. - Trinkgeld.

Unten am Turm finden Sie den Küster wieder, der geduldig auf Sie gewartet hat und Sie ehrfurchtsvoll bis an die Kirchenschwelle begleitet. - Trinkgeld.“

Victor Hugo: Der Weg zur Kathedrale. Aus: Der Rhein. Brief an einen Freund. 1842.


Ein bisschen Goethe - zur Ergänzung - ohne Trinkgeld?

„Ich will nicht leugnen, dass der Anblick des Kölner Doms von außen eine gewisse Apprehension in mir erregte, der ich keinen Namen zu geben wüsste.“
*
(Aus J.W. Goethes Werk „Von deutscher Baukunst“ 1823)


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longtime
floravonbistram
floravonbistram
Mitglied

Re: Literaturliebhaber denken heute an...
geschrieben von floravonbistram
als Antwort auf welling vom 22.05.2009, 09:26:06
An die Geliebte

Wenn es einen Rasen gibt,
Dessen Quellen lachen,
Dessen Schmelz kein Wetter trübt,
Welchen bunt bedachen
Lilien, Geißblatt und Jasmin,
Die zu jeder Jahreszeit blühn:
O, so will zum Pfad ich ihn
Deinem Fuße machen.

Wenn es einen Busen gibt,
Einen kühnen, wachen,
Dessen Liebe, wenn er liebt,
Kennet kein Erschwachen,
Wenn er warm und voll Gefühl,
Niemals falsch und niemals kühl:
Ei, so will ich ihn zum Pfühl
Deiner Stirne machen.

Gibt es einen Liebestraum,
Einen ohn' Erwachen,
Drin sich wie des Baches Schaum
Leise wiegt der Nachen,
Gern die Seele wiegen lässt,
Einen Traum, für Gott ein Fest:
O, so will ich ihn zum Nest
Deinem Herzen machen.


Übersetzer:
Ferdinand Freiligrath

Victor Hugo

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floravonbistram

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loreley
loreley
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Re: Literaturliebhaber denken heute an...
geschrieben von loreley
als Antwort auf longtime vom 22.05.2009, 10:58:45
Fast getraue ich es mich in einem so erlauchten Kreis von Literaturkennern nicht zu sagen, aber es gibt noch einen Literaten, dessen wir heute gedenken können:
Arthur Connan Doyle wurde heute vor 150 Jahren geboren.
Im Kalenderblatt des Deutschlandfunks wurde heute seiner gedacht.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kalenderblatt/967254/

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loreley
floravonbistram
floravonbistram
Mitglied

Re: Literaturliebhaber denken heute an...
geschrieben von floravonbistram
als Antwort auf loreley vom 22.05.2009, 11:05:38
Genau, der Mann, der Sherlock Holmes schrieb, danke
oder auch Die vergessene Welt
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floravonbistram
yankee
yankee
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Re: Literaturliebhaber denken heute an...
geschrieben von yankee
als Antwort auf welling vom 22.05.2009, 09:26:06
Ergänzend noch ein, wie ich finde, kurzer aber inhaltsreicher Vers von Victor Hugo.

Die Zukunft

Die Zukunft hat viele Namen.
Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare.
Für die Furchtsamen ist die das Unbekannte.
Für die Tapferen ist sie die Chance.

Victor Hugo

--
yankee

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cecile
cecile
Mitglied

Re: Literaturliebhaber denken heute an...
geschrieben von cecile
als Antwort auf yankee vom 22.05.2009, 11:30:54
Ich habe einen Link gefunden, der einen kleinen Einblick in das private Leben des Victor Hugo gibt:

La Maison littéraire "Le Château des Roches", wo Hugo oft zu Gast war.

Es gibt auch eine englische Version.
Die unter "Hugo aux Roches" vorgestellten Gedichte sind, glaube ich, leider nur in der französischen Fassung zu lesen.

Aber die vielen schönen Fotos sind ja international ....


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cecile
welling
welling
Mitglied

Re: Literaturliebhaber denken heute an...
geschrieben von welling
als Antwort auf cecile vom 22.05.2009, 12:02:00
Henrik Ibsen, den Norweger

Er wurde 1828 geboren und starb am 23. Mai 1906
Sein Drama "Nora oder Ein Puppenheim" wird auf den Bühnen dieser Welt gespielt. In ihm geht es um die Abhängigkeit der Frau im 19. Jahrhundert, zunächst vom Vater, dann vom Ehemann. Man kann es wohl als Feldzug gegen verlogene Moral ansehen.

In "Wildente" lässt er den Arzt Relling sinngemäß sagen: Nimm einem Menschen die Lebenslüge und du nimmst ihm zugleich sein Glück

Gedichte
Henrik Ibsen 1828-1906 norw. Schriftsteller

Verwicklungen

Es stand in dem Garten ein Apfelbaum,
Vor Blüten sah man die Blätter kaum.

Ein Bienchen flog in dem Garten umher,
Eine Apfelblüte gefiel ihm sehr.

Sie liebten sich beide treu und wahr;
Darum verlobten sie sich als ein Paar.

Das Bienchen zog auf die Sommerfahrt –
Ein Fruchtknopf indes aus der Blüte ward.

Bienchen und Fruchtknopf grämten sich sehr,
Doch war's nun einmal nicht zu ändern mehr. –

Nun hielt eine arme, doch ehrliche Maus
Neben der Wurzel des Baumes Haus.

Die seufzte: »Du Fruchtknopf, o wärest du mein,
So würde mein Keller der Himmel sein!« –

Aufs neu' kam das Bienchen zurück von der Flucht,
Da fand es die Blüte verwandelt zur Frucht.

Bienchen und Frucht, die grämten sich sehr,
Doch war's nun einmal nicht zu ändern mehr. –

Am Giebel, über des Baumes Geäst,
Da wohnt' ein Sperling in seinem Nest.

Der seufzte: »Du Frucht, o wärest du mein,
So würde mein Nest mir der Himmel sein!«

Bienchen und Frucht, die grämten sich sehr,
Maus und Sperling erfüllte Begehr;

Doch alles ging ganz in der Stille her –
Es war nun einmal nicht zu ändern mehr. –

Da fiel und platzte die Frucht – o Not!
Und bald war die Maus auch mausetot.

Und tot im Nest man den Sperling fand,
Als den Vögeln die Weihnachtsgarbe man band.

Und als das getreue Bienchen nun frei,
Da war es mit Sommer und Blüten vorbei.

Zum Bienenstock flog es, wo Frieden es fand,
Und starb dann später als Wachsfabrikant. –

Seht, all der Jammer blieb uns erspart,
Wenn das Bienchen zur Maus bei der Heimkehr ward;

Und wär' mit der Frucht dann zum Sperling die Maus
Geworden – wie herrlich ging alles aus!


Chor der Unsichtbaren

(Aus »Brand«)

Nimmer wirst du, Mensch, ihm gleichen;
Denn aus Staub bist du gemacht ;
Magst ausharren oder weichen,
Immer stürzt dein Pfad in Nacht!

Nimmer wirst du, Wurm, ihm gleichen;
Denn dem Staub bist du entstammt;
Magst nachfolgen oder weichen,
Immer bleibt dein Tun verdammt!

Träumer, nie wirst du ihm gleichen,
Was du ihm auch dargebracht;
Wähne nie, je zuzureichen; –
Denn als Mensch bist du gemacht




Gruß

welling
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Re: Literaturliebhaber denken heute an...
geschrieben von welling
als Antwort auf welling vom 23.05.2009, 09:14:22
Annette von Droste-Hülshoff, eine Westfälin
(Anna Elisabetz Franzisca Adolphina Wilhelmina Ludovica Freiin von Droste zu Hülshoff)
Sie wurde 1797 geboren und starb am 24. Mai 1848

"Friedrich Mergel, geboren 1738, war der einzige Sohn eines sogenannten Halbmeiers oder Grundeigentümers geringerer Klasse im Dorfe B., das, so schlecht gebaut und rauchig es sein mag, doch das Auge jedes Reisenden fesselt durch die überaus malerische Schönheit seiner Lage in der grünen Waldschlucht eines bedeutenden und geschichtlich merkwürdigen Gebirges. Das Ländchen, dem es angehörte, war damals einer jener abgeschlossenen Erdwinkel ohne Fabriken und Handel, ohne Heerstraßen, wo noch ein fremdes Gesicht Aufsehen erregte und eine Reise von dreißig Meilen selbst den Vornehmeren zum Ulysses seiner Gegend machte - kurz, ein Fleck, wie es deren sonst so viele in Deutschland gab, mit all den Mängeln und Tugenden, all der Originalität und Beschränktheit, wie sie nur in solchen Zuständen gedeihen......" (Reclam Bd. 1858)

Das Dorf Bellersen der Stadt Brakel im Fürstbistum Paderborn.

Den Textauszug findet ihr am Anfang ihrer Novelle "Die Judenbuche" (Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen). Ich könnte mir vorstellen, dass auch einige von euch sie in der Schule gelesen haben.


welling
cecile
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Re: Literaturliebhaber denken heute an...
geschrieben von cecile
als Antwort auf welling vom 24.05.2009, 09:07:37
Die Judenbuche war damals auch mein Einstieg in das Werk der Annette von Droste-Hülshoff

Vor einiger Zeit habe ich die Novelle mal wieder hervorgekramt: Anlaß war ein Besuch in der Meersburg am Bodensee. Dort kann man die Räume besichtigen (als kleines Museum eingerichtet) in denen sie bis zu ihrem Tode öfters gewohnt hat.


Sehr gut gefallen mir auch die Bilder aus Westfalen. Westfälische Schilderungen aus einer westfälischen Feder.



Ach ja, und dann noch das Gedicht Der Knabe im Moor, das ich nie ohne ein bisschen Gänsehaut lesen konnte

[i]O schaurig ist's übers Moor zu gehen ...

Und genau dazu habe ich einen etwas besonderen Link gefunden:
Literatur und Computer-Animation - eine gelungene Mischung!

cecile

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