Forum Kunst und Literatur Literatur Neue Folge: Literaturliebhaber denken an: 12.09.: Ottilie Wildermuth

Literatur Neue Folge: Literaturliebhaber denken an: 12.09.: Ottilie Wildermuth

ehemaligesMitglied47
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Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken am 24. Juli an Ryonusuke Akutagawa
geschrieben von ehemaligesMitglied47
als Antwort auf indra vom 24.07.2009, 10:20:51
Ich möchte mich noch hinten dran hängen und heute auch einer Japanerin gratulieren, die 1964 geboren wurde: Mahoko Yoshimoto, besser bekannt als Banana Yoshimoto

Tochter eines einflussreichen linken Philosophen und inspiriert durch ihre Schwester, die eine bekannte MANGA Autorin und Zeichnerin ist, wurde sie bereits für ihre Abschlussarbeit, der Erzählung "Moonlight Shadow" ausgezeichnet und auch international bekannt. Eines ihrer ersten Bücher, die in D erschienen, sind 2 Erzählungen - eben Moonlight Shadow und "Kitchen".

Mir gefiel vom ersten Tag an ihre leichte Erzählweise, mit der sie schwerte Themen wie Tod, Trauer, bizarre Sexualität und der heutigen Jugend und Gesellschaft in Japan behandelt und möchte diesen Tipp hier sehr gerne weitergeben. Ich habe Sie schon vor Jahren hier einmal vorgestellt. Leider ist der Artikel aber hier nicht mehr verfügbar. Auch ihre Erzählungen "Eidechsen" sind ganz zauberhaft.
Aber... "Moonlight Shadow" ist mein persönlicher Favorit. In zunächst befremdender und dann doch so leibhaftiger und bildhafter Ich-Erzählung wird hier geschildert, wie junge Menschen den Tod eines geliebten Menschen erfahren. Gekonnt webt sie eine alte japanische Legende darunter und gibt quasi Anleitung zur Trauerbewältigung und wie man Abschied nehmen kann, wenn man eigentlich keine Gelegenheit hatte, sich beim Verstorbenen zu verabschieden. Und dann ist da auch gleichzeitig wieder erfrischender, frecher Humor versteckt .. im Link ein bisschen Leseprobe
--
cundinamarca
enigma
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Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken am 25. Juli an Max Dauthendey
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaligesMitglied47 vom 24.07.2009, 15:14:58
Heute möchte ich erinnern an
Max Dauthendey, den deutschen Dichter und Maler, der am 25. Juli 1867 in Würzburg geboren wurde.

Dauthendey wollte ursprünglich Maler werden, fügte sich aber den Wünschen seines Vaters, der ihn dazu ausersehen hatte, der Nachfolger im elterlichen Fotoatelier zu werden.

Da unserem Dichter diese Tätigkeit überhaupt nicht gefiel, wehrte er sich mit aufsässigem Verhalten, das letztlich das Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater zerstörte.

1891 löste Dauthendey sich endgültig vom Vater und dem Fotoatelier und ließ sich in Berlin als freischaffender Dichter und Maler nieder.

1896 heiratete er Annie Johannson, die Tochter eines schwedischen Großkaufmanns, die er auf einer Skandinavien-Reise 1894 kennengelernt hatte.

1896 verstarb auch sein Vater. Mit dem ihm zufallenden Erbteil begann Dauthendey nun eine ausgedehnte Reisetätigkeit, teils mit, teils auch ohne seine Frau.

Während einer zweiten Weltreise, die er alleine unternommen hatte, brach der 1. Weltkrieg aus.
Dauthendey wurde auf Java interniert und starb dort 1918 an Malaria.

Eigentlich kenne ich kaum etwas von seiner Prosa, aber seine Lyrik hat mir immer schon gefallen.

Darum möchte ich auch ein Gedicht von ihm einstellen:

Und die Welt ward mein eigen

Deine Augen verschweigen nichts mehr,
Und die Welt ward mein eigen.
Mit roter Geigen Genuß spielen die Tage uns auf,
Die vielen Lieder sind Blumen vor unserm Fuß.
Die Liebe steht wie ein singender Vogel
Über deinem und meinem Haupt;
Sie hat die Erde mit Trauben besteckt
Und die Masten meiner Schiffe wie frohe Bäume belaubt.
Du hast dein Herz in meinen Garten gelegt,
Und mein Garten wird von deinem Herzblut gepflegt.
Max Dauthendey

Beim “Projekt Gutenberg” gibt es einen Auszug aus seiner Lyrik und auch aus seinen Prosa-Werken - Linktipp!

Gruß


--
enigma
eleonore
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Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken am 25. Juli an Max Dauthendey
geschrieben von eleonore
als Antwort auf enigma vom 25.07.2009, 07:51:26

Tatsachen bleiben auch bestehen, wenn man sie nicht beachtet...Aldous Huxley

brit. Schriftsteller
geboren am 26. Juli 1894 in Godalming / Surrey, starb am 22. November 1963 in Los Angeles

ich denke, sein wohl bekannteste werk *Schöne neue Welt* kennen die meisten von uns.

*In dem Roman beschreibt Huxley eine Gesellschaft, in der „Stabilität, Frieden und Freiheit“ durch Konditionierung des Einzelnen als Teil der Gesellschaft gewährleistet werden.*/zitat wiki

Huxley HP

Schöne neue Welt


--
eleonore

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ehemaligesMitglied47
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Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken am 25. Juli an Antonio Machado
geschrieben von ehemaligesMitglied47
als Antwort auf eleonore vom 26.07.2009, 09:36:05
Ich möchte heute an einen der grossen spanischen Dichter erinnern, der am 25.Juli 1875 in Sevilla auf die Welt kam: Antonio Machado - in Deutschland zu Unrecht leider sehr unbekannt aber in Spanien neben Garcia Lorca und einigen anderen Zeitgenossen einer der grössten und bedeutensten Lyriker des 20. Jahrhunderts. Hier zunächst etwas zu seinem Leben aus der Wikipediaquelle:

Antonio Machado wird 1875 in Sevilla geboren. Er entstammt einem großbürgerlichen Milieu. Er besucht ab 1881 die Schule Institución Libre de Enseñanza, wo er seine Liebe für die Literatur entdeckt, erwirbt aber erst 1900 das Abitur. Wirtschaftliche Probleme zwingen ihn zeitweise, als Schauspieler zu arbeiten. Zusammen mit seinem Bruder reist er nach Paris, wo er als Übersetzer für einen französischen Verleger tätig wird. Während seines Parisaufenthalts kommt er in Kontakt zu den großen französischen Symbolisten Jean Moréas, Paul Fort und Paul Verlaine, aber auch zu anderen zeitgenössischen Literaten, wie Rubén Darío und Oscar Wilde. Diese Begegnungen festigen Machados Entschluss, sich der Dichtung zu widmen.

Ab 1901 veröffentlicht er Gedichte, 1907 erscheinen Soledades. Galerias. Otros poemas. 1912 Veröffentlichung von Campos de Castilla. 1907 wird Machado eine Stelle an einer Schule als Französischlehrer in Soria angeboten. Dort lernt er die Tochter seines Hauswirts, Leonor Izquierdo kennen, die er 1909 im Alter von 34 Jahren (Leonor war 15 Jahre alt) heiratet. 1911 siedelt das Paar nach Paris über, wo Machado Philosophie studiert und französische Literatur verschlingt. Im gleichen Jahr wird bei seiner Frau Tuberkulose diagnostiziert, woraufhin sie nach Spanien zurückkehren. 1912 trifft ihn der frühe Tod seiner Ehefrau. Er verlässt daraufhin Soria und siedelt nach Baeza in Andalusien um. Danach weitere Veröffentlichungen von Gedichten und Dramen, diese zusammen mit seinem Bruder. Diverse Lehrtätigkeiten sichern seinen Lebensunterhalt. Zwischen 1919 und 1931 ist er als Französischlehrer in Segovia tätig. Hier unterhält er insgeheim eine Affäre mit Pilar Valderrama, einer verheirateten Mutter von drei Kindern, die in seinem Werk als „Guiomar“ Erwähnung findet.

Ab 1931 Stellungnahme für die Republikaner. Bei Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs befindet er sich in Madrid, während sein Bruder Manuel sich in der Zone der Aufständischen aufhält. Valderrama ist unterdessen in Portugal. Machado wird beide nicht mehr wiedersehen. Machado wird zusammen mit seiner alten Mutter und seinem Onkel zunächst nach Valencia, 1938 nach Barcelona evakuiert. Im Januar 1939, kurz vor der Niederlage der Republikaner, flieht er mit seiner Mutter nach Frankreich. Kaum angekommen und nur wenige Kilometer von der spanischen Grenze entfernt stirbt er entkräftet, drei Tage vor seiner Mutter. Sein Grab in Collioure ist bis auf den heutigen Tag mit der Flagge der Spanischen Republik geschmückt.

Antonio Machado ist ein zutiefst von seiner kastilischen Heimat geprägter Dichter. Seine Sprache ist minimalistisch. Er gilt als der führende Vertreter der Generación del 98, einer Gruppe spanischer Intellektueller, die nach dem Debakel Spaniens in Kuba 1898 sich und allen Spaniern die Dekadenz ihres Landes bewusst machen wollten.

Machados Gedichte beschreiben häufig die kastillische Landschaft. Sein zentrales Thema ist die Einsamkeit, wie der Titel seines Hauptwerkes Soledades bezeugt. Seine Formulierung von den „Zwei Spanien“ im Gedicht „Proverbios y Cantares“ wird zum geflügelten Wort für die harten Gegensätze zwischen Rechten und Linken in Spanien.

Hier einige ins Deutsche übeertragene Verse:

PLATZ

Der Platz hat einen Turm,
der Turm hat einen Balkon,
der Balkon hat eine Dame,
die Dame eine Blume aus Weiß.
Ein Herr ist vorbeigegangen
– warum nur ging er vorbei? –
und hat den Platz mitgenommen
mit seinem Turm und seinem Balkon,
mit seinem Balkon und seiner Dame,
seiner Dame und ihrer Blume aus Weiß.



IM MEER DER FRAUN

Im Meer der Fraun
scheitern wenige bei Nacht,
viele im Morgengraun.

GARTEN

Fern von deinem Garten verbrennt der Abend
goldenen Weihrauch in purpurnen Flammen
über dem Wald aus Kupfer und Asche.
In deinem Garten wachsen Dahlien.
Vermaledeiter Garten! ... Heute scheint er mir
das Werk eines Friseurs,
mit dieser armseligen Zwergpalme
und diesem Rechteck zurechtgestutzter Myrten ...
und dem Orangenbäumchen in seiner Tonne ... Das Wasser
des steinernen Brunnens
lacht unentwegt auf der weißen Muschel.

Der spanische Liedermacher Joan Manuel Serrat hat viele Gedichte spanischer Poeten vertont, so auch von Antonio Machado. Am bekanntesten ist wohl "Cantares" ein Gedicht "„Proverbios y Cantares“" in dem Machado den Ausdruck "ZWEI SPANIEN" prägt, das in Spanien zum geflügelten Wort wurde,
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cundinamarca
welling
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Literaturliebhaber denken am 03. August an Joseph Conrad
geschrieben von welling
als Antwort auf ehemaligesMitglied47 vom 26.07.2009, 10:32:51
Joseph Conrad

Er lebte vom 3. Dezember 1857 bis 3. August 1924 und war ein britischer Schriftsteller polnischer Herkunft.

Textauszug
(Taifun, das englische Original erschien unter dem Titel "Typhoon")

"Die Gesichtszüge des Kapitäns MacWhirr vom Dampfer Nan-Shan schienen das vollkommene Widerspiel seines Charakters zu sein: sie boten keine bestimmten Merkmale, weder von Festigkeit noch von Beschränktheit; sie drückten überhaupt keinerlei Eigentümlichkeit aus; sie waren einfach gewöhnlich, ausdruckslos und unbeweglich. Das einzige,was sich in seinem Aussehen hie und da anzudeuten schien, war Schüchternheit: in den Geschäftszimmern der Reeder konnte man ihn nämlich, ein schwaches Lächeln auf dem sonnverbrannten Gesichte, mit niedergeschlagenen Augen sitzen sehen. Schlug er sie auf, so bemerkte man, daß sie blau von Farbe und offen im Ausdruck waren. Sein Haar, das blond und außerordentlich fein war, umschloß die kahle Wölbung seines Schädels wie ein Kranz von seidenem Flaum. Sein über die Lippe kurz abgeschnittener Bart dagegen war flammend rot und glich einem Gestrüpp von Kupferdraht, während über seine Wangen, mochte er sich noch so glatt rasieren, bei jeder Bewegung des Kopfes metallische Funken zu gleiten schienen. Er war unter Mittelgröße, etwas rundschultrig und so derb von Gliedern, daß seine Kleider immer um eine Idee zu eng für seine Arme und Beine zu sein schienen. Als ob er unfähig wäre zu begreifen, welche Anforderungen die Verschiedenheit der Breitegrade an die menschliche Kleidung stellt, trug er immer und überall einen braunen Filzhut, einen vollständigen Anzug von gleicher Farbe und plumpe
schwarze Stiefel. Diese hafenmäßige Tracht gab seiner dicken Gestalt ein Art steifer, unbeholfener Eleganz....."
(Joseph Conrad, Taifun)

welling
eleonore
eleonore
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Re: Literaturliebhaber denken am 03. August an Joseph Conrad
geschrieben von eleonore
als Antwort auf welling vom 03.08.2009, 06:41:12
nicht zu vergessen Joseph Conrad's andere werk

*herz der finsternis*.

Inhaltsangabe

dieses buch war auch vorlage für einige filme, wie:

Die bekannteste Umsetzung des Stoffes ist die von Francis Ford Coppola aus dem Jahr 1979, der die Geschichte in den Vietnamkrieg transportiert und mit großem Staraufgebot (Marlon Brando, Martin Sheen, Robert Duvall, Dennis Hopper, Laurence Fishburne und Harrison Ford) als Antikriegsfilm in die Kinos bringt: Apocalypse Now.

Der Film Aguirre, der Zorn Gottes von Werner Herzog mit Klaus Kinski aus dem Jahr 1972 ist zu großen Teilen von Conrads Buch inspiriert.

Orson Welles hatte bereits 1940 eine Verfilmung des Stoffs erwogen, den Plan aber dann verworfen.
Die erste Verfilmung des Stoffs erfolgte 1958 unter dem Originaltitel innerhalb der US-amerikanischen Reihe Playhouse 90, die die ambitionierte Literaturverfilmung für das Fernsehen präsentierte.
Regie führte der erst 26-jährige Ron Winston, es spielten u. a. Roddy McDowall als Marlow, Eartha Kitt als Queenie und Oskar Homolka als Doktor. Kurtz wurde von Horror-Altstar Boris Karloff verkörpert.

Die Erzählung wurde 1993 unter dem Originaltitel von Nicolas Roeg mit Tim Roth, John Malkovich und Iman Abdulmajid in den Hauptrollen verfilmt.

--
eleonore

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