Forum Kunst und Literatur Literatur Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute an: ...

Literatur Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute an: ...

welling
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Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 9.8.. - z.B. an Hermann Hesse
geschrieben von welling
als Antwort auf longtime vom 09.08.2009, 10:12:20
Hermann Hesse
(Pseudonym: Emil Sinclair; * 2. Juli 1877 in Calw; † 9. August 1962 in Montagnola, Schweiz)
Wir hatten am 2. Juli an ihn gedacht, deshalb hier heute nur den Anfang seiner Erzählung "Unterm Rad"

"Herr Joseph Giebenrath, Zwischenhändler und Agent, zeichnete sich durch keinerlei Vorzüge oder Eigenheiten vor seinen Mitbürgern aus. Er besaß gleich ihnen eine breite, gesunde Figur, eine leidliche kommerzielle Begabung, verbunden mit einer aufrichtigen, herzlichen Verehrung des Geldes, ferner ein kleines Wohnhaus mit Gärtchen, ein Familiengrab auf dem Friedhof, eine etwas aufgeklärte und fadenscheinig gewordene Kirchlichkeit, angemessenen Respekt vor Gott und der Obrigkeit und blinde Unterwürfigkeit gegen die ehernen Gebote der bürgerlichen Wohlanständigkeit. Er trank manchen Schoppen, war aber niemals betrunken. Er unternahm nebenher manche nicht einwandfreie Geschäfte, aber er führte sie nie über die Grenzen des formell Erlaubten hinaus. Er schimpfte ärmere Leute Hungerleider, reichere Leute Protzen. Er war Mitglied des Bürgervereins und beteiligte sich jeden Freitag am Kegelschieben im "Adler", ferner an jedem Backtag sowie an den Voressen und Metzelsuppen. Er rauchte zur Arbeit billige Zigarren und sonntags eine feinere Sorte.

Sein inneres Leben war das des Philisters. Was er etwa an Gemüt besaß, war längst staubig geworden und bestand aus wenig mehr als einem traditionellen, barschen Familiensinn, einem Stolz auf seinen eigenen Sohn und einer gelegentlichen Schenklaune gegen Arme. Seine geistigen Fähigkeiten gingen nicht über eine angeborene, streng abgegrenzte Schlauheit und Rechenkunst hinaus. Seine Lektüre beschränkte sich auf die Zeitung, und um seinen Bedarf an Kunstgenüssen zu decken, war die jährliche Liebhaberaufführung des Bürgervereins und zwischenhinein der Besuch eines Zirkus hinreichend.

Er hätte mit jedem beliebigen Nachbarn Namen und Wohnung vertauschen können, ohne daß irgend etwas anders geworden wäre. Auch das Tiefste seiner Seele, das schlummerlose Mißtrauen gegen jede überlegene Kraft und Persönlichkeit und die instinktive aus Neid erwachsene Feindseligkeit gegen alles Unalltägliche, Freiere, Feinere, Geistige teilte er mit sämtlichen übrigen Hausvätern der Stadt.
Genug von ihm. Nur ein tiefer Ironiker wäre der Darstellung dieses flachen Lebens und seiner unbewußten Tragik gewachsen. Aber dieser Mann hatte einen Knaben, und von dem ist zu reden."
(zitiert nach Hermann Hesse, Unterm Rad, suhrkamp Taschenbuch 52, S.7f.)

welling
longtime
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Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 9.8.. - z.B. an ... Zille
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 09.08.2009, 10:12:20
Ergänzungen zu "Zille":

Der Zille-Film "Die Verrufenen"


Zille: Er porträtierte das Milieu

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longtime
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Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 9.8.. - z.B. an den Widerstandskämpfer Adam von Trott zu Solz
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 09.08.2009, 07:20:01
Ergänzung:
Die Rezensision der neuen Biografie zu Adam Trott zu Solz, in der ZEIT:

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longtime
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Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 10.8.. - z.B. an den Alfred Döblin
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 09.08.2009, 22:59:32
Am heutigen Tage wäre Alfred Döblin 131 Jahre alt geworden.
(10.08.1878-28.06.1957)

Alfred Döblin wurde in Stettin geboren und wuchs in Berlin auf. Von 1900 bis 1904 studierte er Medizin in Berlin und Freiburg und promovierte 1905 mit einer Arbeit über Gedächtnisstörungen.
Ab Oktober 1906 arbeitete er in verschiedenen Berliner Kliniken, bevor er 1911 eine eigene neurologische Praxis eröffnete.
1912 erschien mit "Die Ermordung einer Butterblume" ein expressionistischer Erzählungsband.
Im ersten Weltkrieg war Döblin als kriegsfreiwilliger Militärarzt in Lothringen eingesetzt. Während und nach dem Krieg entstanden die expressionistischen Romane "Die drei Sprünge des Wang-Lun" (1915), "Wadzecks Kampf mit der Dampfturbine" (1918), "Der schwarze Vorhang" (1919) und "Wallenstein" (1920). Nach 1918 sympathisierte er mit der Räterepublik und verfasste neben seiner ärztlichen Praxis politisch engagierte Artikel, Theaterkritiken und satirische Glossen. 1928 wurde Döblin in die Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste gewählt.
Im folgenden Jahr erschien sein berühmtester Roman "Berlin Alexanderplatz", der bekannteste und wichtigste Großstadtepos!

Nach der Machtergreifung Hitlers emigrierte Döblin, der aus einer jüdischen Familie stammte, in die Schweiz, später nach Frankreich.
1940 konnte er über Spanien und Portugal in die USA fliehen, wo er in materiell schwierigen Verhältnissen lebte.
Ende 1941 konvertierte Döblin zum katholischen Glauben. Im Exil schrieb er u.a. seinen zivilisationskritischen Südamerika-Roman "Das Land ohne Tod" (1937/38 bzw. erw. 1947/48) und arbeitete an dem vierbändigen Revolutionsroman "November 1918" (1939).

Die darin enthaltene Episode der "Antigone" als Schulstoff ineiner Unterrichtssituation ist mustergültig für die Entwicklung zum Nationalsozialismus in deutschen Schule:

Der Schulstoff "Antigone"


Er kehrte 1945 nach Deutschland zurück und arbeitete für die französische Militärregierung. Im Nachkriegsdeutschland fanden seine Werke zunächst wenig Anerkennung, so dass er im April 1953 wieder nach Paris übersiedelte.
Mit dem 1956 in Berlin (Ost) erschienenen Roman "Hamlet oder die lange Nacht nimmt ein Ende" erlebte Döblin noch einmal einen literarischen Erfolg. Er starb 1957 in Emmendingen.

Teilweise nach Angaben des DLA-Kalenderblatts im Literaturportal:

http://www.literaturportal.de/kalenderblatt.php?PHPSESSID=10ae47c670cf7d7e3720736b4208eba7


Das Döblin-Magazin


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longtime
enigma
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Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 10.8.. - z.B. an Milena Jesenská
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 10.08.2009, 07:14:43
Danke für die Informationen zu Zille und Döblin.

Heute möchte ich erinnern an Milena Jesenská, Schriftstellerin, Journalistin und Publizistin, von der Franz Kafka gesagt haben soll: "Sie ist ein lebendiges Feuer, wie ich es noch nie gesehen habe..."

Durch Franz Kafkas „Briefe an Milena“ ist ihr Name uns noch heute bekannt, obwohl auch ihr eigenes Werk beachtenswert ist.
Kafka schrieb ihr diese Briefe in den Jahren 1920/21. Da war Milena Jesenská bereits dadurch bekannt geworden, dass sie für ihn Übersetzungen durchgeführt hatte.
Die Beziehung zu Kafka scheiterte jedoch.
Was blieb, war ein freundschaftlicher Kontakt, der bis zum Tode von Franz Kafka andauerte.

Milena Jesenská wurde am 10. August 1896 in Prag geboren.
Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte sie zunächst Medizin und gleichzeitig Musik, brach das Studium jedoch ab.

Im Café Arco kam sie in Kontakt mit Max Brod und Franz Werfel.

Als 19jährige lernte Milena den Prager Literaten Ernst Polak kennen und lieben.
Um diese Beziehung zu beenden, ließ ihr Vater sie in eine Psychiatrische Klinik einweisen, die sie erst nach 9 Monaten wieder verlassen konnte.
Sie heiratete Polak gegen den Willen des Vaters und zog mit ihm nach Wien.
Die Ehe wurde nicht glücklich, das junge Paar hatte ständig Geldsorgen.
Milena begann Ende 1919 für tschechische Zeitungen zu schreiben.

1919 erschien auch ihr erster Gedichtband.

Nach 7 Jahren Ehe ließ Milena sich scheiden und kehrte 1925 nach Prag zurück.
Dort schrieb sie weiter und leitete u.a. die Frauenseite der Zeitung "Národní listy".

1926 heiratete sie den Architekten Jaromir Krejcar.
1928 wurde ihre Tochter geboren.
Durch Krankheit hatte Milena Morphium nehmen müssen. Auch ihre zweite Ehe zerbrach.

1931 trat Milena Jesenská der Kommunistischen Partei bei. Als sie sich jedoch 1936 kritisch zum Stalinismus geäußert hatte, wurde sie aus der Partei ausgeschlossen.
Nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Nazis betätigte sie sich als Fluchthelferin.

Im November 1939 wurde sie von der Gestapo festgenommen und 1940 in das Konzentrationslager Ravensbrück gebracht.
Dort starb sie 1m 17. Mai 1944 im Alter von 47 Jahren an den Folgen einer Nierenoperation.

In Ravensbrück hatte sie Margarete Buber-Neumann kennengelernt und sich mit ihr angefreundet.
Margarete Buber-Neumann schrieb später ein Buch über diese Freundschaft („Milena, Kafkas Freundin“).

1995 wurde sie von Yad Vashem ausgezeichnet mit dem Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“.



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enigma
miriam
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Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 10.8.. - nochmals an Döblin - Alfred und auch Wolfgang
geschrieben von miriam
als Antwort auf enigma vom 10.08.2009, 08:29:59
Danke Euch für die informativen Seiten die ich immer wieder gerne lese - heute ganz besonders, weil Ihr beide Enigma und Longtime, über Persönlichkeiten schreibt die mich auch beschäftigt haben.

Ich möchte zu Alfred Döblin etwas ergänzen - auch wenn derjenige über den ich kurz schreiben werde, nichts mit dem Kalenderblatt zutun hat.

Relativ wenigen ist Wolfgang (oder Vincent) Döblin bekannt, der zweite Sohn von Alfred Döblin, der ein hoch begabter Mathematiker war.

Wolfgang Döblin ist in März 1915 in Berlin geboren - er stirbt am 21. Juni 1940 in Housseras (kleine Ortschaft in den Vogesen). Wolfgang nennt sich später Vincent, als er mit seiner Familie, 1933 erst in die Schweiz, dann nach Frankreich vor den Nazis flüchtet.
Vincent ist Mathematiker und sein Ende ist tragisch. Am 21. Juni 1940 kämpft er in der französischen Armee in den Vogesen. Als sich die deutschen Truppen nähern, erschießt sich Vincent. Er ist erst 25 Jahre alt.

Erst sehr viel später, findet man in den Archiven der französischen Akademie der Wissenschaften einen Brief von Wolfgang Döblin, und dieser wird im Jahr 2000 zur Sensation. Döblin hatte sich hier mit der für die Wahrscheinlichkeitsrechnung wichtigen Gleichungen des russischen Mathematikers Andrej Kolmogorow auseinandergesetzt und diese weiterentwickelt. Dabei geht es um die Berechnung des Zufalls der "Brownschen Bewegung".

Eigentlich befassen sich beide, Alfred und auch Wolfgang, mit dem Zufall - aber auf ganz unterschiedlicher Weise.
Was den Schriftsteller beschäftigt, ist immer wieder, ob es Zufall oder Schicksal ist, was den Einzelnen zum handeln bewegt.
Die Ereignisse, die wir heute als Koinzidenz oder andere als kausal einordnen würden, beschäftigen Alfred Döblin - oder anders ausgedrückt: in welcher Relation zueinander die einzelnen Geschehnisse stehen.

Liebe Grüße

Miriam






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longtime
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Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 11.8.. - an Ernst Stadler
geschrieben von longtime
als Antwort auf miriam vom 10.08.2009, 11:24:42
Mit Gruß und Dank an die schönen Ergänzungen durch enigma und miriam!

*

Ich wähle heute den Lyriker Ernst Stadler aus:
Ernst (Maria Richard) Stadler;
geboren am 11.8.1883 in Colmar; gestorben am 30.10.1914 in Zandvoorde bei Ypern.

Und zwar Stadlers „VORFRÜHLING“:

Additum: den alten Schulgedicht-Stoff realiter wiederentdeckt, eigenmächtig, (nachts um fünf, mit kaputtem Zeh... – schwitzend ob des Hochs, in Erwartung frischer Energie und kühlenden Windes – und Antwort vom Freund...)


Ernst Stadler:
VORFRÜHLING


In dieser Märznacht trat ich spät aus meinem Haus.
Die Straßen waren aufgewühlt von Lenzgeruch und grünem Saatregen.
Winde schlugen an. Durch die verstörte Häusersenkung ging ich weit hinaus
Bis zu dem unbedeckten Wall und spürte: meinem Herzen schwoll ein neuer Takt entgegen.

In jedem Lufthauch war ein junges Werden ausgespannt.
Ich lauschte, wie die starken Wirbel mir im Blute rollten.
Schon dehnte sich bereitet Acker. In den Horizonten eingebrannt
War schon die Bläue hoher Morgenstunden, die ins Weite führen sollten.

Die Schleusen knirschten. Abenteuer brach aus allen Fernen.
Überm Kanal, den junge Ausfahrtwinde wellten, wuchsen helle Bahnen,
In deren Licht ich trieb. Schicksal stand wartend in umwehten Sternen.
In meinem Herzen lag ein Stürmen wie von aufgerollten Fahnen.

E. St.: Der Aufbruch und andere Gedichte. Reclam RUB 8528. S. 15.

*

Wer sich im Vergleich zu einem Frühlings-Gedicht von Mörike mit dem Stadler-Text beschäftigen nag, bitte sehr:
http://www.schaefer-westerhofen.de/Eva/vergleich1.htm

(Ergänzung: seit der UIII im Jahre 1961 hatte ich in Erinnerung "lag ein Sehnen (statt: ein „Stürmen“) wie von aufgerollten Fahnen".

Als Lehrer habe ich nie von Schülern verlangt, sich mit diesem Gedicht zu beschäftigen, gar es auswendig zu lernen; ja, Stadler ist ein kostbarer Dichter, als dass man ihn aufzwingen kann.


Und noch ein „Gebet“:

Anrede

Ich bin nur Flamme, Durst und Schrei und Brand.
Durch meiner Seele enge Mulden schießt die Zeit
Wie dunkles Wasser, heftig, rasch und unerkannt.
Auf meinem Leibe brennt das Mal: Vergänglichkeit.

Du aber bist der Spiegel, über dessen Rund
Die großen Bäche alles Lebens gehn,
Und hinter dessen quellend gold'nem Grund
Die toten Dinge schimmernd aufersteh'n.

Mein Bestes glüht und lischt - ein irrer Stern,
Der in den Abgrund blauer Sommernächte fällt -
Doch deiner Tage Bild ist hoch und fern,
Ewiges Zeichen, schützend um dein Schicksal hergestellt.

*

Wer sich zu diesem Text Anregungen holen will:

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/lyrikkalender/598547




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longtime
enigma
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Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 11.8.. - an Ernst Stadler
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 11.08.2009, 07:44:06
Glücklicherweise hat bei mir auch niemand versucht, den Genuss von Lyrik zu „erzwingen“. Und so ist die Liebe zu den Gedichten ganz von alleine entstanden.

Ich stelle auch noch eines von Stadler ein, das mir gefällt:

Aus der Dämmerung

In Kapellen mit schrägen Gewölben, zerfallnen Verließen
und Scheiben flammrot wie Mohn und wie Perlen grün
und Marmoraltären über verwitterten Fliesen
sah ich die Nächte wie goldne Gewässer verblühn:

der schlaffe Rauch zerstäubt, aus geschwungnen Fialen
hing noch wie Nebel schwankend in starrender Luft,
auf Scharlachgewirken die bernsteinschillernden Schalen
schwammen wie Meergrundwunder im bläulichen Duft.

In dämmrigen Nischen die alten süßen Madonnen
lächelten müd und wonnig aus goldrundem Schein.
Rieselnde Träume hielten mich rankend umsponnen,
säuselnde Lieder sangen mich selig ein.

Des wirbelnden Frühlings leise girrendes Locken,
der Sommernächte Duftrausch weckte mich nicht:
Blaß aus Fernen läuteten weiße Glocken.
Grün aus Kuppeln sickerte goldiges Licht.

Ernst Stadler

Gruß
--
enigma
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Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 12.8.. an William Blake...
geschrieben von enigma
als Antwort auf enigma vom 11.08.2009, 08:56:20
Heute möchte ich erinnern an William Blake, den Dichter, Maler, Drucker und Mystiker, der am 12. August 1827 gestorben ist.

Ich kenne nur einige Gedichte von Blake, u.a. “The Garden of Love”.

Hier der Text mit einer Übersetzung von Walter A. Aue, auf den ich kürzlich schon einmal verwiesen hatte:

The Garden of Love
I went to the Garden of Love,
And saw what I never had seen;
A Chapel was built in the midst,
Where I used to play on the green.
And the gates of this Chapel were shut
And "Thou shalt not," writ over the door;
So I turned to the Garden of Love
That so many sweet flowers bore.
And I saw it was filled with graves,
And tombstones where flowers should be;
And priests in black gowns
were walking their rounds,
And binding with briars
my joys and desires.


Der Garten der Liebe
Ich begab mich zum Garten der Liebe
und sah, was noch nie ich gesehn:
Eine Kirche erricht' in der Mitte,
wo ich pflegte spielen zu gehn.
Und die Pforte der Kirch' war verschlossen
und "Du Sollst Nicht" graviert überm Tor:
So ging ich zum Garten der Liebe,
wo Blumen blühten zuvor.
Und ich sah ihn gefüllt mit Gräbern
und statt Blumen Grabsteine nur,
wo schwarze Pastoren,
dem Rundgang verschworen,
mit Dornzweigen fangen
mein Lust und Verlangen.

Herr Aue erlaubt die Verwendung seiner Übersetzungen für nicht-kommerzielle Zwecke.

Er hat auch Details über William Blake zusammengestellt und Fotos von einigen seiner Drucke. Ich finde die Seite schön gestaltet.

Bei Interesse ist das alles zu finden
auf dieser Seite:



Gruß

--
enigma
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Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 12.8.. an William Blake...
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 12.08.2009, 10:00:24
Für heute wollte ich noch ihn vorstellen:

Hans-Ulrich Treichel (* 12.08.1952):
Biographie


Es war nicht Mühsal gewesen,
nicht Plage, es dauerte nicht
neunzig und auch keine siebzig
Jahr, es war nicht köstlich gewesen,
auch nicht von Übel, da war nur
manchmal ein Schmerz in den Adern,
ein Pochen im Schädel, der Himmel
riß nicht auf, der Teppich blieb
von der Sintflut verschont.

(H.-U. Treichel: Gespräch unter Bäumen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt 2002)

Hans-Ulrich Treichel stammt aus dem westfälischen Versmold und studierte an der FU Berlin Germanistik.

1995 wurde er Professor für Deutsche Literatur am Deutschen Literaturinstitut der Universität Leipzig.
1986 wurde sein Lyrikband "Liebe Not" im Verlag Suhrkamp veröffentlicht.

In seinem Prosadebüt "Von Leib und Seele" (1992) stellte Treichel in Berichtform autobiographische Erfahrungen dar, Erlebnisse der Nachkriegsgenerationen.

Treichel, der in Berlin und Leipzig lebt, ist auch Herausgeber der Schriften von Wolfgang Koeppen.


--
longtime

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