Forum Kunst und Literatur Literatur Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute - am 9.10. - z.B. an:

Literatur Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute - am 9.10. - z.B. an:

longtime
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Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute z.B. auch an Georg Forster
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 26.11.2009, 17:54:20
Ergänzung zu der botanischen und zeichnerischen Arbeit bei der Südsee-Expedition:

Auf dieser Seite – die eine Ausstellung zu der Südsee-Reise präsentiert, kann man eine Zeichnung Forsters vergrößern:

die „Barringtonia asiatica“„Barringtonia asiatica“ (Tahiti, 1773).


In dem Buch "Entdeckungsreise nach Tahiti und in die Südsee 1772-1775" von Georg Forster findet sich folgender Eintrag dazu:

"Nun wanderten wir mit unserem Begleiter über One-Tree-Hill weg und gelangten in eins der vorderen Täler von O-Parre.
Hier war uns das Glück hold, und wir machten eine botanische Entdeckung. Wir fanden nämlich einen Baum, der das prächtigste Aussehen von der Welt hatte. Er prangte mit einer Menge schöner Blüten, die so weiß wie Lilien, aber größer und mit einer Menge Staubfäden versehen waren, die an den Spitzen eine karmesinrote Farbe hatten. Es waren ihrer bereits so viele abgefallen, daß der ganze Boden voll davon lag.

Diesen schönen Baum nannten wir Barringtonia, in der Landessprache aber heißt er "Huddu", und die Einwohner versicherten uns, daß die nußartige Frucht, wenn sie zerstoßen und mit dem Fleisch von Muscheln vermischt ins Meer geworfen wird, die Fische auf einige Zeit betäubt, so daß sie an die Oberfläche kommen und sich mit den Händen fangen lassen.

Wir waren über unsere botanischen Funde viel zu sehr erfreut, als daß wir mit der näheren Untersuchung bis zur Rückkehr aufs Schiff hätten warten können."

*

Erst 1875 wurde sie von Wilhelm Sulpiz Kurz in die entsprechende Gattung eingeordnet.


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longtime
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Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute z.B. auch an Georg Forster
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 26.11.2009, 18:32:08
Forsters Buch von der "Reise um die Welt", hauptsächlich mit den botanischen Erkundungen in der Südsee; mit schönsten Bildern.

"Ganz, ganz gewiss eines der schönsten Bücher des Jahres«, schrieb damals Die Zeit.



(Ich bekam es Weihnachten vorigen Jahres geschenkt; obwohl ich für solche repräsentative Bücher nicht so der Normaltyp bin; aber das ist eben eine Ausnahme):

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longtime
miriam
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Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute z.B. auch an Georg Forster
geschrieben von miriam
als Antwort auf longtime vom 26.11.2009, 20:54:13
Nur das hat noch gefehlt! Gerade als ich vorhatte eine kleine (unkreative) Pause einzulegen, überascht uns Longtime mit zwei meiner Lieblinge: Eugène Ionesco und Georg Forster.

Da ich in einem Blog (den ich mittlerweile gelöscht habe) über Georg Forster schon etwas geschrieben hatte, möchte ich heute den seinerzeit sichergestellten Text heute einfach übernehmen.

Longtime, da ich einen eigenen Text nun einfach übernehme, könnte es sein, dass ich manches schon von dir erwähnte, nochmals erzähle - bitte entschuldige!




Als erstes sollte hier erwähnt werden, dass wir dieses Buch der bibliophilen Buchreihe des Eichborn Verlags verdanken, dem Projekt , die seit 1985 von Hans Magnus Enzensberger herausgegeben wurde. Zu den wunderschönen Bücher die Enzensberger herausgegeben hat in dieser Reihe, gehören auch:

- Alexander von Humboldt: Ansichten der Natur

- Alexander von Humboldt: Kosmos, Ansichten der Kordilleren (Sonderbände)

Dies passt auch zum Thema, Humboldt war eine Art Schüler von Georg Foster außerdem waren sie befreundet.

Vor etwa zwei Jahren übernahmen Michael Naumann und Klaus Harpprecht diese Reihe, Klaus Harpprecht ist auch derjenige dem wir es verdanken, dass Georg Fosters Werk in dieser wunderschönen Präsentation uns Lesern erreicht.

wird von vielen auch als erforschen, damals unbekannt und sagenumwoben. Gemeinsam entdeckten sie auf dieser Reise die Inseln der Südsee, aber begegneten auch so mancher Sitte die für sie unerwartet war, zum Beispiel den Kannibalismus der Maori in Neuseeland.

Dazu schreibt Georg Forster:

„Der Kapitän, nebst meinem Vater, ließen sich am Nachmittag nach Motu-Aro übersetzen. Das erste was ihnen in die Augen fiel, waren die Eingeweide eines Menschen. Als ihnen die Indianer verschiedene Stücke vom Körper selbst vorzeigten, und mit Worten und Gebärden zu verstehen gaben, dass sie das Übrige gefressen hätten.“

In Deutschland wurde Forster lange Zeit nicht nur verkannt, sonder sogar mit Gefängnis bedroht wegen seiner politischen Gesinnung. Er war einer der Gründer der Mainzer Republik und ein Verfechter der politischen Überzeugungen der Jakobiner, wurde sogar in die Pariser Nationalversammlung gewählt.

Im Ausland und bei manchen großen Zeitgenossen fand er große Anerkennung, zum Beispiel bei Benjamin Franklin, beim französischen Naturforscher Georges Louis Leclerc de Buffon, er war im regelmäßigen Gedankenaustausch mit Herder, Goethe, den Brüdern Humboldt.

Georg Forster starb mit nur 39 Jahren im Jahr 1974 an einer Lungenentzündung, die Umstände in Deutschland hatten ihn gezwungen in Paris in Armut zu leben.

Mich haben, neben der Persönlichkeit von Georg Forster, auch seine wunderschönen Zeichnungen fasziniert, einige möchte ich nun hier übernehmen:



Adlerrochen:



Pinguin:



Weißkopflist:



Fischgiftbaum:



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miriam




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longtime
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Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute z.B. auch an Georg Forster
geschrieben von longtime
als Antwort auf miriam vom 27.11.2009, 01:17:56
Ja, danke für die schönen Ergänzungen!

*

Für den 27. November verweise ich hier zuerst auf einen westfälischen Autoren, der durch zwei wichtige Theaterstücke aus seinem Nachkriegswerk noch im Gedächtnis bleiben wird:

Erwin Sylvanus (03.10.1917 - 27.11.1985):

In der wirksamen Art der Brechtschen Lehrstücke schrieb er zwei besonders beachtete, in ganz Europa aufgeführten politische Bühnentexte: das Schauspiel „Korczak und die Kinder“ (UA Krefeld 1957) und „Jan Palach“ (zuerst UA in Kopenhagen 1972; deutsch 1973).

Zum Leben und Tod des polnischen Arztes Korczak setze ich hier die Informationen voraus:

http://de.wikipedia.org/wiki/Janusz_Korczak

*

Zu Jan Palach:

Das Jan-Palach-Memorial aus dem Prager Wenzels-Platz:
- Wenceslas Square: memorial to Jan Palach who set himself on fire to protest the Soviet occupation in 1969 -




*

Zu Syvanus' Leben und Werk s. Linktipp:


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longtime
enigma
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Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute z.B. auch an Georg Forster
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 27.11.2009, 02:49:50
Danke den nächtlichen Arbeitern für die Morgengabe mit schönen Bildern.
“Korczak und die Kinder” würde ich mir jederzeit gerne ansehen.

Da ich total verschlafen habe, kommt von mir erst was im Laufe des Tages.

Gruß

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enigma
indra
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Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken z.B. heute an Alberto Moravia
geschrieben von indra
als Antwort auf enigma vom 27.11.2009, 08:39:44
Alberto Moravia (eigentlich A.Pincherle) wurde am 28.November 1907 in Rom geboren. In Rom vollendete sich auch sein Leben am 26.September 1990.
Seinen Kunstnamen Moravia widmete er seinen väterlichen Vorfahren, die aus Mähren stammten. Moravia ist die lateinische Form von Mähren.
Das literaische Werk Moravias ist umfangreich und seine freie unkonventionelle Erzählweise, besonders auch zu Themen über Liebe, Zusammenleben, also Lebensgestaltung wurde oftmals durch den Vatikan verurteilt.
Ich habe ihn sehr gern gelesen und besonders seine Cesira ist mir sehr gut im Gedächtnis geblieben.Im Klappentext meiner Ausgabe (Bibliothek der Weltliteratur,Aufbau-Verlag Berlin und Weinmar, 1970)steht zu dieser Romanfigur folgende Aussage:"Cesira, die mit psychologischer Meisterschaft geformte Heldin, ist in ihrem menschlichen Reichtum und in ihrer Lebensfülle eine der schönsten Frauengestalten der heutigen europäischen Literatur."

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indra

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enigma
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Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken z.B. heute an Paul Leppin
geschrieben von enigma
als Antwort auf indra vom 27.11.2009, 10:58:12
Heute möchte ich erinnern an den Schriftsteller Paul Leppin, geboren am 27.11.1878 in Prag.
Paul Leppin war ein deutschsprachiger Schriftsteller in Prag. Im bürgerlichen Beruf war er Postbeamter.

Heute ist er weitgehend vergessen.

Und nach allem, was ich über ihn gelesen habe, hat er nie den literarischen Rang z.B. eines Franz Kafka erreicht, sondern seine Bedeutung bestand auch in seiner Person als Zeitzeuge einer untergehenden Prager Ära.
Er galt als Anführer, als “Ungekrönter König der Prager Bohème“ einer Prager Clique junger Literaten, von Max Brod als Jung-Prag bezeichnet, die durch die nächtlichen Gassen zogen und sich vom Prager Bürgertum abgrenzen wollten.
Zu diesem Kreis gehörten die Schriftsteller Gustav Meyrink, Oskar Wiener, Viktor Hadwiger und der junge Rainer Maria Rilke.
In seinen Zeitschriften "Frühling" und "Wir“ schrieben Rilke und Stefan Zweig zu einem Zeitpunkt, als sie noch unbekannt waren.
Seine Verehrerin Else Lasker-Schüler, mit der er langjährig befreundet war, hatte ihn ohnehin zum “König von Böhmen” erkoren.

Und oft stieß Leppin den braven Bürgern auch vor den Kopf, mit seinen frechen Bänkelliedern.

Sein eigentliches Thema war die Verlassenheit des Menschen.
Er nahm Anteil, auch an den Ausgegrenzten oder Gescheiterten - und er wollte sie verstehen.
Da er zu dieser Zeit auch ein häufiger Besucher von Bordellen war, wurde er in Prag als Pornograf und Schundliterat bezeichnet. Der große Durchbruch gelang ihm lebenslang nicht.

Der Katholik Leppin hielt zu allen Zeiten, auch als der Nationalsozialismus in der damaligen Tschechoslowakei immer mehr an Bedeutung gewann, zu seinen jüdischen Freunden und setzte sich für ein Überwinden nationaler Grenzen ein.
Durch dieses Verhalten setzte er Maßstäbe für ein friedliches Zusammenleben und die Verständigung und Akzeptanz von Menschen verschiedener Nationalitäten.

Die Gestapo nahm ihn in Haft, weil er sich geweigert hatte, als Sekretär des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller die nichtarischen Mitglieder auszuschließen.

Über diese Zeit stelle ich einen Artikel aus “Radio Praha” ein, hier zu lesen:

Kurz nach seiner Freilassung erlitt Leppin einen Schlaganfall.
Er starb am 10. April 1945 ebenfalls in Prag.
Noch mehr über Paul Leppin und seine Bücher - she. Linktipp!

Über SSI-Media und den Paul Leppin-Blog ist “Die Rede der Kindesmörderin vor dem Weltgericht” aus dem Cabaret Voltaire zu hören, (bei You-Tube)
hier:



Gruß


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enigma
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Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken z.B. heute an Paul Leppin
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 27.11.2009, 15:20:01
Toll, Paul Leppin ist wirklich eine super Ergänzung, da man solche Autoren nicht als Bestseller oder als Schulbuchdichter findet! - Aber in jede Prager oder CSR-Anthologie gehört er rein; z.B. in die Sammlungen von Peter Demetz, der ihn sehr schätzte.
- Da werde ich einen besonderen Text von ihm, der die Szenerie des alten jüdischen Friedhofs beleuchtet, noch scannen!

http://www.kafkaesk.de/uploads/pics/jued_friedhof1.jpg[/img]

[i]Der Prager Judenfriedhof


*

Äußert euch mal bitte dazu:

Ist es sinnvoll, einige zukünftige Daten mit Namensvorschlägen hier zu platzieren? - Über neue, bisher ungenannte Vorschläge freue ich mich aber immer besonders.

**

Ich tue es also noch mal:

28.11.:


Richard von Volkmann-Leander


Conrad Ferdinand Meyer

Stefan Zweig

Alberto Moravia

Fritz von Unruh


29.11.:

Wilhelm Hauff

Ludwig Anzengruber

Hans Henny Jahnn

**

Schöne Zeit - bis morgen und übermorgen..!


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longtime
enigma
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Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken z.B. heute an Paul Leppin
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 27.11.2009, 22:47:14
Hallo Longtime,

danke! Für heute habe ich mir schon jemanden ausgesucht, auch wenn er nicht nur Schriftsteller ist, aber auch.

Denn heute möchte ich auf Tomi Ungerer hinweisen, den Grafiker, Autor und vor allem Illustrator von Büchern für Kinder und Erwachsene, geboren am 28. November 1931.

Ich nehme an, dass jede/r Zeichnungen/Karikaturen von Ungerer kennt.

Das Leben von Tomi Ungerer verlief dermaßen wechselhaft, dass ich mich darauf beschränke, für die Interessenten auf einen sehr übersichtlichen Lebenslauf des Künstlers zu verweisen,
hier:
Ein Interview mit Tomi Ungerer findet man auch über diese Seite in Form eines Downloads.

Die Eröffnung des Tomi Ungerer Museums fand im November 2007 in Straßburg statt.
Es befindet sich in der Villa Greiner, sehr zentral gelegen, in der Nähe des Straßburger Münsters.

Im Museum befinden sich neben ca. 8.000 Zeichnungen, die Ungerer der Stadt Straßburg geschenkt hat, auch Werke anderer bekannter Illustratoren.

Über das Museum mehr über den Linktipp!

Und seine Märchen-, Lieder-, Katzen-, Hundebücher usw. sind auch eine Reise wert - ins Innere der Bücher.

Gruß

enigma
Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken z.B. heute an Paul Leppin
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 28.11.2009, 10:29:13
Heute gedenken wir Mark Twain und Jonathan Swift.

Wer kennt nicht Gullivers Reisen?
Wer kennt nicht Tom Sawyer und Huckleberry Finn?
Als Kind haben wir sie gelesen!

Hier mehr über die Schriftsteller:

Jonathan Swift

Mark Twain


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spatzl

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