Literatur Poesie - Kalender

Poesie - Kalender
geschrieben von ehemaliges Mitglied

An jedem Tag wurde irgendwo auf der Welt ein Poet geboren oder er/sie verstarb -
om ein wenig an sie zu erinnern, dient dieser Poesie-Kalender.
Bitte tragt immer nur Gedichte,Infos und Notizen von Dichtern und Dichterinnen ein, die mit dem jeweiligen Kalendertag eine Verbindung haben ...
Ich fang einmal an --

16. Dezember

Rafael Alberti wird 1902 in der Provinz Cádiz geboren und stirbt ebenda 1999.

Am 27. April 1977, nach 38 Jahren im Exil – 24 davon in Argentinien und 14 Jahre in Italien- kehrte RAFAEL ALBERTI zum ersten Mal wieder nach Spanien zurück. Als er aus dem Flugzeug stieg, waren seine ersten Worte: “Ich ging mit einer zur Faust geballten Hand fort, und komme nun mit einer geöffneten Hand zurück, als Zeichen der Versöhnung zwischen allen Spaniern.”
         Sein heute schon legendäres Leben, das beinahe ein Jahrhundert währte, ist fest verbunden mit den herausragendsten kulturellen, politischen und sozialen Ereignissen in Spanien. Sein Beitritt in die Kommunistische Partei Spaniens (PCE), seine Mitarbeit während des Bürgerkrieges in der “Alianza de Intelectuales Antifscistas” (Allianz der Intellektuellen gegen den Faschismus), die gemeinsamen Bemühungen mit María Teresa León und anderen Intellektuellen während des Krieges um die Rettung bedeutender Kunstwerke des spanischen Kulturerbes, darunter Las Meninas von Velázquez, Carlos V von Tizian, seine Ehrenpräsidentschaft zusammen mit Dolores Ibárruri im ersten demokratischen Parlament…, all dies machen ihn zu einer einzigartigen Persönlichkeit der jüngsten spanischen Geschichte.
         Rafael Alberti hat mit seinen Gedichten die wichtigsten Seiten der zeitgenösischen Poesie gefüllt. Er gehörte der “Generation von 27” an, einer Gruppe der hervorragensten spanischen Dichter des 20. Jahrhunderts, das er mit einer vorbildlichen Ethik und Würde gelebt hat. Er erhielt zahlreiche Preise, unter anderem den spanischen Nationalpreis für Literatur sowie für Theater, den internationalen Lenin-Friedenspreis, und den Cervantes-Preis.

aus: Stiftung Rafael Alberti
 


Viele seiner Gedichte wurden von bekannten Liedermachern wie dem Katalanen Joan Manuel Serrat vertont. In deutscher Sprache wurde durch Milva besonders das Gedicht von der Taube bekannt

So täuschte sich eine Taube
Wie sie sich täuschte
Sie flog Nordost kam nach Südwest
Sie hielt den Weizen für Wasser
Wie sie sich täuschte
Hielt Ozeane für den Himmel
Und den Abend für den Morgen
Wie sie sich täuschte
Wie sie sich täuschte
Sie hielt die Sterne für Tau im Wald
Sie hielt die Wärme für Bitterkalt
Wie sie sich täuschte
Wie sie sich täuschte
Hielt deinen Mund für deine Augen
Und dein Herz für ihr Zuhause
 
Wie sie sicht täuschte
Wie sie sich täuschte
Hielt Ozeane für den Himmel
Und den Abend für den Morgen
Wie sie sich täuschte
Wie sie sich täuschte
Sie hielt die Sterne für Tau im Wald
Sie hielt die Wärme für Bitterkalt
Wie sie sich täuschte
Wie sie sich täuschte
Hielt deinen Mund für deine Augen
Und dein Herz für ihr Zuhause
Wie sie sich täuschte
Wie sie sich täuschte

und hier das Original:


Se equivocó la paloma,
se equivocaba.
Por ir al norte fue al sur,
creyó que el trigo era el agua.
Creyó que el mar era el cielo
que la noche la mañana.
Que las estrellas rocío,
que la calor la nevada.
Que tu falda era tu blusa,
que tu corazón su casa.
(Ella se durmió en la orilla,
tú en la cumbre de una rama.)
 



und hier Joan Manuel Serrat
 

RE: Poesie - Kalender
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Auch eine deutsche Dichterin soll hier heute noch erwähnt sein, denn es ist ihr Sterbetag.

Selma Meerbaum-Eisinger

wurde am 15.8.1924 als Tochter des jüdischen Ladenbesitzers Max Meerbaum in Czernowitz geboren.
Nur 18 Jahre alt durfte sie werden, denn sie starb heute vor 76 Jahren in einem Konzentrationslager in Rumänien, in das man sie mit ihrer Familie und vielen Bewohnern ihres Heimatortes eportierte.

Alles, was blieb, ist ein kleiner Band mit ihren Gedichten.
Selma, die zweisprachig (rumänisch und deutsch) aufwuchs, interessierte sich schon früh für deutsche Lyrik und las mit Begeisterung Gedichte von Heinrich Heine, Rainer Maria Rilke, Klabund, Paul Verlaine und Rabindranath Tagore,

Der Einfluss dieser Dichter ist auf beklemmende Weise in der Lyrik ihres kurzen Lebens Dichter nicht zu verleugnen. Inzwischen gehören die knapp 60 Gedichte dieser jungen Frau zur Weltliteratur.

Der schweizer Musiker David Klein vertonte einige Gedichte und vor einiger Zeit liehen Künstler wie Hannelore Elsnerm die Soul Sängerin Joy Denalane und der Rapper Thomas D diesen vertonten Gedichten ihre Stimme.
 


und hier eines der sehr wenigen Fotos der jungen Frau




Hier nun eines ihrer Gedichte:

Sehnsuchtslied

Leise schlägst in deinem Lied du einen Ton an -
und dir ist, als fehlte noch etwas.
Und du suchst verwirrt bei allen Tönen,
ob sie dir nicht sagen können,
wo's zu finden, wo und wie und wann...
Doch der eine ist zu blaß
und zu lüstern ist der zweite
und der dritte ist so voll mit Weite -
viel zu voll.

Du suchst lange - Moll und Dur und Moll
werden lebend unter deinen Händen.
Und dann schlägst du plötzlich eine Taste an,
und - es kommt kein Ton.
Und das Schweigen ist dir wie ein dumpfer Hohn,
denn du weißt es plötzlich ganz genau:
Dieser fehlt dir. Wenn ihn deine Hände fänden,
fiele ab von deinem Lied der Bann,
war' das Ende nicht mehr leer und grau.

Und du rührst und rührst die Taste -
fragst dich, wo hier wohl die Hemmung liegt,
suchst, ob nicht doch deiner Hände Weiche siegt,
deine Augen betteln voll Verlangen.
Kein Ton kommt. Einsamkeit bleibt nun zu Gaste
in dem Lied, das dir so schwer und süß gereift.

Um den ungespielten Ton wirst du nun ewig bangen,
bangen um das Glück, das dich nur leicht gestreift
in den leisen Nächten, wenn der Mond dich wiegt
und die Stille deine Tränen nicht begreift.
9.1.1941


Hier sind noch mehr Gedichte von ihr nachzulesen


 
RE: Poesie - Kalender
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Er gilt als einer der grössten und bedeutendsten persischen Dichter und berühmter Mystiker des Islams, der unter anderem den Orden der tanzenden Derwische gründete:

Dschalaluddin Rumi.

Er lebte von 1207 bis 1273 und der heutige 17. Dezember gilt als sein Sterbetag.
Sohn aus gebildetem Hause, afghanischer Flüchtling, islamischer Gelehrter und der größte mystische Poet aller Zeiten und wohl keiner hat seine Liebe zu Gott in so leidenschaftlcihen Bildern beschrieben wie er - 
Auch heute noch fühlen viele sich von seinen Versen angesprochen und in den USA stehen die Bändchen mit seinen Gedichten stets auf der Bestseller Liste.



Vor 4 Jahren erschien eine neue Übersetzung unter dem Titel  "Traumbild des Herzens“  von dem Orientalisten Johann Christoph Bürgel in deutscher Sprache.

„Heut ist Reigen, Tanz ist, Tanz ist, Tanz!
Licht ist heut und Glanz ist, Glanz!
Abschied von Verstand ist, vom Verstand,
Weil die Liebe ganz ist, ganz ist, ganz.“
(Gedicht Nr. 18 in „Traumbild des Herzens")

* * *


Ich sage dir, warum das Weltmeer seine Wogen schlägt:
Es tanzt die Welt im Glanze eines Edelsteins – der Liebe.

Ich sage dir, aus welchem Stoff der Mensch geformt ist:
Er tönt nach Liebe, eingehaucht von Gottes schöpferischem Atem.

Ich sage dir, warum die Himmel ohne Ende kreisen:
Weil Gottes Thron sie mit dem Widerschein der Liebe füllt.

Ich sage dir, warum die Morgenwinde wehen:
Um ständig frisch den Rosenhain der Liebe aufzublättern.

Ich sage dir, warum die Nacht sich einen Schleier umlegt:
Sie will der Liebe diese Welt als Brautzelt weihen.

Ich kann dir alle Rätsel dieser Schöpfung lösen!
Denn aller Rätsel Lösungswort ist eines:

Liebe.
 


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RE: Poesie - Kalender
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.12.2018, 17:37:55

noch ein Rumi ... so schön und das aus dem 13. Jahrhundert ...
Wer davon mehr lesen möchte, klickt einfach hier


Aus Rumis Diwan

Solang die Sonne nicht den Nachtflor bricht,
Sind Tagesvögel ohne Zuversicht.
Der Blick der Sonne ruft die Tulpen auf,
Jetzt ist, o Herz, dir zu erwachen Pflicht.
Das Sonnenschwert gießt aus im Morgenrot
Das Blut der Nacht, von der es Sieg erficht.
Voll Schlafs das Auge, sprach ich: es ist Nacht.
Er sprach: vor meinem Angesichte nicht.
Solang es graut, ist zweifelhaft der Tag,
Am hellen Tag, wer zweifelt noch am Licht?
Im Osten steht das Licht, ich steh' im West,
Ein Berg, an dessen Haupt der Schein sich bricht.
Ich bin der Schönheitssonne blasser Mond,
Schau weg von mir, der Sonn' in's Angesicht!
Dschelaleddin nennt sich das Licht im Ost,
Des Widerschein euch zeiget mein Gedicht.


 

schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Poesie - Kalender
geschrieben von schorsch

Autofahrerinnen (in Schweizer Dialekt und aus aktuellem Anlass) ins Poesie-Album geschrieben.
 


Näbu öber der Aare
***********************

Näbu dampfet vo der Aare;
Meiteli pass uuf bim Fahre.
Drom, wenn d wotsch ganz sicher sii,
schautisch d Näbulampe ii.
Denn aber net a de Pfote sogge;
muesch nämli gliich no sälber gogge!
********************

Schorsch, 18
schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Poesie - Kalender
geschrieben von schorsch
als Antwort auf schorsch vom 18.12.2018, 10:24:30
 
Und hier noch das Gif dazu:

Nebel über der Aare kurz Gif 2.GIF

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RE: Poesie - Kalender
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 18.12.2018, 10:24:30

ähm.. und was genau hat es nu mit dem heutigen Tag zu tun, lieber schorsch?? :-)

youngster
youngster
Mitglied

RE: Poesie - Kalender
geschrieben von youngster
als Antwort auf schorsch vom 18.12.2018, 10:24:30

Lieber Schorsch,

ich schätze deine Reimkunst sehr nur diesen Reim kann ich beim besten Willen leider nicht übersetzen.

Würde es dir eine große Mühe machen diesen auf Deutsch zu übersetzen? Würde mich sehr freuen.

Kann man auch deine Bücher irgend wo käuflich erwerben? Du hast mal verlauten lassen, dass du ein paar Bücher geschrieben hast? Bin allerdings nur an Büchern in deutscher Sprache interessiert.


Gruß youngster

schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Poesie - Kalender
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.12.2018, 11:07:20
ähm.. und was genau hat es nu mit dem heutigen Tag zu tun, lieber schorsch?? :-)
Genau an diesem Tag war dieser Nebel.

Lichtet er nun bei dir?
schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Poesie - Kalender
geschrieben von schorsch
als Antwort auf youngster vom 18.12.2018, 11:56:33
Lieber Schorsch,

ich schätze deine Reimkunst sehr nur diesen Reim kann ich beim besten Willen leider nicht übersetzen. Es gibt unter uns noch ein paar weitere Schweizer.

Würde es dir eine große Mühe machen diesen auf Deutsch zu übersetzen? Würde mich sehr freuen.  Übersetzt ergäben sich keine Reime mehr.

Kann man auch deine Bücher irgend wo käuflich erwerben? Du hast mal verlauten lassen, dass du ein paar Bücher geschrieben hast? Bin allerdings nur an Büchern in deutscher Sprache interessiert.   Ich habe 3 Romane gschrieben. 2 sind als Bücher erschienen. Schon lange vergriffen. Es werden aber ab und zu (z.B. bei Amazon) noch antiquarische angeboten (google meinen Namen "Georg Segessenmann, Der Armeleutebub resp. Herbstlaub). Du könntest mir aber auch deine @ mitteilen. Dann sende ich dir alle 3 Romane als Anhang. Gratis.


Gruß youngster

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