Literatur Politische Gedichte
Ein Gedicht von Erich Weinert, …
Ein Gedicht von Erich Weinert, welches an Aktualität nicht verloren hat.
LICHT IN DIE KÖPFE!
In der Straßenbahn, in der Mittagspause,
abends im Bette, sonntags zu Hause
nimmst du dir einen Schmöker zur Hand.
Den frißt du, wie du ein Gulasch frißt,
Und fragst nicht, wes Geistes Kind er ist:
Hauptsache: Er spannt!
Und wenn du deinen Roman gefressen,
dann hast du auf einmal alles vergessen,
die trockne Stulle, das kalte Ofenrohr.
Dann kommst du dir wie besoffen vor!
Du träumst dich in eine andere Welt
hinüber,
und freust dich, daß du dein Elend vergißt,
weil es doch mal eine Ablenkung ist!
Aber das ist ja der Zweck der Übung,
mein Lieber!
Die wickeln dich ein mit phantastischem
Zwirn
und träufeln dir Opium in das Gehirn.
Da gibt es zum Beispiel nette Geschichten,
wie die oberen Zehntausend ihr Leben
einrichten,
wo man am Schluß die Überzeugung gewinnt,
daß auch die Reichen nicht glücklich sind!
Oder sie schreiben Elendsromane
und gießen über deine Misere
ihrer letzten Weisheit tröstliche Sahne,
daß die Armut ein Glanz nach innen wäre.
Oder sie geben dir Kriegsgeschichten.
um Mord- und Blutinstinkte zu züchten,
damit du die nötige Stimmung hast,
wenn man dir wieder den Stahlhelm verpaßt.
Und so weiter. Das hat aber seinen Sinn!
Mein Junge, da liegt Methode drin!
Ja, die verstehen das Gifteinrühren,
um dein Gehirn zu narkotisieren.
Die wollen die Gegensätze vermanschen,
die wollen dein Klassenbewußtsein
verpanschen.
Die nennen sich immer unpolitisch.
Damit vernebeln sie deinen Blick.
Laß dich nicht damit besabbern, sei kritisch!
Kopf klar halten! Die Luft ist dick!
Ihr habt euch nicht mehr zu vertragen
mit einer Klasse, die euch verblendet,
damit sie ungestört eure Taschen
umwendet!
Lest Bücher, die euch die Wahrheit sagen!
Erfüllt euch wieder mit Stolz und Kraft
aus den Büchern der kämpfenden
Arbeiterschaft!
Licht in die Köpfe! Erkennt das Ziel!
Genossen, macht eure Hirne mobil!
(Erich Weinert 1931)
Ein Gedicht von Erich Weinert, welches an Aktualität nicht verloren hat.
LICHT IN DIE KÖPFE!
In der Straßenbahn, in der Mittagspause,
abends im Bette, sonntags zu Hause
nimmst du dir einen Schmöker zur Hand.
Den frißt du, wie du ein Gulasch frißt,
Und fragst nicht, wes Geistes Kind er ist:
Hauptsache: Er spannt!
Und wenn du deinen Roman gefressen,
dann hast du auf einmal alles vergessen,
die trockne Stulle, das kalte Ofenrohr.
Dann kommst du dir wie besoffen vor!
Du träumst dich in eine andere Welt
hinüber,
und freust dich, daß du dein Elend vergißt,
weil es doch mal eine Ablenkung ist!
Aber das ist ja der Zweck der Übung,
mein Lieber!
Die wickeln dich ein mit phantastischem
Zwirn
und träufeln dir Opium in das Gehirn.
Da gibt es zum Beispiel nette Geschichten,
wie die oberen Zehntausend ihr Leben
einrichten,
wo man am Schluß die Überzeugung gewinnt,
daß auch die Reichen nicht glücklich sind!
Oder sie schreiben Elendsromane
und gießen über deine Misere
ihrer letzten Weisheit tröstliche Sahne,
daß die Armut ein Glanz nach innen wäre.
Oder sie geben dir Kriegsgeschichten.
um Mord- und Blutinstinkte zu züchten,
damit du die nötige Stimmung hast,
wenn man dir wieder den Stahlhelm verpaßt.
Und so weiter. Das hat aber seinen Sinn!
Mein Junge, da liegt Methode drin!
Ja, die verstehen das Gifteinrühren,
um dein Gehirn zu narkotisieren.
Die wollen die Gegensätze vermanschen,
die wollen dein Klassenbewußtsein
verpanschen.
Die nennen sich immer unpolitisch.
Damit vernebeln sie deinen Blick.
Laß dich nicht damit besabbern, sei kritisch!
Kopf klar halten! Die Luft ist dick!
Ihr habt euch nicht mehr zu vertragen
mit einer Klasse, die euch verblendet,
damit sie ungestört eure Taschen
umwendet!
Lest Bücher, die euch die Wahrheit sagen!
Erfüllt euch wieder mit Stolz und Kraft
aus den Büchern der kämpfenden
Arbeiterschaft!
Licht in die Köpfe! Erkennt das Ziel!
Genossen, macht eure Hirne mobil!
(Erich Weinert 1931)