Forum Kunst und Literatur Literatur Richard Dawkins: Die Schöpfungslüge

Literatur Richard Dawkins: Die Schöpfungslüge

adam
adam
Mitglied

Re: Richard Dawkins: Die Schöpfungslüge
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 12.11.2010, 10:35:39
Buchtitel wie "Die Schöpfungslüge" oder "Gotteswahn" sind keine gute Empfehlung für fundierte Wissenschaft. Eine Argumentation, die mit der Verunglimpfung anderer Überzeugungen beginnt und so auf der Wahrheit der eigenen besteht, hat kaum die Chance, von anders Denkenden überhaupt wahrgenommen zu werden. Zumal auch der Darwinismus, nach meiner Kenntnis, nicht von allen Wissenschaftlern als der Wahrheit letzter Schluß anerkannt wird. Da bin ich allerdings für nähere Informationen empfänglich.

Der Kreationismus fällt für mich nicht in die oben angesprochene Ebene einer Diskussion um das Für und Wider von Glauben und Wissenschaft.

Mit Leuten, die sich kreationistische Ansichten einreden lassen, kann man nicht diskutieren. Da habe ich meine Erfahrungen. Dieser einfältigen Denkfaulheit oder Unfähigkeit ist mit Wissenschaft nicht zu begegnen. Da ist m. A. n. Hopfen und Malz verloren. Diese Menschen können nur schlechten Einflüssen entzogen werden, indem die Quelle derartiger Informationen zum Versiegen gebracht wird.

Mit Kreationisten, die für derartige Ansichten argumentieren, darf man nicht diskutieren. Kreationismus ist für mich Demagogie, die nur verurteilt werden kann. Ich sehe den Kreationismus eher im Strafrecht als Betrug, wenn nicht als Schlimmeres, keinesfalls unter den Grundrechten wie Meinungs- oder Religionsfreiheit. Damit enfällt für mich schon der Gedanke daran, Kreationisten im Stundenplan der Schulen zu berücksichtigen.

--

adam

walter4
walter4
Mitglied

Re: Richard Dawkins: Die Schöpfungslüge
geschrieben von walter4
Soll mir doch einmal ein Darwinist erklären, wie Cytochrom C, unser Atmungsferment per Evolution entstehen konnte. Dieses Enzym ist essentiell für die Energiegewinnung aller höheren Lebewesen.



Es besteht aus ca. 2000 Atomen und funktioniert nur als Ganzes. Läßt man 10 Atome weg, funktioniert es schon nicht mehr.

Schon beim Insulin, das aus 8 Aminosäuren besteht, endet die Kunst der Chemiker. Es kann zwar künstlich hergestellt werden, aber nur mithilfe von Bakterien. Wenn nicht einmal Chemiker so ein winziges Molekül herstellen können, wie sollte dann per Zufall ein fast 100 mal so großes Molekül entstehen können ?
senhora
senhora
Mitglied

Re: Richard Dawkins: Die Schöpfungslüge
geschrieben von senhora
Meine Lebenserfahrung hat mich zu der Erkenntnis gebracht, religiöse und nicht religiöse Menschen können nicht sinnvoll über Glauben miteinander diskutieren, da einfach die Schnittmengen fehlen und ständig die Gefahr besteht, die jeweils andere Sichtweise zu verletzen.

Kurt Tucholsky drückte sich so aus:
„Die Kirche rollt durch die neue Zeit dahin wie ein rohes Ei. So etwas von Empfindlichkeit war überhaupt noch nicht da. Ein scharfes Wort, und ein ganzes Geheul bricht über unsereinen herein: Wir sind verletzt! Wehe! Sakrileg! Unsere religiösen Empfindungen. Und die unseren? ……. Wer nimmt darauf Rücksicht?“


Wer an eine göttliche Schöpfung glaubt, den werden keine noch so sachlichen und wissenschaftlich begründeten Argumente vom Gegenteil überzeugen und umgekehrt. Im Gegenteil, die Wissenschaftler unter den Kreatonisten suchen intensiv nach wissenschaftlichen Lücken, die sie mit Gott ausfüllen können und davon gibt es bekanntlich noch so einige. (siehe Dawkins)

Solange die Wissenschaftler über 9o Prozent des Universums nicht verstehen, ist es einfach, die Wissenslücken mit einem Gott aufzufüllen. Das änderte sich erst, wenn mehr Informationen z.B. über Dunkle Materie, Dunkle Energie und andere Dinge vorliegen.
Der Dunklen Energie sprechen Wissenschaftler übrigens Eigenschaften zu wie, sie hat kein Anfang und kein Ende, sie ist allgegenwärtig und sehr mächtig, so wie die Gläubigen Gott beschreiben.

Schon Thomas von Aquin hat schon vor einigen hundert Jahren eingeräumt, dass es etwas geben könne, was unabhängig von einem Schöpfer existiere. Das finde ich erstaunlich für einen katholischen Kirchengelehrten, vielleicht dachte er dabei an so etwas wie Energie.

Senhora


Anzeige

schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Richard Dawkins: Die Schöpfungslüge
geschrieben von schorsch
als Antwort auf senhora vom 14.11.2010, 07:15:37
@: "...Solange die Wissenschaftler über 9o Prozent des Universums nicht verstehen, ist es einfach, die Wissenslücken mit einem Gott aufzufüllen...."

Und wenn der Mensch einmal so weit wäre, dass er die restlichen 10 % auch noch verstehen würde/könnte, wird es ihn nicht mehr geben. Ganz einfach darum, weil er sich selber verüberflüssigt hat!
Karl
Karl
Administrator

Re: Richard Dawkins: Die Schöpfungslüge
geschrieben von Karl
als Antwort auf walter4 vom 14.11.2010, 03:18:48
Guten Morgen walter04!

Dein Beitrag reizt mich natürlich zur Antwort, auch wenn senhora meint, es würde nichts bringen.

Zunächst zum Insulin: Es besteht nicht, wie Du schreibst auch 8 Aminosäuren, sondern aus zwei Peptidketten, der A-Kette mit 21 und der B-Kette mit 30 Aminosäuren.



Schematische Darstellung von Proinsulin (B-Kette orange, A-Kette grün, C-Peptid grau). Das C-Peptid wird heraus geschnitten. Insulin besteht dann aus der A und B Kette. Es ist wesentlich komplexer als von Dir behauptet.

Nun zu den Cytochromen: Diese Eiweißmoleküle gehören zu den ältesten Errungenschaften des Lebens überhaupt. "Erfunden" wurden sie schon bevor es echte Zellen mit Zellkernen gab von den Vorfahren der Bakterien und Blaualgen. Sie spielen eine unentbehrliche Rolle bei der Energiegewinnung, bei der Photosynthese und bei der Zellatmung. Zellatmung wie Photosynthese in Bakterien und Blaualgen waren so erfolgreich, dass sie von den echtkernigen Organismen mit Zellkern nicht noch einmal neu erfunden wurden, sondern Blaualgen wurden als zur Photosynthese befähigte Symbionten in die Zellen aufgenommen (heute sind das die Chloroplasten der Pflanzen) und Bakterien wurden als zur Zellatmung befähigte Symbionten übernommen, heute sind dies die Mitochondrien aller Tiere und Pflanzen. Chloroplasten wie Mitochondrien haben noch heute eigene DNA und einen eigenständigen Proteinbiosynthese Apparat, der demjenigen von Bakterien und Blaualgen ähnlicher ist als demjenigen der kernhaltigen Zellen.

Da Cytochrome so früh in der Evolution optimiert wurden, gibt es im Laufe der tierischen und pflanzlichen Evolution wenige zusätzliche Mutation bzw. Änderungen in der Aminosäuresequenz. Das ist aber sehr gut ausnutzbar, um anhand der Sequenzähnlichkeit der Cytochrome Stammbäume zu erstellen. Wie das nachfolgende Bild zeigt, stimmt der gewonnene Stammbaum weitgehend mit anderen Stammbäumen, denen man andere Daten zugrunde legen kann, überein.



Gerade für Dich Walter wäre die Lektüre des Buches " Die Schöpfungslüge" anzuraten, denn dort wird ausführlich auf die Frage eingegangen: Wie kann so etwas Kompliziertes in der Evolution Schritt für Schritt entstehen, ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass alles sofort fertig ausgebildet da war?

Das Letzteres natürlich wesentlich unwahrscheinlicher ist, als die schrittweise Entstehung, legt Dawkins anschaulich dar.

Karl

Lotte-aus-Aurich
Lotte-aus-Aurich
Mitglied

Suum cuique
geschrieben von Lotte-aus-Aurich
als Antwort auf senhora vom 14.11.2010, 07:15:37
Jedem das Seine ... möchte man schreiben. Wenn eine/r die "Welt" als Schöpfungsakt, als Produkt eines wie immer gearteten "Gottes, einer wie immer gearteten Kraft verstehen möchte (und sei es nur darum, weil er/sie es nicht anders weiß und wissen will und kann), so sollte man es einfach akzeptieren und tolerieren. (Ob man das anhand der verifizierten Religionsgeschichte so einfach kann, sollte jede/r mit seinem/ihrem intellektuellen Gewissen ausmachen.)

Angesichts der Fülle der Religionen und ihrer doch sehr unterschiedlichen Weltbilder, Welterklärungen (Religionen und Mythen - ein wahrhaft weites Feld) im Laufe einiger Jahrtausend mutet es intellektuell schon befremdlich an, was da so an Selbstgerechtigkeit, Selbstgewissheit, an Absolutheitsansprüchen, an Irrtümern und Dummheiten zugemutet wird. Zweifel und Selbstzweifel sind konstituierende "Bestandteile" der Wissenschaft, offenbar nicht gerade Eigenschaften von Religionen.
Zwischen Mythen, persönlichem Glauben und einer institutionalisierten Religion sollte auch unterschieden werden.

Wie wäre es mit der Lektüre folgender drei Bücher:

Fritsche, Olaf: Biologie für Einsteiger. Prinzipien des Leben verstehen. Heidelberg 2010.

Goodsell, David S.: Wie Zellen funktionieren. Wirtschaft und Produktion in der molekularen Welt. Heidelberg 2010 (2. Aufl.)

Purves, William K. (e.a.): Biologie. Heidelberg 2010 (Nachdruck der 7. Aufl. von 2006).

So einige biologische Grundkenntnisse sollte man schon haben, wenn man mitreden möchte.

L.

Anzeige


Anzeige