Literatur Schöne Lyrik

pippa
pippa
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von pippa
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.03.2019, 12:37:15
P1130274.JPG
Da dieser Faden schon recht alt ist, wird der „Osterspaziergang“ ganz gewiss schon zitiert worden sein. Ganz bewusst setze ich ihn daher auch nicht ein, will euch aber erzählen, dass immer, wenn hier bei uns im Harz die Bäche wieder gluckern und springen und sich das erste Grün durch den braunen Waldboden schiebt, ich beim Wandern diese wunderbaren Zeilen von Goethe zitiere und mich darüber freue, dass ich den Osterspaziergang noch immer auswendig kann.

Harzliche Grüße
Pippa

 
JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.03.2019, 12:37:15
ein tolles Gedicht, wirklich von Heinrich Heine?
JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf pippa vom 23.03.2019, 12:59:16

Vom Osterspaziergang kenn ich ausschliesslich nur die erste und die letzte Zeile, die sind scheinbar Volksgut.

Vom Eise befreit....

Hier bin ich Mensch....


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RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf JuergenS vom 23.03.2019, 16:35:38

...auf jeden Fall! Zu finden im Buch der Lieder

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied

... noch ein Heinriich Heine
..solche und ähnliche Gedichte von ihm erkären vielleicht, dass so manch schöngeistige Jungfer in Ohnmacht fiel beim Lesen und ihn verachtete und er in der deutschen Gesellschaft lange nicht gut gelitten war

 

Prolog
Es war mal ein Ritter trübselig und stumm,
Mit hohlen, schneeweißen Wangen;
Er schwankte und schlenderte schlotternd herum,
In dumpfen Träumen befangen.
Er war so hölzern, so täppisch, so links,
Die Blümlein und Mägdlein die kicherten rings,
Wenn er stolpernd vorbeigegangen.
 
Oft saß er im finstersten Winkel zu Haus;
Er hatt sich vor Menschen verkrochen.
Da streckte er sehnend die Arme aus,
Doch hat er kein Wörtlein gesprochen.
Kam aber die Mitternachtsstunde heran,
Ein seltsames Singen und Klingen begann —
An die Türe da hört er es pochen.
 
Da kommt seine Liebste geschlichen herein,
Im rauschenden Wellenschaumkleide.
Sie blüht und glüht wie ein Röselein,
Ihr Schleier ist eitel Geschmeide.
Goldlocken umspielen die schlanke Gestalt,
Die Äuglein grüßen mit süßer Gewalt —
In die Arme sinken sich beide.
 
Der Ritter umschlingt sie mit Liebesmacht,
Der Hölzerne steht jetzt im Feuer,
Der Blasse errötet, der Träumer erwacht,
Der Blöde wird freier und freier.
Sie aber, sie hat ihn gar schalkhaft geneckt,
Sie hat ihm ganz leise den Kopf bedeckt
Mit dem weißen, demantenen Schleier.
 
In einen kristallenen Wasserpalast
Ist plötzlich gezaubert der Ritter.
Er staunt, und die Augen erblinden ihm fast
Vor alle dem Glanz und Geflitter.
Doch hält ihn die Nixe umarmet gar traut,
Der Ritter ist Bräutgam, die Nixe ist Braut;
Ihre Jungfraun spielen die Zither.
 
Sie spielen und singen, und singen so schön,
Und heben zum Tanze die Füße;
Dem Ritter dem wollen die Sinne vergehn,
Und fester umschließt er die Süße —
Da löschen auf einmal die Lichter aus,
Der Ritter sitzt wieder ganz einsam zu Haus,
In dem düstern Poetenstübchen
CharlotteSusanne
CharlotteSusanne
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von CharlotteSusanne
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.03.2019, 16:46:53

"Wer zählt die Völker, nennt die Namen,
 die gastlich hier zusammenkamen?..........."

Diese Zeilen von Friedrich von Schiller kamen mir jetzt irgendwie in den Sinn,
und so stell ich  mal das Video zu diesem Gedicht  hier hin :

Die Kraniche des Ibykus
 

LG
 C.S.

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Sirona
Sirona
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RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
Veilchen.jpg

Das Veilchen und der Schmetterling
(Nikolaus Lenau 1802 - 1850)

 
Ein Veilchen auf der Wiese stand

an Baches Rand und sandte ungesehen,

bei sanftem Frühlingswehen
süßen Duft durch die Luft.
 
Da kommt auf schwankendem Flügel
ein 
Schmetterling über den Hügel

und senket zur kurzen Rast

zum Veilchen sich nieder als Gast.
 
Schmetterling:
 Ei! Veilchen! Wie du töricht bist,

zu blühen, wo niemand dein genießt!
 
Veilchen:
 Nicht ungenossen blüh ich hier,

ein Schäfer kommt gar oft zu mir

und atmet meinen Duft und spricht:

„Ein solches Blümchen fand ich nicht,

wie Veilchen du! Auf Wiesen, Auen

ist keines mehr wie du zu schauen!
 
Schmetterling:
`s ist schöner doch, glaub meinem Wort,

zu blühn auf freier Wiese dort,

in jener bunten Blumenwelt
als hier im dunklen Schattenzelt!
 
Veilchen: 
Hier bin ich meines Schäfers Wonne,

dort aber bleichet mich die Sonne,

und ohne Farbe, ohne Duft,

find ich zu früh dort meine Gruft,

drum blüh ich in der Einsamkei,
wenn auch nur Einer mein sich freut.

 
 
pippa
pippa
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von pippa
als Antwort auf Sirona vom 03.04.2019, 09:19:10
P1150729.JPG
Die Sehnsucht nach dem Frühling von Christian Adolph Overbeck

hier der von Mozart vertonte Text

Komm, lieber Mai, und mache
die Bäume wieder grün,
und lass mir an dem Bache
die kleinen Veilchen blüh’n!
Wie möcht’ ich doch so gerne
ein Veilchen wieder seh’n!
Ach, lieber Mai, wie gerne
einmal spazieren geh’n!

Zwar Wintertage haben
wohl auch der Freuden viel;
man kann im Schnee eins traben
und treibt manch’ Abendspiel;
baut Häuserchen von Karten,
spielt Blindekuh und Pfand,
auch gibt’s wohl Schlittenfahrten
aufs liebe freie Land.

Doch wenn die Vögel singen,
und wir dann froh und flink
auf grünem Rasen springen,
das ist ein ander Ding!
Jetzt muss mein Steckenpferdchen
dort in dem Winkel stehen,
denn draußen in dem Gärtchen
kann man vor Kot nicht geh’n.

Am meisten aber dauert
mich Lottchens Herzeleid.
Das arme Mädchen lauert
recht auf die Blumenzeit.
Umsonst hol’ ich ihr Spielchen
zum Zeitvertreib herbei:
Sie sitzt in ihrem Stühlchen
wie’s Hühnchen auf dem Ei.

Ach, wenn’s doch erst gelinder
und grüner draußen wär’!
Komm, lieber Mai, wir Kinder,
wir bitten gar zu sehr!
O komm und bring’ vor allem
uns viele Veilchen mit!
Bring’ auch viel Nachtigallen
und schöne Kuckucks mit!

Harzliche Grüße
Pippa


 
Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Roxanna
DSC01506.JPG

 
Unter tausend frohen Stunden

 
Unter tausend frohen Stunden,
So im Leben ich gefunden,
Blieb nur eine mir getreu;
Eine wo in tausend Schmerzen
Ich erfuhr in meinem Herzen,
Wer für uns gestorben sei.
Meine Welt war mir zerbrochen,
Wie von einem Wurm gestochen
Welkte Herz und Blüte mir;
Meines Lebens ganze Habe,
Jeder Wunsch lag mir im Grabe,
Und zur Qual war ich noch hier.
 
Da ich so im stillen krankte,
Ewig weint und weg verlangte,
Und nur blieb vor Angst und Wahn:
Ward mir plötzlich wie von oben
Weg des Grabes Stein geschoben,
Und mein Innres aufgetan.
 
Wen ich sah, und wen an seiner
Hand erblickte, frage keiner,
Ewig werd ich dies nur sehn;
Und von allen Lebensstunden
Wird nur die, wie meine Wunden,
Ewig heiter, offen stehn.


Novalis
 
pippa
pippa
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von pippa
als Antwort auf Roxanna vom 06.04.2019, 09:04:16
P1060225.jpg
Mir kommt immer nur die vertonte Lyrik in den Sinn, und als ich nun Roxys Rose entdeckte, fiel mir natürlich das Heidenröslein ein.

Bitte, sehr es mir nach, wenn schon jemand anderes dieses Gedicht einstellte.
Gruß Pippa


Heidenröslein


Johann Wolfgang von Goethe, 1771 (1749-1832)1.

Sah ein Knab' ein Röslein steh'n,
Röslein auf der Heiden,
War so jung und war so schön
Lief er schnell es nah zu seh'n
Sah's mit vielen Freuden
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden

.2. Knabe sprach: "Ich breche dich,
Röslein auf der Heiden."
Röslein sprach: "Ich steche dich,
Daß du ewig denkst an mich,
Und ich will's nicht leiden."
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

3. Und der wilde Knabe brach
's Röslein auf der Heiden;
Röslein wehrte sich und stach,
Half ihm doch kein Weh und Ach,
Mußt es eben leiden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

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