Forum Kunst und Literatur Literatur Shakespeare - war er's oder war er's nicht ?

Literatur Shakespeare - war er's oder war er's nicht ?

walter4
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Shakespeare - war er's oder war er's nicht ?
geschrieben von walter4
In dem Buch "Der Mann der Shakespeare erfand" und im Film "Anonymos" wird behauptet, daß die 37 Stücke, die von "Shakespeare" geschrieben wurden, NICHT von dem in Stratford-on-Avon geborenen Schauspieler William Shakespeare, sondern von Edward de Vere, Graf von Oxford, der lange Zeit die rechte Hand der Königin Elizabeth I bei Hofe war.

Der Graf von Oxford war ein Mann des Hochadels, der die entsprechende Bildung und Lebenserfahrung hatte, um diese Stücke zu schreiben, während William Shakespeares einfache Schulbildung mit dem 13. Lebensjahr endete und man nicht einmal genau wußte, ob er des Schreibens mächtig war.

Es war dem Grafen von Oxford in seiner Stellung nicht möglich und nicht erlaubt, solche Stücke unter eigenem Namen herauszubringen, sodaß er William Shakespeare als Strohmann benutzte.

Für die These gibt es etwa 200 einzelne Beweise. Trotzdem wird sie von der offiziellen Shakespeare-Gesellschaft nicht anerkannt. Wie denken die ST-Mitglieder darüber ?
Karl
Karl
Administrator

Re: Shakespeare - war er's oder war er's nicht ?
geschrieben von Karl
als Antwort auf walter4 vom 02.11.2014, 19:28:27
Es ist gewiss von historischem Interesse, wenn diese Frage geklärt wird. Ob jemand unter uns zur Wahrheitsfindung beitragen kann, kann ich nicht ausschließen, für wahrscheinlich halte ich das jedoch nicht.

Fakt ist, dass m.E. der Wert der Theaterstücke, die uns "Skakespear" geschenkt hat, heutzutage von der Beantwortung dieser historischen Frage nicht mehr abhängig ist. Die Debatte kann aber die Aufmerksamkeit auf seine Stücke erhöhen.

Karl
walter4
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Re: Shakespeare - war er's oder war er's nicht ?
geschrieben von walter4
als Antwort auf Karl vom 02.11.2014, 19:50:02
Wer sich damit nicht auseinandergesetzt hat, kann (und sollte) kein Urteil sprechen. Ich habe das Buch gelesen und den Film gesehen. Nur ein paar Fakten dazu:

-- In den Werken von Shakepeare kommen 27.000 Wörter vor. Woher sollte jemand, der mit 13 Jahren die Grundschule verließ, diesen Wortschatz haben?

-- William Shakespeare hat England nie verlassen. Woher sollte er detaillierte Kenntnisse aus Venedig, aus Italien, aus Frankreich haben? Überall da war Edward de Vere.

-- Edward de Vere las altes und neues Testament vollständig durch und machte hunderte von Anstreichungen. 200 davon kommen in seinen Werken tatsächlich vor.

-- Die Räuberepisode mit dem Räuber Falstaff aus "Die lustigen Weiber von Windsor" ist ein persönliches Erlebnis von de Vere. Shakespeare konnte davon nichts wissen.

-- In "Der Widerspenstigen Zähmung" geht es u.a. um die Gebräuche bei einer italienischen Hochzeitsfeier. De Vere hatte eine solche erlebt, Shakespeare nicht.

-- Viele Stücke haben literarische Vorlagen. Nur ein reicher Aristokrat wie de Vere konnte sich damals die nötige Literatur beschaffen, ein kleiner Schauspieler wie Shakespeare wohl nicht.

-- der Earl war der begehrteste Unterhalter der englischen Hofgesellschaft, hunderte Briefe, Gedichte, Vorworte und Schriften sind von ihm erhalten, von Shakespeare keine einzige Zeile, wahscheinlich, weil er garnicht schreiben konnte.

-- In Shakespeares Testament ist von einigen Immobilien und einem Bett die Rede. Kein einziges Buch, kein Manuskript findet sich darin. Kann das das Testament des größten Dramendichters aller Zeiten sein?

Man könnte noch viele von solchen Hinweisen aufführen. Der einzige logische Schluß ist: William Shakespeare war der Strohmann des Earl von Oxford, und nicht der Dichter.

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Re: Shakespeare - war er's oder war er's nicht ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf walter4 vom 02.11.2014, 19:28:27
Hallo, ja das ist schon sehr spannend - wir haben auch viel darüber diskutiert mit einem befreundeten Historiker aus UK. Eigentlich kann man kaum glauben, dass nur einer das komplette werk geschrieben hat. Ganz so ungebildet aber war william nicht. Sein Vater war sehr vermögend und der schickte ihn auf damals durchaus anerkannte Hochschulen, er konnte Latein und hatte weitere Kenntnisse in Griechisch, auch studierte er speziell Rhetorik und Poesie. Zu der Zeit erfanden Dichter gerne neue Worte und Shakespeare konnte die ganze Klaviatur von Gossenjargon bis zur royalen Hofsprache.

Ausser dem Earl of Oxford gab und gibt es ja noch mehr Kandidaten, den man die Werke zuschreiben will. Darunter auch Sir Francis Bacon. Dessen verlorene Manuskripte, die nachweisen sollen das er die meisten Werke geschrieben hat, sollen sich in einem merkwürdigen Schacht auf der Insel Oak Island befinden, die zu Nova Scotia gehört.Aber wie auch die Sache mit dem Earl of Oxford - bewiesen ist nichts
walter4
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Mitglied

Re: Shakespeare - war er's oder war er's nicht ?
geschrieben von walter4
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 02.11.2014, 21:06:25
Sein Vater war sehr vermögend und der schickte ihn auf damals durchaus anerkannte Hochschulen, er konnte Latein und hatte weitere Kenntnisse in Griechisch, auch studierte er speziell Rhetorik und Poesie. Zu der Zeit erfanden Dichter gerne neue Worte und Shakespeare konnte die ganze Klaviatur von Gossenjargon bis zur royalen Hofsprache.


Ich glaube, da verwechselst du etwas. Sein Vater war Handschuhmacher, Stadtkämmerer und Gerichtsvollzieher. Er mußte sich aber aus den öffentlichen Ämtern zurückziehen, nachdem man ihn beim Schmuggel von Wolle erwischt hatte.

Ein Zeitgenosse schreibt über William S.: "Aufgefordert zu schreiben, geriet er in Not". Daher gibt es von ihm keine Schriftstücke, sondern nur ein paar Unterschriften. Von Latein, Griechisch oder Hochschule konnte keine Rede sein. Er war zwar Teilhaber am Theater "The Globe", spielte aber selbst nur Nebenrollen. Ein Zeitgenosse schrieb über ihn: "Der Geist in Hamlet war der Gipfel seiner Darstellungskunst".

Reich war er wohl, denn er besaß wohl mehrere, wahrscheinlich zum Teil geerbte Häuser und Grundstücke, vom Geist her war er aber wohl eher einfach gestrickt, obwohl man eine gewisse Geschäftstüchtigkeit annehmen muß, denn er konnte sich am 4.5.1597 das zweitgrößte Haus in Statford für 60 Pfund kaufen, etwa 4 Jahre nachdem er in London in das Theatergeschäft eingestiegen war.

Genau informieren! dann urteilen.
silhouette
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Re: Shakespeare - war er's oder war er's nicht ?
geschrieben von silhouette
als Antwort auf walter4 vom 02.11.2014, 22:02:24
Ups, das sind ja ganz handfeste Argumente, die du um 20.28 h aufzählst. Das Buch werde ich mir kaufen. Diese Art von Aufdeckung erinnert mich an "Keine Posaunen vor Jericho", wo anhand vieler archäologischer Funde nachgewiesen wird, dass so manche biblische Geschichte frei erfunden ist.

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Re: Shakespeare - war er's oder war er's nicht ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf walter4 vom 02.11.2014, 22:02:24
Nun ich finde es anmassend, nach der Lektüre eines Buches mit viel Argumenten zu glauben der Alleinwissende zu sein und andere als nicht informiert zu bezeichnen. Es gibt kluge Bücher sehr belesener und kluger Amerikaner und Engländer, die genau das Gegenteil von dem behaupten, was Du da zitierst - Du gehst ja nicht einmal auf die Mutmassungen von Oak Island ein. Sorry aber ich dachte Du willst diskutieren und nicht andere als dumm und dich als Alleinwissend hier präsentieren.Guten Tag.
walter4
walter4
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Re: Shakespeare - war er's oder war er's nicht ?
geschrieben von walter4
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 02.11.2014, 23:37:36
Die Vita von Francis Bacon passt nun absolut nicht dazu. Er war ein gelernter Rechtswissenschaftler, wurde Abgeordneter, später Politiker und als solcher ein Karrieremensch, der zum Schluß bis zum Lordkanzler aufstieg. Nebenbei war er Wissenschaftler, was ihm auch den Tod brachte, als er Versuche machte, ob man tote Hühner länger frisch halten kann, wenn man sie mit Eis ausstopft. Aber ein Schöngeist war er nicht. Und als Bacon mit dem Studium fertig war, liefen "Shakespeares" Stücke schon längst auf der Bühne. Passt hinten und vorne nicht. Die Theorie hat lediglich seine Tochter aufs Tapet gebracht. Und sie hat es ihrem Vater nicht allein zugetraut, sondern behauptet, es wären 3 Autoren gewesen. Was für ein Schmarrn. Ich habe schon mehrere Stücke im Theater gesehen: Unverkennbar der Stil, vor allem der irrsinnige Humor, das ist alles die selbe Handschrift, die Handschrift des (m.E.) größten literarischen Genies aller Zeiten.

Und daß auf Oak Island verschwundene Papiere (!) etwas beweisen sollen, ist schon skurril.

Da die Forschung frühzeitig wußte, daß es William S., der aus Stratford, nicht gewesen sein konnte, gab es natürlich haufenweise Spekulationen. Wer wars dann ? Die Indizien für den Earl of Oxford sind aber so erdrückend, daß allein schon deswegen alle anderen Kandidaten ausscheiden.
Re: Shakespeare - war er's oder war er's nicht ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf walter4 vom 03.11.2014, 00:35:14
Auf Dinge, die nicht mehr zu ändern sind, muß auch kein Blick zurück mehr fallen! Was getan ist, ist getan und bleibt's.

William Shakespeare (1564 - 1616), englischer Dichter, Dramatiker, Schauspieler und Theaterleiter
walter4
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Re: Shakespeare - war er's oder war er's nicht ?
geschrieben von walter4
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.11.2014, 01:32:40
Den Bezug zum Thema verstehe ich nicht. Soll es uns vielleicht egal sein, wer die Shakespeare-Kunstwerke geschrieben hat ? Das wäre so, als würden wir die Archäologie aufgeben und die Geschichtsforschung auch; ach ja; Geschichte wäre ja dann auch unnötig. Oder habe ich was falsch verstanden.

Ich tendiere hier eher zum Gegenteil: Die Wahrheit muß endlich verbreitet werden, und den sog. Stratfordianern muß klargemacht werden, daß man mit einer Lüge nicht leben kann. Und überholte Dogmen gehören in den Mülleimer der Geschichte.

Von Shakespeare aus Stratford wissen wir heute wirklich fast alles; es wurde nämlich in England sehr ordentlich Buch geführt. Geburt, Heirat, Geburten seiner Kinder, Immobiliengeschäfte, Prozesse, die er reihenweise gegen Geschäftspartner und Schuldner führte, sein Testament, alles ist dokumentiert. Das dumme ist nur, daß der Mensch nicht schreiben konnte und so ein Dödel wird von der Shakespeare-Gesellschaft als der größte Dichter aller Zeiten angesehen. Das ist fast schlimmer als die katholische Kirche, die 2000 Jahre brauchte um zuzugeben daß die Erde sich um die Sonne dreht.

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