Forum Kunst und Literatur Literatur Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten

Literatur Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten

longtime
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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 27.01.2019, 13:45:38

Ein großsrtiges, widerspenstiges Erzähl-Stück von Stefan Zweig - von der Scheuerin und Putzfau in einem Adlelshaus...

Eine herbe, eine urtümliche Erzählung! - Eine Klein-Novelle, in der SZ eine Magd, eine Scheurin wird sie genant, auftritt: ein Elend – nein: „Leporell" eine Mozartfigur wie aus Don Giovanni.
EA: In: Stefan Zweig: Vier Erzählungen. (Die unsichtbare Sammlung. Die Episode vom Genfer See. Leporella. Buchmendel) Insel, Leipzig 1929 (Insel Bücherei Bd.408),
 
Ich glaube, die "Leporella" ist noch nicht in Salzburg aufgeführt oder vorgelesen worden.

Der gesamte Text auf Gutenberg. Spiegel.de:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/-8338/5


 
RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf longtime vom 27.01.2019, 13:45:38

Ich glaube das passt hierher?
Rolland, Romain.jpg
Gruss
Clematis
 

longtime
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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von longtime
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.02.2019, 09:57:13
Zweig_Signatur.gif
Ja, danke, Clematis
 

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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf longtime vom 07.02.2019, 12:32:26
Ich möchte Dir ganz ausdrücklich danken für dieses Thema. Es veranlasste mich gestern dazu, wieder einmal seinen Abschiedsbrief zu lesen, der immer wieder erschüttert.
Vor einigen Jahren waren wir in Petropolis bei Rio de Janeiro in seinem ehemaligen Wohnhaus, in dem er mit seiner Frau aus dem Leben schied. Seit 2012 ist das Haus, das heute ein Museum und eine  Gedenk- und Begegnungsstätte ist, für Besucher geöffnet. Aber nicht nur Stefan Zweig wird dort gedacht, es ist Gedenkstätte für alle  Künstler, Intellektuelle und Wissenschaftler aus Europa , die wie Stefan Zweig während des Nationalsozialismus nach Brasilien geflüchtet sind und dort ihren Beitrag zu Kunst und Wissenschaft leisteten.

Casa Stefan Zweig


 
longtime
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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von longtime
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.02.2019, 12:51:19
Foto_'Stefan_Zweig.jpeg Ohne genaue Information über Lebenszeit und Autor der Fotografie; aus der Galerie der CASA Steefan-Zweig

Aus dieser Galerie von "CASA Stefan Zweig" habe die für mich schönste Fotografie von Stefan Zweig ausgewählt: als ob auch  e r auf die versprochene „Morgenröte“ wartet.

Ja, herzlichen DANK für den Eintrag und die Adresse des Tefan Zweig-Hau ein Petropolis.

Hier die große Foto-Galerie der Casa Stefan Zweig:
http://www.casastefanzweig.org/sec_fotos_list.php


Na - ich bin schon froh, dass ich einmal im Jahr nach Salzburg komme, nach … Brasilien … - da weiß ich nicht …!

Die wichtigsten Verfilmungen zu Werken von Stefan Zweig:
http://www.casastefanzweig.org/sec_cine.php#


 
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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von longtime
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.02.2019, 09:57:13
ZWEIG_Rolland_IMG_20190209_110054.jpgDie zur Zeit einzig lieferbare Ausgabe des Briefwechsel zu Zweig und Rolland. - Die ist aber nur die Hälfte des Materials - vom 1910 - 1918. Der weitere Briefwechsel bis 1940 fehlt - ohne dass der Verlag Aufbau dieses im Cover kenntlich gemacht hatte...
 

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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf longtime vom 14.02.2019, 11:29:50

wirklich seltsam - denn es gibt doch  eine französische Ausgabe

 

longtime
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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von longtime
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.02.2019, 12:39:15

Danke für den Nachweis! -

Ja, die komplette Ausgabe gibt es auf Deutsch:

Stefan Zweig - Romain Rolland
Titel:Romain Rolland - Stefan Zweig Briefwechsel 1910 - 1940. 2 Bände. Aus dem Französischen von Eva und Gerhard Schewe (Briefe Rollands) und Christel Gersch (Briefe Zweigs)
Rütten-Loening. Berlin 1987 (Die alte DDR-Ausgabe!)

 

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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 14.02.2019, 15:57:54
Zweig_WELT_IMG_20190214_161410.jpg
Stefan Zweig … über Romain Rolland:

Zweig schreibt in seinen Lebenserinnerungen Die Welt von Gestern (1942; hier 2017, kommentiert von Oliver Matuschek. S. 209f.:

Daß ich Romain Rolland mir rechtzeitig entdeckte, war ein Zufall. Eine russische Bildhauerin in Florenz hatte mich zum Tee eingeladen, um mir ihre Arbeiten zu zeigen und auch, um eine Skizze von mir zu versuchen. Ich erschien pünktlich um vier Uhr, vergessend, daß sie eine Russin war und somit jenseits von Zeit und Pünktlichkeit. Eine alte Babuschka, die, wie ich hörte, schon Amme ihrer Mutter gewesen, führte mich in das Atelier, an dem das Malerischste die Unordnung war, und bat mich zu warten. Im ganzen standen vier kleine Skulpturen herum, in zwei Minuten hatte ich sie gesehen. So griff ich, um die Zeit nicht zu verlieren, nach einem Buch oder vielmehr nach ein paar braunen Heften, die dort herumlagen. »Cahiers de la Quinzaine« hießen sie, und ich erinnerte mich, in Paris schon vordem diesen Titel gehört zu haben. Aber wer konnte all die kleinen Revuen verfolgen, die da kreuz und quer im Lande als kurzlebige idealistische Blüten auftauchten und wieder verschwanden? Ich blätterte den Band an, »L'Aube« von Romain Rolland, und begann zu lesen, immer erstaunter und interessierter. Wer war dieser Franzose , der Deutschland so kannte? Bald war ich der braven Russin dankbar für ihre Unpünktlichkeit. Als sie endlich anruckte, war meine erste Frage: »Wer ist dieser Romain Rolland?« Sie konnte nicht genau Auskunft geben, und erst als ich mir die übrigen Bände verschafft hatte (die letzten des Werkes waren erst im Wachsen), wußte ich: hier war endlich das Werk, das nicht einer einzelnen europäischen Nation diente, sondern allen und ihrer Verbrüderung, hier war er, der Mann, der Dichter, der alle moralischen Kräfte ins Spiel brachte: liebende Erkenntnis und ehrlichen Willen zur Erkenntnis, geprüfte und gekelterte Gerechtigkeit und einen beschwingenden Glauben an die verbindende Mission der Kunst. (...)
*
(Kommentar von Oliver Matuschek: L'aube: Titel eines Teiles von Rollands Monumentalwerk Jean-Christophe. In diesem Falle hätte Zweig 1909 oder 1910 in einer wesentlich ältere Ausgabe der Zeitschrift geblättert, da L'aube bereits 1904 (5. Serie, 9. Heft erschienen war.


 
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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 14.02.2019, 16:49:29
ZWEIG_Buchmendel_9783745026030xxl.jpg
Buchmendel ist eine der schönsten, aber leider unbekanntsten Novellen von Stefan Zweig (aus dem Jahr 1929).
*
Buchmendel

Wieder einmal in Wien und heimkehrend von einem Besuch, in den äußeren Bezirken, geriet ich unvermutet in einen Regenguß, der mit nasser Peitsche die Menschen hurtig in Haustore und Unterstände jagte, und auch ich selbst suchte schleunig nach einem schützenden Obdach. Glücklicherweise wartet nun in Wien an jeder Ecke ein Kaffeehaus – so flüchtete ich in das gerade gegenüberliegende, mit schon tropfendem Hut und arg durchnäßten Schultern. Es erwies sich von innen als Vorstadtcafé hergebrachter, fast schematischer Art, ohne die neumodischen Attrappen der Deutschland nachgeahmten innerstädtischen Musikdielen, altwienerisch bürgerlich und vollgefüllt mit kleinen Leuten, die mehr Zeitungen konsumierten als Gebäck. Jetzt um die Abendstunde war zwar die ohnehin schon stickige Luft mit blauen Rauchkringeln dick marmoriert, dennoch wirkte dies Kaffeehaus sauber mit seinen sichtlich neuen Samtsofas und seiner aluminiumhellen Zahlkasse: In der Eile hatte ich mir gar nicht die Mühe genommen, seinen Namen außen abzulesen, wozu auch? – Und nun saß ich warm und blickte ungeduldig durch die blauüberflossenen Scheiben, wann es dem lästigen Regen belieben würde, sich ein paar Kilometer weiter zu verziehen.
Unbeschäftigt saß ich also da und begann schon jener trägen Passivität zu verfallen, die narkotisch jedem wirklichen Wiener Kaffeehaus unsichtbar entströmt. Aus diesem leeren Gefühl blickte ich mir einzeln die Leute an, denen das künstliche Licht dieses Rauchraums ein ungesundes Grau um die Augen schattete, schaute dem Fräulein an der Kasse zu, wie sie mechanisch Zucker und Löffel für jede Kaffeetasse dem Kellner austeilte, las halbwach und unbewußt die höchst gleichgültigen Plakate an den Wänden, und diese Art Verdumpfung tat beinahe wohl. Aber plötzlich ward ich auf merkwürdige Weise aus meiner Halbschläferei gerissen, eine innere Bewegung begann unbestimmt unruhig in mir, so wie ein kleiner Zahnschmerz beginnt, von dem man noch nicht weiß, ob er von links, von rechts, vom untern oder obern Kiefer seinen Ausgang nimmt; nur ein dumpfes Spannen fühlte ich, eine geistige Unruhe. Denn plötzlich – ich hätte es nicht sagen können, wodurch – wurde mir bewußt, hier mußte ich schon einmal vor Jahren gewesen und durch irgendeine Erinnerung diesen Wänden, diesen Stühlen, diesen Tischen, diesem fremden, rauchigen Raum verbunden sein. (...)


(Zuerst 1929; in: Kleine Chronik. Vier Erzählungen. 1929. Leipzig. Insel-Bücherei 408. - S. Bild)
Neuauflage:- "Buchmendel". Novelle. 1930. Verlag: Officina Serpentis für den Bergischen Bibliophilen-Abend
Gesamt-Drucke im Verzeichnis:
http://zweig.fredonia.edu/index.php?title=Buchmendel_%28Eine_Erz%C3%A4hlung%29

https://de.wikipedia.org/wiki/Buchmendel#cite_note-8

Fortsetzung der Novelle in:

http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-unsichtbare-sammlung-7042/3


ZWEIG_EA_Buchmendel_IMG_20190215_115714.jpg
Die Erstausgabe von "Buchmendel" in der Slg. Insel. (1929)

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