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Literatur Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten

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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von longtime
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 02.03.2019, 19:08:07

Danke für die Zu-Zweig_Seligen-Angedekens_Abwesenheitsnotiz_per_Postkarte_01.jpgStimmung zu meinen ZWEI-Bemühungen!
So war  Z w e i g s  Adresse... für ... wenn er nicht zu Haus war, am Kapuzinerberg 5!

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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 04.03.2019, 14:05:34
CASA-STEFAN-ZWEIG.jpgZweig in Geellschaft

http://zweig.fredonia.edu/index.php?title=Stefan_Zweig_Bibliography

Die Augen des ewigen Bruders. Eine Legende [1922]: Insel Verlag, Leipzig

Als Buchausgabe: Die Augen des ewigen Bruders. Eine Legende. 63/(1)p. [Insel-Bücherei, 349]. Dedication: Meinem Freunde Wilhelm Schmidtbonn

http://zweig.fredonia.edu/index.php?title=Die_Augen_des_ewigen_Bruders._Eine_Legende


Stefan Zweig: Augen des ewigen Bruders:

Die Legende vom frommen Sucher Virata, der unwissentlich in der Schlacht seinen Bruder tötet, erschien 1922 und gehört zu den unbekannteren Werken Stefan Zweigs. Virata wird sein Leben lang vom Anblick der Augen des Getöteten verfolgt, bis er schließlich erkennt, daß er nur in einem gottgefälligen Leben Erfüllung finden kann.

Abschluss der Legende:

Als aber auch seine Jahre erfüllt waren und Virata starb und eingescharrt ward in der Kehrichtgrube
der Knechte, besann sich keiner im Volke mehr dessen, den das Land einst gerühmt mit den vier Namen der Tugend. Seine Söhne verbargen sich, und kein Priester sang den Sang des Todes an seinem abgelebten Leibe. Nur die Hunde heulten zwei Tage und zwei Nächte lang, dann vergaßen auch sie Viratas, dessen Namen nicht eingeschrieben ist in die Chroniken der Herrscher und nicht verzeichnet in den Büchern der Weisen.“

Vollständiger Text:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/legenden-6973/2

Zur Entstehung: Der Text Die Augen des ewigen Bruders entstand in den ersten Monaten des Jahres 1921, noch vor Zweigs Italienreise im selben Jahr. Im Mai erschien er in der Neuen Rundschau, die erste Buchausgabe erfolgte 1922 in der InseI-Bücherei . Das Manuskript widmet Zweig dem niederländischen Pyschoanalytiker Frederic van Eeden, das Buch hingegen Wilhelm Schmidtbonn. Handlungsort der Geschichte ist Indien. Nicht nur Hermann Hesse, auch viele andere deutschsprachige und europäische Autoren setzten sich mit der indischen Philosophie und Lebensauffassung auseinander, in der sie eine Alternative zur europäischen, durch den Weltkrieg prekär gewordenen Geistertradition sahen. „Es ist nicht Zufall", schrieb Zweig am 13. Dezember 1922 an Hesse, daß wir beide in einer Legende aus der indischen Welt in derse1ben Stunde ähnliche Erkenntnisse abwandelten" (Hesse/Zweig 2006, S. 116). Trotz ihrer seht verschiedenartigen Naturen gebe es zwischen Siddhartha (1922) Zweig Legende „ein merkwürdiges Zusammengehen in der Ferne“ (S. 116). Hesse selbst hatte in einem Brief vom 27, Dezember 1922 die „brüderliche“ Verwandtschaft zwischen den Texte erkannt. (S. 115).

(Aus: Stefan Zweig Handbuch: Christine Berthold/Arturo Larcati: Die Ausgen des ewigen Bruder (1921)., (S. 309f.).

  Zweig_Signatur.gif 
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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 04.03.2019, 14:18:27
Taube_Picasso.JPGPicassso Taube:

Von Dnalor 01 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=32603350 - Wikimedia.org.


Aus den Legenden von Zweig:

Stefan Zweig: Die Legende der dritten Taube

Die Legende beginnt nach der Alt-Vater Art. - Aber von der dritten „Taube“, hat noch niemand jemand erzählt...:

Zweig gibt dieser Taube dem mythologischen Hintergrund, wie er seine Auffassung
In dem Buche vom Anfang der Zeit ist die Geschichte der ersten Taube erzählt und die der zweiten, die Urvater Noah aus der Arche um Botschaft sandte, als die Schleusen des Himmels sich schlossen und die Gewässer der Tiefe versiegten. Doch die Reise und das Schicksal der dritten Taube, wer hat sie gekündet? Auf dem Gipfel des Berges Ararat war das rettende Schiff gestrandet, das in seinem Schoß alles von der Sintflut verschonte Leben barg, und als des Urvaters Blick vom Maste nur Woge und Welle sah, unendliches Gewässer, da sandte er eine Taube, die erste, aus, daß sie ihm Botschaft bringe, ob irgendwo schon Land zu schauen sei unter dem entwölkten Himmel.
(…)

Die erste Taube, so wird dort erzählt, hob sich auf und spannte die Schwingen. Sie flog gen Osten und gen Westen, aber Wasser war noch überall. Nirgends fand sie Rast für ihren Flug, und allmählich begannen ihr die Flügel zu lahmen. So kehrte sie zurück zum einzigen Festen der Welt, zur Arche, und flatterte um das ruhende Schiff auf dem Berggipfel, bis Noah die Hand ausstreckte und sie heim zu sich in die Arche nahm.
Sieben Tage wartete er nun, sieben Tage, in denen kein Regen fiel und die Gewässer sanken, dann nahm er neuerlich eine Taube, die zweite, und sandte sie um Kunde. Die Taube flog aus des Morgens, und als sie wiederkam zur Vesperzeit, da trug sie als erstes Zeichen der befreiten Erde ein Ölblatt im Schnabel. So vernahm Noah, daß die Wipfel der Bäume schon über Wasser ragten und die Prüfung bestanden sei.
Nach abermals sieben Tagen sandte er wiederum eine Taube, die dritte, auf Kunde, und sie flog in die Welt. Morgens flog sie aus und kehrte doch des Abends nicht zurück, Tag um Tag harrte Noah, doch sie kam nicht wieder. Da wußte der Urvater, daß die Erde frei sei und die Wasser gesunken. Von der Taube aber, der dritten, hat er niemals wieder vernommen und auch die Menschheit nicht, nie ward ihre Legende gekündet bis in unsere Tage.
Dies aber war der dritten Taube Reise und Geschick. Des Morgens war sie von der dumpfen Kammer des Schiffes ausgeflogen, darin im Dunkel die gepreßten Tiere murrten vor Ungeduld und ein Gedränge war von Hufen und Klauen, ein wüstes Getön von Brüllen und Pfeifen und Zischen und Bellen, sie war ausgeflogen aus der Enge in die unendliche Weite, aus dem Dunkel in das Licht. Da sie aber die Schwinge nun hob in die lichtklare, vom Regen süß gewürzte Luft, wogte mit einemmal Freiheit um sie und die Gnade des Unbegrenzten. Von der Tiefe schimmerten die Wasser, wie feuchtes Moos leuchteten grün die Wälder, von den Wiesen stieg weiß der Brodem der Frühe, und das duftende Gären der Pflanzen durchsüßte die Wiesen. Glanz fiel von den metallenen Himmeln spiegelnd herab, an den Zinnen der Berge brach die steigende Sonne sich in unendlichen Morgenröten, wie rotes Blut schimmerte davon das Meer, wie heißes Blut dampfte davon die blühende Erde. Göttlich war es, dies Erwachen zu schauen, und seligen Blicks wiegte die Taube sich mit flachen Schwingen über der purpurnen Welt, über Länder und Meere flog sie dahin und ward im Träumen allmählich selber ein schwingender Traum. Wie Gott selbst sah sie als erste nun die befreite Erde, und ihres Schauens war kein Ende. Längst hatte sie Noah, den Weißbart der Arche, vergessen und seinen Auftrag, längst vergessen die Wiederkehr. Denn die Welt war ihr nun Heimat geworden und der Himmel ihr eigenstes Haus.
So flog die dritte Taube, der ungetreue Bote des Urvaters, über die leere Welt, weiter, immer weiter, vom Sturm ihres Glückes getragen, vom Wind ihrer seligen Unrast, weiter flog sie, immer weiter, bis die Schwingen ihr schwer wurden und bleiern das Gefieder. Die Erde zog sie nieder zu sich mit wuchtigem Zwang, immer tiefer senkten sich die matten Flügel, daß sie der feuchten Bäume Wipfel schon streiften, und am Abend des zweiten Tages ließ sie sich endlich sinken in die Tiefe eines Waldes, der noch namenlos war wie alles in jenem Anfang der Zeit. Im Dickicht des Gezweigs barg sie sich und ruhte von der luftigen Fahrt. Reisig deckte sie zu, Wind schläferte sie ein, kühl war es im Gezweige des Tags und warm in der waldigen Wohnung des Nachts. Bald vergaß sie die windigen Himmel und die Lockung der Ferne, die grüne Wölbung schloß sie ein und die Zeit wuchs ungezählt über sie.
Es war ein Wald unserer nahen Welt, den die verirrte Taube sich zur Hausung erkoren, aber noch weilten keine Menschen darin, und in dieser Einsamkeit ward sie allmählich selber zum Traum. Im Dunkel, im nachtgrünen, nistete sie, und die Jahre gingen an ihr vorüber, und es vergaß sie der Tod, denn alle jene Tiere, jeder Gattung das eine, das noch die erste Welt vor der Sintflut gesehen, sie können nicht sterben, und kein Jäger vermag etwas wider sie. Unsichtbar nisten sie in den unerforschten Falten des Erdkleids, und so diese Taube auch in der Tiefe des Waldes. Manchmal freilich kam Ahnen über sie von der Menschen Gegenwart, ein Schuß knallte und sprang hundertfach wider von den grünen Wänden, Holzfäller schlugen gegen die Stämme, daß rings das Dunkel dröhnte, das leise Lachen der Verliebten, die verschlungen ins Abseits gingen, gurrte heimlich im Gezweige, und das Singen der Kinder, die Beeren suchten, tönte dünn und fern. Die versunkene Taube, versponnen in Laub und Traum, hörte manchmal diese Stimmen der Welt, aber sie lauschte ihnen ohne Ängste und blieb in ihrem Dunkel. Einmal aber in diesen Tagen hub der ganze Wald an zu dröhnen, und es donnerte, als bräche die Erde entzwei. Durch die Luft sausten pfeifend schwarze, metallene Massen, und wo sie fielen, sprang die Erde entsetzt empor, und die Bäume brachen wie Halme. Menschen in farbigen Gewändern warfen den Tod einander zu, und die furchtbaren Maschinen schleuderten Feuer und Brand. Blitze fuhren von der Erde in die Wolken und Donner ihnen nach; es war, als wolle das Land in den Himmel springen oder der Himmel niederfallen über das Land. Die Taube fuhr auf aus ihrem Traum. Tod war über ihr und Vernichtung; wie einst die Wasser, so schwoll nun das Feuer über die Welt. Jäh spannte sie die Flügel und schwirrte empor, sich andere Heimstatt zu suchen als den stürzenden Wald: eine Stätte des Friedens.
Sie schwirrte auf und flog über unsere Welt, um Frieden zu finden, aber wohin sie flog, überall waren diese Blitze, diese Donner der Menschen, überall Krieg. Ein Meer von Feuer und Blut überschwemmte wie einstens die Erde, eine Sintflut war wieder gekommen, und hastig flügelte sie durch unsere Länder, eine Stätte der Rast zu erspähn und dann aufzuschweben zum Urvater, ihm das Ölblatt der Verheißung zu bringen. Aber nirgends war es zu finden in diesen Tagen, immer höher schwoll die Flut des Verderbens über die Menschheit, immer weiter fraß sich der Brand durch unsere Welt. Noch hat sie die Rast nicht gefunden, noch die Menschheit den Frieden nicht, und eher darf sie nicht heimkehren, nicht ruhen für alle Zeit.
Keiner hat sie gesehen, die verirrte mythische Taube, die friedensuchende, in unseren Tagen, aber doch flattert sie über unsern Häuptern, ängstlich und schon flügelmatt. Manchmal, des Nachts nur, wenn man aufschreckt aus dem Schlaf, hört man ein Rauschen oben in der Luft, ein hastiges Jagen im Dunkel, verstörten Flug und ratlose Flucht. Auf ihren Schwingen schweben all unsere schwarzen Gedanken, in ihrer Angst wogen all unsere Wünsche, und die da zwischen Himmel und Erde zitternd schwebt, die verirrte Taube, unser eigenes Schicksal kündet sie nun, der ungetreue Bote von einst, an den Urvater der Menschheit. Und wieder harrt wie vor Tausenden Jahren eine Welt, daß einer die Hand ihr entgegenbreite und erkenne, es sei genug nun der Prüfung.

*
http://gutenberg.spiegel.de/buch/legenden-6973/4

Ein schöne Art, die  T a u b e aus Noahs Schiffs-Tierpark wieder zu beleben als ewiges Sehnsuchts-Motiv, ob im alten Griechenland - dort war die Taube der Aphrodite heilig -, in de kirchlichen und in der pazifistichen Tradition...!






 

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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 06.03.2019, 11:10:02
Zweigs Sternstunde der Menschheit:  C i c e r o Tod

Stefan Zweig:
Ciceros Tod
oder
Das Haupt auf der Rostra(
* Rostra (Pl. lat. Rostrum = Rednerpult)

Eine Sternstunde der Menschheit … über Ciceros Tod ... von Zweig...?
I
ch erinnere mich an meine eigene Schulzeit ... mit dem ollen Latein-Unterricht, mit meiner Vorbereitung für das Abitur, in mündlicher Prüfung: mit einem Text von Cicero De amicitia, Irgendwie Ostern 1965. - Ein elender Text – oder ich war damals zu dumm für Cicero ...

Hätte ich - war leider nicht möglich war; vgl. die Erläutererungen zum Text – diese Sternstunde der Menschheit gekannt, ich hätte wohl nicht auf das Abitur verzichtet – aber ich hätte mich bestens vorbereitet können durch einen interressanten Text; wozu die Pendanten der Nachkriegszeit nichts zu bieten hatten. ( - Wo alle sich ihre altsprachlichen Texte geponst (ponsen*) haten - oder in Erläuterungen oder Übersetzungen verfügbar machten...
* ponsen > Pons [Brücke]: Schülersprache, heimlich benutzte Übersetzung eines altsprachlichen Textes.(So haben sich Ausdrücke veraltet, wenn man sie materialiter nicht mehr nutzt ..)


Stefan Zweig:
Ciceros Tod
oder
Das Haupt auf der Rostra

Das Weiseste, was ein kluger und nicht sehr tapferer Mann tun kann, wenn er einem Stärkeren begegnet, ist, ihm auszuweichen und ohne Beschämung die Wende abzuwarten, bis ihm selbst die Bahn wieder frei wird. Marcus Tullius Cicero, der erste Humanist des römischen Weltreiches, der Meister der Rede, der Verteidiger des Rechts, hat drei Jahrzehnte lang um den Dienst vor dem ererbten Gesetz und die Erhaltung der Republik sich gemüht; seine Reden sind eingemeißelt in die Annalen der Geschichte, seine literarischen Werke in die Quadern der lateinischen Sprache. Er hat in Catilina die Anarchie, in Verres die Korruption, in den siegreichen Generälen die drohende Diktatur befeindet, und sein Buch »De republica« gilt längst als der sittliche Kodex der idealen Staatsform. Aber nun ist ein Stärkerer gekommen. [ulius Cäsar, den er als der Ältere und Berühmtere anfänglich ohne Misstrauen gefördert, hat sich über Nacht mit seinen gallischen Legionen zum Herrscher Italiens gemacht; als unumschränkter Gebieter der militärischen Macht brauchte er nur die Hand auszustrecken, um die Königskrone zu fassen, die Antonius ihm vor dem versammelten Volke angeboten. Vergebens hat Cicero Cäsars Alleinherrschaft bekämpft, seit dieser zugleich mit dem Rubikon das Gesetz überschritt. Vergebens hat er versucht, die letzten Verteidiger der Freiheit gegen den Vergewaltiger aufzurufen. Aber die Kohorten erwiesen sich wie immer stärker als die Worte. Cäsar, Geistmensch und Tatmensch zugleich, hat restlos triumphiert, und wäre er wie die meisten der Diktatoren rachsüchtig, so könnte er nun nach seinem schmetternden Siege leichthin diesen starrsinnigen Verteidiger des Gesetzes beseitigen oder zumindest in die Acht tun. Jedoch mehr als durch alle seine militärischen Triumphe ehrt sich Julius Cäsar durch seine Großmut nach dem Siege. Er schenkt Cicero, dem erledigten Widersacher, mit einer milden Mahnung das Leben, einzig ihm bedeutend, er möge von der politischen Bühne abtreten, auf der von nun an jedem andern bloß die Rolle eines stummen und gehorsamen Statisten zugeteilt bliebe.
(...) > Textlänge: 22 Min.


Zum Text:

Zu Lebzeiten Zweigs erfolgte kein Druck in deutscher Sprache. ED war The Head upon the Rostrum (Cicero's Dead). In: The Tide of Tortune. Twelve Historical Miniatures. Cassell. GB. 1940.
Zuerst auf Deutsch publiziert von Kurt Beck: Cicero. In: Neue Rundschau 92/2 (1982), S. 145 – 166.
Hier nachgedruckt aus Zweigs Salzburger Ausgabe. Bd. 1. Sternstunden der Menschheit [mit allen 14 Miniaturen]. Wien 2017. S. 139f. - Anmerkungen S. 377ff.
 
RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf longtime vom 13.03.2019, 17:32:24

Sehr interessant, danke für den Hinweis, Longtime.

Als ergänzende Lektüre aus neuerer Zeit könnte man noch die Cicero-Trilogie von Robert Harris heranziehen. Band 1: "Imperium", Band 2: "Titan", Band 3: "Dictator". Spannend geschrieben von einem absolut sachkundigen Autor.

So beschäftigt der Selfmademan Cicero, der mit nichts als seiner Intelligenz angetreten war, sich in Rom eine Position zu erobern, auch zweitausend Jahre nach seinem Tod noch die Gemüter.
Schon eine Leistung.

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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von longtime
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.03.2019, 18:13:08
Zeig_Unterschriftenstempel_Salzburg2018_HQ-158-von-281.jpgStefan-Zweig-Stempel (vom St.-Z.-Centre in Salzburg)
-
Danke für die Anregung, für die Titel... -  Ich z. Zt. nur im Zweig-Werk, das ist noch viel zu lesen: Briefe, Sekundärliteratur ...

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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 14.03.2019, 15:08:50
Z'WEIG_Sternstunden_Masareel.jpegA Stefan Zweig: Sternstunden der Menschheit. Salzburger Augabe. Wien 2017

Ich verweise hier auf zwei Sternstunden der Menschheit:  

Der versiegelte Zug.


Zweig_Lenin_Locomotive_293.jpg
Die Lokomotive 293, die Lenins Zug nach Petrograd zog.
Bild von James G. Howes, Attribution, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3549878



Zweig (im letzten Abschnitt des Textes über Lenin):

Und wie Wladimir Ilitsch Ulianow jetzt heraustritt, ist der Mann, der vorgestern noch bei dem Flickschuster gewohnt, schon von Hunderten Händen gefaßt und auf ein Panzerautomombil gehoben. Scheinwerfer von den Häusern und der Festung sind auf ihn gerichtet und von dem Panzerautomombil herab hält er seine erste Rede an das Volk. Die Straßen beben, und bald haben die ‚zehn Tage, die die Welt erschüttern‘, begonnen. Das Geschoß hat eingeschlagen und zertrümmert ein Reich, eine Welt.


Und Wilson versagt
(zuerst engl. 1940; deutsch 1988)

Woodrow Wilson, von 1913 bis 1921 der 28. Präsident der Vereinigten Staaten
  • Originaltitel: Wilson’s Failure
  • Bezugsdatum: 1919–1921
Zweig beschreibt das Versagen des US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson, der nach dem Ersten Weltkrieg eine friedliche Weltordnung schaffen will. Wilson fuhr auf der George Washington nach Europa, begleitet von den Hoffnungen vieler Völker. Doch bei den Verhandlungen um den Friedensvertrag von Versailles wird so heftig um nationale Vorteile geschachert, dass das Versagen des Völkerbundes programmiert ist. Wilsons offene Diplomatie schien zu scheitern als David Lloyd George sich wieder den Regierungsgeschäften in London widmete und Georges Clemenceau sich nach einem Attentat erholen und pausieren musste, wodurch sich die Verhandlungen erschwerten. Für Wilson war die Abgabe des Saargebietes an Frankreich beispielgebend für alle anderen Voraussetzungen. Seine Berater Colonel House und Robert Lansing mahnten ihn Forderungen zu lockern und eiligst den Frieden zu schließen. Schließlich gab Wilson nach und das Saargebiet unterlag nun für 15 Jahre dem Völkerbund und so wurden auch die anderen Forderungen gelockert (unter anderem die Region Fiume, welche später zum Freistaat Fiume wird).
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Sternstunden_der_Menschheit

 
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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 19.03.2019, 14:22:52
Zweigs Sternstunde: über Dostojewski

Heroischer Augenblick. Dostojewski, Petersburg, Semenowskplatz. 22. Dezember 1849

In: S. Z.: Sternstunden der Menschheit. Historische Miniaturen. Salzburger Ausgabe. 2017. S. 54 - 61; Anm. S. 355ff.

Aufgrund des besonderen Charakters des Textes wird noch hingewiesen auf eine andere Dichtung von Zweig: „Der Märtyrer. Dostojewski. Am 22. Dezember 1849“. (Aus einer Reihe lyrischer Statuen.In:  „Die Herren des Lebens“. Der Märtyrer [Dostojewski, 22. Dezember 1849], S. 92–99.)

 
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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 17.05.2019, 11:35:25

Wien: Stefan Zweigs Welthauptstadt
https://www.arte.tv/de/videos/088145-000-A/wien-stefan-zweigs-welthauptstadt
 
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RE: Stefan Z w e i g - in Texten und Kontesten
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 10.09.2019, 14:15:08
ZEIG_MIT_Kraawatte.jpeg
Zweig mit seiner Frau (nach dem Freitod 1942 in Pétropolis)

*
[In: Zweigheft 10 – Stefan Zweig Centre. Salzburg]
Zum Tod Stefan Zweigs
GABRIELA MISTRAL:
BRIEF AN EDUARDO MALLEA
Brief der chilenischen Dichterin Gabriela Mistral (eig. Lucila Godoy Alcayaga; Nobelpreis für Literatur 1945) an den argentinischen Schriftsteller Eduardo Mallea.Mistral leitete damals das Konsulat ihres Landes in Rio de Janeiro.
(Die Literaturbeilage der in Buenos Aires erscheinenden Tageszeitung La Nación, in der Mistrals Brief am 3. März 1942 veröffentlicht wurde.)
(…)
Endlich betrat ich das Schlafzimmer und verweilte dort, ich weiß nicht wie lange, ohne aufzublicken. Ich konnte oder wollte nicht sehen. Auf zwei schmalen zusammengeschobenen Betten lag der Meister, sein schönes Haupt nur von der Blässe angegriffen. Der gewaltsame Tod hatte an ihm keine Spur von Gewalt hinterlassen. Er schlief ohne sein ewiges Lächeln, aber mit einer großen Sanftheit und einer noch größeren Heiterkeit. Es hat den Anschein, dass er vor ihr gestorben ist. Seine Frau, die dieses Ende gesehen haben dürfte, stützte mit dem rechten Arm sein Haupt, und ihr Gesicht lag zur Gänze auf dem seinen. Als sie voneinander getrennt wurden, blieben ihr Arm und ihre Hand verkrümmt und starr. Man wirddie Glieder wohl ausrenken müssen, um den armen Leichnamin den Sarg legen zu können. Ihr Gesichtsausdruck war demseinen sehr ähnlich. Nichts wird mir diesen Anblick nehmenkönnen. Er war 61, sie 33 Jahre alt. Er hat immer gesagt: „Nach Jahren bin ich älter als ihr Vater.“ Sie verstand es, mit ihm zugehen und das ganze Leben hinter sich zu lassen. Ich betrach-tete sie lange in ihrer Haltung und der wundersamen Ermattungdurch das Gift oder Leid der letzten Stunde: dem, ihn tot anihrer Seite zu sehen. Ich weiche kein Jota von meiner christlichen Einstellung gegenüber dem Selbstmord ab, lieber Freund,aber ich glaube, sie verbietet mir nicht, diesen Schmerz wegender Liebe einer Frau zu einem alten Mann zu empfinden, demsie mit Leidenschaft und Herzensgüte zugetan war. Sie behütete ihn so sehr, dass sie ihn keine zehn Minuten allein ließ: vorder Kälte, vor dem vielen Schreiben, vor dem vielen Gehen – das sein einziges Laster war –, vor der Entmutigung. Vor allem bewahrte sie ihn. (...)
*
Der ganze Brief:

http://www.stefan-zweig-centre-salzburg.at/pdf/zweigheft/zweigheft_10.pdf


 

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