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Literatur Weihnachten für Proletenkinder

enigma
enigma
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Re: Weihnachten für Proletenkinder
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.11.2010, 08:44:12
Das sind jetzt aber schon drei Themen in einem.

In der Sache selbst, was also die inhaltliche Übertragung der eingestellten Gedichte auf die heutige Situation anbelangt, empfinde ich wie Clara und Meli, denn auch in der heutigen Zeit gibt es Armut und soziale Hartherzigkeit und Geiz. Clara hat ja auch - für meine Begriffe sehr schön - die Situation geschildert, in der Kästner, der Moralist, dieses Gedicht verfasst hat.

Wenn man nun ein solches Gedicht einstellt, dann muss das natürlich im Originalwortlaut geschehen, da sind die “Proletenkinder” ganz einfach Bestandteil dieser Lyrik.
Ich kann mir vorstellen, dass das auch überwiegend so verstanden wird.

Elos Hinweis auf den Urheberrechtsschutz ist natürlich berechtigt. Und ein Verstoß dagegen, allein die Abmahnung durch einen Anwalt, kann bekanntlich teuer werden und Ärger bringen, nicht nur dem, der es eingestellt hat, sondern auch den Betreibern des Forums.
Mir ist es auch mal passiert, vor einiger Zeit; da war es mart1, die mich - völlig zu Recht - darauf aufmerksam gemacht hat. Karl hat dann diesen Beitrag gelöscht.
Seitdem bemühe ich mich, den Urheberrechtsschutz einzuhalten, und hoffe, dass mir das weiter gelingt.
Eigentlich bin ich aber auch überrascht, mit welcher Sorglosigkeit hier in letzter Zeit literarische Erzeugnisse eingestellt werden, die nicht gemeinfrei sind.

Schließlich muss ich aber auch Gudrun _D beipflichten, wenn sie - auch zu Recht - moniert, dass Gebrauchsgegenstände und Spielzeug, die intakt sind und anderen Menschen noch Freude bereiten könnten, einfach weggeworfen werden.
Diese Kritik sollte ohne Ansehen der Person, also natürlich auch für Arme, gelten.

Vielleicht gelingt es uns ja, die zwei eingestellten Gedichte einfach nur als eine Art von Gegenentwurf zum “Fest der Liebe” zu sehen, als Stachel im Fleisch, dass auch heute nicht alles so ist, wie es sein sollte?

Bei den Gedichten habe ich spontan an Charles Dickens und sein berühmtes “A Christmas Carol” gedacht, eine Erzählung über den geizigen Ebenezer Scrooge, der von Geistern heimgesucht wird, die ihm helfen, sein Leben zu ändern.
Diese Geschichte enthält auch viel Sozialkritik an Missständen im England des 19. Jahrhunderts.

Die Erzählung ist natürlich gemeinfrei.
Wer Spaß daran hat, kann sie in deutscher Übersetzung nachlesen bei Gutenberg, und zwar als sogenanntes “Weihnachtslied” in 5 Strophen, hier:


Gruß von Enigma

Mitglied_81b4260
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Re: Weihnachten für Proletenkinder
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 29.11.2010, 11:14:22
enigma, was mich betrifft, hast du es teilweise haargenau getroffen.

Der andere Teil sollte eine Rückbesinnung auf nicht allzu ferne Zeiten sein, wo es der Mehrzahl der arbeitenden Menschen und der Menge der Arbeitslosen nicht besonders gut erging. Auch die Pensionen waren so gering, dass Leute damit eher verhungerten als leben konnten. (So nach den Erzählungen meiner Mutter in unserem Viertel passiert.)

"Das fliegende Klassenzimmer" von Kästner hat mich als Kind tief beeindruckt - Die darin zum Ausdruck gebrachte Thematik ist ganz sicher auch heute noch aktuell.

(Urego, ich beziehe mein Wissen nicht aus Privatsendern, vor allem verallgemeinere ich diese gestellten Filmchen nicht.)
Mitglied_81b4260
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Nicht nur bei "Proleten" .... gefährliche Weihnachtszeit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.11.2010, 11:34:50
Schlachtfeld Familie


made bei Hema

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Urego
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Re: Weihnachten für Proletenkinder
geschrieben von Urego
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.11.2010, 11:34:50


@ mart1

Den Seitenhieb hättest Du Dir ersparen können. Natürlich ist das Thema sehr vielschichtig, oft aber auch eigenbestimmt.
Mein Wissen beziehe ich nicht von Privatsendern, sondern aus eigener Anschauung und nicht aus akademischen Zirkeln, denn ich habe Jahrzehnte in diesem Milieu gearbeitet.

Urego
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Re: Weihnachten für Proletenkinder
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Urego vom 29.11.2010, 12:08:14
Urego, du hast mir doch folgendes empfohlen

Schaut mal in die Kinderzimmer der Kinder, die ihr hier bedauern wollt. Ihr bekommt gute Gelegenheit dazu, wenn ihr im Nachmittagsprogramm bei den Privaten mal reinschaut. Da sind Schränke von Spielzeug vorhanden.

Aber Klassenkampf !!


Also kein Seitenhieb, sondern nur die Tatsache, dass ich höchstens 3 Nachmittage in meinem Leben mit Privatsendern, die nach deiner Aussage das Leben der Proleten zeigen, verbracht haben. Ich war tief von der Authenzität beeindruckt .
pilli
pilli
Mitglied

nicht nur bei den kindern...:-)
geschrieben von pilli
...auch die eltern geraten schon mal in gefahr, vom weihnachtsmann abgemahnt zu werden; das zeigt die kriische weihnachtsgeschichte von Robert Gernhardt:

Die Falle - eine antiautoritäre Weihnachtsgeschichte

zu der ich gerne verlinke möchte:

festpark.de


--
pilli

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Urego
Urego
Mitglied

Re: Weihnachten für Proletenkinder
geschrieben von Urego
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.11.2010, 12:14:10


@ mart1

Ich habe nicht von "Proleten" gesprochen. Manche Situationen des realen Lebens erfordern es, auch die Sendungen von privaten Sendern mitzukonsumieren. Wenn Du so beeindruckt von deren Authenzität warst, scheinst Du ja auch nicht so ganz schadlos davon gekommen zu sein.

Urego
clara
clara
Mitglied

Re: Weihnachten für Proletenkinder
geschrieben von clara
So ganz verstehe ich die Aufregung Einiger hier nicht. Das Anti-Weihnachtsgedicht von Kästner entstand in einer wirtschaftlich schweren Zeit, in der die Arbeiterschaft, damals oft noch Proletarier genannt - was durchaus nicht den heute abwertenden Beigeschmack des Proleten hatte - besonders litt. Neudeutsch spricht man heute ja vom Prekariat, das auch Akademiker einschließen kann, gar nicht so selten. Klingt vielleicht vornehmer!

Wenn es nicht zu allen Zeiten Armut und Ungerechtigkeit gegeben hätte, wären nicht zu allen Zeiten Gedichte und Geschichten verfasst worden, die die Folgen dieser Armut besonders beim "Fest der Liebe" aufzeigen. Da fällt nämlich Benachteiligung am meisten auf. Warum also die Augen vor der Realität verschließen und denjenigen verteufeln, der sie ausspricht!

Den guten Beispielen von Enigma und Mart möchte ich noch das Märchen von Hans Christian Andersen hinzu fügen,
das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern

Und die von mir genannte Aktion ist nach dem bekannten Märchen der Gebrüder Grimm benannt,
Sterntaler

Schließlich für die frommen Christen noch den Hinweis in der letzten Strophe (fett von mir, ich denke ein Auszug als Zitat ist rechtlich gestattet):

Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!
Morgen, Kinder, lernt fürs Leben!
Gott ist nicht allein dran schuld.
Gottes Güte recht so weit ...
Ach, du liebe Weihnachtszeit !


Gruß, Clara

P.s. Danke Milan und Mart für die Gedichte! Danke, Pilli für die Desillusionierung!
Re: Weihnachten für Proletenkinder
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf clara vom 29.11.2010, 13:06:16
Das Kindlein - erfroren!

Im eisigen Schnee das Kindlein erfror,
hatte nicht Fell und nicht Decken.
Es war nicht berühmt,
nicht auserkor’n
die Menschheit auf ewig zu retten.

Es konnte nicht sehen die Schönheit der Welt,
da die Augen verklebt war'n von Eiter,
der Bauch aufgetrieben, so grausig groß.
Und viele, die helfen könnten geschwind,
die gehen ganz einfach nur weiter.

Der Kindlein gibt’s viele,
die werden nicht satt
von Weihrauch und eifrigem Beten.
Die kannst Du nur retten nach altem Brauch
mit Essen, das Wärme bringt in den Bauch.

Da geht es um einfache Sachen nur:
Ein Zelt, eine Decke, ein Napf voller Reis,
das Wasser nicht zu vergessen.
Das ist, was täglich gebraucht wird.
Wir wissen es alle -
und keiner kann sich davor verstecken!


© Meli Franzen
5.12.09 12:00

Ich denke, von solchen Kindlein gibt es mehr als genug auf dieser Erde - und das erschreckende daran ist, sie könnten satt sein, wenn.............

Es wird nicht möglich sein, jedes dieser Kindlein zu retten und dies hier ist auch nicht als Spendenaufruf für dies und jenes gedacht.
Es waren meine Gedanken, die mir beim Anblick von hungernden Kindern der dritten Welt - oder ist es jetzt schon die vierte? - durch den Sinn gingen, und welche ich auf meine Weise festgehalten habe.

Meli
clara
clara
Mitglied

Re: Weihnachten für Proletenkinder
geschrieben von clara
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.11.2010, 13:53:56
Meli, gut hast Du es ausgedrückt - die Vokabel "schön" passt hier nicht!

Wollen wir eine Collage machen, das Bild Deines beschriebenen Kindes mit dem Bild von Hema?
Vielleicht noch kombiniert mit dem Kind in der Krippe!?

LG, Clara

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