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Literatur Weihnachts - Geschichten

CharlotteSusanne
CharlotteSusanne
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RE: Weihnachts - Geschichten
geschrieben von CharlotteSusanne
als Antwort auf longtime vom 11.12.2019, 15:11:08

Lieber Longtime, ich hoffe, daß Du hier noch bis .......nach den Feiertagen viele weitere
Geschichten präsentieren kannst. Sie gefallen mir alle sehr, z. B. die mit dem "geborgten"
Weihnachtsbaum, in Friedrichshain ausgegraben und wieder eingepflanzt.

Das sollte Schule machen : Weihnachten mit einem von der Natur geborgten und wieder
zurückgebrachten Baum !

Eine mit Geschichten erfüllte Adventszeit wünscht Dir weiterhin
C.S.

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longtime
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RE: Weihnachts - Geschichten
geschrieben von longtime
als Antwort auf CharlotteSusanne vom 11.12.2019, 22:30:27
ZWEIG_Reyntjes (4).jpg
Danke für die Ermunterung!

Für die nächsten Weihnachtgs-Story hab ich extra nachgeguggelt; ja, der Beitrag ist schon etwa Jahre alt, hier im ST:

Eine Novelle, geschrieben im Frühjahr 1945, als ihr Autor Siegfried von Vegesack, politisch kalt gestellt, seine Erinnerungen an zwei lange Südamerika-Aufenthalte während der Nazizeit zu Papier brachte.
Ort und Zeit des „multikulturellen“ Weihnachtsfestes ist das Jahr 1936 im brasilianischen Bundesstaat Espirito Santo, wo der Ich-Erzähler, für den von Vegesack in perssona im Wesentlichen bürgt, bei einem Pastor in de Gemeinde San Antonio für einige Wochen untergekommen ist, der mit seiner evangelischen Kirche in Deutschland gebrochen hat und die Menschen seiner Umgebung, egal ob Indios vom Stamme der Mayóres oder deutsche Siedler oder Kaffeehändler betreut, mit medizinischer, handwerklicher, musikalischer oder religiöser Betreuung, egal welcher Gott sich angesprochen fühlen sollte oder konnte.
Der Text erschien gedruckt im Jahre 1947 (seitdem nicht mehr).

Aus der Novelle
Der Pfarrer im Urwald“!

https://www.seniorenportal.de/community/forum/literatur/weihnachten-als-literarisches-thema?tid=139689
 
longtime
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RE: Weihnachts - Geschichten
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 12.12.2019, 11:29:46
2016-10-11 15.19.23.jpg

ANTON – oder Antoon - COOLEN

https://de.wikipedia.org/wiki/Antoon_Coolen

Coolen ist ein holländischer Dichter, ein niederländischer, ein in Deutschland vergessener...
Er berichtet in einer realistischen und wehmütigen, aber humanistisch orientierten Geschichte an ein Weihnachten in einem niederländischen Ort - während der Besatzungszeit der deutschen Wehrmacht.
(Eine Lieblingsgeschichte von mir, weil sie, wie meine Familie, aus dem Niederländischen stammt; und eine Tante von mir auch "Gonda" hieß, wie meine Mutter "Dina" hieß, im Hochdeutschen "Hubertine".
Und der Coolen wird - niederländisch - Antoon geschrieben.)

Anton Coolen: Die Flucht nach Ägypten

Leise rauschte der Regen, als Pastor Baerle in seinem Zimmer die dritte Kerze auf den mit einem lila Band umwundenen Ad­ventskranz aus Tannengrün steckte. Baerle begegnete dabei, un­ter dem schaukelnden Kranz mit den drei weißen Kerzen ste­hend, flüchtig seinem Spiegelbild. Er sah die feinen Fältchen in den Augenwinkeln und die goldumränderte Brille. Er winkte seinem Spiegelbild zu. Dann ging er zum Fenster. Es wurde früh dunkel. Aber er unterschied noch das nasse Gelb der Blät­ter auf dem Rasen unter den Bäumen, von denen der Regen tropfte, der unablässig aus einem windstillen Himmel fiel.
Die Wolken regneten den Gerechten ...
Vielleicht täte er gut daran, das Licht anzuzünden. Aber er scheute sich immer noch vor der mühseligen Arbeit des Ver­dunkelns, obwohl seine Haushälterin und er sich nach mehr als drei Kriegsjahren eigentlich daran hätten gewöhnen können. Er griff in die hintere Tasche seines Rockes und holte sein Brevier hervor. Gerade wollte er versuchen, in der Dämmerung noch zu lesen, als es zweimal hintereinander kurz und nachdrücklich schellte. Da hat es jemand eilig, dachte er.
Er hörte die Küchentür gehen und dann die Schritte seiner Haushälterin Aldegonda in den knarrenden Pantoffeln. Stim­men drangen an sein Ohr, die seiner Haushälterin und die unbe­kannte einer Frau. In Gedanken ging er die Liste seiner Kran­ken durch, und er fragte sich, ob man ihn riefe, um jemand die Sterbesakramente zu erteilen. Zu wem müßte er wohl mit sei­nem abgenutzten Damenrad auf lehmigen, regendurchweichten Wegen ins Dorf fahren? Er hörte nun die Stimmen im Sprech­zimmer, es wurden Stühle gerückt. Seine Haushälterin klopfte an die Tür und trat ein. Sie war eine Frau zwischen vierzig und fünfzig; sie trug ein schwarzes Kleid und hatte eine weiße Schürze darüber gebunden, deren Träger kreuzweise über den Rücken lief en.
»Es ist eine Frau mit einem Kind da, sie will Sie sprechen.«
»Ist sie von hier?«
»Nein, aber sie sagt, sie sei hier bekannt. Sie hat es sehr eilig.«
Die junge Frau mit dem Kind sah dem Pastor entgegen, als er das Sprechzimmer betrat. Der Goldschnitt seines Breviers
glänzte dicht bei seinem Ärmel, und sie bemerkte die hellen, noch jungen Augen unter den grauen HaarenDer Pastor legte das Brevier auf den Tisch. Die junge Frau stand auf, das Ta­schentuch, mit dem sie sich Gesicht und Hände abgetrocknet hatte, noch in der Hand, den nassen Regenmantel geöffnet.
»Sind Sie Pastor Baerle?«
»Ja.«
»Sie müssen mir helfen.«
»Womit? Und wer sind Sie?«
Sie zögerte einen Augenblick und sagte: »Zur Zeit habe ich nur einen Vornamen.«
Wieder wartete sie, bis sie den Namen nannte.
»Josefa.«
Dann sprach sie weiter.
»Ich bin Studentin. Ich bin mit der hiesigen Wochenbettpfle­gerin befreundet. Sie hat mich zu Ihnen geschickt.«
»Aber warum denn?«
»Wegen dieses Kindes.«
Sie sahen das Kind an, ein Mädchen von fünf oder sechs Jahren, mit einem ovalen Gesichtchen und hübschen braunen Augen; die dunklen Haare hingen in nassen Strähnen über die Wangen. Das Kind blickte vom einen zum andern, als ob es von nichts wüßte und nur verstünde, daß es sich um seine Person handelte und daß es das zu tun hätte, was man von ihm ver­langte.
»Was ist dies für ein Kind?«
»Ein jüdisches Mädchen aus Amsterdam.«
Das junge Mädchen berichtete von einem Durchgangshaus im Nachbardorf. Der Pastor hatte schon davon gehört und kannte das kleine Gebäude. Dorthin wurden jüdische Kinder gebracht, die man aus einer Razzia hatte retten können, und von dort suchte man bei Bauern ein neues Heim für sie. Dieses Kind war eines der wenigen, das man den Wölfen hatte entreißen können. Es war am Morgen hier angekommen, mit sechs anderen.
Der Pastor und das junge Mädchen standen zusammen am Fenster. Sie sprachen flüsternd.
»Die sechs anderen sind untergebracht, aber für die Kleine konnten wir so rasch keine Pflegeeltern finden. Sie ist ein liebes Kind. Ihre Eltern sind bei einer Razzia mitgenommen worden. Die Mutter erwartet ein Kind ... «
Das junge Mädchen fuhr sich über das nasse Haar. Sie sah nach draußen, über den Platz mit den kahlen Bäumen.
Eilig erzählte sie, was sich gerade ereignet hatte: Sie hätten eine Warnung bekommen, die Staatspolizei sei unterwegs, um das Durchgangshaus zu durchsuchen, die Besatzung sei offen­bar der Arbeit der Widerstandskämpfer auf die Spur ge­kommen.
»Ich muß hier weg, am besten sofort. Es ist hier gefährlich für mich, außerdem muß ich meine Gruppe in Amsterdam warnen. Aber zuerst muß das Kind in Sicherheit sein. Meine Freundin nannte mir Ihren Namen. Ich lasse das Kind hier.«
»Darüber muß ich erst mit meiner Haushälterin sprechen«, sagte der Pastor.
Bevor sie antworten konnte, war er schon zur Tür hinaus. Er ging zur Küche, wo die Haushälterin an der Anrichte beschäf­tigt war.
»Gonda«, sagte er, »wir bekommen ein jüdisches Mädchen ins Haus, das Kind, das Sie gesehen haben, die Eltern sind verschleppt worden.«
Aldegonda unterbrach das Kartoffelschälen. »Wir hier ins Pfarrhaus?«
»Ja.«
»Wissen Sie, was Sie sich damit aufladen?«
»Ja.«
»Dann will ich wissen, woran ich bin«, sagte sie und legte Kartoffel und Messer hin.
»Kommen Sie mit«, sagte der Pastor.
Sie trocknete sich die Hände am Küchentuch ab.
»Still!« sagte sie.
»Was ist denn?«
»Ich dachte, ich hörte die Haustür schlagen.«
Sie lauschten.
»Ich höre nichts«, sagte der Pastor.
Zusammen schritten sie durch den Gang. Gonda öffnete die Tür des Sprechzimmers, sie traten ein. Ganz allein saß dort das kleine Mädchen.
»Fräulein Josefa ist weggegangen«, sagte das Kind. »Sie konnte nicht länger warten. Sie trug mir auf, es Ihnen auszu­richten, und sie sagte, ich müßte hierbleiben.«
»Das ist ja eine schöne Bescherung«, rief die Haushälterin. Sie ergriff das Bündelchen, das, noch naß vom Regen, neben dem Stuhl des Kindes auf dem Boden lag.
»Wie heißt du?« fragte der Pastor.
»Eva«, antwortete das Mädchen.
Es war ganz still. Das Kind glitt vom Stuhl, ging auf den Tisch zu, reckte sich und ergriff das Brevier.
»Hier ist Ihr Buch«, sagte es zum Pastor.

Am nächsten Morgen lag im Briefkasten des Pfarrhauses ein Brief ohne Marke: An Hochwürden Herrn Pastor Baerle.
Im Brief stand: »Ich hatte keine Zeit zu verlieren. Darum stellte ich Sie vor eine vollendete Tatsache, aber nicht, weil ich Sie Menschenliebe zu lehren hätte. Wir kennen den Namen der Eltern des Kindes. Sie kommt aus einer Lehrerfamilie. Ihr Ruf­name ist Evchen. Sollten die Eltern zurückkommen   aber die Hoffnung ist gering  , wie würden Sie es finden, wenigstens dieses eine Kind einem Elternpaar wiedergeben zu können? Fröhliche Weihnachten Ihnen und dem Kind.«
Der Pastor las den Brief einige Male. Dann legte er ihn in sein Brevier. Mit dem offenen Brevier schritt er im Gang auf und ab; eine beinahe überwältigende Freude erfüllte ihn, während er betete und von oben die aufgeregten Fragen des Kindes und die beruhigenden Antworten der Haushälterin hörte.
Da oben bemutterte Aldegonda das Mädchen; sie hatte sich in ihrem Leben schon öfters um Kinder gekümmert. Sie hatte das Mädchen gewaschen und angezogen und ihm die Haare ge­kämmt; sie band ihm eine rote Schleife in die dunklen Locken. Sie sah, wie sich das kleine Mädchen, auf einem Stuhl stehend, im Spiegel betrachtete. Sie lauschte dem eifrigen Geplapper. Vater und Mutter seien verreist, und ob sie so lange hierbleiben und immer in dem großen Bett schlafen dürfe?
»Ja, außer an Weihnachten, wenn der Pater kommt.«
»Was ist das, ein Pater?«
»Das ist so etwas Ähnliches wie der Pastor. Nur trägt er eine braune Kutte und hat einen Bart.«
»Einen Bart?«
Der heilige Nikolaus habe auch einen Bart. Und vom Niko­laus habe sie einen Puppenwagen bekommen. Und den hätten die Soldaten weggenommen. Zuerst müßte man aus dem Haus, und dann holten sie die Sachen ab.
»Ja«, sagte Aldegonda. »Aber du darfst darüber nicht mit anderen Menschen sprechen.«
Die Kleine wurde still. Dann erinnerte sie sich an die Mah­nungen, an das Geheimnis, das sie nicht verstand. Sie sagte ein paarmal: »Fräulein Josefa ... «

(A.C.: Ländliche Weihnacht. Deutsch von Heinz Graf. Zürich 1963. Aus: Die Nacht von Bethlehem. Weihnacht in aller Welt. Hrsg. v. Peter Schifferli. München 1981. Dtv 1584. S. 40-51

 

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CharlotteSusanne
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RE: Weihnachts - Geschichten
geschrieben von CharlotteSusanne
als Antwort auf longtime vom 12.12.2019, 11:29:46

Ach, das ist ja interessant ! Da gab es schon 2008 "Weihnachten als literarisches Thema" !
Tja, lieber longtime, da hab ich nun nachgelesen bis zum 21.11.08............... und hab nun
für heute keine Zeit mehr für Deine neuen Geschichten  😉 !

Es wundert mich schon in der Vorweihnachtszeit, daß damals wie heute wenig ST-ler
mal diese Weihnachtsliteratur von Dir lesen.
Und wenn ich es richtig verstanden habe,  ist es sogar ein spezielles Hobby von Dir, ja?

Hast Du denn die Lebensgeschichte von dem Ex-Pfarrer Mayntshusen komplett
herausgekriegt ?

Weil ich morgen zum Zahnarzt muß, wünsche ich Dir jetzt schon ein angenehmes Wochenende
und einen schönes 3.Advent !

C.S.

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longtime
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RE: Weihnachts - Geschichten
geschrieben von longtime
als Antwort auf CharlotteSusanne vom 12.12.2019, 21:55:56
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Ich kucke jährlich in den Anthologien mit Weihnachtsgrschivhten und -gedichen, die ich in vierzig gesammelt habe: Es gibt viele Texte, die in all den Anthologien immer wieder vorkommen.

Wöllenstein: Märchen vom Auszug aller „Ausländer“ ist zwar nicht besinnlich im allgemein weihnacahtlichen Sinne, also gemütlich oder „segensreich“; es ist aber ein Stück Prosa, das lehrreich ist: Es seit hier mit einem (fast magischen, aus Kerbholz geschnittenen) ENGEL präsentiert:
Es ist vielfach im Internet zu finden. Zuerst aber fand ich den Beitrag in: Eine schöne Bescherung. Humorvolle Weihnachtsgeschichten. Leipzig 2005. S. 42ff. Den Autoren fand ich hier erwähnt: Helmut Wöllenstein (*1956), zuerst veröffentlicht als „ Zuspruch am Morgen“ am 20.12.1991- im Hessischen Rundfunk- im Zusammenhang der massiv wachsenden Ausländerfeindlichkeit, die wenig später zu den Brand- und Mordanschlägen in Mölln und Solingen führte.
https://dfg-vk-bonn-rhein-sieg.de/index.php/gedanken-zum-frieden/friedens-geschichten/2396-helmut-woellenstein-das-maerchen-vom-auszug-aller-auslaender

*
https://wp.religionspaedagogikzh.ch/modul08/wp-content/uploads/sites/10/2015/12/M%C3%A4rchen-vom-Auszug-aller-Ausl%C3%A4nder.pdf

Märchen vom Auszug aller Ausländer (nach Helmut Wöllenstein)

Es war einmal, etwa drei Tage vor Weihnachten, spät abends. Über den Marktplatz der kleinen Stadt kamen ein paar Männer gezogen. Sie blieben an der Kirche stehen und sprühten auf die Mauer: „Ausländer raus!“ Steine flogen in das Fenster des südländischen Ladens. Dann zog die Horde ab. Gespenstische Ruhe. Die Gardinen an den Bürgerhäusern waren schnell wieder zugefallen. Niemand hatte etwas gesehen.„Los kommt, es reicht, wir gehen!“„Wo denkst du hin! Was sollen wir denn da unten im Süden?“ –„Da unten? Das ist immerhin unsere Heimat. Hier wird es immer schlimmer. Wir tun, was an der Wand steht: Ausländer raus!“
(…)


 
longtime
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RE: Weihnachts - Geschichten
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 13.12.2019, 12:56:44
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Brüder Grimm:
Der goldene Schlüssel


Zur Winterszeit, als einmal ein tiefer Schnee lag, mußte ein armer Junge hinausgehen und Holz auf einem Schlitten holen. Wie er es nun zusammen gesucht und aufgeladen hatte, wollte er, weil er so erfroren war, noch nicht nach Haus gehen, sondern sich erst Feuer anmachen und ein Bischen wärmen. Da scharrte er den Schnee weg, und wie er so den Erdboden aufräumte, fand er einen goldnen Schlüssel. Nun glaubte er, wo der Schlüssel wäre, müßte auch das Schloß dazu seyn, grub weiter und fand ein eisernes Kästchen; ei, dachte er, wenn der Schlüssel nur paßt, denn es waren gewiß wunderbare und köstliche Sachen darin. Er suchte, aber es war kein Schlüsselloch da, endlich fand er doch noch ein ganz kleines, und probirte, und der Schlüssel paßte gerad, da drehte er ihn einmal herum, und nun müssen wir warten, bis er vollends aufgeschlossen hat, dann werden wir sehen, was darin liegt.
(In der Erstfassung. 1815)


Mascha Kaléko:
Betrifft: Erster Schnee

Eines Morgens leuchtet es ins Zimmer,
und du merkst: 's ist wieder mal soweit.
Schnee und Barometer sind gefallen.
Und nun kommt die liebe Halswehzeit.

Kalte Blumen blühn auf Fensterscheiben.
Fröstelnd seufzt der Morgenblattpoet:
»Winter läßt sich besser nicht beschreiben,
als es schon im Lesebuche steht.«

Blüten kann man noch mit Schnee vergleichen,
doch den Schnee . . . Man wird leicht zu banal.
Denn im Sommer ist man manchmal glücklich,
doch im Winter nur sentimental.

Und man muß an Grimmsche Märchen denken
und an einen winterweißen Wald
und an eine Bergtour um Silvester.
Und dabei an sein Tarifgehalt.

Und man möchte wieder vierzehn Jahr sein:
Weihnachtsferien . . . Mit dem Schlitten raus!
Und man müßte keinen Schnupfen haben,
sondern irgendwo ein kleines Haus.

Und davor ein paar verschneite Tannen,
ziemlich viele Stunden vor der Stadt.
Wo es kein Büro, kein Telefon gibt.
Wo man beinah keine Pflichten hat.

Ein paar Tage lang soll nichts passieren!
Ein paar Stunden, da man nichts erfährt.
Denn was hat wohl einer zu verlieren,
dem ja doch so gut wie nichts gehört.

*
(Aus: M. K.: Die paar leuchtenden Jahre, Gedichte, 2003, dtv , hrsg. von Gisela Zoch-Westphal)


 

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CharlotteSusanne
CharlotteSusanne
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RE: Weihnachts - Geschichten
geschrieben von CharlotteSusanne
als Antwort auf longtime vom 17.12.2019, 11:30:44

Nun habe ich eine kleine Pause gemacht und Deine Geschichten  nachgelesen......

Märchen haben doch eigentlich  immer  ein gutes Ende. Nur "Der goldenen Schlüssel"
hat keins. Was ist nun drin in der Schatulle ? Weißt Du es  😉 ?

Und hast Du wirklich ein echtes (altes) Kerbholz ? Wer hat das Gegenstück zu Deinem  😄 ?

Fragen über Fragen 😏......

LG  C.S.
 


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