Forum Kunst und Literatur Literatur Wer sich richtig ärgern, amüsieren oder aufregen will ...

Literatur Wer sich richtig ärgern, amüsieren oder aufregen will ...

niederrhein
niederrhein
Mitglied

Wer sich richtig ärgern, amüsieren oder aufregen will ...
geschrieben von niederrhein
Wer sich richtig ärgern, amüsieren oder aufregen will ...

In der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, vom 08.03.2009 (Nr. 10 / Seite 23)

... eben 17 Verrisse!

Hier der einleitende Artikel dazu:


Gute Bücher, die wir hassen
Zur Leipziger Buchmesse wird der Kanon entrümpelt: siebzehn Revisionen, siebzehn Verrisse

Wenn die Kritiker uneins sind, so oder so ähnlich hat es Oscar Wilde einmal gesagt, dann sei der Künstler ganz bei sich. Und wenn ein Buch nicht umstritten ist, so möchte man hinzufügen, dann ist es tot. Oder zumindest sterbenslangweilig. Das Gute an den Büchern ist deren lange Haltbarkeit.
Das Schlechte daran ist, dass jedes Buch, das nicht ohnehin vergessen wird, irgendwann einmal Einlass findet in den Kanon, wo es dann steht und verstaubt, und kein Mensch, außer Gymnasiasten und Literaturstudenten, spürt mehr die Lust, es aufzuklappen und darin zu lesen.
Und wer es doch tut und sich langweilt, wer sich ärgert und die dämlichen Sätze, die unbeholfenen Verse, die prätentiösen Metaphern nicht fassen kann: Der denkt erst mal, er habe selber Schuld daran; im Land von Georg Wilhelm Friedrich Hegel ist die Literaturgeschichte auch das Literaturgericht, gegen dessen Urteile keine Revision mehr zugelassen wird.

Dem Verriss haftet immer etwas Peinliches an. Wer Vergnügen am Verreißen hat, der setzt sich immer dem Verdacht aus, dass er ein Wichtigtuer sei, ein Anfänger, ein Grünschnabel, ein kleiner Geist, der einem großen gegens Schienbein tritt, damit er, wenn der Große fällt, auf den herabschauen kann. Dem Werk der Liebe gibt auch der Leser lieber recht, wer hasst, soll damit nicht auch noch fremde Leute belästigen.
Es hilft aber alles nichts. Es ist die Liebe zur Literatur und die Hoffnung auf deren Geistesgegenwart, was uns dazu bewogen hat, anlässlich dieser Leipziger Buchmesse mal nicht die Neuerscheinungen sauber zu sortieren und unseren Prüfstempel daraufzudrücken. Sondern mit beiden Händen hineinzugreifen in den Kanon, das Qualitätssiegel von den sogenannten guten Büchern abzulösen, uns mit den Zentnerlasten von Rezeptionsgeschichte nicht weiter zu beschweren - und ein paar mehr oder weniger alte Bücher so zu lesen, als läsen wir sie zum ersten Mal.
Man muss, was dabei entstanden ist, nicht unbedingt verstehen als Aufforderung, den Kanon völlig neu zu schreiben, die alten Texte auszumisten, um endlich Platz für Neues zu schaffen (das darf man aber auch). Es wäre schon ganz schön viel gewonnen, wenn unsere Leser uns leidenschaftlich widersprächen; wenn sie, was wir verspotten und verreißen, nur umso leidenschaftlicher liebten. Oder auch sich dazu inspirieren ließen, mal in den eigenen Bücherschrank zu schauen. Was da noch alles herumsteht, der "Faust", "Der Ekel", Schillers Balladen, Marinet-tis Tiraden, Kerrs Kritiken, Kisch, Frisch, Malaparte, Müller, kein Ende in Sicht: Ach, es gäbe noch so viel zu verreißen.

CLAUDIUS SEIDL



Verantwortlich
Die Bertha
vom Niederrhein


Die Verriß-Texte finden sich auf der Webseite der FAZ/FAS
baerliner
baerliner
Mitglied

Re: Wer sich richtig ärgern, amüsieren oder aufregen will ...
geschrieben von baerliner
als Antwort auf niederrhein vom 10.03.2009, 07:25:41
Hier zwei der Verrisse als Link:

Hesse: Steppenwolf

Schlink: Der Vorleser

Alle anderen sind nicht kostenfrei zugänglich.

----- snip ----

Beim Stöbern in den Leserkommentaren bin ich aber auf folgenden Artikel gestoßen (aber noch nicht gelesen)

Warum sind Berliner Schweine?

Mal sehen, ob ich das Interview später verreißen kann/muss
--
baerliner
lotte
lotte
Mitglied

Re: Wer sich richtig ärgern, amüsieren oder aufregen will ...
geschrieben von lotte
als Antwort auf baerliner vom 10.03.2009, 08:22:36
]Warum sind Berliner Schweine?[/url]


--
baerliner

OOCH, sehe das Thema doch einmal pragmatisch ... Unten gebe ich Dir eine Antwort... das Berliner Wildschwein ist zäh


lotte


Anzeige