Forum Kunst und Literatur Literatur "Wie Bodo Ossi wurde", das ist der hinweisgebende Untertitel der Erzählung "Werden und Sein."

Literatur "Wie Bodo Ossi wurde", das ist der hinweisgebende Untertitel der Erzählung "Werden und Sein."

nimrod50
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"Wie Bodo Ossi wurde", das ist der hinweisgebende Untertitel der Erzählung "Werden und Sein."
geschrieben von nimrod50


Die einzelnen Artikel des Buches führen, wie an einer Perlenschnur, durch die Zeit der frühen Jahre des vorigen Jahrhunderts, über die Zeit der Naziherrschaft und ihrem Ende, bis in die Gegenwart.
Da ich, wie die Hauptfigur Bodo Klann, auch Urberliner bin und der gleichen Generation angehöre, sind Erinnerungen geweckt worden an Heldentum, Fliegeralarm, Luftschutzkeller, Angst vor den Russen, Kriegsende und die Zeit danach.
 
Berlin, eine Stadt mit zwei unterschiedlichen politischen Systemen und Währungen war einmalig in Deutschland und wohl auch in der Welt. Im Laufe der Zeit bewirkte das, quer durch die Familien und Freundschaften, dass man Ost- oder Westberliner war.
Mit dem 13. August 1961 änderte sich dann schlagartig alles. Die Westberliner waren nun von einer Mauer umgeben und die Ostberliner im real existierenden Sozialismus gefangen.
 
Manchmal musste ich schmunzeln, wenn ich daran erinnert wurde, mit welchem Einfallsreichtum man sich an die Bedingungen einer Mangelwirtschaft angepasst hat.
Rückblickend ist es schon erstaunlich, wie man die staatlichen Reglementierungen und die allgegenwärtige Bespitzelung durch die Stasi, besonders im privaten Lebensbereich, hingenommen und ertragen hat.
Als Bodo das erste Mal nach fast 20 Jahren, den Westteil seiner Heimatstadt wiedersieht, erlebt er das als Kulturschock. Mir ist es ebenso ergangen.
 
Nach der Wiedervereinigung ist die Euphorie bei Einführung der D-Mark riesengroß und wird später nur durch die hoffnungslose Enttäuschung beim Verlust des Arbeitsplatzes übertroffen. Hinzu kam, dass die Lebensbiografien abwertend beurteilt wurden. Aus dem Ostberliner ist der Ossi geworden.
 
Man merkt dem Buch vielleicht an, dass es nicht durch ein professionelles Lektorat gegangen ist, sondern im Self-Publishing hergestellt wurde. Die kleinen Mängel, sofern sie denn bemerkt werden, nehmen dem Buch nicht den Charme, durch seine unkomplizierte Sprache lesenswert und zugleich lehrreich zu sein. Dabei fehlt es auch nicht an Humor und Berliner Dialekt, was das Lesen kurzweilig macht.
Ich kann das Buch geschichtsinteressierten Lesern aller Altersgruppen empfehlen.

Paperback 332 Seiten
ISBN-13: 978-3-7407-3588-3
Verlag: TWENTYSIX


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