Forum Kunst und Literatur Literatur Wie soll ich schreiben?

Literatur Wie soll ich schreiben?

KarinIlona
KarinIlona
Mitglied

Wie soll ich schreiben?
geschrieben von KarinIlona
"Schreibe kurz -
und sie werden es lesen.
Schreibe klar -
und sie werden es verstehen.
Schreibe bildhaft -
und sie werden es im Gedächtnis behalten."

J. Pulitzer


Viel Spaß beim Schreiben wünscht
KarinIlona
Achras
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Joseph Pulitzer
geschrieben von Achras
als Antwort auf KarinIlona vom 08.03.2012, 09:01:47
Für den Zeitungsmarkt mögen die Ratschläge des Verlegers und späteren Zeitungsmoguls ja zutreffend sein,
"Schreibe kurz - und sie werden es lesen.
Schreibe klar - und sie werden es verstehen.
Schreibe bildhaft - und sie werden es im Gedächtnis behalten."
für die Kultur des geschriebenen Wortes sind sie leider kontraproduktiv - sprachliche und stilistische Schönheit ergeben sich nun einmal aus viel weiter ausholenden Worten und geistreich rankenden, ja Pirouetten drehenden Nebensätzen und Einschüben.

Das Verfassen einer Bedienungsanleitung oder einer Schlagzeile erfordert Klarheit und Kürze - wenn ich aber ein richtiges Buch lese, möchte ich Unebenheiten und Stolperfallen genießen.
navallo
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Re: Joseph Pulitzer
geschrieben von navallo
als Antwort auf Achras vom 30.06.2012, 16:31:44
Wer sprachliche und stilistische Schönheit anstrebt, sollte demzufolge langatmig, unklar und unanschaulich schreiben????

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Achras
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Sprachökonomie
geschrieben von Achras
als Antwort auf navallo vom 30.06.2012, 19:08:43
Wer sprachliche und stilistische Schönheit anstrebt, sollte demzufolge langatmig, unklar und unanschaulich schreiben????
Unklar und unanschaulich wohl nicht, aber nicht jeder Gedanke ist so schlicht, daß er sich in einem kurzen Satz ausdrücken ließe, und Bücher, die durchgehend in sehr simplen, beinahe kommandohaften Sätzen geschrieben sind, eignen sich eben eher für Leseanfänger...

Ich erwarte ja nicht, daß ein Romanautor in seinem Erstlingswerk nur Sätze auf's Papier wischt, wie Carl Einstein oder Ernst Bloch, aber so ein literarischer Stoppelacker wie Burkhard Spinnens "Mehrkampf" verleidet mir die Lust am Lesen. Und Spinnen ist immerhin noch einer der begabtesten Gegenwartsautoren, der sich nun aber leider dem "Gesetz" des Massengeschmacks und des Literaturmarktes gebeugt hat.
navallo
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Re: Sprachökonomie
geschrieben von navallo
als Antwort auf Achras vom 30.06.2012, 19:56:27
Du hast insofern Recht, als es schwierig sein kann, ein Manuskript so lang wie nötig und trotzdem so kurz wie möglich abzufassen. Wer nicht für die Schublade schreiben möchte, hat bei Verlagen die besseren Karten, wenn er Pulitzers beispielhaft kurz gefaßten Rat befolgt.
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
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Sprachökonomie und Literatur?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf navallo vom 03.07.2012, 10:08:41
Kann man innerhalb der Sparte "Literatur" auch über "Sprachökonomie" sinieren?

Sicherlich, "Das Beste aus Reader’s Digest" beweist es; da haben 300 Seiten locker auf 3 Seiten Platz. Empfehlenswert und immer gut zum Mitreden, Eindruckschinden und zum Überdrüberstreuen (dazu noch schnell fürs Lokalkolorit eine Rezension aus dem Perlentaucher); aber ist das Literatur?

Oder sollten hier Ratschläge über das Verfassen von Fachliteratur,Hausarbeiten etc. gegeben werden - dann müßte anderes, sehr Wichtiges angefügt werden.

Als Ratschlag zum Abfassen eines querzulesenden Zeitungsartikels mag es aber tatsächlich sehr nützlich sein.

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Achras
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Re: Sprache vs. Bestsellerlisten
geschrieben von Achras
als Antwort auf navallo vom 03.07.2012, 10:08:41
Wer nicht für die Schublade schreiben möchte, hat bei Verlagen die besseren Karten, wenn er Pulitzers beispielhaft kurz gefaßten Rat befolgt.
Kulturpessimisten haben immer schon das Kulturgut Buch in Konkurrenz zu (neueren) Bildmedien scheitern und untergehen sehen, und wie der Buchmarkt (und das Strickmuster der "Erfolgstitel") zeigt, haben sie, anders als Gundolf S. Freyermuth (Die "analoge", lineare Literatur hingegen überlebt ihre Todeserklärung wieder einmal. Auch in digitalen Zeiten tut sie, was sie stets tat, ob im Zeitalter des Kinos, des Radios oder des Fernsehens: Sie verändert sich heftig und bleibt im Prinzip, was sie war) behauptet, Recht behalten... das Medium Buch ist nur noch Teil eines multimedialen Entertainment, sprachlich banalisiert, zumindest wo Literatur nicht längst für Spezialisten (der linguistischen, philologischen oder sonst noch themenverwandten Fakultäten) geschrieben ist.
Autoren wie Ulrich Holbein spielen bestenfalls als Randnotiz und nur selten bemerkt noch eine Rolle, auch editorische (Wiederentdeckungs-) Leistungen (man erinnere sich an Gert Mattenklott scheiterten zu oft "am Markt".
Achras
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Re: Lesen bildet - im Idealfall
geschrieben von Achras
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.07.2012, 10:41:52
"Das Beste aus Reader’s Digest" beweist es; da haben 300 Seiten locker auf 3 Seiten Platz.
Das Mengenverhältnis ist nicht ganz korrekt geschätzt; diese seinerzeit populären Reader's Digest Auswahlbücher präsentierten zumeist vier Erfolgstitel, die jeweils auf vielleicht 150 S. gekürzt waren - und so einem breiten Lesepublikum immerhin Kostproben dessen gaben, was in vollständiger und sorgfältiger Übersetzung halt nicht unbedingt zum Taschenbuchpreis zu haben gewesen wäre.
Vergessen wir auch nicht, daß die Leser hier im deutschen Sprachraum nach '45 langsam wieder lernen mussten, daß es Literatur auch in Amerika, in Großbritannien, ja sogar in den britischen Kolonien gab, im Mittelmeerraum und in fernen, ja schier unbekannten Gegenden...

Gegen simpel gestrickte Romane ist zunächst auch nichts zu sagen, solange sie nur die Freude am Lesen wecken; der Leser sollte jedoch im Laufe der Zeit mit seiner Lektüre wachsen und diese vielleicht sorgfältig auswählen. Ich mußte auch die Zwanzig überschreiten, bis ich schließlich beispielsweise Léon-Paul Fargue entdeckte - und Michel Butor.
Als Mittzwanziger war ich allerdings schon bei Arno Schmidt gelandet, dessen literarische Vorbilder mich in den Folgejahren sehr beschäftigten, während ich später die Inspiration zur Entdeckung mir noch unbekannter Kostbarkeiten auch Walter Benjamin verdankte.

Der Plakatkünstler Klaus Staeck hat einst Carl Spitzwegs bekanntes Bildmotiv mit dem "Warnhinweis": Bibliotheken sind gefährliche Brutstätten des Geistes! kombiniert - und ich kann meinem Bedauern nicht angemessenen Ausdruck verleihen, daß dies längst nicht mehr so ist.
Grenzlandfrau
Grenzlandfrau
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Re: Lesen bildet - im Idealfall
geschrieben von Grenzlandfrau
als Antwort auf Achras vom 06.07.2012, 20:42:38
Lest einfach meine Bücher - diejenigen, die es bereits getan haben, sind begeistert


Gruß
Grenzlandfrau

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