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Literatur Worte oder Wörter zum Tage

longtime
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Worte oder Wörter zum Tage
geschrieben von longtime
"Worte oder Wörter zum Tage"

Heute:

kriminelle sexuelle Dienstleistung (zu denen Kinder gezwungen wurden)!



- Ich werde für einige Zeit Neuwörter oder Wörter, die neu in die Aufmerksamkeit des Alltags oder der verschwiegenen oder politisch forcierten Diskussion geraten, hier vorstellen.

Ich bitte um Ergänzung(en), wenn solche Neubegriffe auftauchen und euch auffallen - oder in die Diskussion geraten:

Wer nach „sexuellem Dienstleistungspersonal“ googelt, bekommt die seltsamsten Antworten und Angebote.

Aber ich wollte spezieller – nämlich passend zu den Meldungen des Wochenendes, nach den Problemen der Odenwald-Schule recherchieren; also nach (angeblicher, erzwungener!) kindlicher "sexueller Dienstleistung":

Und da bekommt man folgende Meldungen:

Über den nicht länger verheimlichten „Kindermissbrauch an der Odenwaldschule in Heppenheim“:
Odenwald-Reformen!
*

Konkreter sind die Nachrichten, die eine Frau, die jetzig die Leitung der Odenwaldschule inne hat und die lieber feine Werbung betreiben würde, die Direktorin des Internats, Margarita Kaufmann nämlich, aber sich mit den Schandtaten der Vergangenheit beschäftigen muss – und die Aufklärung vermitteln und nicht sich verschließen will:

Ach, was ist denn da los - in der pädaaagoischern Reformen?http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/indexhessen34938.jsp?rubrik=36098&key=standard_document_38810207

Neben den „großen, großen pädagogischen Verdiensten“ der Herrschaften an der Odenwaldschule werden jetzt – endlich – die sexuellen Dienstleistungen, die Schüler für Lehrer und deren Besucher erfüllen mussten, benannt, bekannt, vielleicht rechtlich sanktioniert werden (Ach, sie sind verjährt...?)

Genaueres erfährt man nicht; und die im Radio genannten „sexuellen Dienstleistungsfälle“ sind wieder verschwunden aus dem Nachrichtenverkehr:

Entschärfter Nachrichtenverkehr

Früher nannten es die Halb-Akademiker, die sich natürlich auch weibliches Frischfleisch liebten, d.h. missbrauchten, „Knabenliebe“, nein, vornehmer: Pädophilie. – Den Trick kennen die Staatsanwälte mitterweile.

Missbrauch ist altbekannt; ohne dass die Schulaufsicht an allen Fronten (Privatschulen oder katholischen Klitschen) die Probleme ernst nahm: Es war alles selbstverständlich, was verkniffenen Padagogen einfiel!


Über Knaben-"liebe", die mit Hieben erkauft wird und mit Missbrauch!

Das ZDF beteiligt sich heute an ... diesen Nachrichten:

heute-Nachrichten

enigma
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Re: Worte oder Wörter zum Tage
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 08.03.2010, 19:26:42
Guten Morgen,

vielen Dank, Longtime, für die umfassende Recherche mit den vielen Quellenangaben.
Da hast Du ein außerordentlich wichtiges und aktuelles Thema angesprochen.

Allein die Wortschöpfung “sexuelle Dienstleister” klingt ja schon so, dass sie die Unfreiwilligkeit der Opfer impliziert, jedenfalls im Zusammenhang mit den Geschehnissen in den verschiedenen Schulen.
Da geht es offensichtlich um von der Täterseite her erzwungene Handlungen, die in der Regel mit einem System von Bestrafungen und/oder Belohnungen einhergehen, einen klaren Missbrauch von Abhängigen.

Ich habe vieles noch einmal nachgelesen bzw. die Videos angesehen.
Und es stehen mir die Haare zu Berge, wenn man die Namen derer liest, die an solchen Schandtaten beteiligt waren oder sie zumindest zugelassen und nach außen hin gedeckt haben.

Dass Gerold Becker als ehemaliger Schulleiter beide Augen zugedrückt hat, dürfte wohl schon jedem klar sein, dass aber Hartmut von Hentig der Intimfreund von Becker war, ist mir bis heute nicht so klar gewesen.

Interessant fand ich auch das Video mit dem Beitrag des Sozialpädagogen Manfred Kappeler mit den vermuteten Gründen für das lange Schweigen der Opfer. Diese oder ähnliche Gründe waren allerdings m.E. schon zu vermuten.

Und sehr interessant auch die Aussage von Ingo Fock von “Gegen Missbrauch e.V.”, der die Gefahr nicht nur in den Elite-Schulen oder sonstigen Einrichtungen und Internaten sieht, sondern auch in den Familien. Das darf man auch nicht vergessen, wie viele Kinder von eigenen Angehörigen ausgebeutet und benutzt werden.

Aber immerhin ist es gut, sehr gut, dass inzwischen die ehemaligen Opfer zur Gegenwehr bereit sind -und am Beispiel renommierter Einrichtungen erreicht das Thema nun mal eine große Öffentlichkeit.


PS
Nun hat auch die Diakonie ihren Skandal.
Denn inzwischen ermittelt wohl die Staatsanwaltschaft Düsseldorf gegen 17 ehemalige Mitarbeiter bei Educon, der Stiftungstochter der Graf-Recke-Stiftung
Educon betreibt Schulen für behinderte und verhaltensauffällige Kinder,und bei den Ermittlungen soll es um die Misshandlung Schutzbefohlener, u.a. Freiheitsberaubung und Nötigung autistischer Kinder, gehen.

Da ist zwar nicht von sexuellen Übergriffen die Rede, aber ich glaube, dass so etwas dennoch in dieses Thema passt, denn das Erschreckende ist ja, dass die Personen, gegen die der Missbrauchsvorwurf erhoben wird, allesamt Psychologen waren, die eigentlich doch dazu da sind, den Menschen in einer solchen Situation existentielle Hilfe zu leisten!
Mehr darüber zu lesen - Linktipp!

Enigma

longtime
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Re: Worte oder Wörter zum Tage
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 09.03.2010, 10:56:32
Ja, danke, enigma, für die fleißigen Beobachtungen.

- Das Thema sexueller Missbrauch (in welchem Rahmen, welcher Kirche, welcher Privatschule auch... ) - es wird erst durch mutigen Protest der Opfer und durch weiblichen Zuruf durchsichtig und vielleicht eingeschränkt und ist wie der Krieg aller Orten eine 99-prozentige Männer-Domäne: Lust-Krieg an Kindern (wie so häufig auch noch an liebesbereiten und sich selbst aufgebenden Frauen).

Das Thema ist erst eröffnet - und lange nicht erschöpfend behandelt, geschweige denn geklärt; und Bischöfe wollen ihre leibschänderischen Vorrechte bewahren! -

Auch ein "Runder Tisch" vermag da kaum mehr als ein paar Talk-Stündchen bewirken, wo in unserer Kultur Liebe mit Zwang und/oder Gewalt "gepaart" bleibt.


* * *

Da ich weiterhin auf aktuelle Wörter zum Tag hinweisen will, schreite ich weiter, ohne mich hier unnahbar und überheblich machen zu wollen:


Wer dem Wortspiel ZEIße nachschmecken und sich nicht daran verschlucken will – biete ich es als „heutiges Wort des Tags“ an:

Ich fand es beiläufig; und es findet meine Aufmerksamkeit gegen beliebige "ZEIße" - als beifällige Beobachtung, wenn jemand protestiert, wie „ZEIT zu ZEIße verdünnt“ wird.

S.: Linktipp!


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longtime
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Re: Worte oder Wörter zum Tage
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 09.03.2010, 11:37:17
Bevor es neue "Wörter zum Tage" gibt:


Als Fortsetzung zu dem Wort des Tages „Kinder als sexuelle Dienstleister“, das enigma auch schon ergänzt hat, verweise ich hier auf den Zusammenhang des Herrenpaares Becker und von Hentig („Reformer“ im Geiste der Bidung und der Pädophilie).

Hier sollen keine Behauptungen aufgestellt, sondern Hinweise weitergegeben werden:


Der Admin der Seite odenwald-geschichten.de über Missbrauch auf noblem, privatem Schulterrain: Was bisher bekannt wurde: s. Linktipp!
longtime
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Re: Worte oder Wörter zum Tage
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 09.03.2010, 14:10:38
Weil es so wichtig ist:


Die FAZ heute - 9.03. - vor einer Stunde:

Jürgen Kaube:
Entgleiste Reformpädagogik. Dein Lehrer liebt dich




Usw.:

FR über die Odenwald-Geist-Gewalt
clara
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Re: Worte oder Wörter zum Tage
geschrieben von clara
als Antwort auf longtime vom 09.03.2010, 14:19:41
Da bin ich gespannt, wie die Odenwald-Schule ihr hundertjähriges Jubiläum "feiern" will! In einem der angegebenen Links fand ich diesen Blog einer Betroffenen:

Opfer

Im Interview neulich mit der jetzigen Leiterin fiel mir eine nur oberflächliche Betroffenheit auf, was aber auch an der betont neutralen Fragestellerin gelegen haben kann. Beim langjährigen Unter-den-Teppich-kehren ist wohl auch nichts anderes zu erwarten.

Clara

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olga64
olga64
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Re: Worte oder Wörter zum Tage
geschrieben von olga64
als Antwort auf clara vom 09.03.2010, 14:50:42
Die elitäre reformpädagogische Odenwald-Schule, die vor Veröffentlichung der Missstände sicher von sehr vielen Diskutanten überhaupt nicht gekannt wurde, erlangt nun zu ihrem 100-jährigen Bestehen eine traurige Berühmtheit.
Es waren dort übrigens sehr viele, bekannte Menschen (Söhne von Weizsäcker, Daniel Cohn-Bendit u.v.m.).
Dieses Jubiläum muss sicher explizit nicht gefeiert werden, genau so wenig wie in Familien, wo Kinder von ihren Vätern, Grosseltern oder Onkel missbraucht wurden, familiäre Gedenktage gross feiern werden, oder? Und dies dürfte sehr viel öfters der Fall sein als im klerikalen Bereich (wozu ja die Odenwald-Schule nicht gehört). Olga
enigma
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Re: Worte oder Wörter zum Tage
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 09.03.2010, 11:37:17
Eine Wortschöpfung von Kometa?

Gut, zumal diese dann auch, allerdings nur, wenn man den ersten Buchstaben gegen drei andere austauscht, vorzüglich als Synonym zu dem dienen kann, was “Amokwriter” (passender tatsächlich : “Zerowriter“) da als Text eingestellt (besser gesagt: nicht eingestellt) hat.

****

Danke für die weiteren Hinweise zum Thema Odenwald-Schule.
So ähnlich, aber nicht so ausführlich hatte ich es heute schon gelesen, auch über das Paar Becker/von Hentig.
Es ist schon sehr enttäuschend, wie sehr die “Reformpädagogik” bei einigen ihrer maßgeblichen Vertreter entgleisen konnte.
Das zeigt jedenfalls mehr als deutlich, wie wachsam vor allem Eltern und Schüler sein sollten.

Übrigens ist es einfach unglaublich, mit welcher Arroganz ein Herr Becker nach zwei Jahren relativer Zurückhaltung wieder in die Öffentlichkeit zurückkehrte, Reden hielt und Bücher schrieb - natürlich auch über pädagogische Themen.
Woher bezieht jemand, der vielfach glaubhaft beschuldigt wurde, solche Handlungen begangen zu haben, das Selbstbewusstsein, derart aufzutreten?
Das ist mir wirklich ein Rätsel.
Einige Hinweise auf dieses “Selbstverständnis” gibt ja vielleicht der Artikel von Jürgen Kaube.


Hallo Clara,
das fragst nicht nur Du Dich, wie das Jubiläum begangen werden soll.
Auch u.a. Amelie Fried, eine “Ehemalige” hat sich Gedanken über die Schule und die Vorgänge dort gemacht und diese geäußert - she. Linktipp!

Hallo Olga,
ja, das finde ich auch, am besten wäre es, wenn in der Odenwald-Schule überhaupt nicht gefeiert, sondern weiter an der Aufklärung gearbeitet würde. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die jetzigen Schüler und ihre Eltern sowie die Lehrerschaft große Freude an einer Feier haben könnten.

Enigma


longtime
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Re: Worte oder Wörter zum Tage
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 09.03.2010, 20:17:38
Die Diskussion über den sexuellen Missbrauch von Schülern muss sicherlich weitergehen.



**


Ich setze das Angebot von "Wörtern zum Tage" fort:


"Amok ohne Waffen" - "Amok-Schwärmerei" - "Erster Jahrestag von Winnenden".

Zu diesen Begriffen und ihrer unendlichen, sozialen Vorgeschichte und den noch länger anhaltenden Folgewirkungen und Diskussionen verweise ich als erstes auf diese Diskussion, s. Linktipp:


Ein Jahr nach dem Amok in Winnenden:

"Die Gewalt befindet sich nebenan"
Ihre Tochter kam am 11. März 2009 beim Amoklauf in Winnenden ums Leben. Seitdem kämpft Gisela Mayer gegen die Gleichgültigkeit. Ein Protokoll in der taz:

Report über die Opfermutter Gisela Kraft


*

Das Buch der Opfermutter Gisela Mayer ist am Dienstag erschienen: „Die Kälte darf nicht siegen“ (bei Ullstein). Ein sehr vorsichtiger Titel. Ein verantwortliches, aufrüttelndes Buch einer nach-lebenden Mutter (der getöteten Nina Kraft, die Referendarin in Winnenden war) und Lehrerin (für Ethik).


Hier erste Reaktionen zum Buch:

Über Gisela Krafts Buch "Die Kälte darf nicht siegen":


enigma
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Re: Worte oder Wörter zum Tage
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 10.03.2010, 12:14:53
Der “Amok-Schwärmer” ist ja noch einmal glimpflich davongekommen.
Wahrscheinlich hat er noch nicht einmal gespürt, mit welchem Entsetzen er da Scherz getrieben hat.
Hoffentlich hat er wirklich (und nicht nur verbal) eingesehen, wie furchtbar solche Scherze sind.
Die Schülerin, die ihn meldete, hat völlig richtig gehandelt und alle anderen auch, denn niemand kann im Voraus wissen, wie ernst solche Drohungen zu nehmen sind.

Gestern lief im SWR Fernsehen eine Dokumentation von Stefan Maier über “Die Zeit nach Winnenden”.
Es kommen u.a. Eltern der getöteten SchülerInnen und eine Schülerin (Elena Altmann), die selbst verwundet wurde und 3 Freundinnen verloren hat, zu Wort.
Sie hat sich eng angeschlossen an die Mutter ihrer getöteten besten Freundin. Sie halten aneinander fest, halten sich fest und die Erinnerungen an die “Zeit davor”.

Auch über das Aktionsbündnis und wie es zustande gekommen ist, wurde berichtet.

Von den unmittelbar Betroffenen kam kein Hass rüber, nur Trauer und der Wille zur Prävention, dass so etwas möglichst nicht wieder passiert.
Die Dokumentation wurde ins Netz gestellt und kann gesehen werden hier:



Mehr zum Film - Linktipp!




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