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Luft- und Raumfahrt Sturz ins Schwarze Loch

qilin
qilin
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Sturz ins Schwarze Loch
geschrieben von qilin
Ein Astronaut, der den sogenannten Ereignishorizont passierte, würde zunächst einmal gar nichts davon merken, sagt Einsteins Äquivalenzprinzip. Er folgt ja den Gravitationslinien im All, er fühlt sich wie beim Schweben in der Schwerelosigkeit (oder eher wie Felix Baumgartner bei seinem Rekordsprung ). Allerdings wird die Reise zunehmend ungemütlicher. Der Schwerkraftunterschied zwischen Kopf und Füßen wird immer größer, der Körper wird in die Länge gezogen und irgendwann auseinanderreißen, bevor seine Einzelteile mit der zentralen Masse verschmelzen - 'Spaghettifizierung' nennt es die Kosmologie. Ähnliches ist hier als Animation recht schön dargestellt. Merken würde er allerdings auch davon kaum etwas - da die Fallgeschwindigkeit sich der des Lichtes annähert, wird nach der speziellen Relativitätstheorie die Eigenzeit extrem verkürzt - selbst ein wochenlanger Sturz würde für ihn nur den Bruchteil einer Sekunde dauern...
Letztes Jahr interpretierte allerdings Joe Polchinski von der University of California die Sache ganz anders und entfachte damit eine Debatte, wie Nature berichtet. Seine Überlegung beruht auf einer Erkenntnis von Stephen Hawking: Ein Schwarzes Loch ist nicht völlig schwarz. Die Quantentheorie macht es möglich, dass indirekt doch Strahlung von ihm ausgeht. Überall im Kosmos entstehen ständig spontan Paare miteinander verschränkter Teilchen und Antiteilchen, die einander dann blitzschnell wieder auslöschen. Geschieht das nahe dem Ereignishorizont, dann kann es sein, dass eines der Teilchen ins Schwarze Loch gezogen wird und das andere nicht - der verschonte Partikel wird für uns als Strahlung sichtbar, der andere fügt dem Schwarzen Loch eine 'negative Energie' hinzu, schwächt es also, trägt zu seinem 'Verdunsten' bei.
Polchinski kam zu dem Schluss, dass die Verschränkung der Teilchen in diesem Prozess unter Freisetzung großer Energiemengen verlorengehen muss. "Der Ereignishorizont wird im wahrsten Sinn des Wortes zu einem Feuerring, der jeden verbrennt, der hindurchfällt", schreibt er. Der Astronaut würde auf der Stelle verglühen und den Rest der Reise ins Zentrum gar nicht erleben. Egal, welchen Tod man 'besser' findet - eine der Theorien wird diesem Widerspruch auf jeden Fall zum Opfer fallen. Gibt es Polchinskis Feuerwand, dann wird Einsteins Äquivalenzprinzip verletzt - außerdem würde natürlich die hypothetische 'Reise durch das Wurmloch in ein Paralleluniversum' hinfällig; gibt es sie nicht, ist etwas faul an der Quantentheorie.
justus39
justus39
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Re: Sturz ins Schwarze Loch
geschrieben von justus39
als Antwort auf qilin vom 18.04.2013, 09:08:27
Du machst mir richtig Angst.
Meine Frau und ich, wir wollten dieses Jahr am Ereignishorizont unseren Urlaub verbringen, aber nun werden wir wohl lieber an Ostsee fahren.
Malinda
Malinda
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Re: Sturz ins Schwarze Loch
geschrieben von Malinda
als Antwort auf justus39 vom 18.04.2013, 12:51:17
Hallo Qilin

Zwar muss ich gestehen, dass ich von dem was Du schreibst, null Ahnung habe, aber Du schreibst sehr klar. So ist die Sache sogar für mich einigermaßen nachvollziehbar.
Hier gibt es intelligentere Wesen, die Deinen Ausführungen besser folgen können. Ich lese Dich allerdings sehr gern und freu mich auf weitere Artikel.
LG Malinda

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schorsch
schorsch
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Re: Sturz ins Schwarze Loch
geschrieben von schorsch
als Antwort auf qilin vom 18.04.2013, 09:08:27
Ich werde das Experiment gelegentlich an mir selber ausprobieren, bin aber im Moment noch mit genügend irdischen Experimenten beschäftigt! ()
dutchweepee
dutchweepee
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Re: Sturz ins Schwarze Loch
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf qilin vom 18.04.2013, 09:08:27
Mach mir bitte keine Angst qilin - war doch bislang der Ausweg in ein Paralleluniversum im Delta-Quadranten, die einzige Hoffnung die mir blieb. Aber wenn ich ehrlich bin, so würde ich das Wagnis sogar eingehen, wenn die Gefahr bestünde bereits am Ereignishorizont atomar zu verbrennen. Hätte ich so doch wenigstens ein gerüttelt Maß mehr Energie dem Universum hinzugefügt, als während der Verwesung auf unserem Planeten.
weserstern
weserstern
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Re: Sturz ins Schwarze Loch
geschrieben von weserstern
als Antwort auf qilin vom 18.04.2013, 09:08:27
Oh qilin,

wenn ich das alles so lese.. da bin ich doch froh.
dass mein Ereignishorizont doch sehr begrenzt ist...

als keines Landei erfahre ich mal ab und an etwas Neues ..
so über den Gartenzaun oder auch vor der Tür...

da verzichte ich gern auf so eine Reise durchs All.. und einen Fall durchs schwarze Loch...

Ganz bestimmt gibt es auch eine Altersbegrenzung für diese Aktivitäten ... und dann komme ich ( man gut) nicht mehr in Frage...

das überlasse ich gern anderen... meine Energiemenge kann ich auch anders freisetzen..
( kann die Familie bestätigen)

Aber nun mal wieder ernst... diese Überlegungen verfolge ich auch sehr gern ..

weserstern

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adam
adam
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Re: Sturz ins Schwarze Loch
geschrieben von adam
als Antwort auf qilin vom 18.04.2013, 09:08:27
qilin,

das ist ein spannendes Thema, ähnlich wie die Suche der Cern-Wissenschaftler nach dem Higgs-Teilchen. Von Joe Polchinski und seinen Überlegungen hatte ich bisher noch nichts gehört, finde sie aber auch als Laie sehr interessant. Danke, daß Du ihn hier vorstellst. Den folgenden Link habe ich zum Thema gefunden:

Fire in the hole!

Bisher war der Gedanke faszinierend, daß Schwarze Löcher in "Weißen Löchern" ein Gegenstück haben und die verschlungene Materie dort als Energie in eine andere Welt oder Dimension freigegeben wird. Oder weisen sie auf einen Eingang in Einstein-Rosenbrücken, wie sie als Wurmlöcher in Science-Fiction Filmen als existent angenommen werden?

Die Idee von Joe Polchinski regt an zu fantasieren. Wenn er den Schwarzen Löcher die Eigenschaft verweigert, in fremde Universen, andere Dimensionen zu führen, was sind sie dann? Mir würde gefallen, den Ereignishorizont der Schwarzen Löcher als Materieschredder zu sehen, der über geballte Gravitation mit dem Urknall verbunden ist, Higgs-Teichen zu einem neuen Beginn katapultiert und so zu einem ewigen Kreislauf, auch im Universum, beiträgt.

Das ist das Schöne an der heutigen Astro- und Quantenphysik: Beide bewegen sich in Dimensionen des Makro und Mikro, die keine guten Schulleistungen in Naturwissenschaften voraussetzen und auch eine Mathenull darf mitmachen. Die speziellen Teilgebiete der Physik nähern sich immer mehr der Mutter aller Wissenschaften, der Philosophie, und jeder ist eingeladen, sich, wie die alten Griechen, einer Diskussionsrunde zu zu gesellen und über Gott und die Welt zu sinnieren. Das macht Spaß.

Nochmal danke für`s Vorstellen.

--

adam
slash
slash
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Re: Sturz ins Schwarze Loch
geschrieben von slash
@qilin,
eine interessante Sache das.
Irgendwo las ich, wir verstünden bisher 5% von dem, was sich da im Universum tut...
In meinem Leben, wenn die 5% denn stimmen, werden wir wahrscheinlich nur auf 6% unser Wissen über das Funktionieren des "Um uns herum" kommen.

Die 10 % erfahre ich dann, wenn ich das nächste Mal die Erde besuche.

...
salsh
schorsch
schorsch
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Re: Sturz ins Schwarze Loch
geschrieben von schorsch
als Antwort auf slash vom 19.04.2013, 10:14:35
Da ja kein Mensch wissen kann, wie gross das Universum wirklich ist, ist jede Spekulation, wie viele Prozente wir darüber wüssten, nur anmassend.....
schorsch
schorsch
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Re: Sturz ins Schwarze Loch
geschrieben von schorsch
als Antwort auf adam vom 19.04.2013, 10:02:05
Vielleicht ist ja jedes "Schwarze Loch" nur das Tor zu weiteren unbegrenzten Universen?

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