Forum Kunst und Literatur Musik Domenico Scarlatti - 250. Todestag

Musik Domenico Scarlatti - 250. Todestag

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Domenico Scarlatti - 250. Todestag
geschrieben von niederrhein
Domenico Scarlatti - 250. Todestag



Die Aufnahmen der Cembalosonaten gibt es u.a. bei Brillant Classics



bzw. diese Gesamtaufnahme




Die Bertha
vom Niederrhein



silhouette
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Re: Domenico Scarlatti - 250. Todestag
geschrieben von silhouette
als Antwort auf niederrhein vom 12.09.2007, 19:39:10
Könnten die Sonatenaufnahmen auf einem modernen Klavier, gespielt von Arturo Benedetti Michelangeli, eventuell auch noch vor deinen Ohren Gnade finden?
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Re: Domenico Scarlatti - 250. Todestag
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf silhouette vom 12.09.2007, 21:50:17
Könnten die Sonatenaufnahmen auf einem modernen Klavier, gespielt von Arturo Benedetti Michelangeli, eventuell auch noch vor deinen Ohren Gnade finden? silhouette



Dazu aus der heutigen SZ:

"Zu [dem] Gespräch in seinem Haus in Arnheim überreiche ich [= der Verfasser des Interviews] Belder die Scarlatti-Einspielungen von Wladimir Horowitz. Ein Danaergeschenk, das er gleich streitbar quittiert.

Pieter-Jan Belder: Ich will dem großen Horowitz nicht zu nahe treten, aber mit den Klavieraufnahmen ist es immer dasselbe: Sie klingen angenehm, delikat und freundlich - also genau so, wie Scarlatti nicht ist. Er wurde inspiriert von der spanischen Folklore, die er in seinen Jahren als Hofmusiker in Sevilla und anderen Residenzen kennenlernte. Diese Musik spiegelt etwas von der Rauheit im Leben der Zigeuner und Juden wider - von armen Leuten, die nichts hatten als ihre Gitarre und ihre Musik. Das hat Scarlatti beeinflusst, eigentlich schrieb er introvertierte Musik. Aber das geht völlig verloren, wenn man sie auf einem Steinway so nett und leicht spielt.
"


Ich muß gestehen, daß ich hier wiederum Scarlattis Sonatenwerk noch nicht genügend kenne ... aber da ich jemand bin, der sich seit den frühen sechziger Jahren mit der Frage der sogenannten historische Wiedergabe beschäftigt, plädiere ich zunächst für die historische Instrumentierung, zumal die Komposition (ich spreche hier von J.S. Bach) eben auf die Möglichkeiten des damaligen Instruments abgestimmt war und ist. (Das kann man anhand des konkretes Notenbildes durchaus beweisen.)

Obwohl ausgerechnet eine Klavieraufnahme seinerzeit den Menschen gleichsam die Augen (oder das Ohr) für die Komposition und Schönheit der Goldmannbergvariationen geöffnet hat: Eben die frühe Aufnahme (1955) von Glenn Gould, die ich bis heute für unübertroffen halte (ich kenne über sechzig verschiedene Aufnahmen); von den Cembaloaufnahmen gebe ich heute immer noch der frühen Aufnahmen von Gustav Leonhard (1963) den Vorzug, obwohl die Aufnahme von Pierre Hantai wunderschön ist.

Vielleicht nehme ich diesen 250. Todestag als Anlaß, um mich eben mit Scarlatti zu beschäftigen. Neben Ross und Belder habe ich eine Aufnahme mit Ralph Kirkpatrick und einige CDs mit Klavierversionen (darunter auch Arturo Benedetti Michelangeli.

Ich werde das Thema mal im nächsten Jahr noch einmal aufgreifen.

Mit einem freundlichen Gruß
Die Bertha
vom Niederrhein
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Re: Domenico Scarlatti - 250. Todestag
geschrieben von silhouette
als Antwort auf niederrhein vom 12.09.2007, 22:48:34
Heute können wir ja beides hören, den "echten" historischen Klang und auch den Klang auf den Tasteninstrumenten von heute. Was man davon lieber mag, ist Geschmacksache. Ob Scarlatti die gleiche Musik geschrieben hätte für ein Pianoforte der heutigen Zeit, kann niemand sagen. Für uns ist Cembalo, Reifröcke und Perücken, dazu jene Musik, eine zusammengehörende Symbiose, vielleicht auch aus Gewohnheit.

Bei Mozart fängt der Bruch an. Deutlicher wird er bei Schubert. Seine Musik, die wir auch gelegentlich auf Klavieren seiner Zeit hören können, klang in meinen Ohren nie so schön wie auf einem Bösendorfer Imperial mit 3 Pedalen. Du wirst erahnen, an welchen Pianisten ich dabei denke. Er ist noch unter den Lebenden und voll im Konzertbetrieb, wenn auch nicht mehr so häufig.
Gruß vom Oberrhein!


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silhouette

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