Forum Kunst und Literatur Musik Ist die exzessive Bevorzugung einer Musikrichtung eventuell Ausdruck bestimmter Weltsichten?

Musik Ist die exzessive Bevorzugung einer Musikrichtung eventuell Ausdruck bestimmter Weltsichten?

Allegra
Allegra
Mitglied

Re: Ist die exzessive Bevorzugung einer Musikrichtung eventuell Ausdruck bestimmter Weltsichten?
geschrieben von Allegra
als Antwort auf Medea vom 27.12.2010, 19:02:16
Allegra ich stimme mit dir überein, daß Verständnis und Liebe
für klassische Musik frühestens im Elternhaus, danach in der Schule
geweckt wird, auch durchaus durch einen musikbegeisterten Partner -
Hipp hopp, Rapp und dergleichen sind m.M.n. kurzfristige Modeerscheinungen,
die wollen provozieren und verschwinden nach einiger Zeit wieder.
M.



Nicht unbedingt! Wer musikalisch vorgebildet ist, definiert die neueren Musikstilrichtungen anders, er hört Tongefüge, Aufbau und Stil usw. und nicht wenige Musiker der klassischen Richtung schätzen progressive und alternative Musik, Jazz in seinen vielen Richtungen etc. und bringen sie zur Aufführung, oder lehnen sie auch wegen Geringwertigkeit ab.
Raschid
Raschid
Mitglied

Re: Ist die exzessive Bevorzugung einer Musikrichtung eventuell Ausdruck bestimmter Weltsichten?
geschrieben von Raschid
als Antwort auf lemuria vom 27.12.2010, 19:24:37
Es gibt auch noch die Sprache der Gefühle und der Mimik, der Gestik die jedem Musiker zu eigen ist. Diese Mitteilungen sind multinational und verständlich.

Lemuria


Blüte und Untergang, Würde und Unwürde, edle und gemeine Gesinnung, alles drückt sich in der Musik aus und lässt sich nicht verbergen.

meint Liä Tse
DearTom
DearTom
Mitglied

Re: Ist die exzessive Bevorzugung einer Musikrichtung eventuell Ausdruck bestimmter Weltsichten?
geschrieben von DearTom
als Antwort auf Raschid vom 27.12.2010, 19:28:50
@ Medea
... wobei die Woodstock-Bewegung ursprünglich aus der Eigendynamik eines Lebensgefühls entstand und nicht von den Medien oder der Musikindustrie lanciert wurde, später ist der Woodstock-„Zeitgeist“ sicher vermarktet (gesteuert) worden. Das ist für mich auch ein wenig die Parallele zur New Age/Worldmusic, die ja als „Marktsegment“ eher eine Randerscheinung ist, will sagen, beim Gros der »quotengeilen“ Fernsehanstalten wird dieses Genre doch kaum angeboten, also sind doch auch hier eher (wie hier ja auch schon geschrieben) Lebensgefühl und die Liebe zur Musik die Triebfedern; und v.a. das sich „Einlassen“ auf Musik, abseits vom Mainstream.

Ich denke schon, dass es Leute gibt, die ihre Musik „intensiv leben“, seien es Punker, Countryfans, Rockn’Roller, enthusiastische Schlagerfans, Volksmusikliebhaber, Anhänger der Kammermusik, etc., aber deren Weltanschauung möchte ich absolut NICHT bewerten wollen. Hat nicht auch der vielseitig-interessierte Musikliebhaber eine bestimmte, wie auch immer geartete Weltanschauung? Außerdem ist die Frage im Thread-Titel an sich ja schon negativ belegt, also mehr eine Aussage als eine Frage, würde „bestimmte Weltsicht“ für „eingeschränkt“, „borniert“ stehen, dann wäre die Fragestellung klarer.

Alle Klarheiten beseitigt? Manno, hier geht’s ja zu wie im richtigen Leben ... aber irgendwie wird hier ständig am Kerngehäuse vorbei debattiert und die Musikrichtungen werden aufgedröselt. Ich dachte die Fragestellung ist, ob exzessiver, alleiniger, ausschließlicher, 24/7-Musikaufnahme einer einzigen Musikrichtung einen Dachschaden verursacht, habe ich was falsch verstanden?

viele Grüße : Tom








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eko
eko
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Re: Ist die exzessive Bevorzugung einer Musikrichtung eventuell Ausdruck bestimmter Weltsichten?
geschrieben von eko
Nun habe ich mal sämtliche Beiträge gelesen und frage mich jetzt: Bin ich aus der Art geschlagen oder warum sehe ich alles so ganz anders?

Ich bin mitnichten von meinem Elternhaus musikalisch geprägt worden! Aus Erzählungen der Mutter weiß ich, dass der Vater sonntagnachmittags rasch vom Spaziergang nach Hause strebte, weil sein Lieblingstenor Benjamino Gigli im Radio sang. Das wollte er nicht versäumen. Dann kam er von Russland nicht mehr zurück. Die Mutter sang Volkslieder und war eine Freundin der Egerländer.

Ich selbst erinnere mich, in den frühen 50er Jahren im Winter bei Minusgraden 30 km mit dem Fahrrad nach Stuttgart gefahren zu sein, um einem Beethovenkonzert beizuwohnen. (Leider bin ich wegen der Wärme im Konzertsaal eingeschlafen )
Und dann habe ich die Musik Bachs entdeckt und bin auch da öfters zu einem Konzert nach Stgt. gefahren.

Schlager (zu meiner Zeit sang Rudi Schuricke die Capri-Fischer!) haben mich nie interessiert, schon als junger Mensch liebte ich klassische Musik und spezialisierte mich mehr und mehr auf die Barockmusik (Bach,Händel, Telemann und und). Da hat mich niemand hinführen müssen, das habe ich ganz allein entdeckt!

Militärische Marschmusik liebe ich aber auch ! und ich stelle da absolut keine Verbindung zur kämpfenden Truppe her und lasse mich da auch nicht in eine bestimmte Schublade stecken! Mir gefällt eben die schmissige und klar akzentuierte Art dieser Musik.

Aber ich höre auch sehr gerne gregorianische Gesänge und Musik aus dem frühen Mittelalter.


Ich nehme Musik mit dem Herzen,, also dem Gefühl auf. Ich liebe Musik, die mich innerlich zur Ruhe bringt, die ich als harmonisch und friedlich empfinde, bei der ich meinen Frieden finden und haben kann.

All das vermag mir die moderne zeitgenössische Musik, egal ob "E" oder "U", nicht zu geben. Sie schafft in mir Unruhe und Aggressivität. Weder Jazz noch Beat noch sonst irgendeine Musik der Neuzeit vermag mir das zu geben, was mir, als Beispiel!, ein doppelchöriges Werk von Giovanni Gabrieli zu geben vermag. Da bin ich anschließend richtig erfüllt und glücklich.

Weltmusik?

Was ist das denn?

Mir ist (und bleibt!) Musik aus einem mir fremden Lebenskreis, wie etwa Indien, Japan oder Afrika verschlossen. Sie gibt mir nichts! Kann es gar nicht! Denn sie ist aus einem mir fremden Lebenskreis entstanden und sie lässt sich m.E. nicht einfach von dort nach hier exportieren. Sie ist keine Bereicherung. Zumindest nicht für mich.


So, Raschid, das ist nun also das von Dir gewünschte Credo von mir zur Musik.

Man mag mich deshalb verurteilen, in eine Schublade stecken oder was auch immer. Ich muss mich hier nicht als weltgewandter Musikliebhaber outen, wenn es mir nicht danach ist. Ich bin glücklich und zufrieden mit der Art von Musik, die ich gerne höre und die mir etwas bedeutet.

Gruß vom e k o
Raschid
Raschid
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Re: Ist die exzessive Bevorzugung einer Musikrichtung eventuell Ausdruck bestimmter Weltsichten?
geschrieben von Raschid
als Antwort auf eko vom 27.12.2010, 20:21:54
EKO :So, Raschid, das ist nun also das von Dir gewünschte Credo von mir zur Musik.

Ja Eko, kann ich gut nachempfinden. Ähnlich ist es bei mir auch gewesen.

Damit nicht andauernde Mißverständnisse auftauchen, der Begriff
Weltmusik oder World Music ist ein in den 1980er Jahren aufgekommener Begriff. ( laut Wiki )

Ursprünglich auf das von Peter Gabriel initiierte WOMAD-Festival und das Label Real World zurückgehend, bezeichnete der Begriff eigentlich den Crossover aus westlicher Populärmusik und traditionellen, nichtwestlichen Musikformen. Mit zunehmender Popularisierung des „Genres“ wurden allerdings vereinfachend auch oft eigenständige traditionelle Musikgenres unter diesem Begriff subsumiert, der somit auch als Synonym für „Traditionelle außereuropäische Musik“ gilt.

Hier soll der Begriff als eine spezielle Stilrichtung verstanden werden, im Sinne von Grenzgängen und Synthesen aus westlicher Populärmusik und traditionellen, meist nichtwestlichen Musikformen.


Raschid

hope51
hope51
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Re: Ist die exzessive Bevorzugung einer Musikrichtung eventuell Ausdruck bestimmter Weltsichten?
geschrieben von hope51
Warum so vage und eventuell?

zu Weltsichten :

Ich finde, jeder für sich kann nur eine Sicht auf die Welt haben, sein gesamtes, im Verlauf seines Lebens und seiner Lebensumstände ( Traditionen inbegriffen ) erworbenes Wissen im Zusammenhang und im Gefüge mit der Welt betrachten, in seiner Wirkung auf sich selbst und seine Umwelt.Im Verlauf eines Lebens wird sich die Sichtweise verändern, ich werde diese womöglich korrigieren, meine ganze Anschauung der Welt ändern, werde mich verändern, meine Vorstellungen von der Welt, andere Wertungen vornehmen, meine Empfindungen einfließen lassen.
Aber ich werde nie verschiedene Weltsichten haben, es wird immer meine, eigene, eine sein.

zu Musikrichtungen / exzessiver Bevorzugung :

Ob "in die Wiege gelegt ", anerzogen, erworben im Verlauf eines Lebens... werde ich, ob ich will oder nicht, mit unterschiedlichen Musikrichtungen konfrontiert werden.
Je mehr ich mich selbst gegenüber der Welt öffne, neugierig auf, aufgeschlossen gegenüber anderen Kulturen bin, mein Lebensumfeld sich, gewollt oder ungewollt, ändert, meine Persönlichkeit sich (ver)ändert, werde ich Musikrichtungen unterschiedlicher Art,mehr oder weniger mögen,bevorzugen je nach Stimmungslage,Laune und Möglichkeit der Nutzung ( sprich: heute Bauchtanz und morgen Wagner, übermorgen Howard Carpendale, dann Gregorianische Gesänge und Helene Fischer...Vielfalt der Welt und Vielfalt meines Lebens, eben.

Ich persönlich halte nichts davon, etwas, was auch immer exzessiv zu betreiben, denn es birgt immer einen Mangel in sich, die Übersteigerung und ich würde mich dann fragen müssen, was passiert hier...mit mir, warum ist das so ...

Ich nehme mir die Freiheit,ich habe die Freiheit, gemäß meiner Weltsicht so zu antworten

Herzlich Barbara

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clara
clara
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Re: Ist die exzessive Bevorzugung einer Musikrichtung eventuell Ausdruck bestimmter Weltsichten?
geschrieben von clara
als Antwort auf miriam vom 27.12.2010, 19:02:51


Anders ausgedrückt: man kann eine Stimmung, einen Gedanken oder ein Gefühl in allen Sprachen vermitteln – sie erreichen aber den Einzelnen nur, wenn er diese bestimmte Sprache auch versteht.

Gruß von Miriam


Liebe Miriam, darin gebe ich Dir vollkommen Recht! Nun hat es Musiksprache leichter, als die Wortsprache, eben weil sie keiner Worte bedarf, um Inhalte jeglicher Art zu vermitteln. Selbst in ihren größten Abweichungen und in den verschiedensten Weltregionen ist immer noch großenteils verständlich, was sie im Moment des Hörens sagen will. Mit verständlich meine ich nicht unbedingt Jedem gefällig. Dies sagst Du ja auch oben.

In dem Zusammenhang fällt auf - ebenfalls in Anlehnung an Dein Zitat -, dass jeder von uns den Inhalt (nicht wortgetreu) einer in einer fremden oder unbekannten Sprache gesprochenen Satzfolge "versteht", allein an der Art der Lautäußerung, eventuell gemeinsam mit Mimik und Gestik, z. B. Wut, Ärger, Zustimmung, Drohung. Es ist die "Musik" dieser Lautäußerung. Nicht umsonst heißt es im Sprichwort: "Der Ton macht die Musik".

Gruß, Clara

olga64
olga64
Mitglied

Re: Ist die exzessive Bevorzugung einer Musikrichtung eventuell Ausdruck bestimmter Weltsichten?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Medea vom 27.12.2010, 19:02:16
Hipp hopp, Rapp und dergleichen sind m.M.n. kurzfristige Modeerscheinungen,
die wollen provozieren und verschwinden nach einiger Zeit wieder.
M.


Auch die Rolling Stones wollen sei Jahrzehnten provozieren (es gelang ihnen auch immer vorzuglich) - es gibt sie seit mehr als 40 Jahren. Und viele andere provozierende Bands.
Hitler war Wagner Fan - noch heute pilgern Wagner Anhänger und solche, die sich dieses Event nicht entgehen lassen wollen, auf den Grünen Hügel.
Musik ist gut und lebenswichtig für uns - aber Musik erzeugt nicht immer nur gute Gefühle und Reaktionen - sonst wäre die Ära Hitler ganz anders verlaufen, wenn er z.B. Mozart präfiert hätte. Olga
clara
clara
Mitglied

Re: Ist die exzessive Bevorzugung einer Musikrichtung eventuell Ausdruck bestimmter Weltsichten?
geschrieben von clara
als Antwort auf olga64 vom 28.12.2010, 16:27:25
Dem letzten Satz kann ich nur zustimmen, Olga! Wie man z. B. an Himmler sieht: Er liebte die Musik von Mozart und organisierte gleichzeitig den Massenmord.
Hitler liebte auch russische Komponisten und sogar jüdische Interpreten, was anhand seiner Plattensammlung offenbar wurde.
Seine Wagnerverehrung ist ein gutes Beispiel für die Threadüberschrift und zeigt, wie Musik mit Weltanschauung oder Weltsicht vermischt und missbraucht werden kann.

Clara

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