Musik Opernwelt

Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Opernwelt
geschrieben von Sirona
Es macht richtig Spaß Eure Beiträge zu hören und anzuschauen.
Ich bin früher regelmäßig in die Oper gegangen und habe viel Schönes erleben und hören können, es waren für mich „Ausflüge in eine Märchenwelt“, ein völliges Abschalten vom grauen Alltag.

Heute ist mir ein Opernbesuch dadurch verleidet worden, da ich mit den modernen Inszenierungen nichts anzufangen weiß. Man möchte doch nicht nur schöne Musik hören sondern das Auge sollte auch verwöhnt werden. Ab und zu gibt es Opernaufführungen im TV, die aber meistens eine sehr spartanische Kulisse bieten und man die Künstler in moderner Kleidung herumlaufen sieht. Das passt einfach nicht zur Handlung. Vor einiger Zeit sah ich den Parsifal im TV, es war grauenhaft, so dass ich schnell abgeschaltet habe. Die Rolle des Parsifals war total fehlbesetzt, der Tenor stellte alles andere als einen strahlenden Helden dar; klein und korpulent wirkte er lächerlich und auch unglaubhaft. So etwas darf doch nicht passieren. Es gibt bestimmt einige Tenöre denen die Parsifalrolle auf den Leib geschrieben ist.

Danke, liebe Roxanna und Wolkenschieber, dass ihr diesen Thread angenommen habt mit Euren gelungenen Beiträgen und somit zum Gelingen beitragt.

Liebe Grüße
Sirona
Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Opernwelt
geschrieben von Sirona
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.06.2016, 09:24:54
Liebe Wolkenschieber, in einer Beethoven-Biographie las ich, dass es diese Oper war, die der junge Beethoven in Bonn erleben durfte. Er war derart beeindruckt dass er versprach, dass er später auch eine ähnliche Oper schreiben würde. Beethoven hat lange lange nach einem entsprechenden Text gesucht, bis er ihn dann in "Eleonore, die eheliche Liebe" gefunden hat. Seine Oper "Fidelio" blieb seine einzige. Wie sehr er mit dieser Oper gerungen hat zeigt dass er 3 oder sogar 4 Ouvertüren komponiert hat. Am bekanntesten ist die Nr. 3, die ich auch für die gelungenste halte.



Kein Geringerer als Leonard Bernstein sagte einmal über diese Ouvertüre, dass ihm noch nie ein solcher Jubel in einer Komposition aufgefallen sei wie sie Beethoven in dieser Ouvertüre zum Ausdruck gebracht hat.

LG Sirona
pippa
pippa
Mitglied

Re: Opernwelt
geschrieben von pippa
als Antwort auf Sirona vom 17.06.2016, 09:54:36
Anna Netrebko singt Wagner

Liebe Sirona,
auch ich kann diese „Selbstverwirklichungen“ nicht ausstehen, und wie mir scheint denkt so die überwiegende Mehrheit der Opernliebhaber.

Ich besuche deshalb nur solche Aufführungen, von denen die Inszenierung bereits bekannt ist.

Als Anna Netrebko neulich ihr Debüt als Wagnersängerin in der Semperoper gab, hatte man sich zum Glück für eine ältere Inszenierung entschieden. Ich durfte dabei sein und war überwältigt, natürlich nicht nur von Anna Netrebko, nein vom gesamten Ensemble. Der ausgewiesene Wagner-Spezialist Thielemann verstand es, die musikalische Spannung bis zum fast Unerträglichen auszureizen, so dass nicht nur die Protagonisten, sondern auch das Publikum die beiden Pausen dringend benötigten.

Ich werde von diesem Ereignis sicherlich lange zehren.
Gruß Pippa

Anzeige

Re: Opernwelt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Sirona vom 17.06.2016, 10:04:33
Vielen Dank für die Erläuterungen zu Fidelio und Beethovens Inspirationsquelle bei Gluck. Ja, Orpheus & Euridice haben die Musik- und Opernwelt damal wohl geradezu revolutioniert. Weg von den Intrigengeschichten, weniger grosse, dramatische Arien; dafür mehr Chöre und sogar Balletteinlagen.Dieser Mann muss ungeheuer produktiv gewesen sein - mehr als 100 Opern, von denen aber nur noch weniger als die Hälfte existieren und dazu noch einige Sinfonien.

Hier eine Aufnahme von 1957 mit Maria Callas als Iphigenie mit einer Arie aus der selten gespielten Oper "Iphigénie en Aulide"

Roxanna
Roxanna
Mitglied

Re: Opernwelt
geschrieben von Roxanna
Es ist wirklich eine Freude und ein Genuß die hier eingestellten Musikstücke anzuhören.
Ich würde gerne noch eine weitere Arie aus Mozarts "Entführung aus dem Serail", aufgeführt in Glyndebourne hier einstellen.
Nach der mißglückten Flucht warten Konstanze (Sally Matthews), Belmonte (Edgaras Montvidas), Blonde (Mari Eriksmoen) und Pedrillo (Brenden Gunnel) auf das Urteil, dass der Bassa Selim über sie fällen wird.


LG Roxanna
Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Opernwelt
geschrieben von Sirona
Liebe Pippa, danke für Deinen informativen Beitrag zu Anna Netrebko, die ich sehr verehre. Natürlich war ich überrascht dass sie sich auf Wagner eingelassen hat und dies mit Erfolg. Bayreuth wird sie sicherlich mit Argusaugen beobachten.

Vor einigen Jahren sah ich im TV die Übertragung der La Traviata von den Salzburger Festspielen mit Anna Netrebko und Rolando Villazon, die mich unsagbar beeindruckt hat. Ihre Stimme hat mich derart fasziniert, dass ich die magere Kulisse gar nicht richtig wahrgenommen habe. Sie war hinreißend! Der stillschweigende ältere Mann stellt den Arzt von Violetta dar, ich dachte erst dass er den Tod versinnbildlicht.

Hier ein Ausschnitt von den Salzburger Festspielen 2005

Teneste la promessa

Anzeige

Roxanna
Roxanna
Mitglied

Re: Opernwelt
geschrieben von Roxanna


Hier eine Arie (Es funkeln die Sterne) aus Tosca von Puccini. "Caravadossi" singt sie in Erwartung seiner Hinrichtung. Wieder ist es - wie eigentlich immer bei Puccini - tragisch und endet mit Tod. Was mir bei ihm auffällt ist, dass er fast immer seine "Frauen" sterben lässt oder sogar immer?

LG Roxanna
pippa
pippa
Mitglied

Re: Opernwelt
geschrieben von pippa
als Antwort auf Sirona vom 18.06.2016, 11:15:21
Ja, stimmt, bereits damals bekam man Gänsehaut wenn sie sang - vor allem wenn man sie dabei sehen konnte.

Ein Kritiker hat mal gesagt, niemand könne so wunderschön in Ohnmacht fallen wie Anna Netrebko, aber das Tollste daran wäre, dass sie anschließend auch noch singt wie sonst keine andere.



Nach all den Italienern hier nun mal ein Deutscher Komponist.

Der Freischütz ist die älteste Deutsche Oper und man kann sie gar nicht hoch genug bewerten.
Hier werden alle menschlichen Gefühle auf das Wunderbarste ausgedrückt.
Die tiefe Verzweiflung der Menschen (im 30jährigen Krieg), Hoffnung, Freude und Lebenslust.
Gundula Janowitz ist ein wunderbarer lyrischer Sopran, wie geschaffen für die Rolle der Agathe.
Pippa
Roxanna
Roxanna
Mitglied

Re: Opernwelt
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf pippa vom 19.06.2016, 18:49:39
Liebe Pippa,

das finde ich schön, dass du hier den Freischütz bringst. Ich erinnere mich, dass das die erste Oper war, die im Musikunterricht im Gymnasium damals besprochen und gehört wurde. Das hat sich sehr eingeprägt. Ich habe dann die gesamte Oper auf LP zu Weihnachten geschenkt bekommen und sie immer wieder mit Begeisterung angehört. Man kann das ganz anders anhören und verstehen, wenn man das Entstehen der Oper so gut erklärt bekommt, wie ich damals im Musikunterricht. Ich hatte eine Lehrerin in Musik, die uns das sehr nahe bringen konnte und ich erinnere mich immer noch gerne an sie. Die 2. Oper, die besprochen wurde, war Entführung aus dem Serail.

LG Roxanna
Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Opernwelt
geschrieben von Sirona
als Antwort auf pippa vom 19.06.2016, 18:49:39
Auch ich kann mich an diese Oper noch gut erinnern. Allerdings wenn man den Namen Carl-Maria von Weber hört denkt man auch gleich an die Aufforderung zum Tanz.
Seine Oper „Der Freischütz“, die zu den volkstümlichsten deutschen Bühnenwerken gehört, ist sehr beliebt und wurde oft aufgeführt. Ob dies heute noch der Fall ist entzieht sich meiner Kenntnis.
Ich gebe einmal die Ouvertüre hier ein und denke dass die zu hörenden Melodien dem Opernbesucher nur zu bekannt sein dürften. Webers Ouvertüren, die mehr sinfonischen Dichtungen ähneln und das Bühnenwerk zusammengefasst erklingen lassen, sind hervorragend dafür geeignet, den Opernbesucher auf die jeweilige Aufführung einzustimmen.



Weber war ein Zeitgenosse Haydns, Mozarts und Beethovens (er starb 1 Jahr vor Beethoven) und hat insbesondere von der Mozartschen Musik die volkstümliche Schlichtheit übernommen, fügt aber den „seelischen Überschwang eines schwärmerischen Herzens“ hinzu. In Wien war er Schüler des Abtes Vogler, war dann Kapellmeister in Breslau, danach in Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim, Darmstadt und Prag. Bis zu seinem Tode im Jahr 1826 im Alter von nur 40 Jahren leitete er die Deutsche Oper in Dresden.

LG Sirona

Anzeige