Forum Kunst und Literatur Musik Thomas Quasthoff

Musik Thomas Quasthoff

silhouette
silhouette
Mitglied

Thomas Quasthoff
geschrieben von silhouette
Ein Stimmgewaltiger sagt dem Konzertbetrieb Adieu, weil er seine Stimme aufgezehrt hat.
Schon früh wusste er um das Risiko, dass er Stimmbänder und Kehlkopf vorzeitig kaputt macht, weil er sie aufgrund seines fehlenden "Resonanzbodens" im Bauch- und Brustraums überdurchschnittlich strapazierte. Er wird aber der Musikwelt hoffentlich noch als herausragender Lehrer erhalten bleiben.

"Ich kann auf der Bühne keinen schicken Frack tragen, ich mache nichts her, mein Körper ist klein und unscheinbar, und für die beeindruckenden Gesten fehlen mir die Extremitäten. Meistens leuchtet im Scheinwerferkegel nichts weiter als mein verschwitzter Schädel und die große Klappe, aus der die Töne rollen. Aber entscheidend ist immer, wie sie herausrollen. Jemand, der aussieht wie der Glöckner von Notre Dame, mag eine Saison lang als Kuriosität durchgehen, aber auf die Dauer akzeptiert das Publikum einen Künstler nur, wenn die Qualtität stimmt, wenn er etwas zu sagen hat."
Th. Quasthoff in seiner Autobiografie von 2004.

Und noch ein Link oder zwei:

http://www.youtube.com/watch?v=pze4NxCOjg0

http://www.youtube.com/watch?v=RESX8YroSCQ

clara
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Mitglied

Re: Thomas Quasthoff
geschrieben von clara
als Antwort auf silhouette vom 12.01.2012, 12:12:32
Danke, Silhouette, für diesen Hinweis!

In letzter Zeit war die Abnahme seiner Stimmqualität zu bemerken, und schon vor Monaten hatte er ein Konzert in meiner Nähe aus Gesundheitsgründen abgesagt.
Es ist für einen Sänger immer ein Risiko, beide Musikrichtungen zu bedienen, den klassischen und Jazz/Pop - Bereich. Quasthoff sang beides großartig, aber es schadete halt seiner Stimme!
Dazu noch die körperlichen Beschwernisse, schon der Gang zur Bühne, zum Mikrofon war für ihn Arbeit. Leider war ihm auch die Opernbühne weit gehend verwehrt. Private Gründe und eine gewisse Resignation über seine eigene Situation (s. Dein Zitat!) und über die Stellung der klassischen Musik im Musikbetrieb heutzutage sollen auch eine Rolle für den Rückzug gespielt haben. Jedenfalls hat er sich in einem Interview so geäußert.
Zum Glück besitzen wir gute CD-Aufnahmen von ihm, als Kunstliedinterpret und Oratoriensänger war er vor allem geschätzt.

Clara
Medea
Medea
Mitglied

Re: Thomas Quasthoff
geschrieben von Medea
als Antwort auf silhouette vom 12.01.2012, 12:12:32
Ein stimmgewaltiger Sänger nimmt
Abschied. Seine Stimme sei verbraucht,
und anderes habe er ja nicht zu bieten .....

So oder ähnlich seine Begründung,
ich bewundere ihn.

Schon früh habe ich die CD mit seinen
gesungenen Balladen erworben, ich höre
sie immer wieder gern, "Odins Meeresritt",
den "Edward", "Tom den Reimer" etc., aber
auch Mahlers "Des Knaben Wunderhorn", von
einer lieben Freundin geschenkt bekommen
oder sein Jazz-Album "Watch what happens"
"verstaubt bei mir nicht.

Er ist mit einer großen Stimme geboren
worden, dieser kleine so schwer behinderte
Mann und er hat durch intensive Ausbildung,
Ausdauer und Mut viel erreicht.

Ich freue mich Silhouette, daß Du
diesen Thread eingesetzt hast.

Medea.







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silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Thomas Quasthoff
geschrieben von silhouette
als Antwort auf Medea vom 12.01.2012, 14:15:09
Medea,
meine Sammlung umfasst, gestern nachgezählt, 12 CDs. Erinnerst du dich, dass wir über den Namen Quasthoff zum ersten Mal in diesem Forum miteinander in Kontakt gekommen sind?

Er soll übrigens ein sehr strenger Lehrer sein, recht so. nur Spitze hat bei dieser mörderischen, globalisierten Konkurrenz eine Chance, die anderen vergeuden ihre Zeit und Energie.

Noch so ein Zitat, das ich heute gefunden habe:

Der weltweit gefeierte Sänger, der an der Hanns-Eisler-Musikhochschule in Berlin Gesang unterrichtet, beklagte das Niveau vieler Kandidaten für eine Gesangsausbildung. "Wir hatten gerade Aufnahmeprüfungen in Berlin. Da ist einem teilweise das kalte Grausen gekommen, was für ein Nicht-Niveau an Hochschulen geschickt wird. Man denkt sich: Leute, habt ihr denn Senf in den Ohren", sagte Quasthoff. Er verlange außerdem von allen Studenten, dass sie Deutsch lernen. "Ich denke gar nicht daran, mit einem Dolmetscher zu unterrichten. Ich unterrichte niemanden, der nicht Deutsch kann - selbst wenn er singt, als wäre er Carusos Bruder. Ich will technisch und interpretatorisch mit ihnen arbeiten", sagte Quasthoff. (tso/ddp)
Medea
Medea
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Re: Thomas Quasthoff
geschrieben von Medea
als Antwort auf silhouette vom 12.01.2012, 14:23:49
Aber ja Silhouette,
die CD "Des Knaben Wunderhorn" von
Gustav Mahler ist ja von Dir und wird
von mir in Ehren gehalten


M.

olga64
olga64
Mitglied

Re: Thomas Quasthoff
geschrieben von olga64
als Antwort auf Medea vom 12.01.2012, 14:15:09
Auch ich werde ihn sehr vermissen. Ich hörte ihn mal in Salzburg, wo er zusammen mit dem von mir ebenfalls sehr geschätzten Sir Simon Rattle auftrat. Insbesondere seine Vielseitigkeit mag ich sehr und war und bin der Meinung, dass er für viele behinderte Menschen ein Vorbild ist, dass Vieles doch möglich ist, auch wenn es nicht so erscheinen mag. Olga

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