Forum Kunst und Literatur Musik Vertonte Gedichte, die zu schönen Liedern werden....

Musik Vertonte Gedichte, die zu schönen Liedern werden....

pellmann
pellmann
Mitglied

Re: Vertonte Gedichte, die zu schönen Liedern werden....
geschrieben von pellmann
als Antwort auf longtime vom 11.08.2009, 16:35:56
Bei Achim Reichelt fällt mir auch noch seine Ringelnatz-Vertonung vom Kuddel Daddeldu ein -

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pellmann
chris
chris
Mitglied

Re: Vertonte Gedichte, die zu schönen Liedern werden....
geschrieben von chris
als Antwort auf pellmann vom 11.08.2009, 16:48:02

Ich weiß nicht was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley getan.

Text: Heinrich Heine

vertont: von Friedrich Silcher

Die Lorelei




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chris
enigma
enigma
Mitglied

Re: Vertonte Gedichte, die zu schönen Liedern werden....
geschrieben von enigma
als Antwort auf chris vom 11.08.2009, 17:38:27
Tolle Sachen habt Ihr eingestellt. Ich habe alles gehört und mich daran gefreut, zumal ich auch so lange nichts mehr von Reichel gehört hatte.
Aber das zweite “Birnbaum-Video” und die "Lorelei" sind auch sehr schön.
Danke!

Jetzt stelle ich auch mal wieder etwas in deutscher Sprache ein, und zwar das Gedicht "Der Graben"
von Kurt Tucholsky (alias Theobald Tiger), vertont und gesungen von der Folkrock-Gruppe Gruppe “Aquarell.”


Text:
Kurt Tucholsky: Der Graben, Gedicht, 1926.

Mutter, wozu hast du deinen aufgezogen?
Hast dich zwanzig Jahr mit ihm gequält?
Wozu ist er dir in deinen Arm geflogen,
und du hast ihm leise was erzählt?
Bis sie ihn dir weggenommen haben.
Für den Graben, Mutter, für den Graben.
Junge, kannst du noch an Vater denken?
Vater nahm dich oft auf seinen Arm.
Und er wollt dir einen Groschen schenken,
und er spielte mit dir Räuber und Gendarm.
Bis sie ihn dir weggenommen haben.
Für den Graben, Junge, für den Graben.
Drüben die französischen Genossen
lagen dicht bei Englands Arbeitsmann.
Alle haben sie ihr Blut vergossen,
und zerschossen ruht heut Mann bei Mann.
Alte Leute, Männer, mancher Knabe
in dem einen großen Massengrabe.
Seid nicht stolz auf Orden und Geklunker!
Seid nicht stolz auf Narben und die Zeit!
In die Gräben schickten euch die Junker,
Staatswahn und der Fabrikantenneid.
Ihr wart gut genug zum Fraß für Raben,
für das Grab, Kameraden, für den Graben!
Werft die Fahnen fort!
Die Militärkapellen spielen auf zu euerm Todestanz.
Seid ihr hin: ein Kranz von Immortellen -
das ist dann der Dank des Vaterlands.
Denkt an Todesröcheln und Gestöhne.
Drüben stehen Väter, Mütter, Söhne,
schuften schwer, wie ihr, ums bißchen Leben.
Wollt ihr denen nicht die Hände geben?
Reicht die Bruderhand als schönste aller Gaben
übern Graben, Leute, übern Graben -!

Theobald Tiger

Gruß


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enigma

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Medea
Medea
Mitglied

Re: Vertonte Gedichte, die zu schönen Liedern werden....
geschrieben von Medea
als Antwort auf enigma vom 11.08.2009, 17:51:57
Wenn du erlaubst, liebe Enigma,
ein kleiner Spaß am Rande mit dem Loewe-Sound ...



M.
chris
chris
Mitglied

Re: Vertonte Gedichte, die zu schönen Liedern werden....
geschrieben von chris
als Antwort auf enigma vom 11.08.2009, 17:51:57
"Mondnacht" Joseph Freiherr von Eichendorff

Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.



vertont von :

1840 wurde es von Robert Schumann vertont

Das Eichendorff-Gedicht kenne ich schon lange, aber vertont hab
ich es noch nicht gehört.



chris
enigma
enigma
Mitglied

Re: Vertonte Gedichte, die zu schönen Liedern werden....
geschrieben von enigma
als Antwort auf chris vom 11.08.2009, 17:59:47
@Medea
Ein Scherz muss auch mal sein.
Aber erstaunlich, was sich da technisch alles machen lässt.

@Chris
Schön, das Eichendorff-Lied.
Doch, ich habe das Lied schon einmal gehört, wenn ich mich richtig erinnere, gesungen von Hermann Prey?

Und Oliver Steller hat auch ein Liedchen von Heinrich Heine gesungen.
Hier ist es:
"Ein Jüngling liebt ein Mädchen."


Bis bald und Gruß

--
enigma

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chris
chris
Mitglied

Re: Vertonte Gedichte, die zu schönen Liedern werden....
geschrieben von chris
als Antwort auf enigma vom 11.08.2009, 18:25:14


Enigma,

das ist richtig, von Hermann Prey ist es auch bei youtube zu finden.




Die Mondnacht gesungen von Hermann Prey
--


chris
cecile
cecile
Mitglied

Re: Vertonte Gedichte, die zu schönen Liedern werden....
geschrieben von cecile
als Antwort auf chris vom 11.08.2009, 20:15:41
Les Feuilles Mortes

Oh! Je voudrais tant que tu te souviennes,
Des jours heureux où nous étions amis
En ce temps-là la vie était plus belle
Et le soleil plus brillant qu'aujourd'hui
...........


Jacques Prévert



Yves Montand singt Prévert/Les feuilles mortes


Einige Prévert-Gedichte, darunter auch [i]Die Toten Blätter /i] in der Kusenberg-Übersetzung findet man unter diesem Link:





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cecile
edith
edith
Mitglied

Re: Vertonte Gedichte, die zu schönen Liedern werden....
geschrieben von edith
als Antwort auf cecile vom 11.08.2009, 23:02:25
Dieses Gedicht kenne ich noch aus meiner Schulzeit:
Johann Gabriel Seidl (1804-1875)

Ich trage, wo ich gehe,
Stets eine Uhr bei mir;
Wieviel es geschlagen habe,
Genau seh ich an ihr.

Es ist ein großer Meister,
Der künstlich ihr Werk gefügt,
Wenngleich ihr Gang nicht immer
Dem törichten Wunsche genügt.

Ich wollte, sie wäre rascher
Gegangen an manchem Tag;
Ich wollte, sie hätte manchmal
Verzögert den raschen Schlag.

In meinen Leiden und Freuden,
In Sturm und in der Ruh,
Was immer geschah im Leben,
Sie pochte den Takt dazu.

Sie schlug am Sarge des Vaters,
Sie schlug an des Freundes Bahr,
Sie schlug am Morgen der Liebe,
Sie schlug am Traualtar.
Sie schlug an der Wiege des Kindes,
Sie schlägt, will's Gott, noch oft,
Wenn bessere Tage kommen,
Wie meine Seele es hofft.

Und ward sie auch einmal träger,
Und drohte zu stocken ihr Lauf,
So zog der Meister immer
Großmütig sie wieder auf.

Doch stände sie einmal stille,
Dann wär's um sie geschehn,
Kein andrer, als der sie fügte,
Bringt die Zerstörte zum Gehn.

Dann müßt ich zum Meister wandern,
Der wohnt am Ende wohl weit,
Wohl draußen, jenseits der Erde,
Wohl dort in der Ewigkeit!

Dann gäb ich sie ihm zurücke
Mit dankbar kindlichem Flehn:
Sieh, Herr, ich hab nichts verdorben,
Sie blieb von selber stehn.


--
edith
pilli
pilli
Mitglied

Re: Vertonte Gedichte, die zu schönen Liedern werden....
geschrieben von pilli
als Antwort auf edith vom 11.08.2009, 23:29:20
Mia, Else und der Groove
Von Swantje Dake

Kann man moderne Lyrik mit Popstars vertonen? Vor allem, wenn es sich bei den Texten um Dokumente des Leidens und der Trauer handelt? Zwei CD-Projekte riskieren den Versuch - mit erstaunlichem Erfolg.

Diese raue, durchdringende Stimme von Thomas D verleiht den Worten Nachdruck: "Packt dich und hält dich und sprudelt dich an / Sturmflut erfaßt dich und rast mit dir fort". Es sind die Worte eines Teenagers, der sich lange vor Rap und Pop einen eigenen Reim auf die Verhältnisse machte. Die waren grausam und mörderisch: Selma Meerbaum-Eisinger, die Autorin der Zeilen, war eine rumänische Jüdin, die in ein Arbeitslager verschleppt und dort 1942 von den Nazis ermordet wurde.

... Expressionismus goes Pop

Auch die CD "Ich träum so leise von Dir", dreizehn vertonte Gedichte der Lyrikerin Else Lasker-Schüler (1869-1945), vermittelt Wort und Klang in anspruchsvoller Weise. Den Musikern und Songwritern Björn Krüger und Julian Hanebeck war der Gedanke, ein gesprochenes Gedicht musikalisch zu unterlegen, eher fremd. *Musik hat der Sprache nichts entgegenzusetzen*, so Hanebeck. Dennoch nahmen die jungen Produzenten die Aufgabe, die ihnen die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft gestellt hatte, an. Sie suchten Texte aus allen Schaffensphasen der jüdischen Autorin aus und ließen 13 Künstlerinnen ihren Lieblingstext wählen.

Die Hamburger Soulsängerin Regy Clasen kannte die expressionistische Dichterin, die 1933 vor den Nazis nach Zürich floh, gar nicht. Als Clasen sich mit Lasker-Schülers Werk auseinander setzte, fiel ihr auf, wie modern die Sprache der Dichterin ist. *Die Metaphern, die sie wählt, sind kraftvoll, ungewöhnlich und trotzdem klar*, so Clasen. Zitat: *Ich habe Dich gewählt unter allen Sternen / An dem seligen Glanz Deines Leibes / zündet mein Herz seine Himmel an.*


geschrieben von spiegel.de


aus den informationen von youtube:

Der schweizer Musiker David Klein hat Selmas Gedichte vertont und zwölf der renommiertesten deutschen Sängerinnen und Sänger aus allen Generationen haben Selma ihre Stimme gegeben, um sie mehr als sechzig Jahre nach ihrem Tod wieder lebendig werden zu lassen. Sie interpretieren die subtilen Wortgefüge so behutsam und respektvoll, als wollten sie dem Glanz dieser jugendlichen Poesie nicht die Leuchtkraft nehmen. Zusammen mit dem David Klein Quintet, vielen Gastmusikern und Symphonieorchester haben sie unvergessliche Lieder geschaffen, die tief ins Herz gehen.

Mit: Sarah Connor (erstmals auf Deutsch), Xavier Naidoo, Yvonne Catterfeld, Reinhard Mey, Hartmut Engler (Pur), Thomas D (Die Fantastischen Vier), Joy Denalane, Jasmin Tabatabai, Volkan Baydar (Orange Blue), Inga Humpe (2raumwohnung), Stefanie Kloß (Silbermond) und Ute Lemper.

Selma Meerbaum-Eisinger gehört zusammen mit Rose Ausländer und Paul Celan zum literarischen Dreigestirn von Czernowitz. Vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Verfolgung schrieb die junge Lyrikerin Gedichte, die in ihrer künstlerischen Reife und zeitlosen Ästhetik weit mehr sind, als nur ein Zeugnis der drohenden Vernichtung des osteuropäischen Judentums und seines blühenden kulturellen Lebens.

Die Poesie Selma Meerbaum-Eisingers drückt Sehnsucht, Hoffnung und Lebenswillen aus, was ihrem Werk eine immerwährende Gültigkeit und zeitübergreifende Aktualität verleiht. In reiner, klarer, eindringlicher Sprache erzählen die Gedichte von den Gefühlen und Träumen eines jungen Mädchens an der Schwelle des Erwachsenwerdens und über das zarte Glück der ersten Liebe. Die Ehrfurcht vor der Schönheit und lebendigen Kraft der Natur sind genauso Thema wie die Allgegenwärtigkeit von Tod und Trauer.

geschrieben von youtube-user vittli


Selma


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pilli

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