Forum Computer, Internet und Fotos Netzwelt Das Gespenst des verhinderten Urheberrechts

Netzwelt Das Gespenst des verhinderten Urheberrechts

Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
Mitglied

Re: Autorin Petra van Cronenburg: "Hilfe, ich habe mein Buch verschenkt"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 25.04.2012, 17:31:33
Eine schöne Parade lieferte soeben Christopher Lauer in der FAZ-Online mit
Eine Antwort auf Björn Böhnings Piratenschelte - Wir sind doch nicht doof!

Im Untertitel:
Björn Böhning, der Leiter der Berliner Staatskanzlei, wirft uns Unwissenheit vor. Aber wir Piraten lassen uns von der SPD nicht sagen, wie wir politisch zu arbeiten haben. Eine Replik.

Seriöser kann man es wohl nicht sagen. Oder?
Die-Klostermaus
Die-Klostermaus
Mitglied

Kurios, kurios ....
geschrieben von Die-Klostermaus
Sieht man das Ganze in seinem ursprünglichen Zusammenhang, so ist doch zu konstatieren, dass (wohl vorwiegend) mehr oder wenige junge Männer kein wichtigeres Anliegen haben, als unentgeltlich Musik und Unterhaltungsfilme aus dem Internet herunterzuladen. Wohl weil sie vielleicht mit den halb-kriminellen Abmahnpraktiken irgendwelcher Anwälte Erfahrungen gemacht haben; oder weil sie glauben, ohne diese unentgeltlichen Unterhaltungsmittelchen nicht mehr leben zu können.
Mit der infantilen Beharrlichkeit kleiner verwöhnter Fratzen - ich will meine Popmusik, ich will meine Filme etc. - wollen diese Bürschen dies jetzt, sofort und eben unentgeltlich.

Dieses Ziel wird politisiert, jetzt hier und dort erweitert etc. (die Intelligenten und Reiferen unter diesen Piraten haben wohl erkannt, dass dieses Anliegen allein wohl für eine politische Bewegung nicht ausreicht?) ... ist aber letztlich der entscheidende Beweggrund. Es geht nicht um die Patentrechte irgendwelcher Nahrungsmittel/Saatgut, es geht nicht um lebensnotwendige Dinge; alle die wirklichen Fragen und Probleme in der realen Welt sind offenbar gegenüber der virtuellen (Schein)Realität des Internets unwichtig oder zumindest sekundär. Ein technisch-kommunikatives Hilfsmittel wird Mittelpunkt ihres Denkens und Handelns; es ist offenbar ihr Lebensmittelpunkt. Vermutlich wird dieses Medium und die Spielerei und Beschäftigung mit diesem "Spielzeug" mehr Zeit und vor allem Bewußtsein in Anspruch nehmen als die reale Welt mit ihren realen Sorgen und Problemen.
Es amüsiert mich der Gedanke, was mit einem Zusammenbruch - warum auch immer - des elektrischen Systems dann so abläuft ... Es sieht wohl so aus, dass nach Atmung, Essen und Trinken gleich das Internet kommt. Biotechniker sollten an der Umarbeitung des menschlichen Gehirns arbeiten; drahtlos oder mit einem USB-Anschluss. [/indent]

Popmusik und Unterhaltungsfilme, der überflüssigste Krempel der Spaßgesellschaft, als essentielle, existentielle Dinge ... nicht Brot, Trinkwasser, Gesundheit, Bildung ... weder die weltweiten sozialen Probleme (mal mit bekommen, wie sich in Italien die soziale und wirtschaftliche Situation zuspitzt - immerhin eines der größten EU-Staaten?) noch die demographische Entwicklung in Deutschland und Europa

Es gibt nur ein wichtiges Problem: Unentgeltlich Popmusik und Unterhaltungsfilme aus dem Internet ... "Nein, wir wollen Popmusik und Filme ..."
Vermutlich sind die Unterhaltungsindustrien in ihrer Gesamheit wichtiger als etwa die Nahrumgsmittelherstellung; vermutlich ist ihr wirtschaftliches Volumen und ihre arbeitsmarktpolitische Bedeutung größer als etwa der Bereich der Landwirtschaft.


Nun ist es ja nicht nur so, dass sich einige Leute zu diesem Behufe zusammengetan haben und meinen, dieses Anliegen zur Grundlage ihrer Politik machen zu müssen - nein, das Fatale ist, dass es offenbar genügend Menschen gibt, die wohl auch nicht Wichtigeres sehen.
Oder - für die die üblichen Parteien so abgewirtschaftet haben (das allerdings sehe ich auch so!), dass diese Spaßexperten für sie eine ernsthafte (?) politische Alternative sind. Oder sie haben ein ähnliches Bild von der Realität wie diese Spaßverteter. Wählen wir mal etwas anderes ... so wie man die Zahlen auf einem Lottoschein beliebig ankreuzt. (Ob sich der [i]Bundespastor Gauck
mal über Wahlmotivation, -intention und -praxis Gedanken gemacht hat? Oder diese Seite der Wahldemokratie einmal real gesehen und reflektiert hat?)


Sie, diese piratiösen Verteter, können nicht in Anspruch nehmen, die tatsächliche soziale, wirtschaftliche, rechtliche Problematik des Urheberschutzes und Patenrechtes grundlegend zu reflektieren; darum ging es ihnen - eben aufgrund ihrer eigenen Aussagen - eben nicht; oder dies wird jetzt gelegentlich nachgeschoben. (Wird es das überhaupt?)
Obwohl da durchaus politischer Handlungsbedarf wäre: Patentrechte verhindern mit dem Ziel preiswerter Medikamente für arme Länder, Firmen wie Monsanto, Nestle etc. beanspruchen das Weltnahrungsmonpol ... mit den entsprechenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen.

Aber geht ja um den freien Zugang zu Popmusik und Filme, um den privaten Austausch von diesen "Lebensnotwendigkeiten" ... Oder worum geht's?


Die Klostermaus

Weil hier die persönliche Meinung (als wenn jemand danach fragen würde ... persönliche Meinung: Das Überflüssigste in der öffentlichen Kommunikation!) die beliebteste Form der öffentlichen Selbstdarstellung ist:
Ich persönlich bin für einen völlig unentgeltlichen Bezug/Empfang etc. aller dieser Unterhaltungsmittelchen ... ob Fernsehen, Radio, Downloadmöglichkeiten im Internet, denn besser und leichter, vermutlich auch billiger kann man eine Bevölkerung nicht entpolitisieren, ihnen Ablenkung verschaffen ... panem et cirsenses ... aber das ist ja nicht neu. Man muss die Menschen danach so richtig süchtig machen. Die Alten leben im und durchs Fernsehen, die Jungen im Internet. Eingerahmt von der unendlichen Werbung; der wichtigste Beitrag der Bürger zum gesellschaftlichen und medialen Leben: Die Zuschauerquote erhöhen.
Übrigens: Sowohl Unterhaltungsmusik als auch Filme [UFA!] hatten im Dritten Reich, vor allem dann zu Kriegszeiten, Hochkonjunktur. Man wusste warum ...


P.S. Als us-amerikanischer Präsidentschaftskandidat würde ich den US-Wählern einen Gratisdownload anbieten ... und wenn sie dann noch unterhaltungssüchtiger sind, so richtig abzocken! (Wie groß ist eigentlich der Anteil der US-Unterhaltungsindustrie am Wirtschaftsvolumen der USA?)
Karl1958
Karl1958
Mitglied

Re: Kurios, kurios ....
geschrieben von Karl1958
als Antwort auf Die-Klostermaus vom 25.04.2012, 21:20:11
Jugendlichen ist das Smartphone wichtiger als Sex.

http://www.golem.de/news/umfrage-jugendlichen-ist-das-smartphone-wichtiger-als-sex-1204-91397.html

Anzeige

kirk
kirk
Mitglied

Re: Kurios, kurios ....
geschrieben von kirk
Einen interessanten Bericht über die neuen Tarife der GEMA für Diskotheken brachte der BR am 26.04.2012
Selbst Künstler verstehen dieses Vorgehen nicht.
Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
Mitglied

Re: Kurios, kurios ....
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Die-Klostermaus vom 25.04.2012, 21:20:11
Es muss ne ganze Menge sein.

Ich widerspreche dir nicht. Es wird am völlig falschem Ende etwas an den Haaren herbei gezogen. Ich kenne mich ja nun etwas im Internet aus und kann so etwa einschätzen, welche Einbußen an Tantieme den Künstlern tatsächlich entstehen. Kannste einfach vergessen. Mit einem halbwegs gut besuchten Konzert kann er einen ganzen Jahresverlust kompensieren. Letztlich sind es seine Fans die Sven Regener vor den Kopf schlägt und was wenn sie es merken?

Noch toller finde ich das Aufbegehren der 50 Tatort-Autoren. Hat denn denen keiner gesagt, das sie ein Lohnarbeit leisten und es sich mit der Abgeltung ihrer Leistung erledigt hat? Sie haben wie jeder andere Lohnarbeiter keinen Anspruch auf Tantieme und von wem sollen die denn kommen? Von den 100 Kreativen (zum Teil Millionären) will ich gar nicht reden.

Wenn ich tatsächlich Musik aus dem Internet herunterlade, nehme ich eine völlig legale und kostenlose Software und lasse durch sie mehrere Dutzend Internetradiosender von den gegenwärtig insgesamt 54.468 zur gleichen Zeit automatisch abhören und aufnehmen. Ich habe hier eine Software, die macht mir innerhalb von 24 h die Festplatte voll. Einige Politiker glauben tatsächlich, Raubkopien wären die Bösen dieser Welt.

Immerhin wird über die Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf beraten, ob ihr der Doktortitel abgesprochen wird, weil ca 50 Seiten ihrer Dissertation vor 30 Jahren aus fremden Quellen abgeschrieben sein sollen. Raubkopien sind in Politikerkreisen weit verbreitet. Ich erinnere an http://www.zeit.de/digital/internet/2011-09/kauder-urheberrecht-fotos
Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
Mitglied

Das lächerlichste Zitat des Tages
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Das lächerlichste Zitat des Tages lieferte heute der Künstler Miguel E. Riveros Silva (kennt den jemand?) in YouTube ist nicht das Internet:
Computer könnten zusätzlich einen Aufkleber mit Warnhinweis zum Urheberschutz bekommen und einen Hinweis einblenden, wenn der Browser gestartet wird. Auf diesen Warnhinweisen steht ganz deutlich, dass Streaming und Downloaden von Werken ohne Genehmigung des Eigentümers strengstens verboten ist und im schlimmsten Fall mit Freiheitsentzug bestraft wird.

Erstens ist YouTube Bestandteil des Internet und Zweitens Finger weg von meinem PC! Den habe ich bezahlt! Uns hat schon mal jemand mit einem Stoppschild gedroht und es wurde zum Debakel.

Wenn der Künstler meint, das ich vor dem Kauf sein Kunstwerk nicht betrachten/hören darf, dann hat er sich geirrt. Eine möglich Konsequenz wäre, keiner würde zum Schaden der Musiker die CDs kaufen. Das erinnert mich an die Plattenläden in meiner Jugend. Dort durfte man vor dem Kauf in jede Scheibe rein hören, bevor man sie kaufte und sie wurden gekauft. Einige Künstler waren sogar Mangelware.

Noch etwas bemerkenswertes ist geschehen: Es gibt einen Appell Wir sind die Urheber! Gegen den Diebstahl geistigen Eigentums von mehr als 100 Schriftsteller und Künstlern die sich vor den Dreckkarren haben spannen lassen. Dort steht geschrieben:
Das Urheberrecht ermöglicht, dass wir Künstler und Autoren von unserer Arbeit leben können und schützt uns alle, auch vor global agierenden Internetkonzernen, deren Geschäftsmodell die Entrechtung von Künstlern und Autoren in Kauf nimmt. Die alltägliche Präsenz und der Nutzen des Internets in unserem Leben kann keinen Diebstahl rechtfertigen und ist keine Entschuldigung für Gier oder Geiz.

Nein. Künstler und Autoren können nur von ihrer Arbeit leben, wenn ihre Kunst vom Konsumenten, also von uns angenommen wird. Wie sollte das sonst geschehen? Etwa die Katze im Sack oder ganz einfach mal auf Verdacht kaufen, weil der Name des Künstlers mir gefällt? Die Namen Elke Heidenreich, Roger Willemsen, Martin Walser, Charlotte Roche ua. als vorgebliche Initiatoren sollte man sich merken und einfach ignorieren.

Bei uns in der Gegend ist der bildende Künstler http://www.peter-lenk.de/ (Martin Walser kennt ihn persönlich) allgegenwärtig und die Einwohner bzw. Gemeinden zahlen gerne für seine Kunst. Seine Auftragsbücher sind reichlich gefüllt. Stellen wir uns nur mal vor, am Konstanzer Hafen würde ein Vorhang hängen und alle die die Imperia sehen wollen müssten zahlen. Eine absurde Vorstellung.

Anzeige

Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
Mitglied

Re: Das lächerlichste Zitat des Tages
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.05.2012, 19:43:11
Heute ein Blog-Beitrag von RA Udo Vetter ("Sie haben das Recht zu schweigen") auf seinem Ihr seid nicht systemrelevant zum Appell der hundert Autoren "Wir sind die Urheber" Udo Vetter drückt sich dort gegenüber meinen Worten gewählt und rechtskonform, aber nicht weniger hart aus. Zitat:
Schreib mal was zum Urheberrecht. Eine Bitte, die Redaktionen dieser Tage vielfach aussprechen. Gut denkbar, dass auch der eine oder andere Erstunterzeichner des Appells “Wir sind die Urheber!” gefragt worden ist. Immerhin handelt es sich meist um renommierte Autoren. Eines ist allerdings klar: Selbst Qualitätsblätter wie die Super Illu hätten den Abdruck abgelehnt und das Honorar verweigert, wenn einer der Mitwirkenden das platte Machwerk eingereicht hätte, mit dem sich die Schreiber nun kollektiv an die Öffentlichkeit wenden.
Vernichtend, oder?
kirk
kirk
Mitglied

Re: Das lächerlichste Zitat des Tages
geschrieben von kirk
Ein Interessanter Artikel in der FAZ zum Urheberrecht.

Interessant vor allen der folgende Absatz daraus zum "Three strikes Modell" in Frankreich:

"Dort konnte durch das „Hadopi“ genannte drastische Warnmodell mit Internetverbannung tatsächlich ein Rückgang des Filesharens festgestellt werden, gleichzeitig allerdings ein ebenso großer Rückgang bei den verkauften Inhalten durch einen schleichenden, aber umfangreichen Boykott kommerziell vertriebener Werke."


Kirk
Lotte-aus-Aurich
Lotte-aus-Aurich
Mitglied

Was für eine Gesellschaft ...
geschrieben von Lotte-aus-Aurich
Was für eine Gesellschaft, in der das Internet, die virtuelle Welt und Wirklichkeit, der Bezugspunkt für Dasein wird und immer mehr wohl die alltägliche Wirklichkeit verdrängt. Und in der das kostenlose Herunterladen von Popmusik und Spielfilmen zum politisch-existentiellen Problem hochstilisiert wird. Sonst keine Sorgen?

L.
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Was für eine Gesellschaft ...
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Lotte-aus-Aurich vom 11.05.2012, 20:18:01
Ich schätze mal, dass etwa 1 % des interessierten Volkes jemals etwas produziert hat, das man im Internet angucken und herunterladen kann. Die anderen 99 % aber fühlen sich berechtigt, diese Produkte (Lieder, Texte, Programme) ganz selbstverständlich zu nutzen ohne dafür auch nur 1 Cent zu bezahlen.

Was würden die 99 % wohl sagen, wenn sie z.B. einen Früchte-Laden hätten, und dann wird ihnen am laufenden Band Ware geklaut?

Anzeige