Netzwelt Lammert und die Diskussionskultur im Internet

Da hat doch neulich der Bundestagspräsident Lammert (CDU) ein paar Worte über die Diskussionskultur im Internet fallen lassen. Leider gibt es keine TV-Aufzeichnung des Interviews mit dem Spiegel.

Wörtlich: "Wir beobachten im Internet an vielen Stellen eine Art der Auseinandersetzung, die in Aggressivität, Wortwahl und Tonlage die Grenzen überschreitet". Damit hat er offensichtlich recht und dann sagte er noch "In den allermeisten Fällen würden sich dieselben Personen zum gleichen Sachverhalt unter Offenlegung ihrer Identität zu bestimmten Aussagen ganz sicher nicht versteigen".

Heute fanden die Journalisten des Blogs http://www.indiskretionehrensache.de/ einige passende Worte. In http://www.indiskretionehrensache.de/2012/03/norbert-lammert-internet/ fragt sich Thomas Knüwer was an den Behauptungen Lammerts dran ist und auf http://www.indiskretionehrensache.de/2012/03/norbert-roettgen-landtagswahl/ setzt sich der gleiche Autor mit den Entgleisungen im NRW-Wahlkampf auseinander, die sich hinter dem anonymen Kürzel CDU verbergen.

Da brauchen wir doch gar nicht weit zu gehen,
Hinterwäldler - so mancher Beitrag hier im ST
läßt das vermissen, was Herr Lammert anprangert.,
nämlich Diskussions-Kultur.

Ich stelle eine zunehmende Aggressivität im
Seniorentreff fest, die noch vor einigen Jahren
nicht vorhanden war, dabei ist auffallend, daß
sie nicht selten von den Damen ausgeht.



Medea.

@Hinterwäldler
@Medea


Die Diskussions-Kultur, die ich in meiner Anfangszeit
hier kennen und schätzen lernte, ist wirklich verlorengegangen.
Jedes Wort muss überlegt werden, bevor man es schreibt.
Spontanes Wiedergeben der Gedanken, wie sie beim
Lesen eines Beitrags entstehen, kannste vergessen.
Es scheint, als ginge es nicht mehr um die Sache an sich,
sondern um den Schreibenden, dem man wohlwollend
zugetan ist - oder eben nicht, - denn dann wird er/sie
angegriffen und in die Pfanne gehauen.
Und pass bloss auf, damit dir ja kein Schreibfehler
passiert!

Es frage bloss niemand, auf wen sich das beziehe.
Ich würde antworten: „lies dich durch die Threads“.

Spass macht es jedenfalls kaum noch.

Hisun

@ hisun @ medea @ hinterwäldler

volle Bestätigung !

Marija

Spontanes Wiedergeben der Gedanken, wie sie beim
Lesen eines Beitrags entstehen, kannste vergessen.
Es scheint, als ginge es nicht mehr um die Sache an sich,
sondern um den Schreibenden, dem man wohlwollend
zugetan ist - oder eben nicht, - denn dann wird er/sie
angegriffen und in die Pfanne gehauen.
Und pass bloss auf, damit dir ja kein Schreibfehler
passiert!

Wenn es so ist oder wäre, finde ich es sehr schade!!!

Jedes Wort muss überlegt werden, bevor man es schreibt.

Das ist (eigentlich!) für mich selbstverständlich!

In der Anonymität des WWW wächst *Kraut* neben *Unkraut*...
Damit werden (wir) user wohl leben und umgehen (lernen) müssen!

omaria gefundene Schreibfehler dürfen behalten werden!

HW,
du kennst vielleicht das Sprichwort von der deutschen Eiche und dem sich daran wetzenden Borstenvieh?
Wenn nicht, einfach mal klugeln.

Herr Lammert sprach vor dem Bundestag in einer seiner Ansprachen im Zusammenhang mit der Wahl oder Amtseinführung des Bundespräsidenten von "der zunehmenden Enthemmung im Internet im Schutze einer tapfer verteidigten Anonymität". Lässt sich sicher auch noch er-klugeln, kam ja x Mal in den Internet-Einspeisungen der TV-Sender.

Das Borstenvieh, das du hier verlinkt hast, lässt aufgrund seiner Äußerungen und vor allem der Kommentare der diskutierenden Fan-Gemeinde darauf schließen, dass es nicht halb so viel KULTUR hat wie Herr Lammert. Wie soll dann Diskussionskultur zustandekommen?

Jemand, der mit dem Internet sein Geld verdient, ist ein schlechter Kronzeuge gegen das Internet.

Ich sehe das Problem in der Unfähigkeit, zwischen sachlicher und emotionaler Ebene zu unterscheiden.
In Foren treffen größtenteils sich völlig fremde Menschen aufeinander und wollen diskutieren. Da hat die emotionale Ebene nichts zu suchen. Dennoch kommen immer mehr Menschen einfach nicht mehr davon runter. Sie fühlen sich unverhältnismäßig schnell persönlich angegriffen. Bei einigen bekommt man gar das Gefühl, dass sie sich angegriffen fühlen wollen und zu diesem Zweck sei es unbewusst oder bewusst, geschriebenes schnell falsch verstehen und eben persönlich nehmen (wollen).
Ich kann nur raten, was die Ursachen für diese neue Verbissenheit und emotionale Fixierung sein könnten - mein Tipp wären die zunehmend angespannten gesellschaftlichen Verhältnisse. Der Druck wird zu groß und es gibt kaum Ventile. Die Menschen zerbrechen nach und nach. Ein Hinweis auf diese Entwicklung geben auch die überlaufenen psychotherapeutischen und psychiatrischen Praxen, in denen man inzwischen mitunter weit länger als 6 Monate (teilweise bis zu 18 Monate) auf einen Termin warten muss.

Fast jeder 3. in Deutschland hatte in seinem Leben schon mal eine schwerwiegende Depression.
Die einen ziehen sich zurück die anderen werden aggressiv.

Die Gesellschaft besteht aus Einzel-Individuen - wenn hier was nicht stimmig sein sollte, muss diese Problematik von den Menschen gelöst werden - von wem denn sonst?
Der schlechte Diskussionsstil im Internet und den Foren resultiert m.E. aber hauptsächlich aus der Anonymität; diese fordert Menschen mit schlechter Erziehung und tiefem Niveau geradezu auf, andere anzupöbeln bis hin zu Beleidigungen. Erleben wir ja auch tagtäglich in diesem Forum, oder?
Es gibt auch Menschen, die au dieser Ebene ihre persönlichen Aggressionen austoben, weil sie in ihrem Umfeld keine anderen Opfer hierfür finden. Und dann gibt es auch noch die Menschen mit grossen Komplexen, die vonvornherein eine Riesenwut auf andere haben, denen es vermeintlich besser geht, die intelligenter sind usw. Wie sollten solche menschlichen Vorkommnisse aber geändert werden? In der Mentalität von uns Deutschen ist es ja leider auch üblich, Schuldzuweisungen grundsätzlich an Dritte zu machen - also nie vor der eigenen Türe zu kehren. Dies hat eine lange Tradition in unserem Land.
Sehr hilfreich ist in vielen Fällen auch hier Humor, Ignoranz unterträglicher Kommentare und oder einfach abschalten - ein betreffender Knopf dürfte an jedem Computer zu finden sein. Olga

Ich sehe das Problem in der Unfähigkeit, zwischen sachlicher und emotionaler Ebene zu unterscheiden.
In Foren treffen größtenteils sich völlig fremde Menschen aufeinander und wollen diskutieren. Da hat die emotionale Ebene nichts zu suchen.

Liebe yuna,

dein erster Satz hat meine volle Zustimmung, und ich nehme mich davon nicht aus (leider), aber im zweiten Satz muss ich dir widersprechen, denn wo sonst kann das Emotionale hohe Wellen schlagen, wenn nicht in Diskussionen?

Ich habe derartiges noch nie oder selten in den Blogs erlebt, noch weniger in den einzelnen Interessengruppen.

Wer sich Diskussionen im TV anschaut, kann es hier doch am besten beobachten. Und dort sind schon ganz andere als kleine ST-user "aus der Rolle gefallen".

Also cool down - es wird nix so heiß gegessen wie es gekocht wird. Und bitte nicht immer von besseren, alten Zeiten schwärmen (yuna, hier bist du nicht gemeint).



Das Forum ist so schnelllebig .... was einen gestern immens tangiert hat, ist morgen schon wieder längst vergessen. Zumindest bei den nicht allzu Dünnhäutigen.

loretta

Ich sehe das Problem in der Unfähigkeit, zwischen sachlicher und emotionaler Ebene zu unterscheiden.
In Foren treffen größtenteils sich völlig fremde Menschen aufeinander und wollen diskutieren. Da hat die emotionale Ebene nichts zu suchen.


In Münchner Biergärten erlebt man es oft, dass man zusammen mit wildfremden Menschen am langen Tisch sitzt, sich unterhält und irgendwann beginnt eine oft auch hitzige Diskussion. Auch hier kreuzen sich dann sachliche und emotionale Ebenen, zumal wenn Alkohol im Spiel ist. Aber die Diskussionen, die ich erlebte, endeten nicht in Beleidigungen o.ä. - wenn es so gewesen wäre, hätten wir sicher den Tisch sofort verlassen oder die Streithansln wären rausgeworfen worden. Es ist eine Sache des Niveaus und auch der Anonymität, die viele leider für sich ausnutzen, um unverschämt zu werden. Olga