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Netzwelt Schul-Schnüffelsoftware ahoi

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Schul-Schnüffelsoftware ahoi
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Markus Beckedahl schreibt heute unter der Überschrift: Der Schultrojaner – Eine neue Innovation der Verlage über neueste Initiativen zur Überwachung der Schulcomputer:

Unsere 16 Bundesländer haben mit Rechteinhabern (Schulbuchverlage und Verwertungsgesellschaften) einen “Gesamtvertrag zur Einräumung und Vergütung von Ansprüchen nach § 53 UrhG” (PDF) (auf deutsch: einen Rahmenvertrag für die Verwendung urheberrechtlich geschützer Werke in Schulen) getroffen. Der aktuelle Vertrag wurde im Dezember 2010 beschlossen, ist seit Januar in Kraft, der Text steht im Netz und wäre jetzt nicht so interessant, wenn da nur nicht Paragraph 6, Absatz 4 wäre.

Dort wird vertraglich vereinbart, der 1% der Schulrechnern mit Hilfe eines Schultrojaners auf “Plagiate”, gemeint sind urheberrechtlich geschützte Werke, untersucht werden sollen. Dieser soll (frühestens) im kommenden Frühjahr auf die IT-Systeme unserer Schulen losgelassen werden:

Die Verlage stellen den Schulaufwandsträgern sowie den kommunalen und privaten Schulträgern auf eigene Kosten eine Plagiatssoftware zur Verfügung, mit welcher digitale Kopien von für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werken auf Speichersystemen identifiziert werden können. Die Länder wirken – die technische und datenschutzrechtliche Unbedenklichkeit der Software vorausgesetzt – darauf hin, dass jährlich mindestens 1 % der öffentlichen Schulen ihre Speichersysteme durch Einsatz dieser Plagiatssoftware auf das Vorhandensein solcher Digitalisate prüfen lässt. Der Modus der Auswahl der Schulen erfolgt – aufgeschlüsselt nach Ländern und Schularten – in Absprache mit den Verlagen auf Basis eines anerkannten statistischen Verfahrens. Die Überprüfungen erfolgen ab Bereitstellung der Software, frühestens jedoch im 2. Schulhalbjahr 2011/2012.

Das wird praktisch nicht nur Lehrer sondern auch Eltern interessieren. Immerhin sind es ihre Knirpse, die darauf überwacht werden, dass diese keine ungenehmigte Software oder Literatur verwenden. Es könnte ja insbesondere der Fall eintreten, das ein Lehrer zusätzlich seinen Schülern etwas vermitteln möchte, das bsw. nicht bei http://www.park-koerner.de/ bezahlt wurde.

Mehr darüber zu lesen gibt es bei Der Schultrojaner – Eine neue Innovation der Verlage und Update zum Schultrojaner (1. Update) Bitte auch die Kommentare lesen!

Karl
Karl
Administrator

Re: Schul-Schnüffelsoftware ahoi
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.10.2011, 22:36:34
Das ist ein sehr interessantes Thema, hinterwaeldler. Ich sehe hier mehrere Aspekte. Margit und ich haben durch das Betreiben von ZUM.DE viel Erfahrung sammeln können, was das Urheberrecht in der Lehre angeht. Es besteht immer die Gefahr, dass es grob missachtet wird und Lehrer wie Schüler versuchen, sich mit falschen Lorbeeren zu schmücken.

Ich bin der Meinung, dass an den Schulen die Achtung vor dem Urheberrecht ein Erziehungsziel sein sollte. Das beinhaltet, dass Lehrer und Schüler nicht aus dem Internet abkupfern, sondern richtig zitieren lernen und auch Quellen nur in dem erlaubten Rahmen nutzen.

Für Lehrer ist m. E. eine Plagiatssoftware wichtig. Viele Hausaufgaben, insbesondere Projektarbeiten, die benotet werden müssen, können oft anders gar nicht mehr auf Eigenleistung getestet werden. Margit hat schon mit Google viele Schülerarbeiten als Wikipediaartikel etc. entlarvt. In einigen Fällen stellte sich dann sogar noch heraus, dass diese Kopierarbeit der Herr Papa gemacht hatte.

Wie in diesem Zusammenhang der Schultrojaner zu bewerten ist, will ich jetzt als Schnellschuss gar nicht abschließend bewerten. Mir scheint es nur so zu sein, dass - solange dies transparent gehandhabt und dessen Nutzung Lehrern und Schülern bekannt gemacht wird - hiermit vielleicht ein gewisser, durchaus wünschenswerter Druck auf sauberes Arbeiten ausgeübt würde. Verlage vertreten natürlich ihre finanziellen Interessen, aber vom Urheberrecht profitieren auch die Autoren und das kann man als gerecht ansehen.

Karl
ingo
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Mitglied

Re: Schul-Schnüffelsoftware ahoi
geschrieben von ingo
Differenziertere Darstellung:

Noch ist allerdings völlig unklar, ob, wann und welche Software zum Einsatz kommen soll. Zuständig wäre der Verband der Schulbuchverlage und Hersteller von Bildungsmedien (VdS Bildungsmedien), der den Vertrag auch mitunterzeichet hat. VdS-Sprecher Christoph Bornhorn gab sich im Gespräch mit heise online am heutigen Nachmittag überrascht, weil die Plagiatssoftware noch gar nicht existiere: "Wir haben noch nicht einmal einen Entwicklungsauftrag vergeben", sagte er. Wenn jetzt schon von einem Trojaner gesprochen werde, sei das mindestens irreführend.

Bornhorn zufolge ist noch völlig offen, wie das Vorhaben technisch umgesetzt wird. Es gebe aber auf keinen Fall eine "heimliche Überprüfung" von Rechnern. Ohnehin sei allenfalls geplant, Server zu inspizieren, nicht aber einzelne PCs in Schulen. Und bei allem werde man sich streng an die datenschutzrechtlichen Vorgaben halten, versicherte er. (hob)

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Re: Schul-Schnüffelsoftware ahoi
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ingo vom 31.10.2011, 23:51:45
@Karl: So wie ich es verstanden habe, geht es allein nur um die Sicherung der Einnahmen der Rechteverwerter.

Ich weiß aber auch das in mehreren Bundesländern und manchen Schulen, aus welchem Grund auch immer,
Heinrich Heine: Deutschland ein Wintermärchen
nicht im Lehrplan steht und da kann es schon vorkommen das diese Zeilen auf der Festplatte des Schul-PC:
Sie sang vom irdischen Jammertal,
von Freuden, die bald zerronnen,
vom Jenseits, wo die Seele schwelgt,
verklärt in ewigen Wonnen.

Sie sang das alte Entsagungslied,
das Eiapopeia vom Himmel,
womit man einlullt, wenn es greint,
das Volk, den großen Lümmel.

Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
ich kenn' auch die Herren Verfasser;
ich weiß, sie tranken heimlich Wein
und predigten öffentlich Wasser.

zu Strafmaßnahmen führen. Ist dir das bewusst? Weihnachtslieder werden auf den Weihnachtsmärkten dieses Jahr auch wieder bezahlt! Deshalb wird es auch dieses Jahr wieder ein stilles Vorweihnachten geben. Euch Beide werden die deutschen Märkte kaum interessieren, denn der Besuch des Strasbourger Weihnachtsmarktes wird dir reichen. Zum Glück unserer Kinder gibt es dieses Jahr rechtzeitig das kostenlose Weihnachtsgesangsbuch für Schulen und Kindergärten von der Piratenpartei.

@ingo: Ich schrieb nicht von einem Trojaner, sondern von einer Schnüffelsoftware, die völlig legal aufgespielt wird. Ein Trojaner ist was anderes. Von der Funktion des Bundestrojaner wusste übrigens zuvor auch niemand, bevor die Software nicht mit Debuggern analysiert auf dem Tisch lag!

Da gibt es aber noch eine andere Seite. Bei uns im Berufsschulzentrum wird mit diesem Angebot für Senioren Schüler erklären den Computer.pdf geworben und es finden zusätzlich Lehrgänge der VHS statt. Was glaubst du wohl, wie sehr die Kursteilnehmer die Pläne und Ansprüche der Rechteverwerter interessieren, falls sie mal die neuesten Alben von Helene Fischer oder den Amigos für ihr Autoradio kopieren?
Karl
Karl
Administrator

Re: Schul-Schnüffelsoftware ahoi
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.11.2011, 15:58:18
Was glaubst du wohl, wie sehr die Kursteilnehmer die Pläne und Ansprüche der Rechteverwerter interessieren, falls sie mal die neuesten Alben von Helene Fischer oder den Amigos für ihr Autoradio kopieren?
Was willst Du damit zum Ausdruck bringen? Dass es unwichtig ist, was Recht ist?

Mangelndes Interesse an den Rechten der Rechteverwerter ändert nichts an der Rechtslage. Ich bin übrigens dafür, dass Autoren für ihre Arbeit auch entlohnt werden.

Karl
geli
geli
Mitglied

Re: Schul-Schnüffelsoftware ahoi
geschrieben von geli
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.11.2011, 15:58:18
Heinrich Heine ist mehr als 70 Jahre tot und seine Texte daher gemeinfrei.
Warum sollte ein solcher Fund auf einem PC dann zu bestrafen sein?

Wie Karl bin auch ich der Meinung, dass die Rechte der Autoren / Interpreten gewahrt werden müssen.

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Re: Schul-Schnüffelsoftware ahoi
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf geli vom 02.11.2011, 11:20:58
..Heinrich Heine ist mehr als 70 Jahre tot und seine Texte daher gemeinfrei.
Warum sollte ein solcher Fund auf einem PC dann zu bestrafen sein? ...


Weil evtl Erben auf den Rechten hocken.
geli
geli
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Re: Schul-Schnüffelsoftware ahoi
geschrieben von geli
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 02.11.2011, 11:40:28
Da das Projekt Gutenberg völlig legal digitale Versionen von copyright-freien Büchern zum kostenlosen Herunterladen anbietet und sich hier auch Heinrich Heines Wintermärchen findet (s. http://www.gutenberg.org/ebooks/6079), gehe ich mal davon aus, dass keine Erben auf den Rechten hocken.
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Re: Schul-Schnüffelsoftware ahoi
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf geli vom 02.11.2011, 11:20:58
Warum sollte ein solcher Fund auf einem PC dann zu bestrafen sein?
geschrieben von geli

Warum fragst du mich? Du scheinst gar nicht zu wissen was alles an die Rechteverwerter bezahlt werden muss: http://www.park-koerner.de/Deutsch11-13/280_Ein_Wintermaerchen.4390.html Da steht nichts davon, das Deutschland ein Wintermärchen inkl. Material frei kopiert werden darf! Lese wie alt das zusammengestellte Material (bsw. Zeitungsausschnitte) ist!

Ich habe aber auch Rechte:
Ich darf beispielsweise von einem von mir käuflich erworbenen und gepressten Datenträger CD/DVD/BlueRay etc. eine Sicherheitskopie anfertigen. Dabei ist ein eventueller DRM-Schutz unerheblich (darüber gibt es Gerichtsurteile). Damit ich das darf, muss ich mit jedem Rohling (oder anderen neuen Datenträger) einen gesetzlich festgelegten Aufschlag bezahlen. Er ist auch dann zu zahlen, falls dieser Rohling ausschließlich der Sicherung und Vervielfältigung des persönlichen Datenbestandes (Backup) dient. In keinem Gesetz steht geschrieben, das ich es nicht als Lehrgangsteilnehmer einer Erwachsenenqualifizierung während einer Pause in einem Schul-PC-Kabinett darf. Aber genau das erschnüffelt diese Software.

Siehe auch Sempervideo: Abgaben auf Rohlinge

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Re: Schul-Schnüffelsoftware ahoi
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 02.11.2011, 12:22:55
Der Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE) (vertritt nach eigenen Angaben als Gewerkschaft 140.000 Lehrer in Deutschland) erklärt in einer Pressemitteilung:[i]Schulen kämpfen seit langen Jahren vergeblich um ausreichende Mittel für die Anschaffung von Schulbüchern, Arbeitsheften, CD, DVD im Original und sind deshalb auf Kopien aus aktuellen Werken angewiesen, wenn sie ihren Bildungsauftrag erfüllen wollen“, erklärt VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann mit Blick auf die aktuelle Debatte über einen „Schultrojaner“. „Lehrerinnen und Lehrer lassen sich dafür nicht als mögliche Raubkopierer diskreditieren. Der VBE rät zu Dienst nach Vorschrift. Anstatt Material zu kopieren oder zu scannen eine Bestellliste an den Schulträger senden.“ Der VBE sei zudem gespannt, was die Datenschutzbeauftragten der Länder nach Prüfung der geplanten Software sagen werden.

Beckmann weiter: „Es ist mehr als eigenartig, dass ausgerechnet die Schulträger, die diese Misere verantworten, per Software nach Plagiaten suchen sollen. Hingegen ist bei den zur Verfügung gestellten Kosten-ansätzen für Unterrichtsmaterialien pro Schüler seit Mitte der 90er Jahre nichts Wesentliches passiert.“ Es sei kein Geheimnis, so Beckmann, dass es an Schulen oft veraltete Bücher oder unzureichende Klassensätze gebe, sodass oft aus Aktualitätsgründen kopiert werden müsse.
[/indent]Nun haben wir den Salat. Die Schulen wissen, das sie etwas Illegales tun. Was kann man gegen Lehrmittelmangel tun? Richtig, die Lehrer schicken die Schüler mit Hausaufgaben nach Hause. Sollen die sich doch kümmern.


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