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Nostalgie Der Geruch lässt mich oftmals erinnern

Gillian
Gillian
Mitglied

Re: Der Geruch lässt mich oftmals erinnern
geschrieben von Gillian
als Antwort auf Lindensee vom 22.04.2016, 14:05:24
Ja, ich hatte auch so ein Schwimmerkind, Lindensee.
Wenn ich abends vor dem Schlafengehen nochmal sein Deckbett aufschüttelte, wehte mir auch noch der Chlorgeruch in die Nase .
MfG, Gi.
Biri49
Biri49
Mitglied

Re: Der Geruch lässt mich oftmals erinnern
geschrieben von Biri49
als Antwort auf Gillian vom 24.04.2016, 11:12:40
Wenn ich frische Farbe rieche, dann blitzt in meinem Kopf immer eine Begebenheit auf, die ich als Kind erlebt hatte: Ich weiß nicht genau, wie alt ich damals war, jedenfalls meiner Erinnerung nach, hatte ich noch Schwierigkeiten, im Treppenhaus einer alten Villa die Holzstufen zu erklimmen – sie waren ziemlich hoch für mich. Ich erinnere mich, als ich diese alten Holztreppen hinunter ging, kam aus dem Keller ein fremder Mann (ich weiß heute noch genau, wie er aussah) in weißen Malerhosen die Kellertreppe hoch und versperrte mir den Weg. Er ergriff meine Hand und den Satz (…), den er zu mir sagte, habe ich mein ganzes Leben nicht vergessen. Den Sinn verstand ich noch nicht, aber ich spürte damals, dass sich diese Situation „falsch“ anfühlte und bekam Angst. Er versprach mir zur Belohnung ein Krokant Eis. Ich erinnere mich, dass ich ihn anlächelte und mich ganz plötzlich losriss und so schnell ich konnte an ihm vorbei rannte. Es war nichts geschehen – ich habe es niemanden erzählt, aber auch nie vergessen und lehne bis heute Krokant Eis ab.
Das Skurrile ist, dass mir mein erster Verehren, da war ich noch in der Schule, ein Krokant Eis, eingewickelt mit einem karierten Schulblockblatt auf dem stand „willst Du meine Freundin werden – ja oder nein ankreuzen“, schenken wollte. Wahrscheinlich steht er immer noch da, denn ich rannte weg.

Biri
Elmos
Elmos
Mitglied

Re: Der Geruch lässt mich oftmals erinnern
geschrieben von Elmos
Hallo,

kürzlich hörte ich im Radio, der Geruch, der mich mit Sicherheit in meine Kindheit versetzt, der hat einen Namen. Er heisst nämlich "Petrichor".

Ich erinnere mich, wenn ich ihn rieche, immer daran wie ich nach einem Sommergewitter, in dem alles eben "nach Regen auf vorher trockenem Boden" roch, in einer tiefen Pfüze im Asphalt vor unserem Haus sass und das sofort aufgewärmte Wasser genoss.

Diesen Geruch aber habe damals schon gerne gemocht, bis heute hat sich das nicht geändert.

Liebe Grüße
Andrea

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Elmos
Elmos
Mitglied

Re: Der Geruch lässt mich oftmals erinnern
geschrieben von Elmos
als Antwort auf Elmos vom 20.05.2016, 13:15:01
Achso,

witzig fand ich, dass "Petrichor" bei bestimmten Känguruhs offensichtlich einen Einfluss auf ihre Fruchtbarkeit hat (und einen Östrus auslöst).
Im ersten Moment habe ich mich gewundert, dann fand ich es einleuchtend, und dann fragte ich mich ob es bei uns Menschen wohl auch eine Wirkung auf irgendwelche Hormone hat.

Liebe Grüße
Andrea
Re: Der Geruch lässt mich oftmals erinnern
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Elmos vom 20.05.2016, 15:22:56
Testosteron und Moschus sollen angeblich die gleiche Note haben. Aha, daher gibt es so viel Parfum auf Moschusbasis.
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Der Geruch lässt mich oftmals erinnern
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Elmos vom 20.05.2016, 13:15:01
Diesen Nach-Sommergewitter-Geruch habe auch ich geliebt. Denn er bedeutete jeweils das Ende der drückenden Hitze.

Gewitter

Schon die Nacht ist drückend heiss.
Im Bette lieg` ich, unbedeckt,
der Körper klebt, ist voller Schweiss.
Kein Lüftchen, das mich labend leckt.

Mal Augen zu, mal sind sie offen.
Den Schlaf hab` ich noch nicht erblickt.
In meiner Qual bleibt nur das Hoffen,
dass nicht noch eine Mücke zwickt.

Schon grinst der Tag, es kräht ein Hahn,
da kommt der Schlaf, den ich gesucht.
Doch kurz die Ruhe, kurz der Wahn:
Der Wecker schrillt, es wird geflucht.

Aufrappeln! Ächz! Die Glieder bleiern
stell` ich in kalten Wasserstrahl.
Dann gibt`s Kaffee mit harten Eiern.
Ich fühl` mich wie am Marterpfahl.

Nun ins Büro zu den Kollegen.
Mir scheint, die sind nicht besser dran.
Wenn einer heut` sich will bewegen,
wird er mit Blicken abgetan.

Die Fenster sind weit aufgerissen,
man hofft auf einen kühlen Wind.
Ob wir, so will der Boss gern wissen,
denn alle heut` bedeppert sind?

Der Mittag naht, mir brummt der Schädel.
Kein Hunger und kein Appetit.
Die Büromaus, das süsse Mädel,
bringt mir ein paar Bananen mit.

Die wünsche sie, mit mir zu speisen,
doch bin ich taub auf diesem Ohr.
Ich bitte sie, doch zu verreisen.
Sie grinst, mir fehle der Humor.

Der Nachmittag will nur noch schlimmern.
Die Luft steht starr in Sonnenglut.
Mein Augenlicht beginnt zu flimmern
und mir scheint, mir stockt das Blut.

Endlich säuseln matte Winde,
und Wolken zieh`n am Firmament.
Feucht prickelt es auf meiner Rinde.
Der Schweiss rinnt nicht mehr permanent.

Ringsum scheint die Natur zu lauschen,
alles hält den Atem an.
Dann kommt ein unheimliches Rauschen.
Alles läuft nach höherem Plan.

Dunkel wird`s von Wolkenmassen,
geschichtet, wie von Geisterhand.
Im dumpfen Donnergrollen prassen
die ersten Tropfen in den Sand.

Dann plötzlich, wie von Feuerdrachen,
gespien aus dem Höllenschlund,
der erste Blitz, mit lautem Krachen,
fährt in den nassen Untergrund.

Ihm folgen tausend Feuerspeere,
als wär`s ein böser Zauberfluch.
Die Wiese wandelt sich zum Meere
vom tollgeword`nen Wolkenbruch.

Doch plötzlich, wie er ist gekommen,
hört auch der Regen wieder auf
und ich schaue ganz benommen
zum wieder helleren Himmel auf.

Noch ein paar müde Blitze zucken
hie und da am Wolkenrand.
Die ersten Sonnenstrahlen gucken.
Ich seh` ein Regenbogenband.

Nur noch ein leises Donnerrollen
grollt in der klaren Sommerluft.
Die ersten Nachbarskinder tollen
und freuen sich am Regenduft.

Sogar mein Chef, der alte Drachen,
der doch sonst nur in Zahlen spricht,
entlässt ein kleines Meckerlachen
und zeigt sein anderes Gesicht.

Die Büromaus streckt ihre Beine,
schaut aus dem Fenster, ganz verzückt,
derweilen sie die letzte eine
Banane in das Mündchen drückt.

Ich will noch staunen, lass` mich treiben,
geniess` das warme Sonnenlicht.
Dann sitz` ich hin, beginn` zu schreiben.
Na was denn wohl, als dies Gedicht?

Mai 1993..."gewitter"...Schorsch

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Re: Der Geruch lässt mich oftmals erinnern
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 20.05.2016, 16:37:08
Selbst gedichtet, schorsch? Alle Achtung, das ist ja toll, klasse!

Mir fallen beim Geruch von Heu diese Alten Pyramiden ein, die mit drei Stöcken auf den Feldern standen und von Hand mit Heu beladen wurden zum Trocknen. Darunter haben wir immer Verstecken gespielt als Kinder. Wir haben sowieso fast nur draußen gespielt, egal wie das Wetter war.
Elmos
Elmos
Mitglied

Re: Der Geruch lässt mich oftmals erinnern
geschrieben von Elmos
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 20.05.2016, 16:16:34
Hallo Morisson,

woher hast du die Info? Ich hätte das, was ich als "Moschus" kenne und auch das, was ich unter "Testosteron" abgespeichert habe so olfaktorisch nicht damit in Verbindung gebracht.

Wobei ich natürlich nur Moschus aus Moschus-Parfum kenne, was mit ziemlicher Sicherheit nicht das Gleiche wie "echtes" Moschus ist.

Spannend. Wobei ich fürchte, dass wir auch hier grade ein wenig vom Thema abkommen...

Liebe Grüße
Andrea
Biri49
Biri49
Mitglied

Re: Der Geruch lässt mich oftmals erinnern
geschrieben von Biri49
als Antwort auf schorsch vom 20.05.2016, 16:37:08
Dein Gedicht hat mir gut gefallen.

"Die Büromaus streckt ihre Beine,
schaut aus dem Fenster, ganz verzückt,
derweilen sie die letzte eine
Banane in das Mündchen drückt".

Grübel: Taub hast du dich gestellt - aber blind warste Gottseidank nicht

Liebe Grüße
Biri
P.S. Habe die Zeilen aus deinem Text kopiert, denn ich kann noch kein Zitat posten
Re: Der Geruch lässt mich oftmals erinnern
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Elmos vom 20.05.2016, 21:13:29
Hallo, ja das ist ein interessantes Thema, denn Gerüche bzw. der Geruch von Sexualstoffen (Pheromonen) und speziell das Androstenon die Menschen beeinflusst und kommunizieren lässt. Oft ohne, dass sie sich dessen bewusst sind.

Interessant ist z.B., dass Frauen, die in Wohngemeinschaften oder engem Raum wie z.B. in abgelegenen Dörfrn und Höfen, nach einer gewissen Zeit zur selben Zeit menstruieren und Forscher nehmen an, dass das mit bestimmten Geruchsbotenstoffen zu tun hat, die sich im Achselhaar bilden.

An der zwischenmenschlichen Kommunikation durch Gerüche wird intensiv geforscht. Man stelllte z.B. fest, dass Frauen sich bevorzugt auf Stühle setzten, die zuvor mit Androstenon (ähnlich wie Testosteron) eingesprüht wurden. Männer hingegen meiden sie. Ichhabe da einmal einen Artikel zum Thema herausgesucht.

Liebe geht durch die Nase

Mein absoluter Lieblingsgeruch das ist der Duft von Neugeborenen - überhaupt von Babies. So frisch gebadet und getrocknet haben sie einen unverwechselbaren Geruch nach Milch und Honig
Wenn ich also ein Glas warme Milch mit Honig trinke und der Duft mir in die Nase kommt, dann denke ich an Babies - nicht nur berufsbedingt

Und was da in dem Artikel steht, habe ich oft festgestellt: Müttern kann man 10 getragene Babyhemdchen hinlegen und sie werden das Hemd am Duft ihres Babys erkennen.

Was da über die oft übertriebene Körperhygiene und den Verlust von nonverbaler Kommunikation und daraus resultierenden Missverständnissen geschrieben wird, konnte ich schon oft beobachten, besonders wenn ich von einem Einsatz wie in Haiti wieder in die "saubere Zivilisation" gekommen bin.

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