Plaudereien Alte Zeiten: Welche Erfahrungen mit den Aliierten habt Ihr gemacht?

HHallo liebe Lesergemeinschaft,
bestimmt sind die Erfahrungen mit den damaligen Alliierten sehr unterschiedlich. Nicht nur, dass sich die vier Nationen sehr unterschiedlich darstellten und dass es sehr darauf ankam, in welcher Besatzungszone man sich gerade aufhielt..es kam auch auf das Alter des Augenzeugen an. Kriegskinder sahen die Siegemächte ganz anders wie wir "Nachkriegskinder". So habe ich beste Erlebnisse mit den sehr kinderfreundlichen Amis gemacht. Da gab es jede Menge Kaugummi und Eiscreme. Auf den „Tanks“ durften wir mitfahren und in den Kasernen wurden wir reich beschenkt. Auch die Franzosen waren freundlich..aber bettelarm. Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht. Ich erinnere mich noch gut, dass die Amis auch viel Ärger brachten, Schlägereien und Messerstechereien waren an der Tagesordnung. Es kam immer darauf an, welche Einheit und welcher Kommandeur gerade in den Kasernen waren. Während des Vietnamkrieg war es besonders schlimm..jeglicher Kontakt zu den Amis wurde uns Kindern/Jugendlichen untersagt. Nicht aus politischen Gründen, es war einfach zu riskant geworden. Es gab nun auch zahlreiche Übergriffe an Frauen, die Täter wurden allerding sehr hart und konsequent von der amerikanischen Militärpolizei verfolgt und teilweise sind sie in der USA zum Tode verurteilt worden. Die große Amischlitten, die tollen Bars und die neue Musik war für uns immer sehr ersehnenswert.
Ich habe auch sehr viel positive Rückblicke an diese Besatzungsmacht, auch wenn nicht alles gut war!

In meiner Stadt waren die Franzosen stationiert. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass die Jungs sehr gut tanzen konnten und unsere deutschen Jungs eifersüchtig waren. Eine Freundin ist noch immer mit einem Franzosen verheiratet und lebt glücklich mit ihm in der Nähe von Paris. Da die französische Besatzung sehr arm war, verkauften die Soldaten Zigaretten, Sekt und Wein.

Sie sind 1950 geboren - Ihr Erinnerungsvermögen dürfte ca 1955 eingesetzt haben. Haben damals die Franzosen immer noch Zigaretten verkauft und haben Sie dies als Kleinkind wirklich bemerkt? Oder hat es Ihnen jemand erzählt?
Ich kann mich noch daran erinnern - es war ca 1949 - als ich als kleines Mädchen auf der Strasse Zigarettenkippen für meinen Vater einsammelte. Da stand auf einmal ein grosser, dunkelhäutiger "Ami" vor mir, gab mir eine Stange Pall-Mall und steckte mir ein Rippchen Schokolade in den Mund, das ich ihm postwendend wieder entgegenspuckte, weil ich es nicht kannte. Er lachte und schenkte mir eine ganze Tafel Schokolade - ich rannte nach Hause und machte meinen Vater glücklich (mit Zigaretten) und meine Mutter und mich mit Schokolade. Aber wie gesagt - das war ca 1949. 10 Jahre später sammelte ich keine Kippen mehr und es steckte mir auch kein dunkelhäutiger Amerikaner mehr Schokolade in den Mund - das war ja nach der Währungsreform alles wieder frei erhältlich. Olga

ich weiß nur noch,dass ich von meiner Mutter mal unheimlich Dresche bezogen habe, weil wir ..drei Freundinnen.. nach der Schule nie gleich nach Hause gegangen sind, immer rumgetrödelt und sie hatte furchtbare Angst gehabt, das was passiert sein könnte, weil in Kempten auch farbige Soldaten staioniert waren.

Als ich so ca 18 Jahre alt war (man war damals erst mit 21 volljährig) zog ich mit Freundinnen mit grosser Begeisterung in den Norden von München, wo in BAracken tolle amerikanische Musik gespielt wurde und die fast ausschliesslich von Amis besucht wurden, die recht scharf auf "deutsche Frolleins" waren. Meine Mutter hat es nie erfahren - da hielten wir schon dicht. Teilweise verliessen wir die Wohnungen durch das Fenster, wenn die Familie schlief; die Jeans usw. hatte ich im Vorgarten mit einer Tüte vergraben. War eine gute Zeit! Olga

Als die Amis 1945 in unser Dorf einrückten und auf unseren Hof fuhren, sahen wir zum ersten Mal
einen "Schwarzen" in Natura. Lachend, ein Bein raushängend kurvte er mit dem Jeep auf den Hof.
Er beschenkte uns mit Schokolade. Da war ich elf Jahre alt.
Junge Frauen und Mädchen waren verrückt nach den "Amis".
Um 18.00 Uhr mussten die Straßen leer sein. Da wurden wir oft rein gescheucht von den Wachen,
die auf ihren Fahrzeugen durch das Dorf patroullierten.
Zum ersten Mal in meinem Leben sah und hörte ich ein Autoradio!
Nach ein paar Wochen war alles vorbei!
Die Amis zogen ab und die Russen kamen.
Die Frauen und Mädchen versteckten sich, es kam aber selten zu Übergriffen.
Später fing die Schule wieder an, es gab eine neue Fremdsprache: Russisch!
Dafür wurde Englisch abgeschafft!