Plaudereien Aufbau-Anleitung

Wer so lange verheiratet ist wie ich - 51 Jahre - ist hatürlich über das Einkaufsverhalten seiner Ehfrau bestens informiert. Und noch mehr.
Als ich damals das Auto kaufte und mich kurz darauf mit einem Bekannten darüber unterhielt, kam meine Gattin dazu. "Wieso Dein Auto? Es ist Unser Auto"! Klar!
Später kaufte ich mir den Computer. Als ich mit dem Nachbarn über "meinen Computer" sprach, verbesserte mich meine Hold wieder: "Es ist unser Computer!" Klar!
Neulich kam sie dazu als ich in meinem Wäschefach herumkramte und wollte wissen, eas ich suche: "Unsere Unterhose" antwortete ich.
Auch kürzlich beim Kauf einer neuen Cameljacke: "Wie stehst Du denn da? Steh mal grade. Zieh den Bauch ein." Als wenn ich einen Bauch hätte. Zugegeben, bei 92.-kg und 1.87m Größe, ist ein kleiner Ansatz zu sehen.
Mittlerweile kaufe ich mir auch nur noch die Schuhe, die ihr gefallen.
Aber anprobieren darf ich sie noch selbst. Da hätte sie mit Schuhgröße 39 bei meinem Kaliber 45 auch Schwierigkeiten, wenn sie mir das auch noch abnehmen wollte.
Natürlich darf - oder soll - ich die Schuhe auch selbst tragen.
Kürzlich berieten wir über eine Neuanschaffung für's Wohnzimmer.
Wieder einmal setzte sich meine holde Gattin durch und mir blieb nichts anderes übrig, als dem Kauf einer neuen Stehlampe zuzustimmen.
Schließlich sollte ja auch die deutsche Wirtschaft wieder angekurbelt werden.
Wir entschieden uns für einen "Deckenfluter".Er kommt aus der Volksrepublik China!
Soviel zur Ankurbelung der deutschen Wirtschaft in der momentanen Krise!
Zu Haus öffnete ich den Karton - da fluten mir erst einmal Kleinteile in rauhen Mengen entgegen. Bald stockt der Aufbau. Meine sonstige Strategie, einfach anzufangen und dann weitersehen, geht nicht auf.
Ich greife zur Aufbau-Anleitung. Die erinnert mich an ein Bild von Kandinsky und schließt mit einigen Sätzen in einer mir unbekannten Sprache. Kaum zu verwenden. Wenigstens weiß ich durch den Text, wie herum das Blatt zu halten ist.
Irgendwann komme ich zu dem Schluß, daß es sich um deutsche Wörter handeln muß. Aber wo, um Himmels Willen, ist die "Einlage"?
Und weshalb soll ich die Lampenfassung nicht "angreifen"?
Das mitgelieferte Werkzeug ist bald verbogen, ich komme kaum weiter. Mühsam entziffere ich den Text und denke zwischendurch an Vorschlaghammer und Trennschleifer, begnüge mich aber mit einer Rohrzange.
Schließlich finde ich heraus, daß "Anlage" statt "Einlage" und "berühren" statt "angreifen" gemeint ist und übersetze noch die anderen rätselhaften Wörter.
Die fertige Lampe ist hübsch anzusehen und die Spuren der Rohrzange erkennt nur einer, der über 1,90 groß ist. Ein paar Schrauben sind übrig, aber das ist sicher bei den Chinesen so üblich.
Zeitgleich mit der Lampe kommt mir die Erleuchtung: Das könnte ein Test sein! Ein Pisa-Test für Erwachsene! Einer in Theorie und Praxis.
Jedenfalls habe ich alles gemeistert, die Blessuren sieht man kaum.
Aber, ob ich nun mit dem Kauf der "Chinalampe" unsere Wirtschaft angekurbelt habe, daran habe ich nach der Lektüre dieser Aufbau-Anleitung meine ersten Zweifel. Doch vielleicht sind wir durch die Globalisierung schon von der chinesischen Wirtschaft abhängig? Aber wie soll ich das meiner Frau erklären? Wo ich doch manchmal selbst Zweifel hege und bei der ganzen Globaisierungsmauschelei keinen rechten Durchblick habe.

Darüber denke ich später nach, wenn die allgemeine Wirtschaftskrise sich etwas erholt hat.
Ich wünsche einen schönen Tag
Gerry

Hallo Gerry,
man sieht es bildlich vor sich.Hast Du
eigentlich einen "Fluchkatalog" angelegt. *ggg*
Deine Geschichte hat sicherlich einen hohen
Erkennungswert bei den Herren der Schöpfung.

LG
Anne

Also gerry, wo bleibt die Emanzipation?

"Euer" Deckenfluter muß auch von "euch" aufgebaut werden!

Köstlich wie immer.

Gruß
benny

Also nur nicht alles so schwarz sehen. Auch wenn die Sachen aus China kommen, hat doch die deutsche Wirtschaft ein gerüttelt Maß Anteil daran. Man überlege doch nur einmal, wie viele Spediteure damit beschäftigt sind, diese Waren an den Kunden zu bringen und die Reklamationen zurück zu transportieren.
Und schließlich wollen die Ärzte , die die diversen Blessuren vom Aufbau versorgen müßen, auch leben. Und das nicht schlecht.
So könnte man mit ein bischen gutem Willen die Reihe noch fortsetzen.

Übrigens erinnert mich die Geschichte von "unserem Auto, unserem Computer" ganz deutlich an den Witz, in dem der Herr des Hauses einen Anruf bekommt und die Frau fragt: "Wer war`s denn ?", der Mann antwortet: "Unsere Geliebte hat angerufen. Wir bekommen ein Kind"

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