Plaudereien Aufbruch Ost....

gerry
gerry
Mitglied

Aufbruch Ost....
geschrieben von gerry

Wir sind doch alle Deutsche, der eine mehr, der andere ein bißchen weniger. die Ostfriesen gelten als die Mecklenburger des Westens, die Bayern als Sachsen des Südens.
Die Süddeutsche Zeitung ist der Nordkurier des Westens.
Wolfgang Thierse mit seinem überdimensionierten Damenbart war die Rita Süßmuth des Ostens.
Achim Mentzel ist der Tony Marshall, Dagmar Frederic die Carolin Reiber, Gregor Gysi der Gerhard Schröder, Ede Geyer der Ottmar Hitzfeld, Frank Schöbel der Udo Lindenberg, Hermann Kant der Konsalik des Ostens.
Aber das hilft uns "gelernten" Ossis auch nicht weiter.
"Nie wieder Jungfrau", sagt die Vierzehnjährige.
Lieber heute als morgen - wird ja nach 20 Jahren auch Zeit - die verschnarchte Ossi-Ausstrahlung loswerden.
Auch zwanzig Jahre nach der Wiederverschweinigung fehlen uns "Zonendödeln" - wie wir noch oft genannt werden - die stählernen Ellenbogen für den Verdrängunswettbewerb.
Wir müssen konfliktfähiger werden!
Und, trotz höheren Lebensalters jung, dynamisch und fit wie ein Turnschuh der Firma "adidas".
Wir müssen endlich mal ankommen in Deutschland!
Ist eigentlich ganz einfach:
Man geht zum Bahnhof und verlangt am Schalter - pardon - Servicepoint, eine Fahrkarte - pardon - Ticket nach Deutschland. Nur hin! Mit Bahncard billiger.
Wenn man dann in Deutschland ankommt, unbedingt auf die Preise achten. Das machen alle!
Niemals zu einem Date um dreiviertel acht verabreden, sondern um Viertel vor acht. So heißt das jetzt!
Arrogant sein ist Pflicht, nicht jammern sondern prahlen.
Du bist selbst der Supermän, der Hunderttausendsassa.
Du kennst ganz tolle, prominente Leute, wie die Putzfrau des Friseurs des besten Freundes des stellvertetenden Vorsitzenden der Inkontinenz- und Wechselbank.
Heb' Deine besonderen Leistungen immer und überall hervor!
Du bist ein Genie, was hast Du nicht schon geleistet:
Du bist ein großer Erfinder und hast einen digitalisierten Salzstreuer für zwölf Personen erfunden.
Oder, Du warst Geigerzähler bei den weltberühmten Wiener Philharmonikern, oder jahrelang Flaschenöffner bei Harald Juhnke.
Das soll Dir erstmal jemand nachmachen.
Vor allem aber: Iss keine Salzkartoffeln mehr!
Der Gourmet im Know-How-Country zieht Pommfritz vor, weil er nicht für einen Mitesser aus dem ehemaligen Geltungsbereich der Deutschen Reichsbahn gehalten werden will.
Man trägt auch keine Armbanduhr mehr, sondern eine Rolex.
Bei jeder Unterhaltung immer einflechten: "Wo steht denn nur mein Drittwagen? Wo ist mein Vierthandy? Wo steckt bloß meine fünfte Frau? Hoffentlich schmökert sie nicht wieder in meinem Zweitbuch!"
Gib keinem mehr die Hand.
Händeschütteln ist plebejisch, aufdringlich und unhygienisch. Besonders bei der Schweinegrippe, einer Erfindung der Pharma-Industrie, von der nun keiner mehr spricht.
Keine übertriebene Höflichkeit mehr!
Erniedrige Dich nicht mehr!
Halte keinem mehr eine Tür auf!
Halte Deine Kinder von Kinderkrippen fern, denn die damalige ostdeutsche Kinderverkrippung und das kollektive Töpfchensitzen haben bekanntlich zu Rechtsradikalismus geführt.
Gründe mit Krediten der Deutschen Bank eine Startup-Produktionsfirma für Hardcore-Pornos, denn gevögelt wird immer.
Du schaffst sogar Arbeitsplätze für junge, gutgebaute, arbeitslose Hausfrauen und einige potente Männer.
Also, ostdeutscher Mitbürger, ändere dein Leben!
Kein Blößenwahn mehr!
Nie wieder baden am Nacktstrand, FKK ist tabu!
Kauf dir für fünftausend Euro eine Markenbadehose von Armani!
Parole:Sehen und gesehen werden!
Doch wenn am Abend die Sonne sinkt, wenn's im gemischten Doppel in die Heia geht, sei flexibel!
Sei Schlappschwanz!
Ost/West-Sexpertinnen, die es am eigenen Leib getestet haben, sind sich ganz sicher: Richtig guten Sex machen nur die Durchhalte-Dumpfbacken aus dem Osten.
Für Dich bedeutet dieses Forschungsergebis: Hände weg von Viagra!
Laß dich hängen! Bildlich gesehen natürlich.
Simuliere Impotenz, schon bist du in Deutschland angekommen...
Und sollte ein Sperling - Vogel des Jahres 2002 - wagen, dich zu kränken, indem er auf dein dickes, schwarzes Auto mit dem Stern scheißt, beachte dann bitte die Reihenfolge:
Schreib zuerst den Abschiedsbrief und erschieß dich erst danach.
Siehst Du, ostdeutscher Bundesbürger, und schon bist Du in Deutschland angekommen.
War doch nicht schwer, oder?

Einen schönen Tag
wünscht Gerry


clara
clara
Mitglied

Re: Aufbruch Ost....
geschrieben von clara
als Antwort auf gerry vom 17.06.2010, 17:59:15
Darf ich noch ergänzen? Heute vor 57 Jahren gab es schon mal einen Aufbruch Ost. Es war sogar lange der Nationalfeiertag der alten BRD. Hoffentlich nicht vergessen! Clara
marianne
marianne
Mitglied

Re: Aufbruch Ost....
geschrieben von marianne
als Antwort auf gerry vom 17.06.2010, 17:59:15
Danke für deine Betrachtungen - fürs Schmunzeln am Morgen!!

"Dreiviertel acht" sagen auch die Württemberger. Jedenfalls sagten sie es in meiner Kinderzeit.
M

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nostalgie
nostalgie
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Re: Aufbruch Ost....
geschrieben von nostalgie
als Antwort auf marianne vom 18.06.2010, 08:44:42
@ gerry:

sehr gut beobachtet und garnicht zu verwechseln........
adam
adam
Mitglied

Re: Aufbruch Ost....
geschrieben von adam
als Antwort auf gerry vom 17.06.2010, 17:59:15

Wir sind doch alle Deutsche, der eine mehr, der andere ein bißchen weniger.


Ja gerry,

amüsant zu lesen Deine Glosse, aber so ganz bin ich nicht einverstanden.

Zum Beispiel trage ich keine Rollex und käme mir damit affig vor, wenn ich sie mir leisten könnte. Ich habe schon oft Fkk gemacht und verstehe die Sonderstellung dieser Art von Badevergnügen nicht. Die Uhr zeigt bei mir Dreiviertel und erst seit ich von BW nach NRW gezogen bin, begreifen die Menschen meine Zeitansage nicht mehr. Salzkartoffeln liebe ich zu Rinderroulade und ich habe weder ein Viertauto noch eine Fünftfrau.

Den Besitzer des Zweitbuches kann ich nur belächeln und ich sage gerne mit Handschlag "Guten Tag". Wenn Kinder in der Krippe in Reih und Glied auf dem Töpfchen sitzen, geht mir vor Rührung das Herz auf und das mit dem Rechtsradikalismus ist doch Blödsinn.

Gerri, du nennst mich "Wessi" und doch könnte ich gerade so weiter schreiben. Aber ich will es abkürzen und sagen, warum ich glaube, daß die Bürger aus den neuen Bundesländern in zwei Beziehungen entweder schon immer so waren, wie die der alten oder sie haben blitzschnell gleichgezogen.

Das eine sind die Vorurteile, die immer die haben, die sie sich eigentlich nicht leisten können, das andere sind die Komplexe, die meistens die quälen, die sie nicht nötig haben. Da sind wir seit mindestens zwanzig Jahren gleich. Und mit der Servicestation und dergleichen plagen wir uns doch eh gemeinsam rum. Also was soll`s.

Dir einen schönen Tag und schreib mal wieder. Ich lese Deine Geschichten gerne.

--

adam

hugo
hugo
Mitglied

Re: Aufbruch Ost....
geschrieben von hugo
als Antwort auf adam vom 18.06.2010, 10:39:32
Und mit der Servicestation und dergleichen plagen wir uns doch eh gemeinsam rum. (adam)
na endlich mal ein Beispiel woran man die wachsenden Gemeinsamkeiten -zumindest unserer Generation- hoffnungsfroh festmachen und beweisen kann.
Vielleicht fallen uns, nach krampfhaftem Suchen noch mehrerer solcher Gemeinsamkeiten ein,,z.B Internet und andere Dingsda aus dem technischem Bereich.

Zurückblickend müßte man auch feststellen das der Aufbruch OST mitbestimmt, gebremst, kanalisiert wurde, durch eine ungeheuer große Datenerfassungsaufgabe für die Ex-Ossis.

Wer sich spontan nicht nur von seinem bisherigem Glauben (*g*) sondern auch von einem Großteil seines Wissens, seiner Kentnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten verabschieden muss -weil nun überflüssig geworden ( z.B wie wechsele ich eine Zündspule oder stelle die Unterbrecher für die Zündzeitpunkte an meinem Trabbi ein usw)

parallel dazu aber tausende neuer Begriffe, neuer Möglichkeiten neuer Unmöglichkeiten, die Nutzung neuer Vor-, und das verhindern neuer Nachteile erlernen muss
-wir hatten
-1 Krankenkasse,,dann gabs über 200
-3 Banken und Sparkassen, jetzt viele Hundert
-10 PKW Typen, jetzt mehrere hundert
-25 Fernreiseziele, jetzt hundert mal so viele
-2 TV Sender und jetzt ?
-Ein ND, eine Lokalzeitung und einige andere,, und jetzt ??
-
dazu die Gesetze die Reglements, völlig neue Begriffe und Bekanntschaften Arbeitsamt, Gerichtsvollzieher, Aktienfonds, willkürliche Kündigung, außer Tarifbezahlung usw,,Pralinewerber vor der Haustür, Kaffefahrtenangebote,

also wer da noch halbwegs den Durchblick behielt, wer da noch normal reagieren konnte, wer sich da nicht abbringen ließ von irgendeinem selbstgewähltem neuen Weg der privaten Entwicklung-egal wohin, Hauptsache ein Ziel-

also was die lieben Wessis in 50 Jahren so pö a pö eingetrichtert bekamen, was ihnen so nach und nach das Sein und das Bewustsein erweiterte,,das kam wie ein gewaltiges Ungetüm über uns.

Ein gleichzeitiges Zerren und Quetschen mussten wir überstehen also ein schnelles Ausblenden bisherigen Seins und ein noch schnelleres praktisches Annehmen, Verabeiten, Entscheiden, Auswählen und Nutzen bzw Verwerfen der neuen guten und schlimmen Tatsachen und Möglichkeiten.

ich glaub, das kann sich ein gelernter Wessi niemals vorstellen, was das für so manchen Ostler bedeutet,,und nun kam dazu noch die Aufgabe sich politisch ideologisch, idealistisch, materiell usw. mehr oder weniger neu zu orientieren,und dies unter den Augen Derjenigen die 50 Jahre Vorsprung hatten, die zwar zumeist sehr aufmerksam und wertend unsere Anstrengungen begleiteten aber dabei eher selten, die nötige moralische Unterstützung gaben und schon gar nicht geduldig unsere Wandlung begleiteten.

Wie denn auch ? keiner denkt daran, das es auch für die Wessis das erstemal war/ist, das sie vor einer solchen Aufgabe einem solchem Wunder stehen,,und so reiben sich die Einen noch die Augen während andere schon weit überzogene Forderungen, Ansprüche und Bedingungen für die Ossis stellten und wieder andere die Situation nutzten um den Ossis selbstlos zu helfen oder (was es auch gab) ihnen das Fell über den orientierungslosen Kopf zu ziehen.

hätte damals gerne den Nürnberger Trichter für Ossi und Wessi gehabt, um das was wir jetzt in 20 Jahren allmählich mitbekommen (natürlich mit den üblichen Lücken-siehe Deine Servicestationsprobleme,,)auf die Schnelle intus zu bekommen,,hätte uns viel unnütze gegenseitige Kritik erspart.


Quelle: http://www.lapptronic.de

hugo

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adam
adam
Mitglied

Re: Aufbruch Ost....
geschrieben von adam
als Antwort auf hugo vom 19.06.2010, 10:14:09
@hugo,

ich wollte eigentlich gerrys "Wir sind doch alle Deutsche" in ein "Wir sind doch alle Menschen" mildern und auch, daß jeder täglich dazulernt und andere Gepflogenheiten kennenlernt.

Voriges Jahr habe ich hier in Düsseldorf bei einem Spaziergang zufällig einen Engländer, genauer gesagt einen Londoner kennengelernt, der in Deutschland lebt. Er fragte nach einer Bushaltestelle und es ergab sich ein Gespräch. Wir haben uns zwei Stunden über die "Sitten und Bebräuche" in England und Deutschland unterhalten und dabei Tränen gelacht.

Europa rückt langsam, aber stetig zusammen und alle nehmen die Unterschiede eher auf die leichte Schulter. Nur bei Deutschland West und Ost soll das nicht möglich sein? Vorausgesetzt sind allerdings Toleranz und ein Schuss Humor. Dir scheint beides abzugehen, Du unterstreichst lieber die Unterschiede als sich abstossende Gegenpole und weist Schuld zu.

Da mach ich nicht mit hugo, ich bin es leid, daß immer wieder versucht wird, mir Antipathien einzureden, wo keine sind. Ich bleibe bei den erwähnten Vorurteilen und Komplexen und die sind menschlich, nicht politisch.

--

adam

EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
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Re: Aufbruch Ost....
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf adam vom 19.06.2010, 10:47:56
Adam, nimm die sache nicht zu ernst, Du kennst doch "unseren Hugo" inzwischen.
Das ganze Ost-West gedöhns spielt sich doch nur noch ab in unserer vergänglichen Seniorengruppe und unter führung der Linken, die immer wieder mal durch IM mitglieder und sozialistisches geschrei auffallen.
Betrachte ich meine kinder und enkel, so sind das Sachsen oder Leipziger oder bewohner eines ortes, aber alles Deutsche und für die spielt die Ost-West sache überhaupt keine rolle.
Die leben so wie jeder jugendliche, jedes kind oder jeder junge erwachsene irgendwo in D.
Soziale unterschiede werden zwar wahrgenommen, aber die gibts und gabs jederzeit auch in der BRD mit dem Süd-Nord gefälle.
Das ganze Ost-West geschrei wird sich also in den nächsten 10 bis 20 jahren erledigt haben.
Wir brauchen nur warten und gesund bleiben bis dahin.
Und der untypische anteil der Linkswähler im Osten hat sich dann auch erledigt, spätestens nachdem die ne weile mitregiert haben und die menschen merken, daß die noch weniger zustande bringen als die anderen.
hugo
hugo
Mitglied

Re: Aufbruch Ost....
geschrieben von hugo
als Antwort auf adam vom 19.06.2010, 10:47:56
danke adam für Deinen humorvollen Beitrag

vielleicht hättet Ihr erst mal probeweise oder versuchsweise und zum üben die Österreicher eingemeinden sollen ehe Ihr Euch an die DDR heranwagt,(die standen Euch in vielen Dingen -also was das Allgemeinwissen über das tägliche Leben ausmachte-sicher viel näher) aber olle Kohl war ja sehr selbstbewust alles schnell in die Reihe zu bekommen und wir haben uns nicht lange betteln lassen *g*

ok das nächste mal sind wir sicher geübter und werden viele Fehler nicht mehr machen.. fragt sich nur noch,,,wen wollen wir an unsere mütterliche Brust drücken? die Polen, die Türken ?? ob die wollen ?? *g*

p,s oh ja lieber gram,,der Stoiber nannte die Linkswähler auch mal "dumme Kälber"
warten wir mal gemeinsam die nächsten Wahlen ab wann daraus Kühe oder Ochsen geworden sind,,,vielleicht haste mal wieder nicht recht.

hugo
adam
adam
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Re: Aufbruch Ost....
geschrieben von adam
als Antwort auf hugo vom 19.06.2010, 11:21:38
vielleicht hättet Ihr erst mal probeweise oder versuchsweise und zum üben die Österreicher eingemeinden sollen ehe Ihr Euch an die DDR heranwagt
geschrieben von hugo


Ach hugo, hugo, hugo, hugo!

was soll denn dieser Unfug jetzt wieder?

--

adam

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