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Plaudereien Begabtenförderung!

gerry
gerry
Mitglied

Begabtenförderung!
geschrieben von gerry

Wenn man so über Begabtenförderung nachdenkt und in diesem Zusammenhang von Schwangeren liest, die ihr ungeborenes Kind ab der zwanzigsten Woche Mozart hören lassen, mit ihm ab der dreißigsten Woche die unregelmäßigen englischen Verben pauken und kurz vor der Geburt Fragen aus dem Chemie-Leistungskurs des letzten Abiturjahrgangs durchgehen, dann kommt mir sofort der Gedanke: Viel zu spät!

Soll Begabtenförderung wirklich etwas bringen, muss sie viel früher einsetzen, spätestens im Moment der Zeugung.
Ein Spermium, das sich mit dem Ruf: "Lasst mich durch, ich werde Politiker", nach vorn drängeln möchte, dürfte wenig Chancen haben, von den Mitbewerbern vorbeigelassen zu werden.
Davon gammeln zuviele in der Weltgeschichte herum.
Wenn es sich aber mit dem Ruf: "Lasst mich durch, ich werde Arzt", an seinen Kollegen vorbeidrängelt, bringt es schon alle Voraussetzungen für einen steilen Aufstieg in die gesellschaftliche Elite mit.

Daraus muss doch was gemacht werden!
Jedoch vor die Begabtenförderung hat der liebe Gott - über dessen Ausbildung wenig bekannt ist - die Begabtenerkennung gesetzt.

Diese Aufgabe fällt in erster Linie den Eltern zu.
Weil sie als erste die herausragende Intelligenz und besondere Begabung ihres Nachwuchses erkennen können.
Oft sind sie auch die Einzigsten!
Dafür gibt es natürlich einen Grund:
Die Anderen sind entweder neidisch oder blind!
Oder beides.

Mir ist ein Fall bekannt, wo die stolzen Eltern genau gezählt haben, wie oft der Kleine in die Windeln gemacht hat.
Das sah dann so aus: Montags dreimal, dienstags einmal, mittwochs viermal, dann wieder nur einmal.
Sie zogen sofort eine mathematische Gleichung daraus.
Wahnsinn! 3-1-4-1, das ist 3,14, der kleine Prinz hat die Zahl "Pi" gekackt! Die Konstante zur Kreisberechnung! Und das nichtmal mit drei Monaten.
Wahnsinn! Der angehende Mathematiker!

Aber nicht jede Form der Förderung ist für jeden gleichermaßen geeignet.
Sollte man hier unsensibel und schematisch reagieren, dann verkümmert bei Begabten jedes Talent und sie werden Kreisvorsitzender bei den Jungen Liberalen, während sich umgekehrt ein versehentlich geförderter Unbegabter zu Studium anmeldet.
Das kann nun nicht wirklich niemand wollen.
Es heißt nicht umsonst: Schuster, bleib bei dem, was Du Dir leisten kannst.
Eine große Gefahr wäre das Gießkannenprinzip bei der Begabtenförderung, weil man Unbegabte gleich mitförden würde.
Da säßen dann die "Herrschaften" mit dem künftigen Personal in einer Klasse, ja sogar vielleicht in einer Bank.
Nicht auszudenken, der Plebs neben den "Hochrangigen".
Das kann nichtmal unsere Bildungsministerin Schavan wollen.

Wer einem - kaum des Deutschen mächtigen - Muskelmann das Begabtenstipendium einer Jesuitenschule anbietet, bekommt am Ende nicht etwa einen blitzgescheiten Alt-Testamentler, sondern eher einen blöden Bischof, der zugunsten seiner Ganzkörpertätowierung aufs Ornat verzichtet und den Beichtstuhl für einen Schrank mit geilen Schnitzereien hält.
Nee, nicht nur in Bayern!
Und was jetzt mit der Kirche los ist, schreit ohnehin zum Himmel!

Frau Schavan erklärte: "Die Bundesregierung setzt auf das Beste, was wir in diesem Land haben: "Auf engagierte Menschen, die ihre Talente und Fähigkeiten für die Wirtschaft und die Gesellschaft einsetzen."
Also, die Wirtschaft zuerst!

Was wäre nach ihrem Förderkonzept aus Mozart geworden?
Wahrscheinlich hätte er nach der Lehre in der Patisserie seines Großonkels nicht nur die "Mozartkugel" sondern auch noch einen "Mozartriesen" und - in einem Moment höchster Kreativität - sogar die "Mozartlakritzschnecke" kreiert.
Eine große Schokoladenfabrik könnte "Lindt und Mozartli" heißen.
So hat er aber weiter nichts hinterlassen als ein paar Sinfonien und Arien bei denen oftmals versucht wird, sie gar nicht erst richtig zu singen.
Ja ja, die Komponisten:
Hätte man sie früher richtig gefördert, hätte der eine nützliche Nahrungsmittel, wie zB. die "Bachforelle" und ein anderer die "Wagner-Ofenpizza" erfinden können.
Stattdessen Orgelmusik - die ich sehr gerne mag - und endlose Opern mit Tierfellen über den Schultern oder Plastik-Fischschwänzen an den Beinen.
Da fragt man sich sofort:
Was hat die Wirtschaft davon?
Nichts!
Für multibegabte Jugendliche - die nicht wissen, für welches ihrer unzähligen Talente sie sich entscheiden sollen - ist der Staat, die Gesellschaft gefragt.
In jeder größeren Stadt sollte es eine Agentur für Begabungen geben in denen junge Menschen von professionellen Begabungsberatern die verschiedenen Möglichkeiten aufgezeigt bekommen.
Man kann doch nicht alles Dieter Bohlen, Stefan Raab oder Heidi Klum überlassen.
Wo kämen wir denn da hin?
Ein Land, das keine optimalen Bedingungen schafft für Charity-Ladies und deren Schönheitschirurgen, ist ein Land, in dem man nicht wirklich leben möchte.
Jedenfalls nicht als Charity-Ladie, als Schönheitschirurg, als Investment-Banker oder Wirtschaftsanwalt.
Doch nochmal zurück zur Samenzelle:

Während unser künftiger Spitzenmediziner sich unter kräftigem Einsatz seiner - naturgemäß noch winzigen - Ellenbogen nach oben zappelt, ziehen andere es vor, auf dem Weg zur Eizelle lieber noch mit ihren Kumpels irgendwo abzuhängen oder schamlos irgendwelchen anderen Eizellen hinterher zu pfeifen.
Aus denen wird nie was!
Kein Talent und kein späterer Leistungsträger.
Da versagt jede Förderung...
So, und ich "fördere" jetzt meine derzeitige Sommergrippe weiter, die zurückgekehrt ist und der ich leider nicht ausweichen konnte.

Einen schönen Tag sowie ein schönes Wochenende
wünscht Gerry



Re: Begabtenförderung!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf gerry vom 16.07.2010, 15:47:51
Gerry: So, und ich "fördere" jetzt meine derzeitige Sommergrippe weiter, die zurückgekehrt ist und der ich leider nicht ausweichen konnte.

Da bietet sich doch gerade in diesen Tagen ein Sketch über Klimaanlagen an

Du bist einfach gut, Gerry !


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