Plaudereien Bei'm Zahnarzt...

gerry
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Bei'm Zahnarzt...
geschrieben von gerry

Viele deutsche Zahnärzte haben einen Lieblingssatz, der da lautet: "Am Gebiss erkennt man die soziale Stellung seines Trägers."
"Neue Zähne sind aber nicht billig", könnte man diesen Abrechnungskünstlern entgegenhalten, wobei man möglichst das Wort "teuer" vermeiden sollte.

In unserer kapitalorientierten Zweiklassenmedizyn gehören die Zahnärzte wohl zu den bestbezahlten Medizynern, obwohl sie prozentual für den kleinsten Teil der menschlichen Anatomie verantwortlich sind.
So entpuppen sich manche Mundhöhlen für einige Zahnärzte als wahre Goldgruben.
Doch sie winken ab, "über Geld spricht man nicht."
Ja sicher!
Warum sollte der "gemeine Kassenpatient" über etwas sprechen, was er nicht hat, zumindest nicht in ausreichendem Maße.

"Na mal wieder im Internet einen Artikel geschrieben, wieviel gibt es denn dafür?" erkundigt sich mein Zahnarzt freundlich.
Meine Antwort, daß ich es nur aus Spaß tue, kann er nicht begreifen, klopft aber weiter versteckt nach meinen finanziellen Ressourcen.
"Übrigens habe ich einige Ihrer Artikel im NET gelesen. Sie gefallen mir, gratuliere."
Meine Eitelkeit verbietet mir, seine Schwärmerei auf ein realistisches Niveau herunter zu drücken
und zwingt mich so, mir die finanziellen Mittel für die nächste Behandlung zu borgen.

Der professionelle Blick meines Zahnarztes durchforstet meine Zahnreihen.
Er richtet sich auf und legt seine Stirn in Falten, kratzt sich nachdenklich am Hinterkopf.
Ich kenne ihn gut genug um zu wissen, daß es diesmal wieder teuer wird.
Man muß ja schließlich nicht jedes Jahr in Urlaub fahren.
Die goldene Hochzeit und meinen 75. Geburtstag habe ich lange hinter mir und ein paar Tage Entspannung in Dresden auch. Was kann man sich als armer Rentner sonst noch leisten?

Wenn's schlimm kommt, ernährt man sich eben von Tütensuppen.
Sie machen satt, wenn man genügen Wasser nimmt.

Nun belehrt er mich: "Sie wissen, daß Amalgam schrumpft, wenn es altert?"
Ich erwidere ihm: "Der Mensch schrumpft auch, wenn er alt wird.
Ich glaube nicht, daß ich noch 1.87 bin, höchstens in Ihrem Stuhl werde ich länger."
Er bleibt unbeeindruckt: "Die unausweichliche Folge wäre eine schöne Karies."
"Ja und nun"? will ich wissen.

"Oben rechts der Sechser braucht ein Inlay und unten links der Fünfer eine Krone."
Ich bohre nach: "Hätten Sie eine Alternative?"
"Ja" meint er "Extraktion mit anschließender Brücke, ziemlich kostspielig."
Nach kurzem Überlegen meinerseits entscheide ich: "Gut, dann das Inlay und die Krone."
Er klopft mir wegen meiner weisen Entscheidung anerkennend auf die Schulter.
"Ich muß nur mal schnell telefonieren" entschuldigt er sich und wählt bereits.
Ich höre ihn flüstern: "Hallo Maus. der K. hat zugestimmt, Du kannst Dir jetzt das Kabrio bestellen."

Einen schönen, zahnschmerzfreien
und sonnigen Tag
wünscht Gerry


Papa_Joe
Papa_Joe
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Re: Bei'm Zahnarzt...
geschrieben von Papa_Joe
als Antwort auf gerry vom 07.09.2010, 12:00:24
Hall Gerry,

herzlich habe ich geschmunzelt beim Lesen Deines Zahnarzt-Reports.
Er erinnert mich an einen Gang zu meinem Zahnarzt vor rund 5 Jahren. Der Gang war nach jahrelangem Hinauszögern (bedingt durch höllische Angst vor Zahnärzten, basierend auf Erfahrungen, gemacht in den frühen Nachkriegsjahren) nicht mehr zu vermeiden.
Nach Durchsprache der dringend notwendigen Generalsanierung (es war jetzt eine Zahnprothese fällig!) handelte ich dann die Kosten von einem gehobenen Mittelklassewagen (der mit dem Stern) auf einen gediegenen Kleinwagen herunter und bin jetzt, nach wie gesagt 5 Jahren, damit sehr zufrieden.
Bei der ersten Anprobe wies ich darauf hin, dass sich die untere Prothese nur sehr schwer zwecks Reinigung ausbauen ließ. Der Zahnarzt meinte darauf: "Das muss so sein, sonst verbeisst sich Ihr Gebiss beim ersten Huster im nächsten Gartenzaun!!"

Ich hoffe, Du hast Dein Kapitel hinter Dir und kannst wieder mehr als Grießbrei essen.

Papa Joe
gerry
gerry
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Re: Bei'm Zahnarzt...
geschrieben von gerry
als Antwort auf Papa_Joe vom 07.09.2010, 16:16:24
Ja danke Papa Joe,
ich kann alles essen und beissen.
Ich hatte nie Angst vor'm Zahnarzt,
meine Tochter ist auch beruflich auf dieser Ebene gelandet.
Als Kind habe ich sie immer mitgenommen, wenn bei mir eine "Durchsicht"
fällig war. So hat auch sie die Angst vor'm "bösen Mann im weißen Kittel"
nie kennengelernt.
Aber teuer ist das alles schon.
caya
caya
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Re: Bei'm Zahnarzt...
geschrieben von caya
als Antwort auf gerry vom 07.09.2010, 12:00:24
Ich kicher lautlos und verhalten ins Spitzentaschentuch, Gerry
nur, damit es keiner hört und nicht wieder ein Miesmacher auf der Matte steht und deine schöne Geschichte madig macht


Na, du wirst dir doch ein kleines Häuschen zusammengespart haben, welches du deinem Zahnarzt für gute Arbeit in Aussicht stellen kannst tztztztztztz

Auf Krankenschein ist heute nix mehr zu kriegen, außer vielleicht eine Amalgamfüllung im sichtbaren Bereich.

Ich könnte Zahnarztgeschichten erzählen von selbsterlebten, schmerzlichen Erfahrungen mit Zahnärzten, und
Gekungel der Herren Zahnärzte untereinander.......

Nein,Nein, bloß nicht mehr daran erinnert werden.

Aber deine Geschichte gefällt mir wieder, weil mitten aus dem Leben!

Grüße
Caya

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