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Plaudereien Club der Nightwriter und Nightreader

johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Montag 5.2.
durchhalten oder frieren…..
Nach einer kalten Nacht starten wir vom Parkplatz der Tropfsteinhöhle. Hier hatten wir unseren Caravan während dem Besuch der Anlage abgestellt und mangels anderer Campmöglichkeiten dort auch übernachtet.
Die Heizung lief die ganze Nacht – Gasverbrauch ohne Ende – die Autoscheiben waren vereist und auch auf dem Parkplatz gab es glatte Stellen. Nach dem Bezahlen verliessen wir frühmorgens kurz nach sieben Uhr die Anlage Postojna.
Richtung Lubljana bis zum Grenzübergang nach Österreich hatten wir reichlich Schnee. Die Strassen in Ljubljana waren vorbildlich geräumt, die Landschaft sah märchenhaft aus. Auf den Bäumen das weisse Glitzern – die Berge schneebedeckt in der Sonne. An manchen Stellen ein Märchenwald wie in der Schneekönigin von Hans Christian Andersen beschrieben.
Der Karawankentunnel mit seinen ca. 8 km Länge brachte uns nach dem Durchfahren ein anderes Landschaftsbild. Nicht mehr so viel Schnee – sehr viel mehr grün und zum Glück auch wenig Verkehr. Je weiter wir nach Norden Richtung Salzburg kamen um so weniger weiss war zu sehen. Schnee? Nichts war vorhanden – der schneereiche Winter war sicher in Slowenien geblieben. Wir fuhren an Abfahrten vorbei, die ich aus meiner Vergangenheit sehr gut kannte: Hallein, Salzburg, Bad Reichenhall – alles war mit Erinnerungen behaftet. Wir oft war ich in der Mozartstadt Salzburg, lief mit einem Bekannten durch die Gassen. Von Schwarzbach aus mit dem Fahrrad den Berg hinunter Richtung Salzburg um einem Bekannten seine heißgeliebten Räucherstäbchen zu besorgen, naja schmuggeln….das drückt es wohl besser aus. Vergangenheit, Erinnerungen aus den sechziger Jahren, als ich in dieser Ecke Deutschlands lebte.
Die Grenzkontrollen lasch, als ob es ein notwendiges Übel ist bei Kälte an der Strasse zu stehen und die Autos durchzuwinken. Da kamen uns gleich wieder die vergleiche mit einem Grottenolm in den Sinn.
München nicht mehr weit, Zeit für eine Pause. Ikea bietet für kleines Geld eine gute Mahlzeit, also nichts wie hin, ausserdem ist ja auch wieder tanken angesagt. Den Rundgang bei Ikea nach dem Restaurantbesuch haben wir wohlweislich abgekürzt und verliessen schnell das schwedische Einkaufsparadies.
Weiter ging es über die Autobahn der Stadtumgehung München Richtung Nürnberg. Dort leitete uns dann das Navi über Würzburg. In der Nähe von Geiselwind war es wieder Zeit für eine Pause. Ich machte mir Gedanken. Uwe fuhr ohne Rast und Ruhe – die angekündigten Temperaturen waren nicht nach unserem Geschmack. Aber wir hätten doch wieder durchheizen können. Gas hatten wir schliesslich noch genug. Ob der Caravan allerdings bei den angekündigten Minusgraden warm geworden wäre lasse ich mal dahingestellt. Uwe meinte dann als ich ihn fragte: entweder durchhalten oder frieren…….also besser durchhalten und zwei Stunden mehr Fahrt anhängen und dann nicht frieren.
Wir hielten an einem Autohof an. Bei Tankstellen oder anderen Rastplätzen sah man ab ca. 16 Uhr, dass es kaum noch einen freien Platz für ein Gespann gab. Die Rastplätze können noch so gross sein, sie sind ab dieser Uhrzeit voll mit Lastwagen. Wer um 17 Uhr keinen Platz mehr hat, der muss weiter fahren, ob er will oder nicht. Oder aber bei den Autohöfen parken und das kostet Standgeld.
Bei diesem Autohof war direkt neben der Tankstelle und dem Parkplatz eine Spielothek. Wir stiegen aus und Uwe meinte noch zu mir, pass auf es ist glatt – da sass ich schon auf dem Schnee. Mir hatte es beim ersten Schritt gleich die Füße weggezogen – Glatteis! Die Warnung kam eine Minute zu spät – wenn es irgendwo eine Unebenheit, ein Loch oder eine Stelle mit Glatteis gibt, ich finde das und trete prompt hinein! Uwe sagte dass er mehrere hundert Kilometer bei Glätte fährt und dass nichts passiert und ich mache nur einen Schritt und „peng“ sitze ich auf dem Hintern. Wie gut, dass der bei mir dick gepolstert ist!!
Wir betraten die Spielothek und gingen zur Theke – fragten nach einer Toilette und wurden an die Tankstelle verwiesen. Daraufhin bestellten wir uns erst mal einen Kaffee, kamen kurz ins erzählen. Die Dame kochte uns einen „Türkentrank“ der es in sich hatte – extra stark - nachdem sie erfuhr, welchen Weg wir noch vor uns haben. Diese Tasse Kaffee liess sämtliche Lebensgeister sofort wieder auf Höchsttouren laufen.
Weiter ging es über Würzburg, Fulda bis Bad Hersfeld. Da wir bereits am Anfang der Tagesetappe einen längeren Stau wegen einem grösseren Unfall hatten, war die Ankunftszeit auf halb zehn am Abend angesetzt. Bereits von unterwegs aus hatte ich am frühen Nachmittag meine nette Nachbarin informiert, damit wir mit dem Wohnwagen ihren Parkplatz belegen können. Wir hofften, dass der Hinterhof um diese Uhrzeit frei ist, denn mit dem langen Wohnwagen dort zu rangieren ist nicht einfach.
Doch es wurde 22:00 Uhr als wir endlich zu Hause ankamen. Nur schnell in die warme Wohnung – nichts mehr ausräumen, sondern nur noch waschen und ins Bett. Der Tag war lang und anstrengend genug. Der starke Kaffee machte uns aber einen dicken Strich durch diese Rechnung. Erst nach Mitternacht und Uwe erst nach halb drei fanden wir Ruhe und erholsamen Schlaf.
 
CharlotteSusanne
CharlotteSusanne
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von CharlotteSusanne
als Antwort auf johanna vom 06.02.2018, 21:27:42



Liebe Johanna, nach diesem "Gewaltritt" am Montag muß es doch superschön gewesen sein,
wieder im eigenen Bett zu schlafen !!!
So hat alles zwei Seiten :
Einerseits freue ich mich, daß Du wieder gut daheim gelandet bist ............. und
andererseits werde ich Deine Reiseberichte sehr vermissen in nächster Zeit.
Oder ist etwa die nächste Reise schon in Planung ???????????
Ich wünsche Dir eine gute Zeit des Wiederankommens
und auch an Uwe gute Erholung von dem Fahrstress !
CharlotteSusanne
rosemie
rosemie
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von rosemie
als Antwort auf johanna vom 06.02.2018, 21:27:42

Schön, dass ihr wieder gut zu Hause gelandet seit. Eine tolle Reise habt ihr gemacht. Vielen Dank, dass du uns daran hast teilhaben lassen. Gute Zeit
Rosemie


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johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Danke fur das Willkommen. Ein Beitrag kommt noch, denn ich möchte euch noch mit ein paar Zahlen, Daten, Fakten langweilen.....Smile
ich habe mein eigenes Bett nicht vermisst. Uwe hatte vorher den Caravan so umgebaut, dass jeder sein eigenes Bett mit einer richtigen Matratze hatte. Bettgröße war 90 Mal 200 cm.
Der größte Luxus ist für mich jetzt warmes Wasser, welches einfach so aus dem  Hahn  kommt. Alles andere ist gut zu managen. Und es hat auch grossen Spass gemacht. Kochen mit Gas, Abfallentsorgung, Trockenklo, Wäsche alles kein Problem. Man ist flexibel. Es gab weder Differenzen noch sonstige Unstimmigkeiten......obwohl das von anderen wegen dem vorzeitigen Abbruch vermutet wurde. 
 

johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna
als Antwort auf CharlotteSusanne vom 06.02.2018, 22:17:03

CharlotteSusanne im Moment gibt mein Terminkalender keine längeren Fahrten mehr her. Dieses Jahr hatte ich mir vorgenommen, etwas weniger herumzureisen. Denn Uwe und ich machen auch viele Kurzreisen, mein Aktenordner mit den Beschreibungen im letzten Jahr platzte aus allen Nähten. Für den nächsten Winter ist Frankreich, Spanien, Portugal und Marokko angedacht. Mal sehen was daraus wird - noch ist es ungewiss.
Die guten Wünsche habe ich an Uwe weitergegeben- er dankt!

Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf johanna vom 07.02.2018, 16:42:19

Es war wirklich spannend, liebe Johanna, deine Reise mitzuverfolgen. Nochmals danke, dass du uns jeden Tag berichtet hast. Mir geht es wie Charlie, ich werde es vermissen Zwinkern. Charlies Frage, wann wieder etwas geplant ist, hast du ja schon beantwortet. In Marokko müßt ihr unbedingt einmal in Essaouira Halt machen. Jetzt wünsche ich dir gutes Wiedereingewöhnen zuhause.

Herzliche Grüße


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johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Zum Abschluss unserer ungewöhnlichen Urlaubsreise möchte ich noch einige Daten festhalten.

11 Länder haben wir besucht
Deutschland, Österreich, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Bosnien/Herzegowina, Montenegro, Albanien, Mazedonien, Griechenland, Slowenien

10.026 Kilometer sind wir gefahren

9 Tage waren wir in Ungarn

8 Landeshauptstädte haben wir besucht – manche länger, manche nur kurz (Wien sogar zweimal)
Wien, Budapest, Bratislawa, Zagreb, Podgoritza, Tirana, Athen, Ljubljana

7 Museen haben wir besucht (wahrscheinlich waren es ein paar mehr, so ganz genau kann ich das nicht mehr aufzählen)

6 Baumärkte haben wir besucht

5 verschiedene Währungen hatten wir in unserem Portemonnaie
Euro, Forint, Kuna, LEK, Mazedonischer Denar

4 Gasflaschenfüllungen haben wir innerhalb von 2 Monaten verbraucht

3 Tage waren wir auf dem Campingplatz Artreu (nur kaltes Wasser, keine Türen in den Waschräumen, nicht gerade empfehlenswert)

2 neue Kontakte: Saida in Albanien und Igor in Mazedonien. Diese Kontakte werde ich auch weiter pflegen.
Wir hatten 2 Polizeikontrollen

1 Strafzettel haben wir kassiert
und es war ein einmaliger Urlaub! Lehrreich, wunderschön – einfach nur Spitze!

Mein Dank geht ganz besonders an Uwe der jederzeit auf unsere Sicherheit bedacht war, der sich darum kümmerte woher man Wasser bekommt, wo man Gasflaschen auffüllen lassen kann, der viele gute Ideen hatte was man sich anschauen kann und oftmals die Initiative ergriff. Uwe, der immer auf einen sicheren Schlaf/Halteplatz bedacht war. Ein Reisebegleiter mit einer Engelsgeduld, einem grossen Herzen, wie man ihn sich nur wünschen kann.

Vor unserer Reise habe ich mich mit folgenden Worten verabschiedet:

Das grösste Vergnügen….
......im Leben besteht darin, Dinge zu tun, die man nach Meinung anderer Leute nicht fertigbringt sagte schon Marcel Aymé. Und mein Vergnügen wird es sein, in zwei Tagen mit einem Bekannten zusammen im Caravan eine längere Reise zu unternehmen. Vorerst steht Ungarn, Kroatien, Albanien und Griechenland auf dem Plan - Ob wir das umsetzen werden ist noch ungewiss.
Die Welt ist ein Buch und wer nie reist, der sieht nur eine Seite davon. Da ich aber gerne und viel lese möchte ich so viele Seiten wie möglich aus diesem Buch konsumieren.
Noch ein Wort von Theodor Fontane zu dieser Reise. Wer reisen will muss zunächst Liebe zu Land und Leuten mitbringen, zumindest keine Voreingenommenheit. Er muss guten Willen haben das Gute zu finden, anstatt es durch Vergleiche tot zu machen. Und deswegen sage ich: wenn man vergleicht, hat Niemand und Nichts eine Chance.
Konfuzius sagt: wohin Du auch gehst, gehe mit ganzem Herzen - und genau das haben wir vor.
Man sagt, die besten Geschichten der Welt finden sich zwischen den Seiten eines Reisepasses, aber ob das die besten Geschichten werden bleibt abzuwarten, ich ziehe nicht gern voreilige Schlüsse.
Warum geht man fort? Damit man zurückkehren kann, um den Ort , den man verlassen hat, mit neuen Augen und zusätzlichen Farben zu sehen sagt Terry Pratchett.
Ob diese Farben dann bunter und/oder schillernder sind? Das bleibt abzuwarten.

Ich habe nach Abschluss dieser Reise festgestellt, dass wir von anderen Völkern, Nationen sehr viel lernen können, man kann kein Land mit dem anderen vergleichen. Wie leichtfertig die Menschen mit den Schätzen der Natur umgehen – nicht nur in Deutschland, auch an anderen Ecken unserer Welt. Und ich bin dankbar für den Luxus, warmes Wasser und vor allen Dingen immer sauberes Wasser zur Verfügung zu haben. Zu einer Verständigung gehört unbedingt Respekt und gegenseitige Achtung und keine Voreingenommenheit und Überheblichkeit – wie ich das bei einigen Telefongesprächen herausgehört habe. Diese Warmherzigkeit, Gastfreundschaft, Freundlichkeit Fremden gegenüber und Hilfsbereitschaft habe ich sehr genossen.
Von diesem Urlaub werde ich mit Sicherheit noch lange zehren, schwärmen, erzählen und einigen Leuten kann ich mit Uwes Worten sagen:“Ihr habt ja keine Ahnung“
 
johanna
johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna
als Antwort auf Roxanna vom 07.02.2018, 17:25:38

Danke Roxanna - auch mir hat es Spass gemacht, auch wenn es manchmal am Abend ein wenig anstrengend war, da ich ja nur mein Handy als Hotspot hatte und dies auch nicht immer voll aufladen konnte.
Ich wünschte ich wäre ein wenig jünger und beweglicher, dann wäre ich bestimmt sehr viel öfters auf längeren Reisen.......allerdings müsste ich dann auch einen Uwe haben, der immer Zeit hat und solche "Uwes" sind leider sehr dünn gesäet.

johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna
als Antwort auf Roxanna vom 07.02.2018, 17:25:38

Danke Roxanna - auch mir hat es Spass gemacht, auch wenn es manchmal am Abend ein wenig anstrengend war, da ich ja nur mein Handy als Hotspot hatte und dies auch nicht immer voll aufladen konnte.
Ich wünschte ich wäre ein wenig jünger und beweglicher, dann wäre ich bestimmt sehr viel öfters auf längeren Reisen.......allerdings müsste ich dann auch einen Uwe haben, der immer Zeit hat und solche "Uwes" sind leider sehr dünn gesäet.

Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf johanna vom 08.02.2018, 00:00:08

Liebe Johanna,

jetzt eben erst habe ich deinen gestrigen Beitrag gelesen. Wer mit solchen Worten, wie du sie formuliert hast, auf Reisen geht, da muß ja alles gut gehen. So schön hast du das formuliert! Ich staune wirklich noch immer über dich, dass du dich so gut auf alles einlassen konntest. Bequem war es ja nicht immer. Das war doch ganz sicher nicht deine letzte Reise mit Uwe, auf den du dich ja zu 100 % verlassen konntest. Was ein Glück, dass du ihm begegnet bist. Solche Begegnungen hat man nicht so oft im Leben. Sich über ein solch langen Zeitraum in der Enge eines Wohnwagens so gut zu verstehen, das will etwas heißen.

Danke nochmal für dein Erzählen und auch wenn du nun wieder zuhause bist und vielleicht keine spannenden Abenteuer auf Lager hast Zwinkern, komme doch mal wieder vorbei im Eulennest. Hier ist es mächtig ruhig geworden seit einiger Zeit.

Herzliche Grüße
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