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Plaudereien Club der Nightwriter und Nightreader

johanna
johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Geburtsstadt Tilman Riemenschneider ….oder
alles wie im Westen, nur kleiner ( Ironie aus)


Gestern abend wollten wir noch ein wenig herumfahren. Bad Heiligenstadt bot sich an – denn eigentlich bin ich dort immer nur auf der Strecke von der Autobahn nach Eschwege durchgefahren. Da schaut man sich nicht rechts und links die Stadt an, sondern sieht zu dass man so schnell wie möglich nach Hause kommt.
Bad Heiligenstadt hat einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Als Kurstadt hat es eine Therme – die Eichsfeld-Therme mit 6 verschiedenen Bade- und Schwimmbereichen. Der Kurpark in den wir einige Meter gingen – ein kleiner See gleich zu Anfang mit einer Wasserfontäne, schöner Beleuchtung und alles war sehr sauber – kein Müll lag um die Papierkörbe, an einer Tafel die Geschichte der Stadt bis sie in den Neunziger Jahren zum Bad erklärt wurde. Die Voraussetzungen, sich Bad nennen zu dürfen, müssen immer wieder nachgewiesen werden. Und hier lernten wir u.a., dass Bad Heiligenstadt die Geburtsstadt des berühmten Bildhauers und Schnitzers Tilman Riemenschneider ist. Er war einer der bedeutensten Künstler um 1500, lebte und arbeitete später in und um Würzburg. Durch Heirat einer Witwe eines Goldschmiedemeisters kam T. Riemenschneider dort zu hohem Ansehen und Ehren.
Leider konnten wir mangels Zeit das Literaturmuseum Theodor Storm nicht besuchen und auch für den grossen Wasserfall im Kurpark war keine Zeit mehr. Wir sahen einen grossen Sportplatz mit einem Stadion, für eine Kleinstadt mit ca. 17.000 Einwohnern beachtlich! Den Barockgarten nenne ich hier einmal als erstes was wir uns genauer ansahen. Durch enge verwinkelte Strassen bis zu dem ausgeschilderten Barockgarten war der Weg nicht leicht zu finden. Eine nette Dame wies uns den Weg . Wir stiegen die Treppe hoch zur Kirche und zu der Taufkapelle. Die Farbe der Gemäuer ungewöhnlich dunkel rot. Türmchen und Zinnen. Die Taufkapelle steht separat vor der Probstkirche. Im Kirchengelände eine Ecke mit Gräbern der Pröbste, die hier gewirkt haben und begraben wurden. Der Propst ist in der Regel der Leiter der äußeren Angelegenheiten eines Dom- oder Stiftskapitels. Ein gewählter Vorstand eines Domkapitels in der katholischen Kirche wird meist Domprobst genannt. Im Mittelalter war es nicht nötig, dass der Probst Geistlicher war, sondern meistens hatten Adlige dieses Amt inne. Es war deshalb für die Adligen sehr vorteilhaft, weil es mit grossen Pfründen verbunden war. Diese hohen Einkünfte verhalfen auch zu grosser Machtbefugnis.
Die Gräber waren sehr gepflegt und auch die Anlage zeugte von liebevoller Bepflanzung – grosse Hecken mit Schneeballsträuchern, die in voller Blüte standen,. Lavendelbeete – viele Phloxpflanzen die betörneden Duft verströmten. Sonnenaugen und Astilben, umrahmt von Alchemilla mollis, dem Frauenmantel. Vor einem der nahestehenden Gebäude, dem alten Rathaus, ein Mühlenrad welches durch Wasserkraft angetrieben wurde. Der Barockgarten vor dem Eichsfelder Heimatmuseum einem ehemaligen Jesuitenkolleg war leider verschlossen, aber wir konnten von aussen die Anlage durch das Gitter betrachten. Die Buchseinfassungen – normalerweise sind solche Buchsgewächse mannshoch und bilden einen Irrgarten. So kenne ich das von anderen Barockgärten. Hier waren sie zwar sehr akkurat beschnitten und geformt, aber leider nur maximal kniehoch (vermute ich bei meiner Grösse) - also sehr klein. Wir liefen zum Auto und fuhren weiter, kamen zu dem Vitalparkhotel. Ein imposanter Bau – sicherlich das grösste Hotel in Bad Heiligenstadt. Schon der Parkplatz hat sehr grosse Ausmasse – er war sehr gut besucht, denn hier fand zufällig ein Treffen der Corvette-fahrer statt. Diese Autos, niedrig, windschnittig und alle auf Hochglanz poliert – die Autokennzeichen verrieten uns, dass hier stolze Corvettebesitzer aus ganz Deutschland zusammen gekommen waren. Diese Fahrzeuge sind nicht gerade billig – gebraucht kann man sie je nach Alter und Fahrleistung ab ca 20.000,- Euro erstehen, wenn man sich als Rennfahrer fühlen will. Prestigeobjekt? Wahrscheinlich – wie unter den Motorrädern die Harley Davidson, welches auch jede menge Freiheit verspricht. Wir begaben uns ins Vestibül des Hotels, setzten uns in eine der gemütlichen Sitzgruppen und liessen uns eine Erfrischung bringen. Draussen vor dem Hotel waren zwei Stände für die Corvettefahrer aufgebaut, bei denen sie sich Getränke holen und fachsimpeln konnten. Wahrscheinlich war eine Sternfahrt geplant. Wir lasen ein Schild, danach war es das 17. Treffen dieser Autoliebhaber. Unsere Heimfahrt fand dann bei Dunkelheit statt. Eine schöne Kleinstadt, die einen weiteren Besuch rechtfertigt, wenn ich wieder besser laufen kann.

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Danke! Es freut mich sehr wenn Euch meine kleinen beobachtungen und Erzählungen Freude bereiten
johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Die Frau mit dem Besen weiss das…..
und das Durchstreifen von „Jochens Ex-revier“

Sonntag nachmittag – wir hatten etwas Zeit bis zum abendlichen grillen. Der Bibelgarten St. Crucis wird im Kurtheater vor jedem Film beworben. Den suchen wir. Aber erst stöbern wir in „Jochens“ ehemaligem Revier herum. Hier soll ein jüdischer Friedhof sein – wie ich darauf kam so etwas zu suchen? Ich weiss es nicht, irgendein nichtiger Anlass wird es wohl gewesen sein. Dieser jüdische Friedhof soll irgendwo am Waldesrand ganz versteckt liegen, aber Uwe kennt den Weg und ich bin sehr neugierig. In Kattowitz habe ich vor vielen Jahren während einer Reise ins dortige Kohlenbergbaugebiet einen jüdischen Friedhof besucht. Die Gräber waren sehr gepflegt, obwohl keine Angehörigen mehr lebten. Die Stadt fühlte sich verpflichtet dafür zu sorgen dieses Andenken zu bewahren. Diese Auskunft erhielt ich auf meine damaligen Fragen.
Auch hier ist das Gelände sehr gepflegt – das Gras gemäht – ein ziemlich grosses Stück mitten im Wald. Abgesperrt durch einen Zaun, am hölzernen Tor welches man über ein paar Treppenstufen erreicht zwei Schilder. Feiertage im jüdischen Leben und der Hinweis auf Öffnungszeiten und wo man den Schlüssel für das Türchen bekommt. Auf dem Gelände stehen nur noch die Steine mit den manchmal noch schwer lesbaren hebräischen Inschriften. In mehr oder weniger grossem Abstand zueinander. Friedlich ist es hier – Stille, kein Lärm, nichts ist zu hören und auch die Hitze hindert die Vögel daran zu zwitschern oder ihre Rufe laut erklingen zu lassen.
Wir fahren weiter. Bad Sooden-Allendorf ist das Ziel. Mein Smartphone kann mir nichts anzeigen – wir sind in einem Funkloch. Also bleibt uns nichts anderes übrig als die dortigen Kirchen anzufahren. In Bad Sooden fährt Uwe zuerst zur dortigen Kirche – kein Garten – kleine Gassen – keine Möglichkeit zu parken und auch kein Garten in Sicht. Also weiter durch das Kur- und Hotelviertel der Stadt. An einem Grundstück kehrt eine Frau, bewaffnet mit Schaufel und Besen das Begrenzungsmäuerchen ihres Grundstücks. Uwe meinte, dass es früher ja schon mal geklappt hat, Bewohner die einen Besen in der Hand halten nach dem Weg zu fragen. So hält er das Auto an und fragt:“ Wie kommen wir hier zum Bibelgarten?“ Die Frau dreht sich um, überlegt kurz und erklärt uns wohin wir fahren müssen. Allendorf – der Marktplatz- daran vorbei und gerade aus weiter. Man fährt direkt darauf zu. Was ist los in Allendorf? Jede Strasse zugeparkt – voll mit Autos, Geschäfte teilweise geöffnet – die Stühle der Kaffes und vor den Restaurants sind gut besetzt. Nur alles wegen Sonntag und Sonnenschein?

Wir erreichen die Kirche und belegen gleich einen Parkplatz direkt davor im abgeteilten Kirchenareal. Ein Schild weist nach rechts zum Bibelgarten aber zuerst betreten wir die Kirche. Im Vorraum eine alte, reicht geschnitzte und stabile Treppe die nach oben führt. Eine Glocke hängt an der gegenüberliegenden Seite herab – Ein Tischchen belegt mit Prospekten und einem Gästebuch ist vorhanden – ebenso ein Schrankregal. Wir treten durch die nächste Tür und man sieht einen weiteren kurzen Gang von dem Türen rechts und links abgehen. An der gegenüberliegenden Seite eine offene Glastür – dahinter ein Café.
Kirche und Café? Tolle Idee um ein Gotteshaus zu füllen. Denn dieses Café ist von der Kirche durch Glaswände und eine Tür abgeteilt. Der Kirchenraum ist dadurch immer noch gross genug. Das Kirchencafé Himmelspforte ist neben dem Bibelgarten der ideale Platz um Ruhe zu finden, ein Buch zu lesen, die Düfte der Pflanzen zu erschnuppern oder auch die Gedanken schweifen zu lassen. Wir starten einen kurzen Rundgang durch den Garten. Diese Vielfalt an Pflanzen, alles ausführlich beschriftet – mit viel Engagement dargeboten. Eine alte hölzerne Maschine zur Bodenbearbeitung, Besen, Rechen, Heugabel und Egge nebst Spaten auf einem Gartenstück drapiert. Kletterwände für Rosen und Clematis und andere rankende Pflanzen. Dinkel neben anderen Getreidesorten – es gibt auf jedem Fleckchen Erde immer wieder ein anderes Gewächs. Dazwischen Ruhebänke aller Art. Und auch hier Tische und Stühle mit schattenspendenden Sonnenschirmen die von vielen Besuchern belegt sind. Die Sonne brennt – wir gehen zurück in das Kirchengebäude, um uns die Andachtsräume anzuschauen.

Sehr schlicht gehalten, ein Beichtstuhl auf der einen Seite – ein paar Schritte weiter der Aufgang zu einer Kanzel.
Die Kanzel als einziges Prunkstück des Kirchensaales. Reich verziert mit geschnitzten Ornamenten in unterschiedlich gefärbten Hölzern. Am Kanzelaufgang halten Männerköpfe Säulen des Geländers auf dem Kopf. Und dann drehe ich mich um, schaue hoch zur Empore über dem Eingang und sehe etwas sehr ungewöhnliches.
Eine neue Orgel, Pfeifen die auch rechts und links separat an den Wänden stehen.
Die Orgel sieht wie ein grosses Gitter aus – so stellt man sich ein Hochhaus mit vielen Fenstern vor, wenn man es aus großer Entfernung sieht. Das Holzgitter vor der Orgel ist luftig, leicht mit Streben gebaut. Gitterförmig wie vor einem Hochsicherheitstrakt.
Diese „Queen an der Werra“ ist ein Zusammenspiel von englischer Orgelbaukunst der Vergangenheit und deutscher Orgelbaukunst der Gegenwart. Sie besitzt 61 Register, hat 3.547 Pfeifen die sich auf 3 Manuale und Pedal verteilen. Es ist die grösste Kirchenorgel der englischen Romantik auf dem europäischen Festland.
Die Summe der Kosten die auf die Gemeinde fällt ist enorm und muss mit Spenden, Eintrittsgeldern für Konzerte oder aber auch Einkünften von Verkauf einer CD Reihe (das Barockensemble an St. Crucis) erbracht werden. Man sucht auch Paten für die diversen Pfeifen. Und an Kleinigkeiten sieht man, dass es heute hier noch ein Orgelkonzert geben wird. Bankreihen, die mit Zahlen gekennzeichnet sind – die letzten Bankreihen sind mit einem Zettel „freie Sitzplatzwahl“ gekennzeichnet.

Neben dem Hauptschiff eine hölzerne Tür die zum Raum der Stille führt. Hier herrscht eine eigentümliche Stimmung. Holzbänke bestückt mit weissen zusammengelegten Tüchern – am Kopfende des Raumes ein schlichtes Kreuz.
Jetzt müsste hier nur der Musiker mit seinem Instrument „Hang“ anwesend sein, dann wäre alles perfekt! Besinnlich, feierlich und ruhig, trotzdem erfüllt mir den Tönen dieses Instruments…..
Wir gönnen uns im Café ein Stück Torte und eine heisse Schokolade bzw. einen Cappucchino, dann fahren wir zurück um die Kühle in Uwes Haus zu geniessen.

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SamuelVimes
SamuelVimes
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von SamuelVimes
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LG
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johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Eine schöne Eule die da versucht auf dem Skateboard voran zu kommen. Jetzt bin ich ein paar Tage nicht hier. Muss nach Belgien fliegen. Ich hoffe dass hier alle gesund und munter bleiben.
Nachteule Johanna

Majorie
Majorie
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von Majorie

Langsam,  ganz langsam kommt meine Eule wieder angeflattert. Ich hatte Euch nicht vergessen.
War 3 1/2 Wochen im Hospital aufgrund eines totalen Leberversagens.
War kein 'walk in the clouds'. 3 Tage hatte man mir noch gegeben und hier flattere ich wieder,
wenn auch etwas lahm. Wird sich wieder staerken.
Ja - der Fortschritt ist im Gesundheitswesen auf keinen Fall zu verteufeln.
Wollte Euch das nur kurz wisssen lassen und sobald ich   56  Mails beantwortet habe -nur kurz-
bin ich wieder voll bei Euch.

" So long"
die etwas verlangsamte Eule
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johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna
als Antwort auf Majorie vom 14.07.2018, 02:01:32

Majorie da wünsche ich Dir weiterhin gute Besserung - ich hatte Dich schon so vermisst - denn auch wenn ich in Belgien bin schaue ich immer wieder hier einmal herein. Zur Zeit flattern hier nicht so viele Eulen herum - kann sein dass ihnen die Temperaturen etwas ausmachen......
ch grüsse jedenfalls alle
Nachteule Johanna


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Karl
Karl
Administrator

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von Karl
als Antwort auf Majorie vom 14.07.2018, 02:01:32

Schön, dass es Dir besser geht. Weiterhin alles Gute, Karl

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Komet
Komet
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von Komet
als Antwort auf Karl vom 14.07.2018, 07:31:45

Liebes Ruthchen/Majorie,
ich bin zwar kein Eulenmitglied, möchte dir aber auch hier recht baldige Besserung wünschen.

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Herzliche Grüße von der WW Ruth

Shenaya
Shenaya
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von Shenaya
als Antwort auf Majorie vom 14.07.2018, 02:01:32

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Mitglied_69e81d4
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Shenaya vom 14.07.2018, 17:32:42

Bin sehr beruhigt, liebe Majorie. Nun kommst du sicher wieder öfter ins Eulennest. Liebe Grüsse von der Tine und der Jule
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