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Plaudereien Club der Nightwriter und Nightreader

johanna
johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

11.11.

Wahnsinn……
oder

.....früher gab es bereits ein Europa, warum also nicht in Ungarn zur Zahnklinik?

Sonntag und Sonnenschein, ein Tag wie für uns gemacht - kein Tag für Stubenhocker. Wir fuhren nach Fulda – dort gibt es immer noch einige Dinge, die man sich einfach ansehen muss. Z.B. der Dom – ein barocker Bau. Wenn man durch die Tür tritt fällt einem sofort die Helligkeit im Innenraum auf – alles ist klar, kein verschnörkelter Zierrat, wie er so oft in Kirchen zu finden ist.

Über den Durchgängen zu den Seiten des Hauptraumes lebensgrosse Apostelfiguren. Das Material kann man nicht erkennen, Stein – Stuck oder etwas anderes? Auf jeden Fall hat der Künstler hier großartiges geschaffen – die Haare, Kopf oder Bart kräuseln sich, als ob sie echt wären. Die Falten der Gewänder, alles wie man es auch auf Bildern sieht. Das Buch welches ein Apostel in der Hand hält, die vielen Seiten kann man zwischen den Buchdeckeln genau erkennen, zumal der Mann seinen Umhang mit der anderen Hand anhebt. Zu Füssen einer anderen Figur sieht man den Teufel sitzen – die kleinen Hörner sind deutlich auszumachen. Über dem Bogendurchgang zum Hochaltar ein Wappen – 3 Visiere sind über dem mit Kreuzen geschmückten Wappen zu sehen - rechts und links sind Engel, die dieses Wappen anscheinend beschützen. Sie halten Waffen in ihren erhobenen Händen.
Leider war in diesem Dom zu der Zeit keine Führung, so musste ich über die Geschichte einiges im Internet nachlesen. Unter einer Schautafel einige Seiten auf Latein – ohne Übersetzung:
„Sed er memoriam venerantes. In primis glorose semper virginis marie: …..“ Jeder Buchstabe wie gemalt. Wenn man mehr über diesen Dom, insbesondere über die Baumeister, die Geschichte und auch Bilder hiervon betrachten will, kann ich Tante Google empfehlen.

Wir liefen zur Touristinformation, da Uwe dort für uns eine Stadtführung gebucht hatte. Sie sollte um 15:00 Uhr starten. Doch als wir dort ankamen entschuldigte sich die zuständige Dame – sie hätte sich geirrt – die Stadtführung würde in der Winterzeit nicht stattfinden – so blieb uns nichts anderes übrig als zurück Richtung Bahnhof zu laufen. Dort hatten wir das Auto auf einem Parkplatz abgestellt.
Wir überquerten dabei auch den Marktplatz – kurz vor der Bahnhofstrasse, die als Fußgängerzone ausgewiesen ist. Hier wurde eine sehr grosse Weihnachtspyramide aufgebaut. Die dazu gehörigen kleineren Weihnachtshütten standen zwar schon auf diversen Plätzen, aber sie waren noch nicht bestückt, da der Weihnachtsmarkt hier erst am 23.11. beginnt.

Auf dem Heimweg nahmen wir die Gelegenheit war um einer Bekannten zum Geburtstag zu gratulieren und dabei passierte dann ein kleineres Mißgeschick – welches der Auslöser war, uns einen Termin in der ungarischen Zahnklinik zu erbitten.

Am Sonntag hatte ich spät abends eine E-Mail an die Empire-Klinik in Mosonmagyarovar in Ungarn geschickt und um einen Behandlungstermin gebeten. Dabei gab ich die diversen uns zur Verfügung stehenden Tage vor. Dienstag 13., Mittwoch 14., evtl. Donnerstag – später war dann erst wieder der 18.11. für uns möglich um in Mosonmagyarovar zu erscheinen.
Am Montag um 11:10 Uhr erhielt ich das Angebot für einen Termin Dienstag 13.11. Mittag um 12:30 Uhr.
Keine Frage, dass wir uns noch am gleichen Tag auf den Weg machten. ca. 850 km einfache Fahrt – ein ziemlicher Ritt, der uns bevorstand. Ich bestätigte der Klinik diesen Termin, informierte telefonisch kurz meine Töchter damit sie Bescheid wissen, schmiß einige Klamotten in eine Tasche und dann furen wir auch schon gegen 13 Uhr los.

Zimmerreservierung nahm ich keine vor, in gutem Glauben dass wir einfach Glück haben und Unterbringung finden werden. Gottvertrauen – oder Schludrigkeit – jedenfalls habe ich die Fahrt sehr genossen. Die Landschaft wechselte – bald wurde es diesig, neblig, düster….Uwe fuhr – er liess sich nicht beirren – der Termin war sehr wichtig für ihn. Nachts um 22:30 erreichten wir das uns bereits bekannte Hotel. Hier hatten wir Anfang Dezember 2017 Quartier für eine Woche genommen. Die Rezeption war besetzt und ich fragte nach einem Zimmer für zwei Tage. „Sorry, wir haben nichts frei…...“als ich den jungen Mann noch einmal fragend ansah meinte der: “naja für eine Nacht wäre da was – im Keller. Er hätte ja auch noch ein „Sammelappartement“ mit 6 Betten...aber….“
Wir nahmen das Kellerzimmer und vertrauten auf den nächsten Tag – vielleicht hatten wir ja doch noch Glück. Das Zimmer entpuppte sich als neu ausgebaut, mit grossem Badezimmer – großzügigem Schlafbereich. Kühlschrank, Fernseher und WiFieinrichtung waren selbstverständlich.
Und günstig war es obendrein. Erleichtert gab ich über Whatsapp bekannt, dass wir gut in Ungarn gelandet sind und ein Zimmer für eine Nacht haben.

Am nächsten Morgen hatten wir wirklich Glück und konnten in diesem Hotel bleiben – bezogen ein anderes Zimmer, welches von angemeldeten Gästen nicht belegt wurde.

Der Termin in der Klinik war erst in der Mittagszeit so blieb uns die Möglichkeit noch einmal durch das Zentrum des Ortes zu laufen. Auf der Fußgängerzone war, wie nicht anders in dieser Jahreszeit zu erwarten „tote Hose“. Einige Geschäfte waren geschlossen, Touristen waren kaum unterwegs sondern sassen in den diversen Cafés.

Wir liefen bis zum Ende der Fußgängerzone und sahen eine Skulptur vor einer Kirche. Eine sehr grosse Rabatte mit vielen blühenden Stiefmütterchen schmückte den Rasen vor der Kirche und einige Damen und Herren waren mit der Pflege dieser Anlage beschäftigt.
Die St. Gotthard Pfarrkirche auf dem Ladislaus Platz ist der bedeutendste Bau der Stadt. Die erste Kirche wurde von den Türken vernichtet, die provisorische Kapelle brannte 1686 ab. Die heutige Form erhielt der Bau 1777 und wurde vom Herzog von Sachsen-Theschen und von seiner Frau finanziell unterstützt. Die Fresken der Kirche wurden ca. 100 Jahre später restauriert.

Ausserdem steht vor der Kirche eine Büste des Religionshistorikers und Politikers Sandor Gieswein. Er war der Vorläufer der modernen christlichen Sozialreform und Gründer der Arbeitervereinigung.

Die Kirche selbst ist sehr vielfältig ausgemalt. Bilder schmücken nicht nur das Deckengewölbe, auch an den Seitenwänden der Kirche hängen geschnitzte Darstellungen aus der Bibel. Auf dem Altar sind die Figuren sehr reich mit Gold überzogen – der Blumenschmuck sehr frisch!
St. Gotthard – eigentlich St. Godehard war ein Abt in Hildesheim der als erster Abt heilig gesprochen wurde. Aber dieses hier jetzt auszuführen wäre zu viel, denn kaum eine Woche später trafen wir Godehard den Heiligen in Hildesheim wieder. Damals gab es schon ein vereintes Europa – also warum kann man sich dann nicht in Ungarn in Zahnbehandlung begeben?

Wir nahmen den Termin in der Klinik pünktlich wahr und waren erstaunt, dass Uwe bereits am gleichen Nachmittag alles fertig abholen konnte. Die Krone wurde unterfüttert – fest eingesetzt und es kostete nichts – das wäre Service wurde uns gesagt! In Deutschland muss man eine Unterfütterung bezahlen – den Rest bezahlt die Krankenkasse.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück – also am Mittwoch – machten wir uns wieder auf den Rückweg nach Hause. In zwei Tagen ca1600 km – ein Freund meinte dazu nur: Wahnsinn!

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johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.11.2018, 18:56:14

nein Tine auf was für Gedanken Du kommst - solche Riesengläser wären absolut nichts für mich. In meinem Umfeld schimpfen alle dass ich viel zu wenig trinke, Wasser ist neben Kräuter-  und Früchtetee  mein Lieblingsgetränk. Und auch das wäre eine Hausnummer zu gross für mich!Errötet

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf johanna vom 19.11.2018, 10:37:15

Was für eine Aktion um eine Krone unterfüttern zu lassen Tränen lachen - ob es dann tatsächlich günstiger war, Sprit, Übernachtungskosten, etc. Ich fahre 60 Km um zum Zahnarzt zu kommen und die sind mir bereits zu viel. Zur Zahnarztpraxis ist mit jeder Meter zu viel, liegt vielleicht daran, dass ich ein Feigling bin Zwinkern.
Bruny


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johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.11.2018, 11:26:09

Bruny diese Krone wurde im letzten Dezember in der Klinik angefertigt - zusätzlich zu anderen Arbeiten. Da alles spätestens nach einem jahr kontrolliert werden muss um die Garantie nicht zu verlieren, war es  (schon weil sich die Krone löste und unterfüttert werden musste) angebracht hinzufahren. Und wir haben es ausgerechnet - alles in allem hatte Uwe (trotz Benzinkosten und Übernachtungskosten) immer noch 50% Ersparnis gegenüber dem Preis, der für diese ganzen Arbeiten in Deutschland fällig gewesen wäre.

johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Wie man der Frauen Brüste rund macht…...

Um eine Furt rankten sich im Mittelalter zahlreiche Redensarten und Sprichwörter. „Wer nicht alle Furten, Wege und Stege kennt, der soll nicht aus der Fuhrstraße setzen, damit nicht Ross und Mann übern Haufen bleiben.“
Das Wort Furt erscheint relativ früh in Ortsnamen wie Erfurt, Treffurt, Frankfurt usw.
Furten förderten ganz entscheidend die Herausbildung von Märkten und Städten in unmittelbarer Nähe.
Die Ausstellung im Wohnturm der Burg Normannstein berichtet über Werraburgen und Werrafurten. Man erfährt etwas über die wechselseitigen Verflechtungen von Handel, Reisen und Güterverkehr. Die Ausstellung zeigt aber auch das Leben der Menschen in den mittelalterlichen Städten und die Fähigkeiten mit den Widrigkeiten ihrer Zeit fertig zu werden.

Wir machten uns auf um in Treffurt zur Burg Normannstein zu gelangen. Am Wochenende ist dort oben ein Restaurant geöffnet – es gibt einen Turm in welchem sich ein Museum befindet – ein Trauzimmer ist dem angeschlossen und im Sommer hat man eine herrliche Aussicht über das Werratal.
Diese romanische Burganlage gehörte einst den Herren von Treffurt – heute ist sie Ausflugsziel und auch für Gehbehinderte leicht zu erreichen, da alles barrierefrei modernisiert ist.

Im Turm sind mehrere Geschosse und in jedem Absatz gibt es einen Teil der Geschichte über die Burg in Schautafeln zu lesen. Man erfährt die wechselhaften Besitzverhältnisse.
Befand sich ein Burgherr in einer Fehde mit einer Stadt oder einem Landesherrn konnte es schnell zu einer Belagerung der Burg kommen. Dazu brauchte es entweder ausreichend Zeit um die Burgbesatzung auszuhungern oder man musste sich mit diversen Belagerungsmaschinen ausrüsten.

Bei der Bevölkerung war reicher Kindersegen zu dieser Zeit erwünscht, weil die Mädchen sehr jung verheiratet wurden war es nicht ungewöhnlich wenn eine Frau 15 oder mehr Kinder zur Welt brachte. Die Kinder der Burgherren wurden mit 7 Jahren einer harten Erziehung unterworfen. Wichtig waren Grundkenntnisse in Mathematik, Musik. Danach folgten Fremdsprachen. Lesen und Schreiben wurde ebenfalls vermittelt aber nicht für so wichtig gehalten, wie eine Fremdsprache zu erlernen.

Das tägliche Leben wurde von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang bestimmt, da es sehr aufwendig war Räume künstlich zu beleuchten. Beleuchtet wurden die Räume durch Kienspäne Diese steckte man in Eisenringe an den Wänden oder in entsprechende Tischständer. Ergänzend dazu waren Talglämpchen in denen Tierfett mittels eines Dochtes verbrannt wurde.
Nachts schlief man gewöhnlich ohne Bekleidung, damit sich Flöhe, Läuse und anderes Ungeziefer nicht so schnell in den Haaren festsetzen konnten trugen Mann und Frau Kopftücher bzw. eine Nachthaube. Und auch der oft über dem Bett angebrachte Baldachin hatte die Aufgabe von der Decke herabfallendes Kleingetier aufzufangen.

Die Treffurter Geschichte besagt, dass aufgrund von Gebietsstreitigkeiten drei Landesherren beschlossen, sich des Ritters Friedrich IX von Spangenberg in Treffurt zu entledigen. Diese drei Landesherren waren der Erzbischof von Mainz, der Markgraf zu Meißen und der Landgraf zu Hessen. Der Treffurter versuchte zwar zu verhandeln aber 1336 rückten die Söldnerheere vor die Stadt wo am 15. September ein Vertrag geschlossen wurde. Hier heisst es, dass die Burg und die dazugehörigen Güter in drei Teile geteilt werden sollte. Friedrich IX musste sich der Übermacht beugen und bereits 1337 kamen die siegreichen Herren nach Treffurt und setzten einen Burgfrieden um.

In einem anderen Stockwerk des Turms waren Bücher mit Tipps der damaligen Zeit ausgelegt bei denen man z.B. lesen konnte:

wie man jung aussehe:
Sammle Holunderblüten mitten im Sommer, trockne sie zu Pulver und nimm einen Löffel davon in Borretschwasser alle frühe morgens und abends, denn das macht Leute wieder jung.

Dass der Frauen Brüste rund werden:
Ein Büschlein voll Efeublätter gemacht auf die Brüste der Frauen gelegt/ der die Brüste herunter hängen/ richtet sie auf/ wie es sich gehört und macht sie rund. Eben das kann auch die Blätter/ auch wenn sie zerrieben und aufgelegt werden.

Fette Leute mager zu machen:
Ihrer viel sind so dick und fett/ dass sie kaum gehen oder was verrichten können. Solche mögen drei oder vier Knoblauchhäuptlein alle frühe morgens mit Brot und Butter zu sich nehmen und zwei Stunden darauf fasten. Ihr Getränk soll Wasser sein/ darin Fenchel gesotten hat. Dies wird ihnen in kurzer Zeit Linderung geben.

Eine Warnung:
Herzstärkende Sachen sind der Safran/ Raute oder Beifuß/ Hirschhorn/ Mostrich oder Senf/ rote Rosen/ Violen/ Muskatblüten/ guter Wein und Weingeist/ wenn man diese Sachen mässig gebraucht.

Für Verstopfung der Leber:
Bediene Dich des Gartenthymians in allen Tunken und Suppen/ damit kann man den Verstopfungen vorkommen und sie curieren/ wenn sie da sind.

Von der Schwachheit des Rückens:
Nimm Gerstenmehl und Bohnenmehl – jedes gleich viel/ mache ein weiches Pflaster daraus mit Rosenöl und Eierdotter und lege es auf den Rücken.

Es gab Auflistungen zu sehen über die zauberischen Zeiten und die Wochentage: Sonntag galt z.B. als glücklicher Tag, Montag dagegen als Unglückstag: Mägde die an diesen Tagen ihren Dienst antreten halten nicht viel aus, zerbrechen viel. Den Dieben ist der Dienstag günstig. Usw.

Auch über Tiere wurde so manches berichtet: Ein aufbewahrter Kopf eines Hechtes schützt das Haus vor Schaden. Schüttelt man einen Marienkäfer vom Gewand gibt es Regen. Er zeigt sich auch als Bote der Liebe. Schnecken helfen gegen Warzen und andere Übel. Regenwürmer gegen Gicht. Läuse bei Kindern sind ein guter Beweis für Gesundheit. Heimchen bringen Glück. Die Kreuzspinne bringt dem Haus Glück und darf nicht getötet werden. Eine in eine Schachtel eingesperrte Kreuzspinne verwandelt sich nach zweimal drei Jahren in einen Klumpen Gold.

Das Dachgeschoß eines mittelalterlichen Wohnturmes muss man sich ganz anderes vorstellen, als die heutigen modernen Besuchsplattformen. Auf einem Wohnturm des 12./13. Jahrhunderts war meistens ein hohes hölzernes Walmdach das mit Schiefer oder Dachziegeln bedeckt war. Der darunter befindliche Raum wurde z.B. als Speicherraum für Getreide oder sonstige Nahrungsmittel genutzt. Ein Blick in die Landschaft war deshalb von dort oben nicht möglich.

Die vielen Schautafeln informieren über die Lage der Burg, das 300 km lange Werratal vom Thüringer Wald bis zur Weser – informieren über Handelswege, Burgen und grössere Städte. Auch die Konferenz zu Jalta wird angesprochen – die Aufteilung des besiegten Deutschlands, die Teilung mit der die alte thüringisch-hessische Kultur- und Naturlandschaft brutal zerschnitten wurde.

Oben auf der Burg kann man noch eine alte Kanone besichtigen. Ein Fahrstuhl bringt die Gäste dann wieder nach unten, wenn man die Treppen nicht laufen kann oder will.
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf johanna vom 19.11.2018, 10:39:51

Das war doch nur ein Spässchen, Johanna. Na gut, wenn du so wenig trinkst, dann schenk ich dir deinen Spezialbecher fürs Eulennest in Form eines Fingerhuts. Zwinkern
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johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.11.2018, 13:18:46

danke Tine, das ist genau das richtige Gefäss für mich Daumen hochRosedafür schick ich Dir gleich eine Rose.....

johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Am Sonntag fuhren wir nach Hildesheim in das Roemer- und Pelizaeus-Museum. Hier ist eine ägyptische Dauerausstellung die mich begeisterte……

Ein Geschenk des Nils,
so bezeichnete der griechische Reisende Herodot im 5. Jahrhundert vor Christus Ägypten. Ein relativ schmaler Fruchtlandstreifen entlang des Nilufers durchzieht Ägypten von Süden nach Norden. Dort teilt sich der Fluss dann in mehrere Arme, bevor er in das Mittelmeer mündet. Alljährlich kam es in pharaonischer Zeit zu Überschwemmungen , wobei der fruchtbare Nilschlamm die Felder bedeckte und düngte. Nach jeder Nilüberschwemmung bestellten die Bauern die Felder und erwirtschafteten in der Folge sogar Überschüsse.
Nach ägyptischer Vorstellung war dieses alljährliche Naturereignis Teil der Weltordnung. Dieses Prinzip – nach dem die Welt funktionierte wurde Maat genannt Durch Rituale an die Götter stellte der Pharao sicher, dass diese lebenswichtige Ordnung aufrecht erhalten blieb.

Die Ägypter glaubten nicht nur an eine Vielzahl von Göttern sondern sie hatten auch verschiedene Vorstellungen von der Schöpfung der Welt.
Nach einem dieser Schöpfungsmythen entstand das Leben aus den Fluten des Urwassers. Aus diesen erhob sich ein fruchtbarer Hügel, auf dem ein Gott saß der weiteres Leben schuf.

Die altägyptische Göttin Maat stand für Gerechtigkeit, Weltordnung, Wahrheit und Recht.
Die Göttin Maat wird als Frau dargestellt, die eine Straussenfeder auf dem Kopf trägt und in der Hand den Anch hält. Der Anch ist ein altägyptisches Symbol das für das Weiterleben im Jenseits steht.

Jeder der ins Jenseits hinüber kam wurde geprüft – das Herz des Verstorbenen musste leichter wie eine Feder sein um den Eingang ins Jenseits zu finden.

Die Geschichte beginnt mit der Entstehung der Welt. Aus dem ursprünglichen Chaos entwickelte sich die Urmaterie aus der Atum hervor kam. Dieser schuf aus sich selber das erste Götterpaar Schum und Tefnut, aus denen Nub und Geb entstanden.
Schum war Luft und Tefnut Feuchtigkeit – Nut war Himmel demzufolge war Geb die Erde.
Die nächsten Götterpaare waren Isis und Osiris - den meisten sicher bekannt. Dazu kamen noch die Götter Nephtys und Seth. Zwischen Seth und Osiris begann ein Kampf um die Vorherrschaft der Welt, die erst mit der Ermordung von Osiris endete.
Isis suchte die von Seth verstreuten Teile des Osiris zusammen, setzte sie aneinander und zeugte mit Osiris den Sohn Horus. Als Erwachsener rächte Horus den Mord an Seth, gewann den Kampf und wurde der erste König Ägyptens. Seth musste sich mit dem Teil der Wüste zufrieden geben. Osiris galt in der Folge als der Herrscher der Unterwelt. Deshalb erscheint er auch in mumifizierter Form mit Krummstab, Krone und Wede.

Im zweiten Stock des Gebäudes waren diese Götter, die Herrscher Altägyptens ausgestellt. Steinfiguren – die man bei Grabungen fand. Teilweise durch Grabräuber zerstört und wieder zusammengefügt. Auch Grabbeigaben wie beispielsweise Alabasterschalen aus dem Grab des Wesirs Hem-Iunu wurden nicht verschont. Diese Schalen wurden dem Toten mitgegeben damit er im Jenseits das im Diesseits gewohnte Leben fortsetzen kann. Die Statue des Hem-Iunu wurde an dem ursprünglichen Platz entdeckt - allerdings mehrfach beschädigt, Kopf abgeschlagen. Bis auf die Augenpartie wurden sämtliche Splitter im Schutt gefunden. Hemu-Iunu war der Wesir des Königs Cheops.
Vor Cheops wurden die Könige in Mastabas begraben. Eine Mastaba ist ein nach dem ägyptisch-arabischen Wort für Bank benannter Typ von Grabbauten. Während sich die Pyramidenform für die „gehobene Klasse“ weiter entwickelte blieben die Mastabas weiterhin als Begräbnisstätte für die privaten Leute gültig.

Ein typischesKennzeichen der ägyptischen Religion sind die Götter in Tiergestalt – häufig wurden sie mit einem menschlichen Körper verbunden wie die katzenköpfige Bastet. Sie entwickelte sich von der Löwin zur Katze und war in ganz Ägypten verbreitet.

Wir sahen ein Ehepaar in Stein gemeisselt. Ehemann und Ehefrau sassen auf einer Bank und genauso wollten sie auch zusammen begraben sein. In einem anderen Grab wurde eine Grabbeigabe gefunden die die Scheidung des Ehepaares drastisch darstellte. Die Steinfiguren sassen wohl ursprünglich auch beide auf einer Bank – aber die Ehefrau war herausgemeisselt worden. Selbst im Tod wollte der Ehemann von seiner Frau nichts mehr wissen.

Die Mumifizierung wurde durch einen kleinen Film erklärt. Es dauerte 70 Tage bis ein Leichnam zum Begräbnis vorbereitet war. Das Entfernen der Innereien begann mit dem Gehirn. Es wurde verflüssigt und durch die Nase heraus gezogen. Die Innereien wie Herz, Leber, Lunge usw. wurden entfernt und in Konobas aufbewahrt der Leichnam wurde durch Natron entwässert. Danach wurde der Körper in ein Balsamierungsbad gelegt. Anschliessend wieder mit schweren Dingen wie Sand, Steine usw, die Hohlräume aufgefüllt. Jede Mumie wurde mit Leinenbandagen umwickelt – jeder Finger einzeln, sodass man bis zu 1000 m Bandagen benötigte. Magische Amulette sorgten für den Schutz des Leichnams. Über der letzten Schicht Leinen wurde dann ab der 21. Dynastie noch ein Netz aus Fayenceperlen gelegt, auf dem ein Herzskarabäus, die 4 Horussöhne und andere Schutzamulette genäht wurden. Darüber streifte man noch kunstvolle Blumenkränze. Ebenso wurden die Totenmasken schön und jugendlich gearbeitet.

Auch Tiere wurden in dieser Art mumifiziert – wir sahen ein Krokodil, Katzen, Vögel und andere Tiere.

Die Särge – Holzsärge die wir betrachteten waren innen mit Schriftzeichen übersäet – wahrscheinlich wurden hier alle Taten des Verstorbenen gepriesen. Die Steinsarkophage waren sehr gross, die Leichname dagegen sehr klein und schmächtig.

Die Wirtschaft und Versorgung wurde von Bediensteten erledigt – auch hier waren kleine Steinfiguren mit den typischen Abläufen oder Bewegungen ausgestellt. Die Handwerker klein und fein aus Stein gemeisselt. Die Pflugszene und der Schlachthof naturgetreu dargestellt.

Eine Abteilung widmete sich den Schriftzeichen – Wachstäfelchen die zu einem kleinen Buch gebunden waren – Griffel mit denen man die Zeichen in das Wachs einritzen konnte. Grössere Wachstafeln und auch Schriftzeichen auf Papyrus. Eine andere Abteilung zeigte Münzen. Goldmünzen und Silbermünzen die in Umlauf waren.

Ägyptische Großbronzen haben sich nur in verschwindend geringer Anzahl erhalten, wurden sie doch immer wieder aufs neue eingeschmolzen und wieder verwertet. Die Bronzebüste eines Königs gehört demzufolge zu den bedeutendsten Objekten des Pelizaeus Museums. Der ägyptische König trägt eine uräengeschmückte blaue Krone und hat einen Königsbart. Die Uräusschlange auf der Krone ist gesondert angebracht. Unter der niedrigen Stirn verlaufen die Augenbrauen zunächst gerade bevor sie aussen in Spitzen abfallen. Das Weiss der Augen ist mit Goldfolie ausgelegt. Der Königsbart sitzt am weich und flach gerundeten Kinn. Eine Büste die einen lebenden König zeigt, weil eine Statue für den Totenkult wahrscheinlich einen Götterbart aufweisen würde.

Es gäbe so viel zu erklären über die Dinge, die wir in diesem Museum anschauen durften – ein weiterer Besuch wird sich auch für uns lohnen. Denn ich habe hier noch mit keinem Wort die Schmuckstücke, die Spiegel und andere Dinge erwähnt die im täglichen Leben der Ägypter eine Rolle spielten.
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ahle-koelsche-jung
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von ahle-koelsche-jung
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ahle-koelsche-jung vom 20.11.2018, 00:14:25

Das sieht lecker aus, Akj. - Weizen wäre auch für Bruny gut,   wenigstens sehr nährend. Kucken wir mal, welche Gläsergrössen  für alle im Eulennest nötig sind. Von ganz klein bis 
ausreichend....

Jedoch: 2-freunde-team-paar-anstossen-bier-krug-glas-gesicht-lustig-lachen-verruckt-comic-cartoon-400-104408209.jpg
. Achtung, Johnna, die sind zu gross für dich. Liebe 
Grüsse: 
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